PrUB, JS 423

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1402 September 29. Bratislava [Preßburg].
{Regest}
König Sigismund von Ungarn verkauft als Markgraf zu Brandenburg dem Hochmeister Konrad von Jungingen und dem Deutschen Orden die Neumark mit Ausnahme des schon früher verkauften Dramburg für 63 200 ungarische Gulden, die zu Thorn vom Hochmeister gezahlt sind, und trifft Bestimmungen über
1. Entlassung der Untertanen aus der Treupflicht,
2. Freiung (Entlastung) des Ordens von Rechtsverbindlichkeiten betr. die Neumark,
3. Auskauf von Gütern, Nutzungen, Gerechtsnamen u. dergl.,
4. Rückkauf zu Lebzeiten Sigmunds und seiner Brüder Wenzel von Böhmen und Jobst von Mähren nebst
5. Vergütung von Baukosten, Auskäufen und Schäden, die während der Zeit, solange das Land zum Wiederkauf steht, vorkommen, und
6. Ort der Zahlung des Rückkaufgeldes.

{Überlieferung}
A =  Wien DOZA, Nr. 1630; B =  Transs. Dompropst Dietrich von Ermland, 1403 März 10, Berlin GStA, Neumark Nr.80; C = Eintr. (1411-14) OF 67 Bl. 106. Weitere Abschrift um 1425, OBA 684 (olim a. 43 Nr.122) mit der Überschrift: prima litera; späteres not. Transs. Bisch. Kaspar v. Pomesanien 1452 Jun. 22, Pergament-Urkunden, Schiebl. 43 Nr. 3, mit Beschr. des Siegels und Rücksiegels.

{Drucklegungen}
aus A Erich Weise, Bearb., Staatsverträge des Deutschen Ordens im 15.Jh., Bd. 1, Marburg 1970 2. Aufl., Nr.17, S. 24-27  [danach hier]; Gercken , Cod. dipl- Brand. V 246 Nr. 140 n. Trss. 1403 März 10; v. Baczko, Geschichte Preußens II 384 Beil. 12 n. OBA; Voigt, Cod. dipl. Pruss. 5 S. XXXIII.

{Regest}
Riedel, Cod. dipl. Brand. B III 155 Nr.1270 ,,nach alter Copie´´ mit einigen Unrichtigkeiten und im Gegensatz zur oberdeutschen Ausf. in niederdeutscher Schreibart; Kletke, Reg. hist. Neomarch. II 4; v. Pettenegg, Urk. des Deutschordens-Centralarchivs S. 428 Nr. 1630.

{Erwähnungen}
Joh. v. Posilge, Chronik, hrsg. Voigt-Schubert, S.155; Scr.rer. Pruss. III 261 f.; Voigt, Gesch. Preußens VI (1834) 236; ders., Erwerbung der Neumark S. 30 f.; Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds I 183; Caro, Gesch. Polens III 250 f.; Lohmeyer, Gesch. v. Ost- u. Westpr., 3I 230; Krollmann in: Deutsch Staatenbildung S. 73; ders., Polit. Gesch. S. 82; Schumacher, Gesch. Ost- u. Westpreußens, S. 117.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A ist Ausfertigung Pergament. mit schwarz-weißen Seidenschnüren; das angekündigte Siegel des Reichvikars ist abgefallen. Nach der Siegelbeschreibung im Trss. trug es auf der Rückseite das Sekret. Auf der Rückseite der Urkunde von gleichzeitigen Händen: Prima et principalis litera, wobei die Hand beim dritten Wort wechselt. B ist Transsumpt, C Register-Überlieferung; dazu kommen die weitere Abschrift auf Papier und das spätere Transsumpt.



