PrUB, JS-JL 11

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)


1397 April 26. [Stuhm].
{Regest}
Instruktion für die Gesandten des Ordens unter der Leitung des Obersten Spittlers und Komturs von Elbing, Graf Konrad von Kyburg, an die Kurfürsten: Klage über das Verhalten des Königs von Polen und des litauischen Großfürsten gegen den Orden, über die Unterstützung der Ungläubigen und der Gegner des Ordens; der König von Polen will die Rechte des Reichs verschweigen und steht einer Einigung mit Witold durch Ansprüche auf das Land Dobrin entgegen; der römische König hat den weiteren Kampf gegen die (Polen und) Litauer verboten und Verhandlungen unter seiner Leitung vorgeschlagen; Kontakte des polnischen Königs mit den Türken.

{Überlieferung}
B = [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen Nr. 2, p. 52-54.]

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 5, 1857, ND Osnabrück 1965, S. 125-130.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung, Abschrift.

Gnedige lieben hern, unsern homeister und sienen ordin nicht alleyne czu Prussen und zu Lifand, sunder ouch andirswo dy cristengloybigen vechten grose sache an, went dy ungloybigen teglichen werden groslich gesterket, alz dy Littowen und Russen durch dy landt des koniges von Polan. Wen von der cziet, alz her konig ist worden czu Polan, alz unser vorfarn y und y geclagt habin uwern grosm[echtikeit] und andren unsern anwalden des cristengloyben, alze mus ouch unser homeister iczunt clagen. Und getruwet wol, uwern gnaden, ir nemet is zu herzen und siet doran mit uwir hulfe und rate, das dy undirstanden werden iczunt mit andir schelungen der heilgen cristenheit.

Zcum irsten das undir den Polan, Littowen und Russen als grose gemeynschaft ist, das sy offenbar sprechen, was Littowen und Russen angehet, das geht ouch an das rich zu Polan. Wen sie wellen ungescheiden syn von enander, dy io noch echter und vynde synt des heilgen cruces Cristi, und von in dy gesessenen cristenglobigen grose vor mussen liden.

Item alse unser homeister hat vornomen und is offenbar, das der konig von Polan und dy synen sprochen, das das rich czu Polan alleine houpte an den heilgen stul czu Rome, und nicht an das heilge rich. Und das ist doran schyn, wen yn desim jare unser homeister und dy synen haben tage gehalden mit Wytowten, grosfursten czu Littowen und Rusen, als uwir herlichkeit das wol hat gehort. Und do wart vorgegebin dem selben Wytowt, welle her cristen syn mit synen landen, so solde her globen das her thun solde der heilgen Ro[misschen] kirchen und dem heilgen riche, was andre cristene fursten pflichtig weren zu thun, undir andern sachen und teidingen, dy do gefurt woren. Und voryowort von herczog Wytowt, e der konig von Polan qwam keyn Littowen, do her nu yn der vaste qwam keyn Littowen. Do widerwarf her mit den synen den vorgenanten artikel, den doch herczog Wytowt do liebte und globt wolde haben, und wandelte das also, was das rich zu Polan pflichtig were der heilgen Ro[misschen] kirche. Das solde herczog Wytowt ouch thun von Littowen und Russen. Und vorswigen des heilgen Romisschen richs, das thut uwer grosmecht[ikeit] kunt unser homeister, wen her sprach do, man solde das brengen an uwer herlichkeit.

Item teglich durch das rich zu Polan werden gesterket dy ungloybigen und abgeschedenen groslich mit mancherley guten wopen, panczern, platen, harnisch, bochsen, {S. 126} pherden, mancherley werkmeister, sarkwerkern, bochsenschutczen und der glich. Das nu der orden alczu swer czu halden hat das orloy wider sy, wen dy Polan in by legen mit allem flyse, mit tat und rat, also das von in alle dy hinder land der ungloybigen werden do von desto me gesterket.

