PrUB, JS 298

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


(1401). o.O.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an die Gebietiger in deutschen Landen: Bericht über Witolds Friedensbruch und seinen Verrat am Orden in bezug auf die Vereinbarungen über Samaiten; Klageartikel und Schadensliste.

{Überlieferung}
B = OF 3, p. 31-34 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. 1b, fol. 16-17].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 113-17.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Dese czwu nochgeschriben notteln wurden gesandt den gebitigern ken dutschen landen in iren briffen vorslossen.

Allirdurchluchster forste und grosmechtiger gnediger herre.
Euwir gnade geruche czu wissen, das unser homeister sampt mit synen gebitigern, durch grosser anstehunge und begerunge wille Witolds, der sich helt vor eynen herren und obirsten forsten czu Littowen, und durch merunge wille des heiligen cristengeloben des besten hoffende mit dem selben Witold, noch vil muewe, grossen kosten und arbeit, die unser homeister und syne gebitiger tage mit im haldende, gehabt haben, eyne berichtunge und ewigen frede czu machen, der von beider syt hefticlich vorbriffet und vil ingesegiln bestetiget ist.
Gnediger herre, yn der selben berichtunge, noch uswysunge der briffe und vester besterkunge der cristenheit, der selbe Witold des landes czu Samayten, gancz und gar unserm homeister und dem Orden abegetreten hat, keynerley recht ader herschafft im dorynne vorbas czu haldende.
Gnediger herre, als dornach mit swerer arbeit und grossen kosten unser homeister durch behaldunge wille der selben Samaythen by dem cristenglouben czwey huser yn kurczer czit buwete und die mit des ordens brudern und andern vil erbaren cristenluten besaczte, und unser homeister anders nicht dirkante denne das alle Samaythen dem Orden und Cristenglouben gehorsam und undertenig weren, wand sie des vor sie alle ire kinder czu gysele unserm homeister ken Prussen gesant und gesaczt haben, die unser homeister noch hutes tagis yn Prussen gefangen helt.
Und gnediger forste ouch vil der obirsten und bayoren der Samaythen von unsers ordens pristerbruder und andern pristern, die mit im woren angewiset worden, also das sie die heilige towfe entpfingen, und unser homeister sampt mit synen gebitigern anders nicht entwoste, denne das is eyne ewige gute bestehunge und vorgang haben solde, und dorumb so legete unser homeister und die gebitiger grosse koste und guter off die Samaythen, den selben sundirlich helfende, das sy nicht hunger storben, wand sy im winter gancz vorheret woren.
Grosmechtiger
gnediger herre, als Witold dirkante und tegelich sach, das grosse gnedige czuwachsen der heiligen cristenheit, der selbe Witold yn syner gewonethen vorretlichen bosheit yemirlichen vorstockt hassende und nydende czuwachsunge der heiligen cristenheit, wedir innehaldunge syner briffe, vil der Samaythen czu sich czog us irem lande, mit gobe gelobde und alsust mit yngenaturthen argelisten. Die selben vast vil beschedigeten die andern, die uns dem lande czu Samaythen von uns nicht czihen wolden, und etliche ouch czu tode slugen, und vil der andern mit gewalt von dannen furende, wand in Witold grosse friheit und gelobde thaett, of das her sie von dannen czihen mochte.
Gnediger herre, als unser homeister und syne gebitiger eyne semeliche grosse bosheit nnd vorretnisse dirfuren, do santhen sie etwidike ire achbare botschafft an in, in fruntlich bittende, das her ansehen welde die fruntliche berichtunge und vorbriffunge czwisschen in gescheen und die Samaythen nicht also czu im us dem lande czoge.
Und gnediger herre, off das letczte do unser homeister sach und dirkante, das keyne vorbriffunge, recht ader bethe an Witold helfen wolde, do santhe unser homeister aber syne achbaren bothen czu im, bittende von der Samaythen wegen als czu vor.
Also das Witold off das letczte an unsern homeister syne botschafft sandte, entlich noch vil reden an unserm homeister werbende, wie das Witold die Samaythen welde von im czihen lassen, do santhe unser homeister syne botschafft wedir an in werbende, das Witold doch alleyne die gebuwer off eyme gewissen tage von in beiden offczunemen welde wedir antwerten deme, den unser homeister senden wurde, und behilde die fryen und bayoren by im, bis das sie beidersit yn eigener personen off eynen tag tzusampne quemen, alle schelunge und materien der tzweitracht henczulegen mit der hulfe Gotes.
Grosmechtiger gnediger herre, dem selben bothen unsers homeisters Witold antwerte gab und sprach: Ich wil die Samaythen alsampt mit enander lassen wedir yn ire land und heymut czihen, ire friheit, die sie von alders gehat haben czu weren, gnediger herre, yn den worten dirkante unsers homeisters bothe Witoldes argen offsacz und falsche meynunge und bat in kortz donoch umb orloub wedir tzu unserm homeister tzu tzihende. Do richte Witold us eyne grosse gemeyne der Samaithen, die her tzu vor arglistlich tzu im geczogen hatte, den selben her syne houptlute mete gab, die vorretlich ane alle entsagung und ungewarnet mitenander tzogen yn das land tzu Samaythen, da man sich anders nicht denne fruntschaft an in vorsach und vorbranthen die tzewey huser, die unser homeister dar gebuwet hatte, und alle die bruder un ander Cristenluthe unsers ordens nam, und sie helt noch hutis tagis Witold yn synem sweren gefengnisse. Und Witold heisschet der Samaythen gefangene, die der orden tzu gysel hat im los tzugeben vor die bruder und cristene, die her vorretlich gefangen hat.
Und gnediger herre, ee denne unser homeister y gentzlich von dem selben Witolden vorretnisse woste, do hatte Witold syne felschlich getichten briffe und bothen us gesandt, obir unsern homeister und den orden boslich und gantz wedir die warheit clegelich schribende, das selbe unser homeister und syne gebitiger allis geduldeclich gelyden haben, bis das sie die warheit als vorgeschriben steet gantz dirfaren haben.
Und dorumb, grosmechtiger gnediger herre, nu unser homeister also die warheit yn den vorgeschreben sachen dirfunden hat, und her so swerlich, und jo billicher die heilige cristenheit von Witolden, dem vorstockten vorrether, nicht alleyne groslich besweret und vorraten ist, sundir felschlich und wedir die warheit vor forsten und herren obirschreben und beredt ist, so mocht is unser homeister sich gros besorgende mit gedult nicht lenger swygende lyden.
Sunder unser homeister und syne gebitiger sampt mit unserm gantzen orden, den euwir grosmechtige gnade und andere cristene forsten, unsere gnedigen herren an das ende der cristenheit gesatzt haben, der heidenschaft wedir tzstende, clegelich euwren grosmechtigen gnaden clagen, obir den selben natuerlichen vorrether Witold, euwren grosmechtigen gnaden yn ganczer demut und fleelich bittende, das ir, gnediger herre, durch Got des almechtigen und syner werden muter und des heiligen cristenglouben libnisse und ere wille die sache gnedeclich geruchet czu hertzen nemen, und unserm homeister, synen gebitigern und dem gantzen orden, und billicher dem heiligen cristenglouben gnedeclich dorinne geruchet rathen und helfen, wend unser homeister und syne gebitiger sich sere besorgen vor des selben Witolden vorretlichen argenlisten, die der heiligen cristenheit gros tzu schaden mochte komen, do Got der herre vor sie, wenne euwir grosmechtige gnade, sampt mit andern forsten und unsern gnedigen herren nicht so gnedeclich do vor were, von Gote unserm herrn das ewige lon do vor enpfangende.         

