PrUB, JS 380

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1396 Oktober 29. [Marienburg.]
{Regest}
Instruktion für den Komtur von Danzig [Albrecht von Schwarzburg] für eine Gesandtschaft [zum Römischen König Wenzel] über die Verhandlungen des Ordens mit Herzog Witold: Der Hochmeister hat zwar mit Witold verhandelt, wollte jedoch nicht ohne Zustimmung des Papstes und [des Römischen Königs] Frieden schließen. Er forderte bei den Verhandlungen von Witold Gehorsam gegenüber der Kirche und dem Heiligen Römischen Reich, Sicherheiten wie die Stellung von Geiseln und Erbauung von Festungen gegen den erneuten Verrat am Orden sowie die Wahrung der dem Orden über Litauen und insbesondere über Samaiten verliehenen Privilegien; Witold und die Seinen hoben dagegen die Verbindung mit dem Reich Polen hervor, dem auch Geiseln gestellt waren, und lehnten eine Bindung an das Heilige Römische Reich ab. Zu den vom Orden geforderten Eiden (Annahme des Christentums und christliches Leben, Taufen nach römischem, nicht orthodoxem Ritus, Gehorsam gegenüber Kirche und Reich, kein Einsatz von Heiden gegen Christen und kein Bündnis) blieben die Gesandten eine Antwort schuldig. Witold erhob keine territorialen Forderungen, während der Orden alte Ansprüche auf Samaiten erneuerte. Die Verhandlungen blieben ohne Ergebnis, weil die Ordensvertreter kein Entgegenkommen Witolds erkannten und mißtrauisch blieben. Die Teilnehmer an den Verhandlungen, darunter die Bischöfe von Ermland und Marienwerder, werden dies bestätigen. Der Hochmeister bittet um Schutz für den Orden,  auch gegen unrechte Vorwürfe.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 83-86  [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 38r-v, 40r-v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 27-30.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Czum ersten noch dirbitunge des homeisters und siener mitgebitiger, so gedenke man des tages, der do gehalden ist mit Wytawten in deser nochgeschriben wise.
Allirdurchluchste furste und grosmechtiger gnediger herre, euwer irluchtikeit wisse, das unser homeister und der orden hat gehalden tage mit Wytawten, der sich schribet grosfurste czu Littowen, umb eynen frede czu machen mit im und des tages her im nicht mochte noch wolde vorsagen, wen her des begernde was, alz her schreib und sprach. Sunder unser homeister keynen frede meynte czu machen mit im, is were denne von willen und jowortunge unsers heiligen vaters des pabistes und euwer durchluchtikeit, wen her sprach, her were eyn gut cristen und welde seine undirsassen dorczu halden, das die den cristenthum an sich nemen solden und cristenlichen leben, das unser homeister und siene gebitiger nicht sporten uff dem tage us siener und der sienen antwerte uff die artikel und sachen, die der orden im was anmutende czu bewisunge sienes cristenthums und der vorder artikel waren dry beruret.
Der erste artikel: Welde her cristenlichen leben noch saczunge cristenlicher e, so solde her czu dem ersten gehorsam sien der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen Romischen reiche und in thun, was andere cristenfursten pflegen czu thun.
Item der ander artikel: Wenn her mancherley umbslag hette getan und vorretnis dem orden, alze das offenbar ist an cristenlanden und vesten, das her sienen cristenhum vorgewiste mit eyden, gysel und wedirbuwunge eczlicher vesten, uff nemeliche stete, uff den her dem orden hat grosen schaden gethan, die im doch ingegeben wurden czu getruwer hant, die her dornoch vorretlich vorbrante und vortylgete.
Item der dritte artikel: Das her dem orden solde halden die brieffe, die dem orden weren vorlenet von der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen Romischen reiche, und siener vorfarn konige czu Littawen, nemelich und besundern siene briefe und der orden im doran eyn groses entweych. Und uff das her sich deste ernstlicher czu dem cristen gelouben gebe, so wolde der orden czu der czeit vorswegen haben privilegien, dy her hat von der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen Rom[ischen] reiche, und ouch Wytawtes eigener briefe, und der orden hette im lasen genugen an {S. 28} den landen, die doch Wytawtes noch siener eldern ny gewest sien, als her selber gesprochen hat und bekannt in sienen briefen, als der wiltnisse czwisschen sienen und unsern landen, die der orden vorwustet hat, und ouch das land Samayten, das dem orden vor vil jaren gegeben und bestetiget ist von der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen Rom[ischen] riche, das ouch noch sien noch siener eldern ny gewest ist und noch huten tages syn nicht enist, idoch uff eyn behagen unsers heiligen vaters des pabistes, unsers gnedigen heren des Romischen konigs und unser gnedigen herren der korfursten. Uff die dry artikel noch keynen besundern von in antwert geschach czu genuge.
Item uff den ersten artikel von dem gehorsam sprach her und die synen, sy welden is halden mit dem reiche von Polan, wem das gehorsam were, dem welden sie ouch gehorsam sien. Und alze unsern homeister und siene gebitiger beduchte, so wolden sie ussundern das heilige Rom[ische] rich, doran dem orden nicht genugete, doch so hette das der orden gesaczet czu sym gnedigen herren dem Romischen konige und den korfursten.