Item der konig von Polan gestattet allen, dy do wellen behulfen syn den ungloybigen wider den orden und der cristenheit zu Prussen und Lifland ouch etzlichen cristen fursten, alz dy herczogen von Stetyn und von Mekelburg etc., dy mit syner vordirniss getzogen synt durch sine land wider den ordin. Dy her geleit hat, mit den sich vorbunden hat Witowd mit Littowen und Russen, der herre bisschoff von Darbt und ouch dy vitalienbruder, das synt dy sehe rowber, wider dy der orden zu Lifland in desim vorgangen jare muste swerlich halden das orloy widir sy, und hatten, das Got weys, eyne unrechte, unreyne sache, dy wider dy heilge Ro[missche] kirche was, und dy das orloy also hefticlich hilden wider den orden. Hette Got der almechtige nicht by gestanden dem orden, sy hetten mit eren ofsatz dy land zu Lifland gancz vorwustet und den orden do selbest gerne vortrebyn, des selben orloys ist der konig von Polan eyne forder sache gewest.

Item von des konigs wegen von Polan der orden an manchem ryete wider dy ungloybigen wirt gehindert, wen sie thun tegliche warnunge, wy schire sy etzwas vornemen zu Polan, den Littowen und Russen, und dy nehsten ungloybigen und abgescheidenen, wen der orden yn der reyse ist, sy behusen und zu czinde helfen sy yn ere vesten bewaren.

Item der konig von Polan hat sich mit eczlichen herren umsessen vorbunden und sy wider mit im, so schire der homeister adir der marschalk czien wil gewonliche reysen, sy mogen kume dy helfte ihres volges usbrengen mit in. Das vormols nicht not ist gewest, wen der orden iczunt groser forchte czu rucke mus tragen eczlicher cristen heren umbsassen wen vorwert kegen den Littowen und Russen.

Item in allen teidingen, dy der orden hat gehat by synen geczieten mit Littowen und hette sy gerne gebracht mit guter wyse czu dem cristenthum, das hat y und y der konig von Polan adir dy synen gehindert, yo mit fremden sachen. Is geschach, das unser homeister hilt eynen tag mit Wytowd uff Marie Magdalene nehst gewest und dornoch eczliche gebieteger besunder von des ordins wegen. Do solde herczog Witowd vorsichert haben dy heilge cristenheit mit gysel, mit abetretunge ectzlicher gegenot und lande und widerbuwnye eczlicher vester, dy her dem orden abehendig yn guten truwen hat bracht. Ouch solde her gelobet haben gote an eydes stadt, das her vorwert mit den synen cristenlichen solde leben. Dy noch nicht getowft weren gewest, dy {S. 127} solde her gefordert und dorczu gehalden haben, das dy getowft weren worden, der heilgen Romischen kirchen und dem heilgen riche gehorsam adir den czu thun, alz andre cristene fursten teten. Keyner cristen land solde her mit heres craft geheert haben noch gestadt haben, das dy gehert weren von andren ungloybigen. Keynen bunt solde her gethan haben noch gestadt haben wider keynen cristen herren adir land mit keynerley ungloybigen etc. Das alczu mol wider worfen des koniges von Polan anewalden, dy zu dem tage gesant woren. Und sprochen do, her solde der keyns thun, als ouch vomols das vorgelegt ist uwir grosmechtikeit. Ouch dy selben teidingen umb rat gegeben worden geschrieben unserm gnedigen hern dem Ro[mischen] konig, der sy also balde sante keyn Littowen, des unser homeister mit synem orden groslichen dirschrocken ist.

