PrUB, JS 161

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1445 August 30. Brügge.
{Regest}
Johann Mergenhagen an Hochmeister: Erfolg seiner Verhandlungen vor dem Herzog von Burgund, Verhalten des Großschäffers.

{Überlieferung}
A = OBA 8887.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 14, S. 234-235.

Regest
JH I 8887.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf einem Blatt Papier, einseitig beschrieben, Siegel auf Rückseite ab. - Umseitig Adresse: Deme grosmechtigen und ganerwerdigen hern, hern Conrade van Erlyngeshusen, homeistere dussches ordens, mit aller erwedicheit. - Wasserzeichen: Krone (?, durchschnitten).



Mynen schuldigen willigen deynst tzu allen getyden.
Grosmechtiger gnediger erwerdige here, euwer gnade sal wissen, das ich off dissen tage Sante Augustin1)  byn gekomen ute Henegauwe van myns hern gnaden van Burgundigen myt synen breyffen an myne gnedige, syne vrouwe, und an den raet und scheppen van Brugge, also dat myn here der scheffer ut ist gelaten oppe seker borgen 6 weken und sal komen myt synen wederpartigen vor myns hern gnade. Selven wil hey dey sake horen. Also wil wy in scryfft disses breyffes nicht sumen und teyn vor mynes gnedig[en] hern gnade und horen, wes wy geverten mogen. Mochte wy dar to komen, dat dey sake bleve stande oppe sollike tyd, als der Hollander geleide steit, und syne gnade dey olso lange vrysten mochte sunder eynich rechte, also dat myn here der scheffer heym mochte komen und juwen gnaden alle sake dan mochte gans underrichten. Dan mochte juwe gnade mit juwen erwerdig[en] rade to dissen] saken guden raet vynden.
Worde hey gewiset to geistlichem rechte, hir ist nymand, dey sik tegen dey stede van Brugge des undirwynden wil. Idoch ik sal Gode to hulpe nemen und sal dat beste helppen doyn, dat ik vormage, juwe gnade sey des seker etc. Ik vorneme nymandes alhir van juwes ordens wegen, der eme to hulpet komet mit worden affte werken etc. Mit susdanen scryfften und worden geve ik allewege myme hern synen rade vor: "Grosmechtiger gnediger here van Burgundigen kennet nu, myn gnediger here, der grote meyster van Prussen, syne stede und lude hefft vormocht umb 9000 pfd.[gr.] und 44 schepe, dey en solden betalt syn umbe juwer gnade und lyve willen 2 jare, der to leyden vormag[e] dan juwe gnade nicht. Dey steden van Bruggea) und gerichte, dey eynen hern des ordens in gefencknisse halden, hey hefft nymande missedan und nymende schuldig[e] ist, sunder ok nicht mit rechte aff gedeylt ist, und nur sulke gevencknisse und gewalt eme aff to dryngen eyn recht, dar hey nicht to horet, alse wy dat alle tyt bewisen mogen. Und dey knecht, dey dey schult gemaket hefft, hefft den hern scheffer bedroigen wol mit 300 pfd.gr. und mer." Mit soliken worden und andern veyl saken halde ik alle wege vorb).
Ok wetet, gnediger here, in warheit, hedde syk der scheffer hir to rechte gegeven unde den koppman to beschermen, in warheit, dat gelt moiste hey betalt hebben, und dey sume ist me dan 1000 pfd. [gr.], dey Thomas schuldig[e] ist. Hedde eyner wat gewunnen, dey ander solde dat ok willen hebben. Mer kan ik euwer werdircheit nicht scryven, dan nach Mychaelis2)  kome wy selven ader blyven undereyns etc.
Ok so spreket der here scheffer, e dan hey solde solke sake wolden ober geven to schaden ader to schande syme orden, hey wolde e syn leven in deme Steyne to brengen etc.
Ik hebbe euwen gnaden gescreven te Henegauwen van allen tydungen und botsschafften, dey by myme hern van Burgundigen weren, also ik geseyn gehord hebbe, so mag juwe gnade des geloven etc. Und synt ist gestorwen des dolfyns husvrouwen.3)  Dar umbe ist myn here und syne vrouwe to male bedrovet und dragen al swarte mit allem eren hoffgesynde. Sey ist gewest des koniges vom Schotlande dochter, und myns hern von Burgundigenc) son, dey hefft des dolffyns swestere, und ist dochter des kon[i]g[es] von Franckrike etc.4)
Juwe gnade samele getrede in den spiker. Et ist in dissen landen misliken gestalt van groten regen, und blevet weite, rogge, somerkorn in dem velde. In scryfft disses breyffs, so hevet noch keyn dag[e] gewest und hefft geregent. Wat Got geve, wet ik nicht. Hir mede bevele ik juwe werdighe gnade dem allemechtig[en] Gode.
Gescreven to Brugge am Mandage nach Agustin ano 45.
Johan Margenhagen euwer gnade arme deyner.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Folgt Str. b.
b) Korrigiert oder beschädigt.
c) Folgt Str. doch.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) 1445 August 28.
2) D.h. nach 1445 September 29.
3) Margarete, ältere Tochter Jakobs I. von Schottland, mit Ludwig 1436 verheiratet.
4) Katharina, Tochter Karls VII., mit Karl dem Kühnen (Herzog 1467-1477) 1439 verheiratet.
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js161.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 161 (1445 August 30. Brügge.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 4..8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 4..8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 4..8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 4..8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 4. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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