PrUB, JS-FS 136

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2009)




 1402 März 2. Marienburg.
{Regest}
Fürst Switrigal von Litauen bestätigt den Friedenschluss mit dem Deutschen Orden und die damit verbundenen Bedingungen: die Treue zum Christentum und seine Vermehrung; Frieden mit den Ländern des Ordens und den Ländern, die unter dem Schutz des Ordens stehen; keine Bündnisse gegen den Orden einzugehen; Vergebung und Vergessen bis jetzt zugefügten Schadens und Leids; Abtretung von Land an den Deutschen Orden (genaue Nennung der Grenzen); Erlaubnis der Rückkehr Geflohener in die Gebiete Switrigals; keine Gefangennahme von Ordensuntertanen, es sei denn mit Erlaubnis des Hochmeisters; Unterstützung des Ordens bei Heerfahrten und Verzicht auf eigene Gefangene; keine Durchzugserlaubis und Unterstützung für Feinde des Ordens durch das Land Switrigals; Durchzug im Kriegsfall durch das Ordensgebiet nur mit Zustimmung des Ordens und auch dann nur ohne Schaden für diesen; Bestätigung des Vertrages, wenn Switrigal Großfürst an Witolds Stelle werden sollte.

{Überlieferung}
A = Pergament-Urkunden, Schieblade 54, Nr. 1.

{Drucklegungen}
aus A: Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 5, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 167- 170. [Die lateinische Ausfertigung dieser Urkunde findet sich bei: Kotzebue, Switrigail, S.164 ff.]

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Originalurkunde, Siegel ist abgefallen


