PrUB, JS-FS 79

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2016)




1391 Januar 10. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister-Statthalter [Konrad von Wallenrode] an die Königin [Hedwig] von Polen: zeigt den Standpunkt des Ordens zum Krieg mit Polen, Litauern und Russen und zu den bisherigen Geschehnissen  auf;  hofft auf Fürsprache der Königin in Polen, damit es zu einer Lösung am Verhandlungstisch oder vor Gericht komme. - Zettel: Wehrt er sich gegen die Vorwürfe, man habe den Schwager der Königin, Karigal, absichtlich in der Schlacht bei Wilna getötet.

{Überlieferung}
B = OF 2a, p. 51-52 [olim Hochmeisterregistrant Nr. I, p. 47-48].

{Drucklegungen}
 aus B: Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 4, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 138-140.

{Regest}
RBDO I, OF 2a, 104.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Registerüberlieferung.


Regine Polonie

Allirdurchluchste fürstyn grosmecht[ige] frauwe.
Euwern brieff uns nüwelichst gesant han wir wirdiglich entpfangen und wol vernomen, in deme euwer hochgeborn durchluchkeit schribt, wie das euwirs richs rat czu Polan bekenne, das si den strengen rat, hern Pasken von Pogovel und ander edlinge als hern Johan von Lunczicz und hern Jon von Tanczin czu uns in botschafft haben gesant und ouch ander füsten und herren czu  uns gesant haben und viel tage mit uns gehalden haben suchende wie in glich und recht von uns möchte gescheen etc.
Do antwarte wir euwir durchluchtkeir also uff, uns steet wol czu gedengen , wie das her Pasko und die vorgeschr[eben] herren und ander fürsten und herren etwie dicke bie uns gewest sint und mit uns geredt haben von den landen Littowin und Russen, wie das sie der allirduchl[uchste] fürste herre Wlad[islav] konig czu Polan czu gefüget habe und gegeben der crone czu Polan und undertanig gemachet.
Daruff ist unser antwert alle wege also gewest und noch ist, was der herre konig den landen czu Polan czu gute thun welde, das were unser wille wol also bescheidenlich, das der Orden do bie blebe do her recht czu hat nach syner bewisunge.
Sunderlich als euwir durchl[uchkeit] schribt, wie das der allirdurch[luchste] fürste konig Wlad[islav] euwer allirliebster betgenos sie gewest uff der grenitcz czu tagen ken unserm homeister und ken deme orden und ouch das selbe glich und recht gesucht habe und das is im nicht mochte wedirfarn.
Unser antwart ist daruff also, uns steet wol czugedenken, das der allirdurchl[uchste] fürste der konig czu Polan eynen tag hilt mit unserm homeister seligs gedechtnis und was czum Raczans und unser hom[eister] czu Thorn. Der tag und die tedinge werte bis an den 10 tag und nach viel reden die sich darundir dirlifen, so gaben die herren von Polan beschriben ire schelunge und ire czusprache als wir das wol mögen bewiesen mit der vorgenanten brieve. Do kegen gab unser hom[eister] und der orden beschriben 3 artikel.
Czum ersten sint der cziet das ir sprechet, das euwir herre der konig gut cristen sie des sie wir fro und hörens gerne und begeren von euch nicht mee, wen das ir uns wedir gebt unser gefangen durch Got, adir umb ander gefangen, adir umb silber und golt nach alder gewonheit als man sie von synem vater pflag czu lösen.
Czum andernmole wore wir nicht mee begerende {S.139} wen umb eyne sicherheit deme christentum uff eyn behagen unsirs heiligen vaters, des pabsts und des heiligen Römischen richs und syner kurfürsten.
Czum drittenmole wore wir begerende, das man den orden do bie lise do her recht czu hat nach syner bewisunge.
Alirduchl[uchste] fürstyn grosmecht[ge] gnedige frauwe also als ir schribt von deme allirdurchl[uchsten] fürsten könig Lodwige von Ungern seligs gedechtnis, euwirn allirliebsten vater und herren und unsern gnedigen herren wie das wir mit deme alle wege in synen gnaden gewest sint, das ist war welde Got das der vorgeschr[eben] allirdurchl[uchste] fürste noch liebte und lebte, so wüste wir wol, das wir wol bie rechte bleben, want her eyn fürste was des rechten eyn liebhabir allir gerechtigkeit und czu allen czieten unser gnediger herre und unser beschirner was wo wir des bedurfften. Dorumb wir Got unsern herren tag und nacht bitten vor syne seele, als is wol billichen ist und uns die natürliche liebe darczu twinget.
Nu schribt uns euwir duchl[luchkeit], das ir uns des nicht gloybt hett und getuwet das wir wedir euwir gnade thun sulden und gethan sulden haben unentsagt . Hochgeborne frauwe do antwarte wir euwir duchl[uchkeit] also uff, das wir ungerne thun welden wedir euwir gnade und wedir recht und hoffen das wir wedir euwir durchluchkeit nicht gethan haben daran noch ungerne thun welden und ouch das uns eynige entsagunge not hat gethan und tut ken euwir gnade umb die sache want wir mit Littowin und mit Russen ny keynen frede haben gehabt und noch nicht haben. Dorumb wir euwir grosmächt[ikeit] entsagen dürffen und uns ken euch bewaren, want der orden von alders eynen offen krig mit Littowen und mit Russen gehat hat bisher und wir ouch noch haben und haben müsen bis an die cziet bis das is entschieden wirt czwischen den Littowin, den Russen und uns mit rechte adir mit fruntschafft nach des ordens bewisunge. Ouch so vynde wir geschriben in euwirm brieve von deme alden frede der czisschen deme riche czu Polan und unserm orden ist gemacht, versigelt, verbrievet und bestetiget das wir den gebrochen sulden haben. Do antwerte wir euwir durchlucht[keit] also uff das wir hoffen, das wir mit deme riche und mit der crone czu Polan und mit euwirn gnaden nicht anders wissen wen liebe und gut und das wir euch gerne dynen und bitten euwir durchl[uchkeit] als unser gnedige frauwe das ir is euch wellet annemen und darczu sprechen und euwirn herren den konig daran halden und euwirs richs rat das dir sache und schelunge czu tagen queme die do ist czwisschen euwirn rich czu Polan und unserm orden von des fredes vor fürsten, vor herren, rittern, knechten, pfaffen, leyen und vor die jene die das recht vorsteen, do wirt man wol vorhören, vorsteen und vornemen wer den frede gebrochen hat czwisschen deme lande czu Polan und deme orden.
Gnedige frauwe die nemet euch an want ir eyn erbling siet czu deme riche und der crone czu Polan und wir uns wol vermuten merken und {S.139}dirkennen und vorwar wol wissen wen is czu tagen kümpt das is entscheiden wirt czwisschen Littowin und Russen und deme orden und das der orden und wir euch und euwirm riche gerne dynen nach als wir deme allirdurchl[uchsten] fürsten euwirm allirliebsten vater egenant vorgethan haben und ouch konig Kazimir seligs gedechtnis gethan haben und wen uns Got gehilfft das is entscheiden wirt czwisschen Littowen, Russen, deme lande czu Polan und unserm orden, was euch denne der Konig zufügt und gibt das sal gute frede vor uns haben.
Dat[um] Marienb[urg] feria tercia proxima post Epiphania Domini.1)