Wir Sigmund, von Gotis gnaden kunig czu Ungern etc., ein gemeiner vicarius des Heiligen Romischen Reichs, vorweser des konigreichs zu Behmen und marggraffe czu Brandeburg etc., thun kunt mit diesem offen briffe allen, die in sehen, horen oder lesen, das wir mit wolbedachtem mute und mit rate und willen unser miterben, unser getreuen und manne recht und redlich haben vorkauffet dem ersamen, andachtigen brudir Conradt von Jungingen, homeister des ordens der brudir des hospitalis sente Marien des Deutschen Huses von Jerusalem, und seinem orden unser land die Nuwemark ubir der Oder mit allir manschaft, steten, vesten, dorffern, friheiten, nuczen, dinsten, czinsen, renten, czollen und gerichten, mit allen flissen, sehen und allen andern wassern, fisscherien, ackern, molen, molsteten, bruchern, pusschen, welden, heiden, allirlei ercz, jagten, mit allen andern czugehorungen in eigenschaft, wie die genant seint, mit allir herschaft und eigenschaft, als wir dasselbe land die Nuwemark mit allen seinen alden greniczen und mit allen andern czugehorunge in eigenschaft, wie die genant seint, mit allir herschaft und eigenschaft, als wir dasselbe land die Nuwemark mit allen seinen alden greniczen und mit alle seiner czugehorunge in eigenschaft erblich gehabt haben, nicht nicht usgenomen, dorczu alle gutere, lehen, leenguter, geistlich und wertlich, wie sie auch von uns czu lehne gehabt sein, dheinerlei recht nucz und besiczunge usczunemen, sundir alleine usgenomen Drowenburg mit alle seiner czugehorunge, und was sust dovon vorkaufft oder obekomen ist noch uswisunge unsir briffe, dem vorgenanten homeister und seinem orden von uns dor obir gegeben, umb driundsechczig tusent und czweihundirt ungerische gulden, die czu beczalen mit golde und mit grosschen, also das sich gebore ein schok grosschen vor dri ungerische gulden und ein ungerisch gulden vor eine halbe mark preuschis geldis. Dieselbe summa geldis der homagister und sein orden uns also usgerichtet gancz und gar geczalt und mit bereitem gelde in seiner stat Thorun czu danke und czu allem genuge hat beczalt.

     1. Dorumbe wir alle gesworen und holdunge der manschaft der Nuwenmarke mit seiner czugehorunge vorgeschriben und alle ander undirsassen haben gewiset und wisen mechticlich an den vorbenumpten homeistir und seinen orden, im und seinen nochkomelingen czu thunde allirlei recht und dinst, geschos und steur, als sie uns und unsern vorfarn getan und gegeben haben.

     2. Und vorheissen und globen vor uns, unsir erben und nochkomelingen, dasselbe land mit allen seinen geniczen und allen andern czugehorungen czu frien dem ordenn von allirlei rechter ansproche, die imands uff das land mit rechte hette odir haben mochte. Geschege dorubir von imands eingerlei ansproche uff das gancze land oder uff ein teil und wir das dem orden nicht wurden frien, denne sal der homeister und der orden mit dem angesprochen lande oder mit dem teile gancze macht haben czu thun, als in das allirbequemiste dunkt, und was sie also mit dem lande thun werden, sollen wir noch unsir miterben dheinerlei manunge noch ansproche dorumbe haben zu dem orden. Geschege auch eingerlei ansproche mit rechte von forsten oder herrn odir sust von imands andirs uff das vorgenante land Nuwemark von unsir wegen oder von des landis wegen und uns der homagister das vorschrebe oder czu wissen tete und wir in doran nicht vortreten, was her und sein orden dorumbe vorczerten oder ausgeben wurde, das globen wir im mitsampt dem hauptgelt wider zu geben und czu entrichten.

     3. Auch so hat der homeister und sein orden macht, usczulosen allirlei guter, nucze, orbar, molen und allirlei andere nucze, die in vorczeiten uns und der obirsten herschaft czugehort haben, in welchirlei wise sie von der herschaft sein gekomen.

