PrUB, DH 462
© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2014)
[Hochmeister Ludwig von Erlichshausen] an [Veit von] Giech: Anweisungen für die Vermittlung eines Friedens zwischen dem Hochmeister und dem König von Polen [Kasimir II.] durch den böhmischen König [Georg von Podiebrad] oder durch Herzog [Konrad IX.] von Oels.
{Überlieferung}
C = GStA PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA, Nr. 15029a.
{Drucklegungen}
{Diplomatische Erörterung des Stücks} zeitgenöss. Abschr., 2 Bl., Bll. 1 und 2v beschr.; Wasserzeichen "Ochsenkopf mit Stern auf einkonturiger Stange, ähnlich Piccard, Ochsenkopf-Wasserzeichen, Abt. VII, Nr. 151 zu 1458; Betreff [von Hand des 16. Jhs.] Supplicatio; item instructio an den - ut videtur - Romische & Behmische konigk von wegen der anla(x) umb fried zwischen dem orden & konige zu Polen etc. item herzogen Conradt von der Oelsnitz; Altsign. Sch(ieblade) Va No 17; Datierung nach dem Wasserzeichen und den Wahlen Georgs von Podiebrads zum König von Böhmen und Matthias' Corvinus zum König von Ungarn.
Allerdurchlauchte(r) furste, grosmechtig(er) koni(n)g etc., alse denne eurer konigliche grosmechtikeit ire treffliche botschafft zcu uns(er)m homeist(er) hoth gesant unnd em lassen anbrengen, we(re) es em sinlich, ir weldet euch der sachen solche(r) krige, czwusschen dem konige zcu Polan1) unnd uns(er)m ord(en) gewandt, und(e)rnemen unnd darnach arbeten, ap ir sie mochtet hinlegen unnd richten. Solcher euwer gnedigen gonst unnd zcuneigunge dancket uns(er) ho[meis](er), seine hern prelaten, gebittig(er) unnd bruder euw(er)n gnaden mit ganczer demüta) unnd wellen's v(er)nier ken euw(er) konigliche gnade vordienen, wenne sie werden konne(n) unnd mogen.
Doruff sendet mich unser ho[meis]t(er) zcu euwer koniglich(e)n maiestat unnd lect euch mit wemuth sagen, wie sich der koni(n)g zcu Polan seiner unnd unsers ordens lande unnd lewte widder geleistunge seines leiblichen eydes deshalben gethanb), ouch widder die vorschreibunge des ewige(n) friedes mit uns(er)m ord(en) zcu halden, ouch widder manchvaldige seiner gelobde widder got unnd recht hat underwunden. Dorum(m)b denne disse sweren krige, blutvorgissung, trubeczal unnd jamer sein entstanden unnd nach gescheen alle tage, haben unsirs cristlichen gelowbens czwe allirobirsten houpte, alse bobest unnd keiser, ouch uns(re) gnedigsten hern die korfursten unnd and(e)r fursten unnd hern, geistlich unnd wertlich, denselben koni(n)g ufftmals mit brieff(en) unnd bothschafften ersucht. Unnd haben en nije konne(n) dorczu v(er)moge(n), das h(e)r unserm ord(en) recht ad(e)r billichkeit hette wellen pflegen unnd synt sich denne euwer konigliche gnade dirbeuth, sich der sachen zcu und(e)rwind(en) in ein getrauwen, die zcu richten. Des ist uns(er) ho[meis]t(er)2) sere erfrouwet. Her dancket euch des mit seiner hochsten demut unnd bittet euwer gnade, das ir solche sache wellet zcu euch neme(n) unnd euch dorinne also bearbeten, das her unnd uns(er) ord(en) bey seinen landen unnd lewten moge bleiben. Uns(er) ho[meis]t(er) wil euch das g(er)ne gonne(n) unnd gibt dorczu seinen willen uff begriff eins anlasses, den men dorczu wirt begreiff(e)n - so ir dorczu ouch werdet haben wille(n) unnd volbort des h(er)n konig(s) c)zcu Polan. Sequitur articulus cum tali signo [Auslassungszeichen] verte folium:e){auf Bl. 1v oben} Das uns(er) homeister nicht sobalde seine botschafft alse euwer genaden bote van em schid zcu euch hat geschickt, alse her umer gerne getan hette, bittet her euwer konigliche gnade, welle em das nicht vorkeren, denne h(e)r an seins ordens bruder unnd geleder, ouch an and(er)n solch(e)r lewte, die zcu so grossen achtbare(n) sachen dienen, hat grossen abegang unnd gebrechen nachdeme die deser so herte(n) krige newen dem homeist(e)r mussen warten. Unnd es ist so lange her tegelich gewest am gerochte, das der ko[nig] zcu Po[len] mit herschilde uns(er)n ho[meis](er) unnd die seine(n) wolde uberczihen. Des sie denne alle tegelich bisher haben gewartet unnd vor betet. Sequitur articulus "Wurde der koni(n)g etc." {auf Bl. 1r, unteres Drittel} Wurde der konig dorczu sprechen, her hette macht unnd wille(n) des konig(s) zcu Polan unnd bogerte, das von stund an die sachen sulden veranlasset werd(en). So sal h(e)r Gich3) antworten, her sey dorczu nicht angeschickt, em sey das ouch nicht bevolen; denn uns(er) herre homeist(er) habe nicht gewust, wie unnd in was weise seine gnade disse sachen zcu ein gedencke zcu neme(n), ouch ap her ouch des konig(s) zcu Polan willen unnd volbort dorczu habe.