In dem namen der heiligen und ungeteilten Drivaldekeit amen.
Wir Boleslaus anders Swytrigail von Gotes gnaden furste und erbeling czu Littowen und Russen und herre der Podolien allen kegenwertigen und nochkomenden den desir brieff vorkumpt heil und desir teydinge ein ewig gedechtnisse czu dirkennen dy worheit, wendt der merer des fredes mit synen betwingenden manungen und geboten uns tegelichen ledt czu dem geiste der eynekeit und des fredes, so achte wirs wirdig, das die voralden missevelle, gwerre und leydunge von uns widder den erwirdegen orden Sente Marien des Duetschen hueses von Iherusalem lange cziet dirczeiget umb die czuvorsicht des cristenen gelowbens nu gewandelt werden yn eynen ewigen frede, vorgebunge und eyntrechtikeit.
Worum wir haben eynen tag der czusampnekommunge gehalden yn dem yare, tage und stat nochgeschreben mit dem erwirdegen herren bruder Conraden von Jungingen hoemeister des ordens der bruder des spittals Sente Marien des Duetschen hueses von Jerusalem und mit sinen mittegebietigern und uf dem selben tage teydingeten umb eynen ewigen frede czwisschen uns und unsern landen uff beiden sieten.
Doselbest umbetwungen und unbenotet von gutem willen umb der liebe willen des cristengelowbens bewiesten wir dy luterkeit unsers gemuetes in der nachgeschrebnen wiese.
Ijn dem irsten so gelobe wir yn allen unsern landen und luten, das wir breiten wellen den cristengelowben noch unserm vormoegen und czu thun der heilgen Romisschen kirchen und dem Romisschen rieche was andere cristen frie koninge udn frie fursten pflichtig sint czu thunde und keine cristene lande czu heeren, noch gestaten noch unserm ver- {S. 168} moegen duch unsire lande czu heeren usgenomen gewald und unrecht ab uns dy werden dirczeiget von cristen und was uns moegelich tzu thun ist von des cristenengelowbens wegen, das gelobeten wir vesteclich tzu dirfullen.
Ouch so gelobeten wir und geloben yn desen kegenwertigen bie guten treuwen, das wir von deser tziet und vurwert halden wellen frede und eyntrechtekeit mit dem erwirdegen herren bruder Conraden von Jungingen vorgenant, alle sinem orden und synes ordens landen beide  tzu Pruessen und tzu Lieffland und andirswo die her hat mit ganczer herschaft und yn synem beschirme als dy lande und gegenoten der herren bischoffen, prelaten und capitteln, sie sint  geistlich ader werltlich. Den frede wir halden sullen veste und unvorrucket bey guten treuwen.
Ouch sulle wir nymmer noch wellen keinen bund stiften noch machen mit keynerley herren, geistlichen noch werltlichen widder den egenanten orden.
Worum wir ouch vorgeben und verlassen alles leyd das uns von dem egenanten orden dirczeiget ist lueterlich us unserm herczin.
Ouch so haben wir mit dem vorgeschrebnen herren homeister und sinen gebietegern gemachet eyne landscheidunge als tzwissen uns und dem egeschreben orden ewiclich czu halden. An czuheben an dem obersten orte des werders Sallyn genand, gelegen boben Romeywerder, also das das gantze werder ewiclich dem orden bliebe. Von dannen von dem obirsten  orte des vorgenanten werders gerichte czu gehen uff die Nawese undir dem heilgen walde yn dem grunde und von dannen tzu volgen der Nawese an dem mittelstrome bys czu Wiswilten. Von dannen gerichte tzu geeende tzu Roda dem steine der do liet in der A und Rodr ist genant. Von dem selbin steine tzugeende bis uff den Smarden, von dem Smarden gerichte uffczugeende bis uff den Apeytensee. Den Apeytensee uffczugeende bis an den Brengelischen weg. Von dem selben wege gerichte tzugeende bis czu Nenemyten. Von der Nenemyten gerichte czugeende uff den ort von der heyde, do der Born entspringet. Von dem Borne als der entspringet gerichte tzu geende do dy Egloffe entspringet. Von der Egloffen gespringe gerichte mitten tzu geende durch die wiltnisse bis an die Ploskawer grenittze. Dese obegeschrebenen grenittzen sint alle gelegen kegen Lieffland. Dornoch kegen dem lande kegen Prussen, so sal der orden haben dese noch geschrebnen grenittzen. Von dem vorgenanten werder Sallyn boben Romeywerder gelegen gerichte tzugeende bis uff die Suppe und vordan dy Suppe uff bis do sie entspringet. Und von dannen als die Suppe entspringet gerichte bis uff das Metenflies do is us deme Metensehe vellet und von dannen den Metenfliese tzu volgen bis yn die Bebere. Und den Beber tzufolgen bis an die Mazowishen grenittzen. Alle dese vorgeschrebne gegenote und lande gelegen yenhalben den grenitzen kegen Lieffland und Prussen oben usgedrucket mit allem irem nuttze blieben  {S. 169} sullen dem orden ewiglich. Der wir uns ouch gantz vortzien yn desen kegenwertigen und alles rechtes das wir dorynne gehabt haben.
