PrUB, JS-FS 87

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003)




 1392 Mai 5. [Marienburg].
{Regest}
Bericht über die Verhandlungen des Deutschen Ordens mit Hermann Schoef, dem Abgesandten des Königs von Ungarn [Sigismund], über den Kauf der Neumark und des Dobriner Landes.{Überlieferung}

Überlieferung}
C = [olim Livländisches Privilegienbuch, p. 24-26].
 

{Drucklegungen}
aus C Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 4, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 149-153.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Registerüberlieferung.


Dis ist die botschaft die Hermann Schoef geworben hat an uns von des koninges wegen von Ungern. Anno domini etc. XCII  Jubilate 1

Primus Articulus

Czum irsten sprach her mein here der koning von Ungern hat mich zcu uch gesandt und leset uch also sagen unde versteen als umb die Marke uff disseit Oder, ab ir die welt koufen ader vorpfenden von im vor czu vumf molen hundert tusunt gulden, so meynet myn herre von Ungern her welde sie uch wol frien von deme koninge von Behem und von herczogen Johan von Gorlicz und von dem marggrafen von Merhern und welde uch der selben vorgenanten herren brieve schiken und geben so sie beste toechten
Dis ist doruff unser antwart:
Herman wir danken unserm gnedigen herren dem koninge von Ungern vos sine {S.150} gnade und vor sine gunst, die her czu uns treit, das her uns des landes gunnen wil und gan vor andern luyten.
Unde thun uch czu wissen das huyer in der vasten bey uns was der abt von der Celle und brachte mit im unsers allirgnedigsten herren des Romisschen konings eine credencie und unsers gnedigen herren herczogen Johans von Gorlicz  ouch eine credencie unde sprach: Mich hat gesand czu uch myn allirgnedigster herre der Romissche koning und herczog Johannes von Gorlicz sien bruder und hat mir bevolen czu uch zcu werben das sie die Marke uff diesseit Oder uch wellen versetczen vor czu drien molen hundert tuesund goldin. Also bescheidenlich ab uch icht dorumb ist.
Do antwurte wir also uff und sprachen, herre wir danken unserm allirgnedigsten herren dem Romisschen koninge und unserm gnedigen herren herczog Johanns vor die gunst unde fruntschaft die sie czu uns tragen und antworten uch unmoeglich gerne uff die sache, wuste wir was. Nu wisse wir uch von unser herren wegen nichtesnicht zcu antwurten czu desim mole durch des willen das wir nicht enwissen, was rente ader herschaft ader rechtes unsir herren haben in der Marke. Hirumbe liber herre ab is uch behaget so were unsir meynunge wol also das unsere genedigen herren vorgeschreben senten in die Marke deme die das getruweten uch ader andere von huese czu huese, von stat czu stat unde liesen do beschrieben alle privilegie, alle hantvesten der edelinge unde der stete unde der inwoner des landes, was yderman rechtes hat unde was her pflichtig ist der herschaft czu thuen. Und was von allen renten, czinsen und urborn und dinst der herschaft mag czugehoren ader czu geboert udn was rechtes die herschaft dorinne hat.
Doruff uns der selbe vorgenante herre abt also antwertte und sprach, das mag wol moegelich sien, ich wil czurucke czien so ich irste mag czu mynen herren und wil sie lasen verstehn und als balde myne herren ire botschaft habin getan in die Marke und mir eine antwert wirt von in so wil ich widder komen. Und will uch allir brieve, allir sachen eigentlichin beschrieben brengen eine usschrift also bescheidenlich ab mynen herren umb die sachen ichts ist.
Der antwert sie wir wartende von tage zcu tage und uns entfueget nicht, das wir keynerley teidinge anders angriefen bis also lange, das wir seen und hoeren wo dese teidinge blieben. Weres das von desen teidingen nicht enwurde, were denne unserm gnedigen herren deme koninge von Ungern icht umb die teidinge und welde is also usrichten als obene steet geschrieben, was wir denne unserm gnedigen herren dem koninge czu dinste und czu fruntschaft muchten getun, dor uff welde wir denne gedenken und welden unserm gnedigen herren deme koninge antwarten so wir beste muchten noch unserm vormoegen.

Secundus Articulus

Item so war Herman Schoef an uns und sprach, ouch leset uch myn herre von Ungern sagen, das her mit deme koninge von Polan einen frede gemachet habe bis czu {S.151}Sente Maertins Tag2) und er koning von Polan sal mynen herren von Ungern eyn land zcuvor us yngeben
Dor uff unser antwart:
Lieber Herman, also als ir von unsers gnedigen herren des konings von Ungern wegen an uns werbet, das her einen frede mit dem koninge von Polan gemachet habe bis czu Sente Mertins Tage2) und das im der koning von Polan ein land zcu vorus yngeben sal. Do antwarte wir also uff, unser gnediger herre von Ungern hat des wol macht das her mit deme koninge von Polan und mit andern herren frede machen mag wenne her wil und wi dicke her wil ane uns und mag do bey thun und lasen was sienen gnaden behegelich ist. Sunder welden wir haben frede gemachet mit dem koninge von Polan und welden haben unsern herren von Ungern busen gelasen und sine land, wir welden lange wol teydinge sin bekomen die uns nutcze weren gewest und welden unser ding lange uff ein ende bracht haben. Sunder wir wolden sin noch nye getun.