            Die artickil korcz begriffen, wie Wytowd das nuwe vorretnisse begangen had steet an dryn poncten,
das erste die orsache, das ander sien vorretlich ufsacz das drytte der schade.

Gedencket, liber her gebitheger, ken unserm herrn czum irsten der sache in deme gemachten und vorschribenen ewigen frede czwischen unsers ordens lande und Littawen und Russen, Samaythen lant gancz mit allem notze und hirlichkeit an den orden gefiel, das glich wol vor des ordens was, die selbigen Samayten von uns korczlichin czweer verherd, also das sie sich deme orden gancz dirgoben, an sich nomen dy towffe, gancz und gaer unserm gesaczten foythe doselbist gehorsam woren, sich och vorgisilten mit eren kindern wol VC ader meer, die wir noch haben.
Item die ander sache in deme brieffe bewart ist, das Wytold keyne czinshaftigen menschen ader gebuerlichin uffnemen solde von des ordens lande, do wir nu die lant mechteclichin inne hatten. Und doran keyne schelunge was, wenne das die lant czu mole arm woren von der vorherunge, den wir groslichen holfen mit allerley, das dorczu gehorte, Wytowd lichte besorgitte, der cristenthum worde do czu gros, mit globde und goben czu im czoch vil der Samaythen, die her widder uns ofte gebeten mit unsern briefen und erbarn boten, saczte in syne lande, sprechende her welde sie halden vor frien. Do her nu eyne grosse menige czu im hatte geladen der Samaythen und wir in ernstlichin lissen manen, das her sine brieffe hilde und lis sie widder czhien in ir land, czum mynsten die gebuerlichen menschen, die andern in guten truwen hilde bis off eynen tag der czusampne komunge uns mit im, do her unsern ernst sach, czum leczten mit synen erbarn boten entpot uns, her welde dorumb mit uns nicht krigen, her welde sie widder lassen czhien in ir land .Die botschaft nome wir uff in guten truwen und meynten also, do wir dornoch unser boten widder czu im santen, her sprach, her welde sie widder lassen czien, sie solden weren ire fryheit. Do der bote das arg vornam, her sprach: Also had myn here homeister nicht vornomen von euwirm boten, do antwerte her, her hette is also gemeynth, und also mittenander gesamelt, den her mete gap syne houptluthe, lis sie czien wol usgericht mit wopen pferden etc. czu beschedigen des ordens land, widder eyn artickel syner brieffe, das her keynen menschen sold losen czhien durch syn land den orden czu beschedigen etc.

Die schaden gedencket.

Also czogen sie in das lant Samayten, und vorbranten do czwu nuwe festen, die wir dorinne hatten gebuwet, vingen unser bruder und luthe, die her hutes tagesheld gefangen, und nam die lant in und saczte dorin syne houptluthe und das her ir sicher were, nam her von in gisel, und ist an uns mutende, das wir unser gisil widder geben vor die gefangen.
Item regi Francie hec clausula in loco suo scripta fuit, quatenus contra huiuscemodi figmenta serenitatis vestre magnificencia, cui singulariter confidimus, ac devocione supplici nos committimus zelo ampliando fidei provideat consilio et auxilio etc.
Item
collegio cardinalium et aliis, quatenus contra huiuscemodi figmenta a re[verendorum] v[estrorum] consiliorum remedia cum sanctissimo patre et domino nostro apostolico opponantur etc.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js298.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 298 ((1401). o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 11.8.2001 [Regest]; Sebastian Kubon, 9.1.2003 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 11.8.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sebastian Kubon, 9.1.2003) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 11. August 2001 — Letzte Änderung: 18. Januar 2003 von Jürgen Sarnowsky

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