PrUB, JS 163

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1445 Dezember 6. Brügge.
{Regest}
Großschäffer Johann Reppin an den Hochmeister: die Stellung von Bürgen am Widerstand des Rates gescheitert, seine Lage.

{Überlieferung}
A = OBA 8971.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 16, S. 236-238.

Regest
JH I 8971.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf großem Blatt Papier (2o), einseitig beschrieben, Siegelrest auf Rückseite. - Umseitig Adresse: Dem erwirdighen grosmechtigen hern, hern homeister deuetsches ordens, meynem genedighen obersten, mit aller erwirdicheit, dentur. - Wasserzeichen: Stierkopf mit Stern.



Meynen gar wilghen underthenigen gehorsam mit alle meynes vormogens dir bittunge stetichlich vor enpfang[en].
Genediger liber homeister, ich habe euwere wirdikeit genoden bey Mergenhagen geschrebin. Och so hot her is euwir wirdikeit genoden wol selbest muntlich gesaget, wy ich al hy mit meynen sachen gevaren habe.
Vort so geruche euwir genode czue wissen, das Mergenhagen gewesen ist in dem Hagen bey meyns hern genode von Borgomgen und hot von synen genoden der kriget eynen offenen briff, dor ane meyns hern von Borgomgen segel hanget. Deser briff spricht an meyns hern amptes leuethe, das ist der baljivei und scholcze von Brug.  In desem brive gebeuet myn here dem baljivei und dem scholczen, das sy sullen gehen an den rot czue Bruge und in sagen und gebitten, das sy dya) scholdener, den Thomas scholdich ist, vor sich sullen vor botten und in bevelen, das sy sicher borgen von mit nemen sullen und mich widder us dem gevencknisse lossen, das ich in der czeit muchte widder vor seyn genode gekomen haben adir von euwir wirdikeit genoden muchte antwert habin der kriget, was ich bey desen sachen thuen sulle. Wer is och, das der rot adder dy schuldener do nicht czue wellen, so hot meyn here dem baljivei und dem scholczen geschrebin und ernstlich in seinem brive bevolen, das sy sicher borgen von mir nemen sullen und mich us dem gevencknisse lossen.
Der baljivei und scholcze sint gewesen vor dem rote und habin in meyns hern von Bergomgen briff lossen lesen und in gesaget, wes in meyn here geschrebin hot. Der borgermeister sprach, sy welden mich gerne us lossen, welde ich geloueben, das ich vor in czue rechte sten welde und recht von in nemen und anders keyn recht vor suechen. Welde ich des nicht thuen, so sulde ich meyn beste thuen, das ich muchte, und czue hulfe nemen, was ich muchte, ich sulde von hinnen nicht, ich sulde recht von in nemen. Do sprach der baljievi, noch dem das sy anders nicht en welden, so muste her thuen, was im meyn here bevolen hetteb). Do sprach der bormeister, das gevencknisse gehorte der stat czue, wurde her mich dor us nemen, sy wurden besehen, wes sy mit im czue thuende hetten. Also habin dese sachen gestanden wol czehen tage lanck, und men hot alle tage hy vorhoffet, das meyns hern genode selbist hy sulde gewest seyn. Nu vorneme ich, das her nicht en kuempt, her wirt seynen orden halden czue Gent.
Do ist der herczogh von Orlygens1)  und alle dy herschafft, dy seynen orden tragen. Dy herczoginne czeuet och heute von hinnen kegin Gent. Ich wil czue seynen genoden sendin kegin Gent und czue dem kanczeler2)  und lossen besehen, ap ich ues komen muchte also lange, bas ich entwert von euwir genoden hette, wes euwir genode bey desen sachen thuen wil. Ich habe mich czue rechte der botten vor meyns hern genode und vor seynen rot. Wes mir dy vor eyn recht abe sprechen, do sal mir ane genuegen. Do wellen sy nicht czue, sy meynen, ich sulle das recht von der stat nemen. Des en wil ich nicht, is were dan, das euwir genode schrebe, das men is mit des kouffmans preveleyen enden sulde.
Genediger homeister, czue Danczik ist eyn gut man und heiset Gert von Werden,3)  der hot lange al hy vor alderman gestanden, der hot lange in desen landen und in Vranckrich czue gehalden, der sal euwir genoden wol alle gelegen heit sagen und underrichten. Her kuempt wol czue euwir genoden, wen im euwir genode schreibit.
Genediger homeister, nochten quam eyn briff an Hinr[ich] Terrax von Mergenhagen, dor inne her im schreibet, wy Hans Davites4)  geselschafft in Gellerlant legen und an den hern von Bergomgen geschrebin habin und klagen obir unsern orden, also Mergenhagen euwir genoden wol sagen wirt. Ich schreip euwir genoden bey Mergenhagen, das eyn erbar man ist an meyns hern hove von Bergomgen und ist meyns hern rot. Der ir bot sich groslich, was her umme unsers ordens willen gethuen muchte, do sulde men in alle wege gut willich und gereit czue vinden. Her heiset Ditrich von Mengersruet. Her ist eyn Vranckec). Och so ist bey meyns hern hovee des kumpthurs vetter von Strosborch, herd) Parsborgerse),5)  der heist Bartholomeus Saczenhoveer, der och gerne thut umme unser ordens willen, was her sal. Ap euwir genoden ire wo czue bedurfftet, so sal sy euwir genode alle wege gut willich ir vinden.
Gegebin czue Bruge uff Suente Nyclos tagh im 45[ten] jor.
Bruder Hans Reppin deutsches ordens groscheffer von Konigesberge.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Über der Zeile nachgetragen.
b) Folgt Str. s.
c) Vor dem Text am Rand nachgetragen.
d) Folgt Str. Pfar.
e) Zweites -r- über dem Wort nachgetragen.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Karl von Orléans (+ 1465).
2) Nicolas Rolin.
3) Gerhard von Werden, Schöffe in Danzig 1449, Ratsherr seit 1450, vgl. J. Zdrenka, Das Danziger Ratspatriziat, Bd.1, Hamburg 1991, S. 451.
4) Zum "Fall Johann David" vgl. u.a. K. E. Murawski, Von Tannenberg nach Thorn, Göttingen 1953, S. 201-02.
5) Leonhard von Parsberg, Komtur von Strasburg 1441-1446, vgl. J. Voigt, Namens-Codex der Deutschen Ordens-Beamten, Hochmeister, Landmeister, Großgebietiger, Komthure, Vögte, Pfleger, Hochmeister-Kompane, Kreuzfahrer und Söldner-Hauptleute in Preussen, 1843, ND Niederwalluf b. Wiesbaden 1971, S. 55.
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js163.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 163 (1445 Dezember 6. Brügge.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 5.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 5.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 5.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 5.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 5. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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