[Tertius articulus]

Item so war Herman Schoef, das der koning von Ungern 4 us sinem rate und der koning von Polan ouch 4 us sinem rate kiesen sollen, die 8 sullen ein recht zwisschen in beiden sprechen umb das land czu Ruessen.
Dor uff ist unser antwart:
Liebe Schof, dor uff das ir sprechet das unser herre von Ungern 4 us sinem rate und der koning von Polan ouch 4 us sinem rate kiesen sullen, die 8 ein recht czwisschen in beiden czu sprechen, wissen wir nichts czu antwerten. Wir haben sin ouch nicht czu tun unsir herre von Ungern und sien wieser rat wissen wol, was in dorinne eben ist und nutcze. Sunder als wir vor gesprochen haben als sprechin wir ouch noch, hetten wir wolt einen frede mit deme koninge von Polan machen, und hetten wolt unsern herren von Ungern und sine land busen lasen, das welde wir lange wol getan haben, des wir doch nicht tun wolden.

[Quartus Articulus]

Item so war Herman und sprach, welt ir das land zcu Dobrin koufen und ouch die Cuya myn herre der koning von Ungern wil des koufes nymanden bas gunnen denne uch und dem orden und ist das uch icht dorumb were, so laset mynen herren den koning vorsteen, was ir dorumb geben weldet.
Dis ist doruff unser antwart:
Liebe Herman, als ir sprecht, welde wir das land czu Dobrin koufen, das unser gnediger herre der koning von Ungern des koufes nymnade bas gunnen wil denne uns, des wir im groslich udn flieseclich danken, der gnaden und gunst die her dor mite dirczeiget und were uns icht dorumb das wir in vorsteen liesen was wir im dorumb welden geben.
Dorczu antwerte wir also, wir wissen czu desir cziet nichts doruff czu ant-{S.152}werten. Is sie denne das wir vor geseen haben unsers herren von Ungern mechtige brive, dorus wir dirkennen moegen, das recht und die eigenschaft die sine gnade czu dem selbin lande zcu Dobrin habe. Und werden undirwieset ab das selbe land zcu Dobrin von natuerlichim rechte czu der crone von Ungern gehoere, ader czu der crone von Polan denne so wellen wir doruff gedenken und doruff antwerten als wir vorderst moegen und wellen dorczu tun was wir mit Gote udn mit eren und mit rechte getun moegen und wellen denne eine antwert von uns geben noch der sich unser herre von Ungern ader die sienen die her dorumb czu uns sendet richten moegen.

Quintus Articulus

Item warb Herman und sprach, ouch leset uch myn herre von Ungern sagen, das im das land zcu Dobrin wol wurde, als verre ab ir is im welt helfen beschirmen wend is were im czu wiet gelegen und muchte sin nicht wol befreden.
Dor uff ist unser antwert:
Liebe Herman also als ir sprech, das unserm gnedigen herren von Ungern das land zcu Dobrin wol wurde weres sache, das wir  is ym welden helfen beschirmen. Dorczu antwerte wir also, alles das unserm gnedigen herren von Ungern czu gute gescheen mag, des gunnen wir sinen gnaden wol und sehn und horen gerne siene und siner lande merunge und selikeit und woranne wir im czu dinste  und beheglich werden moegen, do wellen wir alle cziet willig czu sien noch vermoegen und bitten sine gnade, das uns ouch in sine beschirmunge neme.

Sextus Articulus

Item so warb her und sprach, ab ir des landes zcu Dobrin nicht koufen weldet, so bittet myn herre der koning und myn frauwe die koniginne von Ungern, das ir dem herczogen von Ruesen beholfen siet, das her nicht erbelos werde, do tut ir mynem herren dem koninge und myner frauwen der koniginnen czumole liebe ane, das sie verschulden wellen.
Doruff ist unser antwurt:
Liebe Herman, doruff als ir sprecht ab wir des landes zcu Dobrin nicht kouffen welden, das unser gnediger herre der koning und unser gnedige frauwe die koninginne von Ungern von uns begerende sin, das wir helfen, das der irluchte furste herczog von Opul nicht erbelos wurde, antwerte wir also und sprechen als wir vor gesprochin haben, was wir unserm gnedigen herren deme koninge und unser gnedigen frauwen der koninginne von Ungern czu voerderst, dornoch unserm besundern herren dem herczogen von Opul czu dinste und zcu beheglichkeit tun moegen und was wir mit Gote mit eren und mit rechte dorczu gethun moegen, das wir das allewege gerne thun wellen noch unserm vermoegen und lasen uch wissen, das uns das hues zcur Slotorie pfandes steet umb eine gnante summe geldes, die uns der egenante here herczoge von Opul {S.158}schuldig ist. Do vor her uns das selbe hues verpfendet und vorsaczt hat und wenne uns unsir gelt wirt, das wir dor uff gelegen haben, so wellen wir das selbe hues gerne von uns antwerten, deme der recht dorczu hat. Wir haben ouch das hues zcu Berberen yngenomen durch des willen, das unser armen luyte us deme rieche zcu Polan und von den jenen die vor dem selben huese logen geschindt und beroubt wurden.
Dorumb uns ny kein recht gescheen kunde und haben das selbe hues uff ein recht do von wir unserm herren deme koninge von uff eine andire cziet luter und eygentlicher geschrieben haben und wenne das gescheen ist, das uns und den unsern gliech und recht umb das unser widderfaren ist, so wellen wir das hues ouch gerne von uns antwerten deme, der recht dorczu hat.


Inhaltliche Anmerkungen

1)
 1392 Mai 5.
2) [1392] November 11.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs87.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 87 (1392 Mai 5.[ Marienburg]. )
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (30. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (30. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (30. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
   
Datum der Erstanlage: Mittwoch, den 30. Juli 2003 — Letzte Änderung: 30. Januar 2005 von Jürgen Sarnowsky

Zurück zur Hamburger Homepage   / zurück zur Regestenliste für 1392.