Item uff die geysel meynten sie nichtesnicht czu thun, do von man gesichert mochte gesyn. Sunder sie sprochen, der konig von Polan hette gysel gnuk. Ouch so begerte der orden der gisel nicht lenger wen so lange, bis das her mit den sienen von unserm heiligen vater dem pabiste, dem heiligen Rom[ischen] reiche und den korfursten czu dem cristen gelouben bestetiget und vorliebet wurden und ouch bis das dem orden die vesten, die her im vorretlich verbrant und vortilget hat mit siener hulfe wedir gebuet werden.
Item uff die eyde syne berichtislute keyne antwert toten, doran im der orden hette mochte lassen genugen und im doruff getruwen, went her solde haben gesworen und geloubet an eydes stat, dese nochgeschriben artikel czu halden.
Czum ersten solde her geloubit haben in allen sienen landen, das her welde vordern den heiligen cristen gelouben und selbir leben noch cristenlicher saczunge.
Item die do noch nicht getowft weren, den solde her mit flieze vorseen, das sie getowt solden werden noch cristenlicher e und nicht noch Ruscher e.
Item der heiligen Romischen kirche und dem Romischen reyche solde her demutlich gehorsam syn, eym iclichen czu thun was her im pflichtig czu tun were.
Item keyner cristen herren landen noch lute, usgenomen gewalt und unrecht, ab die im von cristen wurden beczeiget, solde her ewiclich nymmer geheren mit keynen ungeloybigen, noch gestaten andern ungeloubigen czu heeren durch sine lande.
{S. 29} Item mit keynen ungeloubigen, abgescheiden adir abgekarten cristen wedir allirley cristen landen herren fursten her ummer thun solde keynerley vorbyndunge adir vorretnisse.
Item so solden siene besten bayoren mit im geloubit haben an eydes stad, das sie in dorczu gehalden solden haben noch allir irrir macht und siene nochkomelinge, alz vor stet geschriben.
Item obir die obengeschriben artikel solde her icht mer gethan haben der heiligen Romischen kirchen, dem heiligen Rom[ischen] reiche, das her sich dorczu ouch hette vorbunden, und synt dem mole das her und die sienen sprochen, der solde nichtisnicht do sweren, dorumb torfte im unser homeister und der orden nicht getruwen.
Item uff den vorder drytten artikel, als von inhaldunge der privilegia, nemelich siener briefe, sprochen die sienen, her enmochte noch enwelde sie halden. Doch so hette der orden im wol vorseen, wer in keym artikel adir puncte icht beruret, das im czu swer gewest were alz vor stet geschriben.
Item wurden uff dem tage von Wytawten keynerley lande gefordert noch geheyschen wen alleyne die, die der orden mit cristen geloubigen hat vorwust, und die ouch ny sien wurden noch siener eldern, als her spricht, und hat is bekannt in synen brieffen, als die wiltnisse czwisschen sienen und unsern landen und ouch Samayten land, das dem orden vor vil jaren gegeben und bestetiget ist von unserm heiligen vatern den pabisten und dem heiligen Rom[ischen] reiche, und man hat des sienen nichtisnicht doran gemut noch begeret, alz vor stet geschriben.
Dorumb, gnedige liebe herre, so wisset, das sich der orden also mit im gescheiden hat an ende, wen her an im nicht dirkante worheit noch vorstendikeit, und meynit mit der hulfen gotis und allir gnediger cristen fursten sich also lange nicht mit im czu lyden, bis her sich bas dirkenne und der orden undirwiset werde von unserm heiligen vater dem Pabiste, euwer allirluchtikeit und unser herren der korfursten, das her frede halden sal mit im. So getruwet wol unser homeister und der orden, das also vorsichert werde die gancze heilige cristenheit, das in dor an moge genugen, und dem orden werde vorseen eyn worhaftiges besteen seines geloubens und siener rechte.
Item gnediger lieber herre, ab uch ymand anders sagen will, so wisset das die heyschunge und antwert also gescheen sint in den tedingen, wen unser homeister hatte mit im czwene prelaten alz den herren bisschof von Heylsberg und Marienwerder, vil gelerter und vil ritter und knechte bussen und bynnen landes.
{S. 30} So begert unser homeister, ab me gefile semeliche heyschunge von Wytawten wegen czu dem frede, ab man sege den ernst an im, das her welde thun eyn pflichtiges, ab icht der orden mynner, adir mer heyschen solde den obengeschriben ist, und ab keyns unmoeglichs an im genuget were, das welde unser homeister gerne undirwiset werden mit euwern brieffe.
Item so befele man den orden in siene beschirmunge, und betet yo, ab ymand uff den orden anders sagen welde, wen das wol lüte, das man lase vorsteen den Homeister, her sal sich mit der hulfe gotis mit sampt dem orden wol vorantwerten mit briefen adir mit boten.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js380.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 380 (1396 Oktober 29. [Marienburg].)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 18.4.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 24.4.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 1. Oktober 1999 – Letzte Änderung: 24. April 2002 von Jürgen Sarnowsky

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