PrUB, JS 347

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1398 Februar 26. [Marienburg].
{Regest}
Instruktion für den Juristen Johannes Rymann, den Ordengesandten an die deutschen Fürsten: soll auf die Unterstützung Litauens und Rußlands durch den König von Polen, auf die Unzuverlässigkeit der Zusagen Witolds, das Christentum anzunehmen, sowie sein Bündnis mit Tataren und Türken gegen den Orden und Pläne für eine päpstliche Bestätigung ihrer Herrschaft über Litauen und Rußland hinweisen; soll auch die Herzöge von [Pommern-]Stettin anklagen, die den Durchzug der Ritter nach Preußen erschweren, sich mit Polen und Witold verbinden und die Vitalienbrüder unterstützen.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 151-53 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 72r-73r].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 65-67.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Czu dem ersten gedenket, vorbrengende, wy das Littower land und Ruscheland, echter des cristen globins, alczu sere sich sterken mit hulfe und rate des koniges von Polan, der dye hat gesterket mit pferden, harnasch, wopen, werkmeister etc. und hutes tages sterket, alczo daz der orden alczu swer hat iczunt czu halden das orloy der heiligen cristenheit weder die ungelowbigen, wen sie allirleye offsecze des orloys werden gelart. Ouch dy das cristenliche orloy vordern solden, die hynderns und vorbiten die ritterfart durch ir land czu czihen als der von Polan.
Item wy Wytawte obirster furste der Littowen und Ruzsen vor sich dicke hat dirboten, her welde gerne sich seczen dem cristenthum mit allem sienem lande. Die worheit der orden noch ny an im hat funden, wen is geschach, das czu iare der herre homeister hilde eyn tag mit im, und dornoch ouch etliche syner gebitiger, do her vorsichert solde haben der heiligen cristenheit mit gysel und eyden, der her keyns thun wolde.
Item wy der obirste marschalk mit etlichen andern gebitigern hilden mit Wytawten eynen tag, uff dem geteydinget wurde nemeliche artikel uff beyde sieten vorliebet und beschreben, under andern artikeln czu sicherunge der heyligen cristenheit der artikel vorliebet wart, das Wytawte uff dem tage der czusamnekomung des herren homeisters und siener her solde gelowbet haben, was andere cristenfursten pflichtig weren czu thun dem heyligen Romischen riche, das solde her ouch thun. Den artikel wederwarff her und wolde doran mitnichte, und das machet der konig von Polan, als wir vornemen, der sich ouch doweder saczet, us dem man prufen mag die swacheit sienes gelowbens und alzo wol des koniges von Polan.
Item das der orden in Littower land und Russen des cristens gelowbens keyne besserunge sporet, wen ir alczu wenig in cristenlicher e getowfet werden, sunder gar vil werfen sich czu der Ruschen e, die mit nicht gehorsam sien wellen weder der heiligen kirchen noch dem heyligen Romischen riche.
Item wy der konig von Polan vorhengit, daz alle die Rusche land, die von alders gehort haben dem riche czu Polan ader ouch ken Ungern, was darynne vesten und huser synt, die hat her besaczet und beseczet mit houbtluten die Russen sient {S. 66} und nicht cristen. Und der orden furchtet, ab icht geschege an deme konige von Polan, das Wytawte aller der land deste mechtiger wurde, und ouch domethe des riches czu Polan, dem gliche man furchtet, das ouch der konig von Polan, ab her solde mit rechte abtretyn dem riche, das her mit semelichen offseczen wil dye land behalden czu vorterpnis der heyligen cristenheit, beyde czu Polan und anderswo.
Item wy Wytawte als man vornomen hat, sich sere trostet der Torken und Tattern, und ouch der konig von Polan. Und meynen den orden mit czu drengen, und nicht alleyne den, sunder ouch andere umsessen cristenland. Und der Tattirn hat Wytawte vil czu im geczogen, mit den her czu iare in dem somer wolde obirczogen haben den orden, und ouch der konig von Polan, alz das offenbare ist. Und der konig von Polan darumme etlichen syner houbtluten entsaczet hat, die wol dirkenten daz vorterpnis der cristenlanden und wolden des nicht gestaten, us dem man kysen mag, das beyde der konig und Wytawte nicht suchen anders den vorterpnis der cristen lande.
Item wy der herre homeister hat vornomen heymelich, sunder noch nicht vorware, das der konig von Polan dornach stee und Wytawte, das sie die crone obir Littowerland und Ruscheland von unserm heyligen vater dem pabiste dirwerben wellen, daz her die geruche czu lehenen und czu eym konige bestetigen Wytawten obir die egeschreben lande, das got understee. Wen wo das geschege, so wurde an in slan eyn gros teyl der heyden und Russenland, wen sie sich trosten wurden, das der orden sy nymmer torfte heeren noch obirreyten noch mit neyme orloy sie storen ader anvertigen. Und alzo vil wurden sie mer in erem ungelowben gesterket und weder die heylige cristenheit, als sie worden haben eynen bestetigitten konig von der heyligen kirche. Wen der selbe Wytawte von anbegynne unstete ist gewest an worten, werken, an sienen briefen, als das offenbar ist, alzo vil gewonne her eyne besser stad syner untogunt. Dorumme, so duichtet unserm homeister gut, daz euwer gnade ouch schrebe an unsern heiligen vater, ab das worde geworben an im, das daz nicht geschege.
Item Wytawtis unstetikeit und ouch des koniges von Polan mogit ir ouch vorgeben und dirmanen unsere gnedige herren, das sie dorczu ernstlich gedenken. Anders wyr vorchten, das in korzir czeit eyn gros schade und leyt obergeen werde die heilige cristenheit, is sey denne, das is Got understee gnedeclich.
An der underwysunge ouch ir wol by uch habit, als is not thun wirt.

Gedenket ouch wy die herczogen von Stetyn ouch haben nedergelegit dy ritterfart durch ir land und hyndern die, wo sie mogen czu lande und czu wassere, alzo daz man swerlich czu hulfe komen mag dem orloy.
{S. 67} Item wy sich vorbunden haben mit dem konige von Polan und Wytawten weder den orden und groslich noch ir macht bylogen mit hulfe und rate, und wy sie gar eyne unrechte sache haben weder den orden, als ir ouch vormols seyt underwiset.
Item uff das, daz sie den orden deste mit swerlicher sachen beschedigen mogen, der jungiste von Stetyn sich hat gefrundet mit Wytawten und hat genomen eyne Ruschkynne.
Item wy sie hegen die vitalien bruder alze seerouber weder Got und daz recht, nicht alleyne dem orden, sunder dem gemeynen kowfmanne czu schaden, die sich von erent wegen groslich haben gesammelt in der see und haben von in spysunge und heyzunge und der orden dorumme grose czerunge tragen mus und itzunt getragen hat, wy man die geselschaft storen mag. Und ir ist itzunt alzo vil, daz sie mit gewalt bekommert haben daz land, Gotland genant, und die hat sich das meiste teyl dirhaben von hegunge des von Stetyn wegen und meynit mit in, ab her mochte und ouch mit hulfe der Littowen beschedigen des ordens lande, Liffland und Prussen. Sunder wir hoffen, daz is got understeen werde gnediclich.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js347.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 347 (1398 Februar 26. [Marienburg].)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 16.5.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 5.6.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 28. September 1999 – Letzte Änderung: 5. Juni 2002 von Jürgen Sarnowsky

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