PrUB, JS 358

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1397 [vor Oktober 21. Marienburg].
{Regest}
Instruktion [des Hochmeisters Konrad von Jungingen] für seinen Gesandten zum ungarischen König [Sigismund, den Komtur von Rehden, Rudolf von Kyburg]: antwortet auf die von Niclos Bidegosczky überbrachte Botschaft, daß Herzog Witold sich auf Kosten der Russen stärken will und ein langer Frieden mit ihm dem Orden und der Christenheit schädlich sein werde; daß der Orden den Schutz der Kurfürsten und des Königs brauche, aber auch auf Wahrung seiner Rechte und Territorien bedacht sein muß, ebenso auf den Schutz der Christen.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 123-24 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 58r-v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 54-56.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Allirdurchluchster herre, unser homeister hat uns befolen czu reden sundirlich mit ewir grosmechtikeit von der botschaft, dy ewir gnaden hat lassen thun an in by dem edlen Nicloss Bidegosczky. Und bit ewir grosmecht[ikeit], das ir in nicht vordenket, das her uff dy vorbenumpte botschaft nicht gap eyne endhaftige antwort czu der cziet, wen der ofczog not was durch sachen willen, dy wir bitten uns gnediclich czu vorhoren.
Uff die irste sache alz ewir durchlucht[ikeit] lies werben umb eynen frede mit dem irluchten konge von Polan und mit Wytowt iren landen alz Littowen und Russen und des ordins landen, bis uff dy Vastnacht nehst komende, unser homeister bis an ewir grosmecht[ikeit] nicht vorder eynen frede gemacht hat, wen uff Navitatis Marie nehst  komende, dorumb, wenn herczog Wytowt eyns semlichen langen fredes sicher were czwisschen dem orden und im, so lyet her uff sinem ofsatcze, das her dy wile undir sich betwynget eczlich hinderlande der heidenschaft adir Russen, dy her an sich czuhet, und doch leset bliben in irem ungloybigen. Ouch ab her sy nicht betwingen kan, so macht her doch einen bunt mit in wider den orden, das also gerynklich nicht geschen mag, dy wile der ordem mit im orloyet, wen sie io syner desto mynner achten, als das offenbar ist.
Item in sotanen langen frede vorsach sich unsir homeister und vornam, das her dy wiele welde gereiset haben wider dy Grosen Nowgarther, dy do grose landt haben und rich sint, und ab her das glocke hette, do mochte her einen grosen roub holen, mit dem her wider den orden alczu groslich gesterket mochte werden.
Item das rich der Grosen Nowgarther liet hinder den Pleskower und Watland, dy dem orden czu Liflandt  mit rechte geboren mogen und sollen, und so her dy betwunge, das were eyn czeichen, das der orden swerlich czu den landen mochte yn czukomftigen czieten komen.
Item dy wyle Wytowt yo stat hat sich czu sterken mit harnissch, wopen, werkmeister, pferden etc. ouch durch das rich czu Polan deste beqwemlicher.
Dorumb gnediger lieber herre, gedenke uwir grosmecht[ikeit] off semliche sachen, ab eyn sotaner langer frede nutczlich moge syn der heilgen cristenheit, wen dovon {S. 55} als sich unser homeister besorget, nicht alleine der ordin, sunder ouch andir ummegesessen cristenland mogen czu schaden komen.
Item uff dy ander sache, also das der orden alle syner sachen ginge zu ewir grosmecht[ikeit],dy do gewant ist czwisschen Wytowt etc. Gnediger liber herre, unser homeister hat uns befolen mit ewir grosmecht[ikeit] eczwas als in vorworten von den sachen zu reden, wen dy sachen nicht also geringe synt alz ewir durchlucht[ikeit] lichte underwyset ist von eczlichen. Ewir wysheit dirkennet wol, das dy sache gros ist, und gehort an nicht alleine den orden, sunder ouch alle anwalde der heilgen cristenheit, und solde ewir durchlucht[ikeit] adir sost keyn ander unser herren der kurfursten adir sost ymands anders buessen dy sache ymmer me zu im nemen, der muste vor alle ding den orden bewaren und domete die heilge cristenheit yn desin nochgeschreben artikel.
Czum irsten kegen der heilgen kirchen und dem riche, kurfursten und ouch andern cristenlichen fursten, das eine semliche entrichtunge adir ofnemunge io geschen muste mit irem wissen und willen. Wen wo eyne sotane vorwissunge nicht geschege, des muste der orden in allir cristenlichenlichen fursten vordechtniss sten, das her eyn sotan cristenlich orlog hette nedirlegt ane iren wissen, und nemlich denne, wo ymmerley umslak geschege, das man sich mus vorsehn und dicke geschen ist.
Item so hat der orden privilegia und fryheiten von pabesten, keisern, fursten und herren. Ouch hat er sy von den herren eczwan zu Littowen und Russen obir eczlich lande und buwestete, von den der orden mit nichte entwichen wil, im gesche denne eyn glichs dovor. Ouch so kan nymand dy lande und greniczen also wol entrichten, alz dy, den dy landt bekant synt, und dorumb so mus der orden sine privilegia, fryheiten und dy land, nemlich dy her vorwustet hat, also besorgen, das her sich dovon deste bas gesterken moge wider dy ungloybigen, ap immer keyn umslak geschege von Littowen adir Russen landt, und doran der ordin nicht alleine sinen frede, sunder allir cristenheit suchet.
Item ab man ymmer keynen ewigen frede cwisschen dem ordin und Littowen worde machen, yn deme muste man den orden und die heilge cristenheit io also bewaren, das dy vorsichert worden, mit gyseln, globde adir eiden etc., dorumb das dy cristenheit io sicher worden des fredis, dy selben artikel y und y uff tagen der ordin hat beruret, ane ander dy ouch dorczu gehorn alz der gehorsam etc., wil anders Wytowt bewert werden alz eyn cristen furste etc.
Dorumb gnediger lieber herre, dese vorrede und artikel hat euch lassen dirczelen unsir homeister, das ewir durchlucht[ikeit] doruff gedenke, ab euch dy sachen ufczunemen {S. 56} beqwemlich mogen syn adir nicht, wen dy sache gros ist und bedarff wol eyns ofczoges, uff das man sich off alle syten wol bedenke, das man icht kome yn eynen vordocht andir cristen fursten, dornoch was ewir durchlucht[ikeit] czu willen ist. Das mogt ir entpiten unserm homeister.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js358.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 358 (1397 [vor Oktober 21. Marienburg].)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 7.5.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 4.6.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 28. September 1999 – Letzte Änderung: 4. Juni 2002 von Jürgen Sarnowsky

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