PrUB, JS 151

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1445 April 6. Brügge.
{Regest}
Großschäffer Johann Reppin an den Hochmeister: die Bemühungen um seine Freilassung.

{Überlieferung}
A = OBA 9076.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 5, S. 217-218.

Regest
JH I 9076.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf einem großen Blatt (2o), einseitig beschrieben; Siegel auf Rückseite ab. - Umseitig Adresse: Dem erwirdigen homeister mit aller erwirdicheit. - Wasserzeichen: Stier.



Meynen gar wilgen underthenigen gehorsam mit alle meynes formogens dir bittunge stetichlich vor enpfanghen.
Genediger, liber homeister, als ich euwir wirdikeit genoden wol vor geschrebin habe bey Jocob Reppin, das mich dy Lumbarde vangen lissen als umme der scholt willen, dye in Thomas Schenkendorff scholdich geblebin ist, also ret ich kegin Mechlin und nam den rentmeister mete czue Brusel. Do was meyn here von Bergomgen. Also gap mir meyns heren genode eynen briff an den bormeister und rot der stat czue Brueg und schreyb in, das sy mich sulden queit und vrey lossen keren und varen ungehindert, an gesehen, das ich eyn geistlich geordent man were.
Ich antwert den briff dem bormeister. Sy gobin mir czue antwert, sy en kuenden mich nicht vrey losen, is were mite willen meyner widder sachen. Sint der czeyt, das mich dy widdersachen nicht vrey welden lossen, so solde ich in do czue rechte sten. Ich sprach, ich were in nicht scholdich und were och nicht pflichtich, vor in do czue rechte czue stende, ich were eyn geistlich geordent man. Weldea) mich imandes anclagenb), her clagete mich an vor meynem richter, do ich hin gehorte, ich welde im czue rechte sten. Sy menten, ich sulde do czue rechte sten.
Also schreib ich dy sachen dem rentmeister czue Mechlen, was her dor czue rytte. Also schreib her mir, das dem kumpthuer vom Aldenhuse und im mit samt den andern heren gut duchte, das ich liber in das gevencknisse gen sulde, wen das ich mich in ir gerichte gebe. Sy getruweten mich wol in korcz dor widder us czue brengen.
Uff das vor schreiben, do wolde ich mich in irc) gerichte nicht gebin. Do lissen sy mich legin in der stat gevencknisse. Also habe ich in der gevencknisse gelegin in dy dritte woche und lege noch dor innen. Der herczogh von Bergomgen hot in sint der czeyt noch wol 3 brive geschrebin, das sy mich queit und vrey solen lossen czyn und varen, uff das der stat von Brug her noch mols von unserm orden kein ungelimfe wedir durfte entsten. Ich habe dy us schrifft von al den briven, dy her der stat geschrebin hot. Sy keren sich nicht sere an seyn schreibin. Nu wirt seyn genode in achtagen selbist hy seyn. So wil ich czue im senden und wil seyn genode an ruffen, das mir seyn genode behulflich welle seyn, das ich mit samt meynes ordens gutter muchte ge vreyet werdin.
Dy schuldeners meynen mich mit dem gevencknisse czue betwingen, das ich mich mit in czu eyner berichtunge gebin solde. Ich habe in also gesaget, das sy dor uff nicht ens durfen gedencken, das ich meynes ordens gutter imandes obir gebin wil. Er wil ich leyden, was ich leiden sol.
Genediger homeister, ich welde wol, das euwir genode dem heren von Bergomgen schreiben wolde von deser sache wegen, und das euwir genode der stat von Brug och weldet schreibin, wy schomlich und boslich sy sich an unserm orden beweisen al dy schelunge.
Do men mest uff spricht is, das Thomas aldo im lande ist. Wer her nu aldo gehalden, so muchte ich mich des do bas vor antworten, das men in do czued) rechte welde antwerten adir her senden.
Ich weis euwire genoden nicht von newir czeytunge czu schrebin, dy worhaftich ist, wen das de here von Bergomgen gelt von seynen landen habin wil. Also hot im das lant von Flandern czue gesaget czue gebin acht jor langk alle jor 25000 ryder.1)  Ein ryder ist so gut also eyn ungersch gld. Was Hollant, Selant und Brabant gebin werdin, des kan ich noch nicht ir varen. Dy rede gen al hy wol, das men went, das is krig sulle werdin czueusschen der krone von Vranckrich und dem hern von Bergomgen. Och so spricht men hy, das dy Armjacken sulden heren und bornen in Bergomgen.2)  Ap is wor ist, des en weis ich nicht.
Gebin czue Bruge den czenden tag nach Ostern.
Groscheffer von Koningsberge.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Folgt Str. j.
b) Folgt Str. s.
c) Folgt Str. gevenck.
d) Über der Zeile nachgetragen.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Zum zwischen 1433 und 1447 geprägten Philippus oder rider vgl. P.Spufford, Monetary Problems and Policies in the Burgundian Netherlands, 1433-1496, Leiden 1970, S.30-31.
2) Zur Bedeutung der Armagnaken um 1445 vgl. D.Heckmann, Wirtschaftliche Auswirkungen des Armagnakenkrieges von 1444 bis 1445 auf die Deutschordensballeien Lothringen und Elsaß-Burgund, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 140 (1992), S.101-25, hier bes. S.102-04 (mit weiterer Lit.).


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js151.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 151 (1445 April 6. Brügge.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 2.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 2.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 2.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 2.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 2. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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