Cedula eidem littere inclusa
Ouch allirdurchl[uchste] fürstyn verneme wir us der cedel di ir uns in euwirm brieve vorslossen habt gesant wie das euwir durchl[uchkeit] underrichtet ist wu euwirn houptlüten die czur Wille sint gewest das man herczogen Kairigail andirs getofft Kazimirus sulde syn houpt tot abegeslagen syn. Do antwarte wir euwir durchl[uchkeit] abir uff, also wer das euwir grosm[echtikeit] also vorgebracht hat das der der warheit nicht gewust hat noch enweis, want wir von deme obirsten marschalk Dütsches ordens und von andern erbarn lüten herren, rittern, knechten die czu der cziet mit in der reise waren vernomen haben, das der egeschr[eben] herczog Kairigail unwissens wart dirslagen , das in nymand kante und das stunt bis an den vünfften tag, das do nymand von wuste das her dirslagen was. So lange bis das Litthowin von deme andirn huse stegen und flogen in unser heer, die selben sagten ,das der egeschr[eben] herczog Kairigail were dirslagen also dirfure mans czum ersten das her dirslagen was und were viel liber und nutzer gewest, das her lebendig were gefangen, want unser gefangen die czu Littowin sint grösern trost do von hetten gehabt als wir euwir durchl[uchkeit] das vor wol eigentlich geschriben.
Hirumb allird[urchluchste] fürstyn bitte wir euwir durchl[uchkeit] mit flieze ab imand sulche rede an euwirn grosm[echtikeit] brechte, das ir der lichtlich nicht glowbt want die selbe geschicht nicht anders ist geschen dan als vorgeschriben stet, als wir wol bewisen wellen mit viel erbarn lüten die do selbist czu der cziet kenwartig woren.


Inhaltliche Anmerkungen

1) 1391 Januar 10.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs79.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 79 (1391 Januar 10. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (29. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (29. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (29. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, den 29. Juli 2003 — Letzte Änderung: 21. März 2016 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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