PrUB, JS 502

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


[1428]1) April 22. Prozelten.
{Regest}
[Deutschmeister Eberhard von Seinsheim] an Hochmeister [Paul von Rusdorf]: wurde schon dreimal vom römischen König zur Teilnahme am Romzug aufgefordert und nun nach Ulm bestellt, auch wenn dieser wohl noch in Ungarn ist; der König von Polen hat zwei seiner Räte zu den Kurfürsten geschickt, ohne dass er den Inhalt der Botschaft erfahren an den Kurfürsten von Brandenburg konnte, während die Botschaft an den Pfalzgrafen den Orden nicht betraf; bittet um eine Antwort in Sachen der Auseinandersetzung mit Herzog Heinrich; der von den Kurfürsten beschlossene Zwanzigste wird nur in einigen Territorien erhoben und nicht für die Finanzierung eines Krieges gegen die Ketzer ausreichen; die Kurfürsten haben sich deswegen an den römischen König gewandt.
 

{Überlieferung}
B = OBA 4921, Nachschrift [olim Schiebl. XXII, 58]. 

{Drucklegungen} 
aus B Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 9, Nr. 128, S. 163-64 [ danach hier].

{Regest}
JH I 4921.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B zeitgenössische Abschrift auf Papier, Versendungsschnitte, aber ohne Unterschrift und Adresse
.


Erwirdiger lieber homeister.

[1] Min herre der Romische kung hat mir zu drien malen geschriben, das ich mich darzue schicken und mit im gein Rome riten solle, da wolle er sine keiserliche cronen empfahen. Und in dem ersten briefe schribt er mir, ich solle mich darzue schicken, wanne er mir zum andern male schribe, das ich danne bereit si. In dem andern briefe hat er mich bescheiden uf sant Jorgen tag2) a) bi im zu Ravenspurg zu sin und zue im dahin zu kommen in maßen als ich im des schuldig si zu zihen und zu thuen. Nue in dem leczsten briefe schribt er mir, ich solle zu im kommen gein Ulme, dohin wolle er die kurfursten auch zu im bescheiden. Und setzt mir doch kein nemlich zit. Danne ich verstee wol, das sin gnade noch zu Ungern ist und weiß nicht ob solicher zug fur sich ghen wirt. Danne er schribt ie gar ernstlich, er hab sin willen. Gnediger lieber her meister. von der und ander sache wegen han ich willen kurzlich mich zu erheben und zue dem obgnanten mim herren dem konige zu riten. Ob nue uwer gnade dieweil mir botschaf heruß thuen wollte, so wißet uch darnach zu richten.

[2] Auch so hat der herre kung von Polan zwen siner rethe herußgeschickt zu minen herren den kurfursten, und sin gewest bi mim herren dem marggraven von Brandemburg. was sie daselbs geworben haben, kann ich nit erfaren. Sust gein min herren den pfalzgraven ist ire werbunge slecht gewest und berurt unsern orden nicht sunder sie bearbeiten sich, das sie die kurfursten gerne zusammenbrechten. Do wollten sie alsdanne vor in allen ir treffliche und ganze werbunge thuen und volliclicher danne zu iglichem besunder.

[3] Und, gnediger meister, wurdet ir mir ein antwert schreiben von herzog Heinrichs3) wegen und, ob ich nit inheimisch were, so han ich doch bestellet mit minen gebietigern, soliche sache furzuebringen und der nachzughen in maßen als danne uwer gnade das wirt schreiben und urnemen.

[4] Auch, gnediger meister als unser herren die kurfursten beslossen und geseczt haben den zwenzigsten pfennig von der geistlichkeit und sust von eim iglichen cristenmenschen ein behemschen grossen zuueheben und zu sammen wider die ketzer zu Behemen damit zu kriegen:4) also wirt solicher anslag in viel landen und von viel fursten ingenommen und ufgehaben. Aber es sin auch viel fursten herschefte und land, die ein solichs verbeiten iren geistlichen und wertlichen undersassen und solich geld nicht wollent laßen geben. danne ich versehe mich und besorge, das kein degelicher krieg ader zug von solichem gelde redlich und trefflich moge ußgericht werden nach dem und die kurfursten das zum ersten gesetzt und beslossen haben. So verneme ich auch keinen andern anslag, den is darnach gethan haben, der offenlich si. Sunder sie haben ire treffliche botschaf5) zu mim herren Romischen kunge, die iczund uf dem wege sin widerzukommen und umme sant Jorgen dag zu Nuremberg zu sinde was dieselbe botschaf zu antwert bringet, kann ich noch nit gewissen. Danne es werden uf dieselben zit etliche fursten und auch der fursten rethe zu Nuremberg sin.

Datum Brotselden in profesto beati Georgii etc.


1) Die Datierung auf 1428 ergibt sich aus dem in Abschnitt 4 erwähnten Beschluss der Kurfürsten zur Hussitensteuer von 1427 Dezember 2.
2) 1428 April 23.
3) Wahrscheinlich bezieht sich dies auf die Forderungen Herzog Heinrichs von Bayern wegen seiner Unterstützung für den Orden 1422, vgl. Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 8, Nr. 149 Anm. 1.
4) Vgl. Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 9, Nr. 76, art. 1 und 8.
5) Dazu s. Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 9, Nrn. 72 und 138.
a) Fehlt in B.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js502.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 502 ([1428] April 22. Prozelten.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Audrey Sue Peters,2004; Jürgen Sarnowsky, 2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 25. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 12. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky

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