PrUB, JS 419

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1397 Februar 11. Marienburg.
{Regest}
Botschaft des Römischen Königs [Wenzel] an Hochmeister [Konrad von Jungingen], übermittelt durch Herrn Temeritz, sowie die Antwort des Hochmeisters: Der König beklagt die seinem Bruder [Sigismund], dem König von Ungarn, entstandenen Schäden [durch die Niederlage bei Nikopolis] und hat deshalb bis Juni 24 einen Verhandlungstag zu Breslau zwischen dem Orden und Polen-Litauen angesetzt; sollte der König bzw. eine der Parteien verhindert sein, will der König den Fall mit den Kurfürsten beraten und entscheiden. Der Hochmeister bietet die Unterstützung seines Ordens an, kann noch nicht auf den Vermittlungstag eingehen, da er Botschaften zum Papst, zu den Kurfürsten und andere Fürsten sowie an die Gebietiger in Livland und Deutschland entsandt hat, schlägt aber einen Waffenstillstand mit Witold bis April 23 vor; in Livland verhandelt zur Zeit der ermländische Bischof.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 103-4 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 49r-v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 40-42.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Myn herre der claget uch und getruwet uch wol und weys wol, das uch leit ist der schade, der geschen ist an sienem bruder, dem konige czu Ungern, und tut uch czu wissen, alzo als der von Swarczburg und her Wolff mit im geret haben. Das hat her wol vornomen und ist des eyntrechtig wurden mit den sienen und hat des eynen frede czwisschen uch gelegit und dem konige czu Crokaw und herczoge Wytawten, wen her das selben meynt czu vorhoren, is were denne sache, das im solch geschefte undir henden qweme, das her selben dorczu nicht komen mochte noch ir noch sie. So sollet ir senden euwere volkomene macht mit alle dem, das uch not tut. Das selben thun sie wedir, do vindet man myns herren macht ouch czu Breslaw. Is, das uch die nicht konnen voreynen, so wirt es an myn herren bracht den Romischen konig, der wirt mit den kurfursten und andern synen frunden czu rate und wirt dorin sprechen. {S. 41} Item was czwisschen uch ist und umb das bisschtum, das meynt her ouch selben usczusprechen mit rate der, die doczu gehoren. Item selben meynt her yo do czu sien czu Breslaw. Item das ir den frede alzo vorsichert, das ir yo von beydersiet sicher siet zwisschen hir und sendte Johannis tage Baptiste.

Her Temerecz, die botschaft, die ir werbit an uns von unsers allergnedigsten herren wegen des Romischen koniges wir wol vornomen und uff euwer erste gewerb, so wisset, als got weys, das uns getruwelich leit ist allirley ungeschichte ader ungemach der heiligen cristenheit, nemelich der schade, der nu ist gescheen an dem heere unsers gnedigen herren des koniges von Ungern, und wir mit allen den unsern gerne bitten wellen got unsern herren, das her im byste und im behulfen sey wedir die ungeloubigen vynde des cruces Cristi.
Item, alz von des tages wegen, den unser gnediger herre der Romische konig solde gelegit haben beyden teylen uff sendte Johannistag Baptiste nest komende czu Breslaw etc. Uff den artikel wir uch nicht mogen geben eyne endhaftige antwert czu deser czeit noch unserm herren, dorumb wen wir unser botschaft bussen landes haben, beyde an unsern heiligen vater den pabist, an unsern allirgnedigsten herren den Romischen konig und dorczu unsern herren die korfursten und czu andern anwalden des heiligen cristengeloubis, und haben die lassen vorsteen unser meynunge und anmutunge von des cristengeloubis wegen, der rat wir sient beytende. Ouch so sy wir noch umberaten uff semeliche botschaft mit unsern gebitigern czu Liffland und czu Deutschenlande. Doch das unser herre der konig merken moge unsern guten willen, den wir tragen czu der heiligen cristenheit, und das wir denne sienen gnaden geben mogen eyn endhaftige demutige antwert. So wellen wir gerne uffnemen eynen frede mit herczoge Wytawten von Littawen, ab her wil, czwisschen hie und sendte Jurgen tag nestkomende, bynnen der czeit, so hoffen wir, das uns die botschafte heym komen. Ouch so mogen wir die unsern die wile beraten und ouch die wyle dirfaren, was uns antwerten wirt herczog Wytawt von Littowen, by dem wir ouch unsere boten haben, uff den vorbenumten tag wir gerne wellen antwerten unserm gnedigen herren uff ewer botschaft.
Item von des bisschtums wegen czu Liffland etc. So wisset, das unser herre, der bisschoff von Warmeland, iczunt in Liffland handelt die sache von gebot wegen und besunder befelunge unsers allirgnedigsten herren des Romischen konigs. Wy der die sache tedinget, das sal unser wille wol sien. Ouch wen die sache anrurende {S. 42} ist den erwirdigen vater iczunt czu Rige erczbissofe, wir in umberaten do bey nicht mogen thun. Her Temerecz, dis synt unser antwert uff dese czeit.
Geschen czu Marienburg am Sontag noch Scolastice der heiligen Juncfrauwen im XCVII jar.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js419.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 419 (1397 Februar 11. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 29.4.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 5.5.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 1. Oktober 1999 – Letzte Änderung: 5. Mai 2002 von Jürgen Sarnowsky

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