Worumb wir des ordens luete, gebuwer, rittermesige ader ouch welcherley gekunnes sie sint die noch dem ewigen frede gestiftet achberlich mit dem irluchten Allexandro andirs Wytawt genant entwichchen sint us Samayten des ordens lande tzu deme vorgesprochenen Allexandro, so schire wir widderkomen yn welcherley wise tzu unsern veterlichen landen mit der hulfe Gotes, wir ane alles gefeer widder antwerten sollen dem vorgesprochenen orden yn welcherley gegenoten al unsir landes sie sint.
Ouch so sal is sin unser wille, das des vorgenanten ordens luete koufslagen mogen yn allen unsirn landen frie von tzollen und andirn ungelden, die wir ouch ebschirmen sullen als die unsern, usgenomen alde tzolle die von alders gesatzt und gewest sint bis an dese tziet und was gebot sien adir gescheen von uns yn unsirn landen dortzu ouch vorbunden sullen sien des ordens lute.
Vortme sullen wir keinen menschen her sie rittermesig, knecht ader gebuwer ader welchirley kunnes ader wesen her sie ane orlob des hoemeisters der tzu den tzieten sien wirt yn unsere lande nemen ader settzen.
Ouch wo wir yn herverten sien mit dem orden was lute do des ordens lute vahen, sie sullen blieben ire gefangen alleine.
Vortme wo wir ader die unsirn mit dem orden ader mit des ordens luten yn herverten sien, geschiet do keine obeltat von des ordens lueten, die sal der oberste des ordens yn dem heere alleine richten. Geschiet sie ouch yn der gemeyne das sal man richten und buessen yn der gemeyne von beidentsiten.
Vortmer so sulle wir keinen herren, rittere adir knecht, kein heer adir keinen menschen ab sie ozch critsen sint wissentlich lassen tzien durch unsir lande den orden czu beschedigen, sunder das undirstehn sullen noch allem unsen vermogen.
Ouch was menschen  geechtet werden in des ordens landen die sullen wir mit nichte hegen wedir den orden yn unsern landen, nemlich die des ordens landen ader lueten gedreuwet haben is sie mit slachtunge, mortbrande ader vorretnisse.
Vortme sulle wir keyn heer furen durch des ordens lande, is geschee denne mit wissen und willen des ordens und ab wir des ordens willen dortzu behalden  wurden  so sal doch die durchczucht gescheen ane schaden des ordens.
Vortme die berichtunge lange cziet gehatt obir den ewigen frede und eyntracht von dem irluchten Allexandro andirs Wytawte unserm vetter mit dem vorgenanten orden als von der vorgebunge des leydigunge der gegenote und der grenittzen landscheidunge mit allen andern gesetztzen ader artikeln als des selben houbtbrives lange tziet gegeben dem oftegesprochenen orden klerlicher uswiesen, die alle und besundern wir von rechter wissenschaft alhie haben wellen als ab sie yngeslossen wern. Usgenomen den artikel nicht uffczunehmen dy lute der oben gewandelt ist und den andern {S. 170} artikeln den wir buesen gelasen haben von rechter  wissenschaft, der do lutet obir das land und herschaft des Ruysen von Pleschkow und doch gesaczt ist yn dem houbtbrieve herczoge Wytoldes.
Wir beweren annamen und loben veste und stete czu halden ane alles gefeer ouch wenne uns das gelucke geschiet von der hulffe Gotes, das wir czu unsern veterlichen gutern komen, so geloben wir mit desin kegenwertigen bey guten truwen durch grosser bevestunge und sichcherheit wille, das wir denne wellen und sullen geben einen andern brieffe, desim brive yn allen dingen gliech, mit der bayoren, edelingen, herczogen und andirer unsirn grosten alle die vorgenant gemachet und geordent iczlich ingesiegele czu besiegeln, welche von dem homeister und sinen gebitigern denne geheisschen werden alle dy vorgeschrebne artikele und eynen iclichen besundern yn allen iren luten.
Wir Boleslaus vorgenant geloben by guten treuwen vor  uns, unsire erben und mitteerben und nochkomelingen veste und unvorrucket ewiclich czuhalden und dorwidder nymmer czu komen noch nymand komen sal yn aller wiesse mit unserm wissen und willen wedder mit listen mit geschiedekeit mit rechte mit gewald offenbaer noch heymelich mit rate ader mit tate und uff das alle die vorgeschreben teidinge in kraft besteen. So haben  wir desen brieff gegeben czu latyne und czu duetsche oberall glieches sinnes und unser ingesiegel doran hengen lassen, der gegebin ist uff dem huese Marienburg yn den jaren des Herren tusent vierhundert und dornoch im andern iare am andern tage des monden Marcii.1
Inhaltliche Anmerkungen
1) 1402 März 2.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs136.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 136 (1402 März 2. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (11. September 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (11. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (11. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 11. September 2003 — Letzte Änderung: 26. Januar 2009 von Jürgen Sarnowsky
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