PrUB, JS-FS 118

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2009)




 1398 Mai 29. [Marienburg].
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an Wisby: weist darauf hin, dass die Vertreibung der Seeräuber aus Gotland und die Ausrüstung der Friedeschiffe große Kosten verursacht haben; befürchtet, dass die Seeräuber im Winter, wenn die Friedeschiffe pausieren, versuchen würden, sich abermals in Gotland festzusetzen; hält es daher für notwendig, in der Stadt und auf dem Land den Winter über so viele Leute zu haben, dass man den Seeräubern widerstehen könnte; die daraus entstehenden Kosten könne Preußen jedoch nicht allein tragen; schlägt eine Beratung über die Aufteilung der Kosten vor.

{Überlieferung}
B = olim StA Kbg, Hochmeisterliches Missivbuch II, fol. 79b, überschrieben: Deme burgermeister und dem rate czu Wysbue ist alzo geschreben im XCVIII iare. Wysbue der stadt im land czu Gotlande gelegen.

{Drucklegungen}
aus B Hanserecesse, 1. Abteilung, Bd. IV, hg. Karl Koppmann, Leipzig 1877, Nr. 471, S. 441 (danach hier); Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 5, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 145- 146.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Registerabschrift


Erbarn lieben frunde.
Alz euch wissintlich ist, das wir durch besundere und grose not wille des gemeinen koffmannes uns geleget haben in die see czu vortribin di seeroubir, di Gotis und allir werlde finde sint und beschediger, des hat Got der herre uns gehulffin, das di unsern, di wir um en sulchs czu vorstoren gesandt hattin, di selben seeroubir und der lute beschediger und besunder des landes czu Gotland doselbes uff dem lande und in der stadt czu Wisbue gefundin und mit euwer hulffe obirwundin und vortreben haben, euwer stadt und dem ganczin lande czu Gotland und deme gemeinen kofmanne, alz wir unczwifelich hoffin, czu groser selikeit, nuecz und vromen und obir das so haben wir och, alz euch wissentlich ist, sampt mit andern steten unser lute uff di see gesandt, euch und den gemeinen koffmann vordan in fredesamkeit czu behaldin. Und das allis haben wir ane grose unmessige koste nicht mogen darbrengen, alz ir lieben frunde und ein ieclicher das wol moget dirkennen.
Nu haben wir uns ensuchina wol besunnen, das die selbin seerouber und ir mittehelffer in so korczir czit nicht mogen gestillet und vortrebin werdin, sundir das si sich leichte uff den winter, wen di fredeschiff widder us der see komen, weder mogen haldin an di land, dob sie sich vormals bequemlichst wostin czu enthaldin, und das wer sich e uff Gotland den anderswo czu vorsehen, und wi ensulchs geschege, do Got vor sie, do mochte deme gemeinen koffmanne der stad czu Wysbue und dem ganczin lande czu Gotland grosser mue und schade von entsteen, den vormals i geschen were und uff ein sulchs czu bewaren und im wederczustehen, well wir gerne gedenkin, alz wir fruntlichst mochtin.
Nu durkenne wir wol, das is ane lute und grose koste nicht vollenkomelich und sichir vorwart moge werdin.Und dorumb, liben frunde, wer unser rat, alzo verre ap is euch gefile das ir di gemein euwer stadt und uff dem ganczin lande czu Gotland czusampne bebot und en semelichs mit in wuget und obirredt, ap si doczu holfflich weldin sin, und ir sam mit in uns weldet helffin bekostigen, das man in der stad czu Wisbu und och im lande vortan uff den winter so vil lute mit irem harnasch und notdorfft mochte ushaldin, das si den selbin seero[u]bern mochtin wedersten und das land und di stad beschirmen, uff das, ap di selben Gotes finde, do Got vor sie, iren willen mochtin haben, nicht vil me und grosser bosheit euch und dem gemeinen koffmanne wurdin czutriben, denne si i gethan haetten.
Und en sulchim wedir czu steen, were uns und unserm lande czu  Prusin czu swer alleine czu bekostigen und mochtin sin nicht wol di lenge czukomen.
Und dorumb, lieben frunde, ap ir sin nu mit der gemeine des landis und der stad eintrechtig und czu rate wurdet, das ir uns gemeinlich di koste werdet helffin tragen, alz obin stet geschreben, adir was ir dobie thuen wellet, bitte wir uns wedir czu schriben, als ir irstin moget, so welle wir dornoch gerne mit unsern gebitegern und mit unsern steten doruff denken, das wir euch us unserm lande lute und koste und ander notdurfft volgen lassen, wes ir werdet bedurffin, uff das  di selben bosin lute, di seerouber und ander ir helffer, nicht also obir euch und vil ander erbar lute iren bosen willen voltriben mogen.
Geben anno Domini etc. nonagesimo VIII an der Mittwoche in den Phingst  Heiligen Tagen.1
Inhaltliche Anmerkungen
1) 1398 Mai 29.

Textkritische Anmerkungen
a) Lies: en sulchs?
b) do di in B.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs118.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 118 (1398 Mai 29. [Marienburg].)

Bearbeitungsstand: Text eingegeben (4. September 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (4. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (4. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 4. September 2003 — Letzte Änderung: 25. Januar 2009 von Jürgen Sarnowsky

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