Item nu leczte in der vasten begerte herczog Wytowd von unserm homeister, das her czu im sente syne gebitiger, her wolde gerne thun eyn moglichs uft die heischunge. Do dy gebitiger zu im quomen, do worden sy mit im eyns uff nemliche artikel alz umb eczliche grenitzen, gysel und globde, dy her thun solde der heilgen cristenheit. Und worden do vorliebet uff beyde sieten bis an unsern homeister, der sy dornoch ouch vorlibete. Und der tag solde syn gewest III wochen noch Ostern, alz an dem Sontag Jubilate, und do was yn den teidingen undir andern sachen begriffen desir artikel. Off dem tage sal herczog Wytowt globen, das her syne land und lute halde zu dem cristenthum und czu thun der heilgen Romischen kirchen und dem Rom[ischen] riche, was ander cristenen fursten pflichtig synt czu thun, und keyner cristen landt zu heeren adir gestatten zu heeren, usgenomen gewalt und unrecht ab ym dy worden irczeiget von cristen, und was moglich czu thun ist von des cristen gloyben weyn. Das sal her vorlieben und globen und ouch mit im syne besten bayoren etc. Do das dirfuer der konig von Polan, her quam in dy land und widerwarf den artikel. Und sprach, was das rich von Polan tete der heilgen Ro[mischen] kirchen, das solde herczog Wytowt von Littawen und Russen ouch thun, und vorsweig des heilgen Ro[mischen] riches. Ouch so warff her gar eynen fremden artikel von des landes weyn czu Dobryn doryn, das der orden hat in vorsatczunge und czu getruwer hant, nicht czu eygenschaft. Wen das landt gehort zu dem irluchten herczogen von Opul, den der konig von Polan wol mag brengen vor das rych, wen her ist gehorsam dem riche, und der orden sich ym vorbrivet hat, nymands das land abeczutreten, is geschege denne mit synem willen, und das dem orden yo beczalt worden dy gelegene sumen noch inhaldunge siner brive etc. Nu wolde der konig von Polan, welde der orden mit im czu rechte gehen umb das land Dobryn, so sulde dy berichtunge czu gehen. Das der orden nicht gethun {S. 128} mag mit eren, wen der gewere lebet noch, der das vorantworten sal und kan, nicht der orden. Dorobir hat sich der orden hoe dirboten, der konig von Polan beczale dem orden dy summe noch uswysunge der brive und, ap is der wille sy des egeschriben hern herczogen, der orden sal im von herczen gerne abetretyn das land Dobryn. Sest ist is dem orden mit nichte moglich noch erlich, das irkenne uwer grosmechtikeit, der an prufet io der orden, das der konig von Polan hindert eyn gemeyne gut der cristenheit, wen was hat das lant czu Dobryn gemeynschaft mit Littowen und Russen, das her dy dorumb hindert an dem cristenthum, und das sy dorumb nicht sollen syn gehorsam der heilgen Ro[mischen] kirchen und dem riche umb des landis weyn von Dobryn.

Item unser homeister vormut sich groslich wider den konig von Polan, das von syner anewysunge unser allirgnedigster herre der Ro[mische] konig korczlich vor desir vasten hies und entpot, das der ordin solde frede halden mit Littowen und Russen czwischen sente Johannis tag Baptiste nehst komende. So solde der konig von Polan und Wytowt uff eyne, der homeister adir dy sienen mechticlichen komen adir senden, dy eren wol undirrichtet, keyn Breslow, do wolde unser gnediger here der Ro[mische] konig ussprechen dy sachen und berichten czwisschen den teylen. Und unser homeister furchtet, queme is czu syme ussprechen, wen ym des ordens sachen und dy schelinge der cristenheit off der syten gar unbekant synt, dem orden dovon und der gantzen cristenheit mochte von semlicher berichtunge entsten grose unforwyntlicher schaden.

Item so geschach is nu nehst yn der vasten, das unsir allergned[igster] here der Ro[mische] konig vorschreib und entpot czu unserm homeister, bittende und manende groslichen, wy her is den orden welde dirgetzen, das man im lyse volgen Sigsmund, herczogen Wytowt bruder, den der orden lange cziet gehalden hat zu getruwer hant, yn gysels wyse. Und doran dem orden grose macht lyhet, und im nicht alleyne, sunder der heilgen cristenheit, dem der orden hilt, ouch mancherley scholde, globde, dy Wytowt scholdig ist und gethan hat. Ouch dorumb, das man desto schirer der Littowen landt und Russen brechte zcu dem cristen gloyben, der trost wer uns do benomen. Und was dy meynunge unsers gned[igen] heren des Ro[mischen] konigs, meynte mit im czu losen dy gefangen heren von den Torken, und das vormut sich der orden wider den konig von Polan, das der semliche heischunge habe angetragen. Nicht dorumb das die gefangenen unser heren worden gelost, wen der orden das gerne tete, sunder man forchtet sich, das her {S. 129} worde dem orden abehendig bracht an ander wege, dy dem orden und der cristenheit alczu schedelich weren. Nu merke uwir grosmechtikeit, was das bedute. Man welde losen mit Sigismund dy gefangenen von den Torken. Was gemeynschaft do czwisschen lowft den Polan und den Torken, das prufe uwir grosmechtikeit. Und unser homeister hat geantwurt unserm gned[igen] heren dem Ro[mischen] konig doroff, geht der tag nicht czu mit Wytowt, von dem vor stet geschriben off dy irste botschaft, so welde gerne der ordin gehn czu unserm heilgen vater dem pabeste, syner allirdurchluchtikeit und uwir allir grosmechtikeit. Wo ir mit gemeynem rate dem orden tage legt, do der heilgen cristenheit worde vorsehn mit sicherheit czu eyme genugen, und ouch der orden bliben mochte bie sienem rechte. Do welde gerne unsir homeister czu tage senden, und getruwet wol uwir grosmechtikeit gemeynlichen, das also worde vorsehn dy heilge cristenheit und dem orden an synem rechte zu eym genugen.

