PrUB, JS-JL 70

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)




1397 Februar 4. Marienburg.

{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen]1) an den Generalprokurator des Ordens in Rom [Johann vom Felde]: antwortet auf die Nachrichten über das Vorgehen des Papstes2) und der Kurie, dass er den Deutschmeister und die Herren der Städte Padua, Bologna und anderswo bitten wird, gegen Verkauf von Ordensbesitz vorzugehen; dass er darauf vertraut, dass der Papst den Orden bei seiner gewohnten Rgel belasse und ihn angesichts drohender äußerer Gefahren nicht weiter belaste; dass er dagegen vorgehen wird, dass Priesterbrüder zu Weihbischöfen erhoben werden; dass er nicht ausschließen kann, dass Klagen aus Livland an die Kurie kommen, da der Bischof von Dorpat seine Ziele mit allen Mitteln verfolge und der Orden sich verteidigen müsse; schließlich, dass der Prokurator an der Kurie auf die wichtige Rolle des Ordens als Verteidiger der Christenheit hinweisen soll.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 97-98 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nr. 2, p. 46r-v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 5, 1857, ND Osnabrück 1965, S. 116-118 [danach hier]; Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie, Bd. 1: Die Geschichte der Generalprokuratoren von den Anfängen bis 1403, hrsg. Kurt Forstreuter, Göttingen 1961, 249, S. 361-63.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung.


Dem procuratori.

Unsern fruntlichen gruss.
Lieber her procurator, ewir briue uns letczte gesant mit Theodrico und mit unsers herren bisschofs neue von Brunsberge wir wol haben vornomen, in den ir uns vorschreben habt mancherley sachen und lowfe des hofes czu Rome.
Die erste ist, wy uch gesagt ist von dem cardinali Monopolitano, wy das unser heilger vater der pabest hab beuolen ym und andern czweyn cardinalibus, das die unsere gutere sollen vorkowfen, die wir haben yn welissen landen. Wir getruwen, das wol unser heilger vater her werde uns lassen by rechte, und wellen schriben dem gebieteger von Dutschin landen, das der bestellen sal mit den lantkompturen yn den landen, das dy wider rufen sollen yn allen steten, das unsir wille und wort nymmer syn sal noch ist, das keyn vorkowfen geschee unser gutere, und beten sollen von unser {S. 117} wegen alle potestaten der stete czu Padow, Bononie und anderswo, das die keyne gewalt gestatten obir unsern ordin.
Ouch, als ir vorschribet von eyner andern nuwen regel, das wir vornemen vor eyne nuwe satczunge etc. Unser heilger vater mag setczen was her wil, wir hoffen her sal uns lassen by unsern alden gewonheiten. Und ir mogt wol sagen und beten unsere cardinal, das die underwisen unsern heilgen vater, das her nuwe gewonheit wider unsern orden nicht uffbrenge noch yn beswere mit keynerley nuwen satczunge, wen wir mit gesonden gewissen nicht wellen noch mogen gestatten semlicher nuwer beswerunge. Wil unsir heilger vater uns nicht getruwen der koste und czerunge, die wir tragen czu troste der gantzen heilgen cristenheit wider die heidenschaft, her dirfare sich von den, die is wissen, und gloyben wol, her lase uns von uswenyger czerunge unbeswert, als ferre als ym liebit das czunemen der heiligen cristenheit, is ist dem orden unmoglichen czu halden das orloy wider die heydenschaft und ouch czu thun so grose hulfe yn den houe czu Rome. Ouch so bedenke sich unser heilger vater der pabest, wyl syne heilikeit nicht sehn und dirfaren eynen grosen val und abeslag, der do geschen mag der heilgen cristenheit von den ungloybigen, her neme czu herczen, das itzunt geschen ist czu Ungern, und vorsehe sich dem gliche, das Got nicht gebe, andirswo.
Ouch, lieber her procurator, under den letczten briven uns gesant funden wir eynen artikel, das wir doruff gedechten, das das icht me nohet geschege, wen eyn pristerbruder were worden eyn wybisschoff etc. So wisset das wir wellen vorschriben dem gebieteger von Deutschen landen, das her is underste mit flisse, das semlich geschichte icht me geschee, und wo her das dirfare, yn worheit, das keyner dornoch stee wider den gehorsam, das her den nicht alleine entsetcze, sunder ouch yn buse als eynen ungehorsam. Is ist uns leit, das is geschiet, und wo wirs mogen gehinderen, das wellen wir gerne thun.
Ouch als ir schribet, das wir understen sollen, das von Lifland icht klagen komen yn den hoff czu Rome, das ist uns nicht czu thun, wen yo der von Darbt wil krygen und ym nicht libe ist czu dem frede. Und der orden yo sich syner irweren mus yn dem land czu Lifland und yn dem hofe czu Rome.
Ouch, liber her procurator, vornuwet dicke unserm heilgen vater, wen ir beqwemlich mogt, und ouch den cardinalibus, wie is stet mit unserm orden, das wir y und y wynter und somer uns vorsehn mussen, das uns icht dy uncristenen und vynde des heilgen cruces uns obir vallen mit groser gewalt, wen wir yn sitczen rechte als yn dem slunde der heydenschaft. Umb des wir musen grose czerunge tragen uff die warten und ouch etliche lant ofhalden als Schalwirland, do dy inwonere wider sehn noch mehen mogen vor den Littowen, dy wir alczumole mussen bekostigen, wellen wir die land behalden, ouch dy reysen. Alse ofte als sie geschen czu schiffe {S. 118} adir czu rosse, so kosten sie den orden eyn gros swyntlich gut. Wil uns nu unser heilger vater besweren mit synen nuwen satczungen, das wir nicht hoffen, und den orden beschatczen, der uns behulfen solde syn, czu weme moge wir setczen unser hoffen, wy uns meynen etliche wertliche fursten, das wisset yr wol. Und yr mogt kunlichen sagen unserm heilgen vater, ader wo ir sollet, will syne heilikeit des vil pflegen und unsern orden besweren, das her gedenke, wy her dy heilge cristenheit beware vor czukomftigen unsprechlichen grosen schaden und eyme unformwyntlichen obirfalle der ungloybigen. Deme und dem gliche thut is not, so laset ys dicke offenbaren unserm heilgen vater, uff das, das her unsern orden lasse unbesweret, der ym gehorsam ist yn den tot und sich ny geczweyen wolde vor syner heilikeit. {Datierung} Gegeben czu Marienburg am Sontage noch Purificacionis Marie anno nonagesimo septimo.

Inhaltliche Anmerkungen

1) Hochmeister von 1393 bis 1407.
2) Bonifatius IX. von 2.1.1389 bis 1.10.1404.
3) 1397 Februar 4.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-jl/js-jl70.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-JL 70 (1397 Februar 4. Marienburg.)
Bearbeitungsstand : Text eingegeben (20. August 2002, Joachim Laczny) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (21. August 2002, Joachim Laczny) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, 20. August 2002 — Letzte Änderung: 28. Dezember 2003 von Jürgen Sarnowsky

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