Wurde dems(elben) der ko[nig] czeit unnd tage welde legen unnd welde dorczu nennen Breslaw4) ader ander stete bawssen lands, so sal her vorczelen armut uns(er)s h(er)n unnd des ord(ens), ouch das unser herre seiner gebittig(er) unnd andr(e), die zcu solchend) sachen sullen dienen, krigeshalb(e)n van em aussijm lande nicht kan schieben. Sunder h(e)r sal bitten - mochte es gesein -, das solch tag her ins landt, in eine stat unsers teiles wurde gelegt, doruff sal her ouch veste bleiben. Mochte das aber nicht gesein, dass dann(e) ein tag ken Franckfort an der Oder5) wurde gelegt, alse gerawm, das wirf) nach seim einbrenge(n) dorczu konne(n) geschicken die unser(e)n.
{Bl. 1v, 2. Absatz} Item ap der ko[nig] zcu Beheme(n)6) des konig(es) zcu Po[lan] macht unnd willen hette, so sal h(e)r Gich doran sein am ko[nig] zcu Beheme(n), das h(e)r van stund an am ko[nig] zcu Po[lan] bewerbe, das alle unnd itczliche, geistlich unnd wertlich, welcherley wesens die sein, die zcu solchem tage sulle(n) czihen, zcueg) lande unnd zcu wass(er), sicher unnd velich sein vor dem konig(e) zcu Po[lan] unnd allen and(er)n seines teiles, in der besten weise unnd form(e)n, unnd das solche geleite also vorsorget werd(en) nach notdorfft, das sie der herre ho[meis]t(er) ungesewmet moge krigen unnd das auch gutte lewte doruff mog(e)n czihen. Als wil der ho[meis]t(er) widd(e)rum(m)b thun.
Unnd w(er)t der koni(n)g die ding also bewillig(e)n unnd begreiffe(n), so sal h(e)r Gich also werben w(er)t sich euwer konigliche gros(mechtigkeit) sulcher sachenh) unnd erbeit und(e)rslaen, gedenckt sich uns(er) ho[meis]t(er) mit den euwern, die do kome(n) w(er)d(en) zcu solchem tage, so men den anlas machen w(er)t, also zcu vortragen, das euw(er) gnade sein unnd seins ord(en) halben des sein sal ane schaden.
So denne h(e)r Gich zcurucken vam ko[nig] w(er)t czihen czihen ken der Olsen7) zcu herczog Conradt8). Hat sich der k[onig] zcu Behem(en) der sache unde(r)wunden, das sal h(e)r em sagen, dasi) der koni(n)g zcu Behemen den h(er)n ho[meis]t(er) vormols dorum(m)b besandt hette unnd hette begert, in den sachen zcu teijdunge(n). Solde em das der ho[meis]t(er) haben vorsagt, das hette em nicht gefuget, das dorum(m)b der herre herczog keinen unwillen welde haben. Wurde aber der ko[nig] die sachen j)ausslaen unnd nicht anneme(n) welde, so sal her Gich herczog Conradt bitte(n), das h(e)r sich der sachen welle undirneme(n) unnd teidinge(n), so dach, das der handel uff eine(n) anlasz czuk) begreiffen were gelegt ken Dybaw9) unnd zcum Colme(n)10), uff das men uff gelegener stat czwuschen Dybaw und Colmen moge handeln. Unnd das auch die geleite werden vorsorget gleich alse mit dem ko[nig] zcu Behem(en).
Ap der konig ad(e)r der herczog wurden sprech(e)n, was men em dorum(m)b thun welde, so sal her Gich antw(er)ten: "Gnediger herre, ich czweivel nicht, so die euwern uff solchen tag w(er)den kome(n), unser homeister unnd orden werden euwern gnaden dorinne wol willen machen".
Textkritische Anmerkung:
a) Zwei schräg stehende Striche über u in Schreibrichtung werden als ü wiedergegeben.
b) Aus getham korr.
c) Vor dem linken Zeilenbeginn ein Aus-/Einlassungszeichen.
d) Es folgt gestr. sul.
e) Vor dem linken Zeilenbeginn ein Aus-/Einlassungszeichen.
f) Über gestr. men.
g) Aus zcur korr.
h) Es folgt v[nnd].
i) Über gestr. unnd.
j) Davor gestr. v.
k) Über der Zeile.
1) Polen
2) Ludwig von Erlichshausen, Hochmeister des Deutschen Ordens (1450 - 1467).
3) Veit von Giech, Oberkumpan des Hochmeisters und Komtur von Brandenburg (1454 – 1474).
4) Breslau.
5) Frankfurt an der Oder.
6) Gemeint ist wohl Georg von Podiebrad, König von Böhmen (1458 Febr. 27 - +1471 März 22).
7) Oels.
8) Gemeint ist wohl Herzog Konrad IX. der Schwarze von Oels (1452 - 1471).
9) Dibau an der Weichsel, gegenüber Thorn.
10) Kulm.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh462.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 462 [um 1458 Febr./März.]
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 27.8.2014) Datum überprüft (D. Heckmann, 27.8.2014) - Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () - Text mit Or. kollationiert (D. Heckmann, 27.8.2014) - äußere Merkmale beschrieben (D. Heckmann, 27.8.2014)
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 27. August 2014– Letzte Änderung: 27. August 2014 von Dieter Heckmann
Zurück zur Hamburger Homepage / zurück zur Regestenliste für 1458