     4. Vortme so sei wir mit dem homeister und seinem orden also eins wurden: Gescheges in nochczeiten, das der allirdurchleuchtigist forste und herre herr Wenczlaw, Romischer kunig und kunig zu Behem, unsir lieber brudir, wir oder der irluchte furst marggraffe Jost, auch unsir lieber brudir, das vorgenante land widerkauffen welden, das wir das macht sullen haben umbe eine sulche summa geldis, als hers von uns hat gekauft, und der widerkauff sal sten alleine czu unsir vorgenanter drir leben. Gescheges auch, das wir kunig Sigmund erben gewonnen, die mogens auch bei unsir drir leben obgenant widerlosen. Geschege auch der widirkauff nicht bei unsir drir leben, denne so sal der orden haben und behalden dasselbe land die Nuwemark mit allen seinen czugehorungen czu eigenschaft erblich czu ewigen czeiten.

     5. Auch ob der homeister binnen der czit, als das land steet widirczukaufen, buwunge thun wurde in demselben land, die buwunge doch nicht hoger den uff sibentusent schok gescheen sal, und das sal an des homeisters und des ordens worten steen, wie vil doran vorbuwet ist under der summa. Dorczu was uskauffunge an gutern, renten, czinsen und molen doselbist vom orden gescheen binnen der czit des widerkauffes, was das kosten wirt, und dorczu die buwunge vorgeschriben, sullen wir czu der czit der widerkauffunge sampt mit dem hauptgelde vorgenant gancz und gar czu gnug und czu danke beczalen.

     Vortme ob in nochczeiten im vorgenanten lande Nuwemark von imands schaden geschege, des Got nicht enwelle, von ubirtrettunge, gewalt, vorretnisse, heerunge, vorwustunge odir welchirlei die geschege, odir ob das lant von dem orden entfremdet odir entweldiget wurde, is wer am ganczen odir am teile, umbe die schaden wir mitsampt unsern zwein brudern obgenant dheinerlei manunge noch obeslagunge von der obgenanten summen geldis dem orden thun sollen noch sust imands thun sal in dheiner wise. Gescheges auch, das der homeister und der orden sich weren musten gewalt wider die undersassen des landes binnen der czit des widerkaufes, wider stete, ritter odir knechte, und dieselben schaden entpfingen an vesten, slossen, oder welcherlei die sein mochten, derselbe schade, her sei cleine oder gros, ungerechent und der orden ewichlich ungemanet von uns drin obengeschriben und sust von idermanne beleiben sal.

     6. Vortme ap der widerkauff des landis gescheen wurde, als vorgeschreben steet, denne so sal die beczalunge alles des obgeschriben geldis beide, der hauptsummen, der buwunge, der uskoufunge und der schaden, wider in der stat czu Thorun gescheen in suclher wise, als sie uns aldo gescheen und beczalt ist, doch also, das in der czeit der beczalunge ein schok grossen in der wirde also gut sei als dri ungerisch gulden odir anderthalb mark preuschis geldis.

     Alle diese vorgeschriben artikel und einen iclichen besundern geloben wir vor uns und unsir miterben veste und unvorrukt ewiclich czu halden. Domit so vorczihe wir uns ouch allir hulfe des rechtes geistlichs oder wertliches und allirlei briffe und pivilegia, wie und von weme die gegeben sint, domit man mochte widerrufen und widerczihen diesen vorbenumpten rechten und redelichen kauff. Des czu einem urkund so haben wir unsir gros insigel vicariatus des heiligen Romischreichs an diesen briffe angehangen.

Geben czu Prespurk, an sand Michaelis tage, noch Crist geburt in dem 1402 jare.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js423.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 423 (Bratislava [Preßburg]. 1402 September 29.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Niels Brabandt, 17.3.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 17. März 2002 – Letzte Änderung: 17. Oktober 2002 von Jürgen Sarnowsky

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