PrUB, JS 469
© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)
1412 April 6. Kaschau
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{Regest} König Sigismund [an verschiedene Städte]: seine Bemühungen um einen Frieden zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden, der immer ein fester Schild der Christenheit war und zum Reich gehört, hindern ihn, vor nächstem Herbst zur Krönung nach Deutschland zu kommen; der polnische König ist noch zu Verhandlungen in Ungarn und hat den Streit mit dem Orden dem König zur Schlichtung übergeben.
{Überlieferung}
A1 [ an Frankfurt, Gelnhausen, Wetzlar] = Frankfurt StadtA, Kaiserbriefe 2, nr. 30; A2 [an Straßburg] = Strasbourg StadtA AA art. 147 nr. 3; B [an Frankfurt ...] = Frankfurt StadtA, Wahltagsacta 1, fol. 144b-145a.
{Drucklegungen}
aus A1 Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 7, Nr. 126, S. 186-87 [danach hier]; Aschbach, 1, S. 439-41, Beilage 7; Janssen, Frankf. Reichskorr. 1, nr. 451, S. 248-50.
{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A1 Original, Papier, Verschlusssiegel auf der Rückseite, ab; A2 dgl., Siegel beschädigt; B gleichzeitige Abschrift auf Papier.
Sigmund von gotes gnaden Romischer kunig zu allen zijten merer des richs und zu Ungern etc. kunig.
Lieben getruen.
Ir mogt wol vernomen haben: Wiewol in den zweytrachten harten und der ganczen cristenheit schedlichen kriegen, die sich zuletste zwischen dem Tutschem orden von Preussen an einer und dem kunig von Polan und herczog Wytouden sinem vettern an der andern partye erhebt hetten, ein richtung begriffen ist, daz sich doch dieselben partye bedersijt etwielang beclagt haben, daz in derselben richtunge bruche zwischen in beschehen sin, dorum die unvollendet stande, und daz man etwiefil zijtes besorgt hat, daz sich dorumb newe kriege von den iczgenanten partyen erheben wurden.
Wann nu solich kriege nit allein dieselben partye oder den vorgenanten orden, der ein vester schilt der cristenheite an den Prusischen orten ist, sunder ouch uns, das rijche, zu dem derselb orden gehoret, gemeinen nucz und alles cristenvolke sere betrubet hetten, wo sy nit furkommen gewest weren, und wann wir ouch kein sache wissen, die der cristenheite, dem riche, dem vorgenanten orden und gemeinem nucze notlicher angelegen haben. Dorumb haben wir getrulich und ernstlich dorczu getan, daz dieselben kriege verhutet werden, und nu, got sij lob und ere, sovil geerbeyt, daz der vorgenante kunig von Polan zu uns in unser kunigrich geriten, als er ouch noch dorinne ist, und alle sin sache, die er wider den vorgenanten orden zu haben meinet, an uns genczlich gestalt und sine besigelte anlasbriefe doruber gegeben hat. Was wir dorinne ußsprechen und machen werden, daz er das stete und veste halden wolle. Und wir haben ouch unser ußziehen gen Tutschen landen durch der und ouch der widerbrengung willen, die wir durch unser mechtig volk an der kirchen zu Agley des richs merclich gelide und andern des richs steten und slossen in Frijaule und {S. 187} Lamparten getan haben, bißher allermeist vercziehen mußen. und, wann wir uns des vorgenanten ordens dorinne ouch gemechtigt haben, als er uns dann dorumb gebeten und angeruffen hat, und im und dem vorgenanten kunig tag geseczt haben in unser stat Ofen 14 tage nach Pfingsten, die schierst kommen zu den sachen zu griffen und die zu entscheiden.
Und wann ouch soliche sachen so grosse und sware sind, daz wir die binnen zwein monden kumm geenden mogen, doumb kunnen wir uns hinuß gen Tutschen landen, unser Romisch kuniglich cronung zu empfahen, nit ee gefugen denn uf den herbst der schierst kumpt. Und alsdann meinen wir mit Gotes hilf hinußzucziehen sunder zwifel, also daz wir uf den nechstkunftigen sant Martins tag zu Franckfurt an dem Mewn gelegen sin, und ouch andere des richs sachen mit rate siner getruen fur hand nemen wollen nach dem besten. und begern dorumb von ewern truen mit ganczem ernst und flisse, daz ir ewer frunde mit ewer voller mahte uf den iczgenanten sant Martins tag bij uns zu Franckfurt haben wollet des richs und gemeines nuczes sachen anzugrifen, als dann das notdurftig und nucze ist und sich geburet. Doran tut ir uns sunderliche liebe und beheglichkeit.
Ouch verkunden wir euch, daz wir mit dem vorgenanten kunig von Polan umbe alle sachen, die wir von unser beder kunigriche wegen wider einander gehebt haben, gutlich und fruntlich verricht sin, und daz er uns wider die Turken und andere ungleubig mit siner ganczen mahte helfen sol und wil. Und wir behalden in ouch bij uns, bis daz die vorgenanten sachen und teydinge zwischen im und dem vorgenanten orden geendet sind. und unser heiliger vatter der babst hat dorczu geschicket einen cardinale, einen graven, und einen ritter. So haben wir unsern und des richs kurfursten uf dem Rine ire rete ouch dorczu czu schicken und den fursten in Slesie und vil andern dabijzusin verschriben, also daz wir ye getruen, daz ein solich gruntlich vereynung dorinne beschehen solle, daz wir der vorgenante kunig und der orden einander wider die ungleubigen furbasmere getrulich helfen und daz der cristenheite vil gutes doruß kommen werde.
Und, lieben getruen, wir begern ouch von euch mit ernste, daz ir in unsern und des richs sachen das beste tun wollet biß uf die vorgenant unser zukunft, als wir des ein sunderlichs und guts getruen zu euch haben. Und wollet ouch solich unser meynunge und begerunge andern unsern und des richs getruen und undertanen, wo ir mogt, verkunden, und sy von unsern und des richs wegen manen das beste dorinne zu tund. Das wollen wir gegen euch und in allezijt gnediclich erkennen.
Geben zu Casschauwe des nesten Mitwochens nach sant Ambrosii tag unserer riche des Ungrischen etc. in dem funfundczweinczigisten und des Romischen in dem andern jaren.
Unsern und des richs lieben getruen burgermeistern, reten und burgern gemeinlich der stet zu Franckfurt, zu Fridberg, zu Geilnhusen und zu Weczphlar.
Ad mandatum domini regis
Johannes Kirchen.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js469.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 469 (1412 April 6. Kaschau.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Regest: Sarnowsky, 24.11.2003; Text: A.S.Peters, 15.2.04) – Datum überprüft (Sarnowsky, 24.11.2003) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 24.11.2003)
Datum der Erstanlage: Freitag, den 28. November 2003 — Letzte Änderung: 4. März 2004 von Jürgen Sarnowsky
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