PrUB, DH 315
© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)
Georg [von Polenz, Bischof von Samland,] an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]: Ablehnung des vom Meister und den livländischen Gebietigern geforderten Zusatzartikels u. a. wegen der Gefahr einer nach außen dringenden Zwietracht im Orden.
{Überlieferung}
D = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 26720.
{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift mit zeitgenöss. Betreff Was an den h(errn) meister des articuls halben, die confirmation belangend, geschriben, 12. febr[uarii] 24. M. und Altsign. aus Schiebl. XXIX (L. S.) 72
Etc. Wir fuog(en) e[uer] l[ieb] zu wissen, nachd(em) uns durch den wirdig(en) und geistlich(en) u[nsers] o[rdens] lieben and[echtigen] h(errn) Michl v[on] Trahe(1), was er neben dem edlen und w[irdigen] h(errn) Wolf(en) v[on] Heideck(en)(2), bede T[ewtzssches] o[rdenns], bey e[uer] l[ieb] und derselben gebietiger - sovil dieselb(en) zur selb(en) zeitt bey sich gehapt - uff iren gehapten bevelch fur antwort empfang(en) in beysein ettlich(er) her(e)n dess ordens am dinstag nach convers[ionis] Pauli(3) relation gethon, haben wir in e[uer] l[ieb] begriff der haubtverschreibung und(er) and(e)rn einen articul eingenomen und daryn ges(e)zt befund(en), nemlich diser nachgesetzter wort:
"articulus
Furter uff das dise vereinigung und vere(in)gung und verschreibung dester statlich(er) und unwidirufflich(er) gehalt(en) werde, auch ewiglich und stete beleib(en) mog(en), so l(o)ben wir, uns[e]r prelaten, gebietiger und alle steende dess ordens land(en)(a) zu Preussen(4) , unser furderung an bepstlich hilickeit und kay[serlich]e m[aieste]t dardurch es ewig bestettigt werde und beleib, on alle widerede und auszuge zu geben. Wollen auch, das durch khein weg verhind(er)n (o)der verhind(er)n lassen" etc.
Disen iztgesetzten articul achten wir und die heren gebietiger gar nicht von nott(en), sond(er) mer schedlich als nutz zu sein nach volgend(er) ursachen:
1[.] Erstlich, das in unsern g[nedig]st(en) he[errn], den hochm[eister], auch die h(errn) gebietiger solch(er) misstrau nit zu setz(en), dieweil doch die verschreibung mit s[einer] f[urstlichen] g[naden] m[aieste]t, auch dess convents aller prelat(en) und stende dess ordens in Preussen insigel, darzu mit s[einer] f[urstlichen] g[naden] eig(en) hand underschriben, bevestigt wurdet. Und e[uer] l[ieb] wollen nit zweifln, dasselbig getreulich, steet und veste gehalten werde.
[verso] 2[.] Zum andern s[ein]e ko[niglich]e ir[lauchtigkei]t zu Polen(5) iren oratorem steets zu Rom hat, und derselbig solche zwytracht dess ordens in Preussen und Liffland(7) zu sein erfure, dan solche grosse vorschreibung(en) mussen durch manche hand und person zu confirmirn gefurdert werd(en). Alsdan wurde er's sond(er) zweyfl ko[nigliche]r irl[auchtikei]t zu wissen thun. Was nutz oder schadens daraus wurde erfolg(en), het meniglich wol zu vernemen.
3[.] Zum tritten, mochte sich bapstliche hellick(eit) und(er)steen, den orden als fur geistlich(b) und(er) ir gehorsam zu zieh(en), und doch u[nser] g[nedig]st(er) h(err) hochm[eister] als das haupt dess gantz(en) ritterlich(en) ordens ouch gelid des reichs ist. Und aus der ursach der bapst nit confirmiren wollen, daraus aber zwyspeltickeit und args erfolg(en) thet,
4[.] Zum vierd(en), wurde vileicht mer gelts uber der confirmation ausgeb(en), dan sich e[uer] l[ieb] und d(er) h(erren) gebiettiger hulff erstreck(en) thut.
5[.] Zum letzt(en), dieweil aus angezeigt(en) ursach(en) die confirmation jo nit zu begeren und noch vil wenger mercklich(en) nachtheil dess ordens zcu verhutt(en) u[nseren] g[nedi]st(en) h(errn) laut dess begert(en) articuls zu bewillen ist, so mechte u[nser] g[nedi]st(er) h(err) gedenck(en), e[uer] l[ieb] und di w[irdigen] h(erren) gebietig(er) welt(en) mit dissem articul weg such(en), das sich dardurch euer hulff stossen solt. Welches wir doch fur unser person noch nit darfur halten, dan wir verseh(en) uns, e[uer] l[ieb], auch di her(e)n gebietig(er), werden bei sich selbs angezeigte ursach(en) also beweg(en), das derselb(e)n und inen nit beschwerlich sein wurdet, angezeigt(en) articul vallen zu lassen. Solchs haben wir denselben, die wir gott dem almechtig(en) in gluckselickeit zu bewaren bevol(e)h(en) mit rat unser gebietig(er) - sovil wir uff bemelt(en) tag bey uns gehapt - im allerpest(en) nit wissen zu berg(en), e[uer] l[ieb] antwort wartende. Datum Vischausen(8), 12 febr[uarii] a(nn)o etc. XXIIII.
Georg etc.
An h(errn) meist(er) in Lifland.
Textkritische Anmerkungen
(a) Es folgt gestr. herlick(h)euthen
(b) Es folgt gestr. unser.
Inhaltliche Anmerkungen
(1) Michel von Drahe, Komtur von Preußisch Holland (1514), Vogt im Samland (1517), Pfleger zu Preußisch Eylau (1518), Hauskomtur von Königsberg (1520), Karbisherr zu Königsberg (1524).
(2) Wolf von Heydeck, Vogt zu Fischhausen (1524).
(3) 1524 Januar 26.
(4) Deutschordensland Preußen.
(5) Gemeint ist König Sigismund I. von Polen (1506-1548).
(6) Rom.
(7) Livland.
(8) Fischhausen.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh315.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 315 (1524 Februar 12. Fischhausen)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 11.05.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 11. Mai 2006 — Letzte Änderung: 11. Mai 2006 von Dieter Heckmann
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