Item off das andir gewerb, als von Sigsmunden wegen. Do hat unser homeister ufgeantwort unserm gned[igen] heren dem Ro[mischen] konig, ist das der egeschriben tag nicht czu geht, so wil der orden gerne thun Sigsmunden, geschiet im eyne gnukliche vorwissunge, das man mit im losen mag dy gefangen heren. Doch also das bynnen der cziet der losunge yo Sigsmund blieben sal yn hafte des ordins, bis also lange widerruflich mag czu gehn, went der orden nicht alleine mit deme, sunder alle dy gefangenen, dy der ordin hat, dy helt der ordin czu selikeit und sicherunge der heilgen cristenheit.

Item ouch gned[igen] liebin herren, ist is geschen vor eym jare, das do czugeschriben wart den sehesteten, also Lubek, Rostock, Darbt und Rige und ander vil steten, den do geboten wart, das sy solden syn gewest wider den orden und gehulfen unsern widersachen do tzu Lifland, dy doch also erbare lute schoneten irre ere und des rechten. Das der ordin vor sich hatte, und lissen czu der cziet den orden geruwet, us welchem orte das gegangen habe, mag wol prufen uwir wisheit. Nu merket, gned[igen] lieben herren, uff, was abeschach unser ordin sitczet, der do wider dy ungloybigen in groser vor mus halden das orloy vor dy gantze cristenheit. Und dy im behulfen solden syn und beschutczen, dy sint wider in, und me czulegen den ungloybigen wen dem orden.

Item off dy vorgeschriben sachen welde unser homeister gerne undirwyset werden von uwir durchlucht[ikeit]. Hette her von des ordens wegen czu sicherung der heilgen cristenheit keyns unmoglichen an gemutet uff deme tage nemlich uff dem leczten, der do geschen ist mit Wytowt von den gebitigern, dor an will gerne unser homeister an etwichen noch uwerm rate. Hat her im abir angemutet eyns moglichin, wir getruwen {S. 130} wol Wytowt werde is halden, adir [der] ordin sich also lange mit im mus lyden, bis das her der heilgen cristenheit thue eyn billichs und dem orden.

Item, gnedige lieben herren, so bit unser homeister, ab nu dy heischunge geschee von unserm gned[igen] heren dem Ro[mischen] konig von Sigsmund wegen in semlicher wyse, ap her an syner geschen antwort besten mag, adir wy her sich dorynne halden solle. Ouch, lieben heren, unser homeister befelet sich und synen orden in uwir grosmecht[ikeit] beschirmunge, wen von des koniges wegen von Polan die ungloybigen sere werden gesterket. Das ir gerucht dor tzu gedenken, wy man dem bie tzieten widerste, is thut not, und me wenne is lichte ymand gloybet, wen man hat vornomen vor wor, das der von Torken habe zu im gehat botschaften vil und offte.


Inhaltliche Anmerkungen

1) 1397 April 26.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-jl/js-jl11.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-JL 11 (1397 April 26. Stuhm.)
Bearbeitungsstand : Text eingegeben (15. September 2002, Joachim Laczny) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (15. September 2002, Joachim Laczny/Jürgen Sarnowsky) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 15. September 2002 – Letzte Änderung: 18. November 2002 von Jürgen Sarnowsky

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