PrUB1412.12.31

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2000-2009)


1412 Dezember 31. Marienburg.

{Regest}
Hochmeister [Heinrich von Plauen] an den Meister von Livland [Konrad von Vietinghoff]: schildert die Finanznot des Ordens; bittet den Meister um Beisteuer der zu Lichtmess fälligen Schuldrate und um Übersendung von 40 Last Korn nach Memel.

{Überlieferung}
A1 = Berlin, GStA, XX. Hauptabteilung, OBA 1763 [LXXIII 75].

{Drucklegungen}
aus A1 Acten der Ständetage Preussens unter Herrschaft des Deutschen Ordens, hg. Max Toeppen, 1: 1233-1435, Leipzig 1878, Nr. 170, S. 209-211.

{Regest}
JH I, 1 1763

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A1 ist Konzept auf Papier.


Preceptori Livonie. Datum Marienburg in vigilia Circumcisionis.

Homeister Dutsches ordens.

Unsern fruntlichen grus czuvor, ersamer lieber her gebietiger.

Als euch wissentlich ist, und ouch kegenwertig woret, do wir czum Elbinge1) eyn steuwer uff unser land satczten durch der beczalunge wille, die wir dem von Polan thun sullen, und hetten wol gehoft, das wir mit dem- {S. 210}selben stuwer aller schulde weren ledig worden. Nu haben wir also egestern2) alle unsere gebittiger, ritter, knechte und die stete dys landes bie enander gehat, und ein iclichir hatte bie im beschreben die summa des gefallenen und ouch des hinderstelligen geschosses sines gebittes, welch geschos wir ny geehandelt noch in beheltnisse empfangen haben, sunder die gesworne vom lande und us den steten mit etlichen brudern, die wir in dorczu czu hulfe hatten gegeben. Dasselbe geschos wir noch innehaldunge der gebittiger czedeln obirleget und obirrechent haben und ouch doryn geslagen alle unser gebittiger hulfe, und was wir us unsern kirchen genomen haben, und was uns die prelaten dys landes, monche, nonnen an kelchen montranczen czu hulfe gegeben haben, und vynden nicht me an aller bereitschaft und was do hinderstelligen ist, denne 60000 marg Prusch.

Nu haben wir geachtet desse neste beczalunge, die wir also morne3) thun sullen, das uns obir alles das, das wir so czusampne haben gebrocht, wirt gebrechen 42000 marg Prusch mit den 15000 gilden, die wir deme heren konige czu Ungarn geben mussen, der dorumme sine botschaft iczunt im lande hat. So gebrechen uns vort ganz die andere czwu beczalungen uff Lichtmesse4) und uff die Mittefaste5), die do louffen uff 30000 schog groschen. Und die beczalung uff die lichtmesse usczurichten hatten wirs bestalt mit dem koufman, uns silber und groschen yns land czu brengen; nu ist der koufman und das geferte czu Kalis ufgehalden und hat must nederlegen, so das das geferte czu Bresslaw czu dem markte nicht kontten komen, das uns gancz dese beczalunge uff die Lichtmesse hindert. So haben wir den kompthur von Schonszee ken Dutschen landen gesand, den gebittiger und alle syne mytgebittiger doselbst von unser wegen anczulegen, das sie die beczalunge uff Mittefaste czu Frankenford teten, die do lauffet uff 12500 schog, dorczu wir doch wenigen trost haben.

Vortme haben wir, lieber her gebittiger, den gebrechen deser ersten beczalunge als die 16000 marg Prusch und ouch der andern czwu beczalunge der 30000 schog grosschen mit unsern gebittigern gewegen, als wir hogste konden, und haben unsere rittere, knechte und die stete bekommert, ap sie uns dorczu yndert einen rath mochten geben. Doroff haben sie uns mit ernste geantwert, das sie uns keinen rath dorczu mochten geben, und das is boben allen dingen nicht me czu thun were, das man das land noch eyns beschatczte. So weys got, das wir unser und unser gebittiger halben ouch dorobir keynen rath wissen, wend sich unsere gebittiger so hog emplosset haben, das sie ere huser nicht haben czu halden. Obir alle desze beczalunge so sie wir ouch beswert den czwen bisschofen czu Heilsberg und Lesslaw eine grosse summa iclichem usczurichten, so das wir werlich unser bekommernisse kein ende nicht {S. 211} en wissen.

Und dorumme, lieber her gebittiger, als wir euch muntlichen gebeten und ouch geschrebin haben, und iczunt nicht vorder konnen, so bitten wir euch noch, als wir hogste mogen, das ir unsere not, bekommernisse und dorftikeit metelidene geruchtet czu herczen czu nemen und betrachtet wie wir mit desen beczalungen vorsitczen, das wir nicht alleyne den von Polan, sunder ouch den von Ungern czu unsern rechten houptfinde werden haben, und das das euwre also wol, als das unsre vorterpnisse were, und gedenket rischlischena), lieber her gebittiger, mit lyen, borgen, beschatczunge euwer lande und gebittiger, wie ir uns us dessen noten helffet und czu steuwir komet uff desse beczalunge uff die lichtmesse, und wo mete ir uns gehelfen moget, das schreybet uns bie czite genug, und die hulfe, die ir uns werdet senden, die sendet uns ouch bie czite an silber und an golde, wend wir keyn silber noch golt in unserm lande haben, und haben durch deser ersten beczalunge willen alle das alde gelt, das man im lande hat mocht bekomen, ufgesaczt, keten, gortel und frauwengesmyde, und dorczu alle tringgefesse in steten und uffem lande ufgekouft und das smelczen lassen, daran wir grossen schaden emphangen haben, den wir mit nichte gewandeln konden.

Lasset euch, lieber her gebittiger, dys vorgeschreben metelidende bewegen und lasset uns nicht. Wordet ir noch sulcher unser not derclagunge nicht bie uns wellen thun, das wir mit nichte hoffen, was arges uns do von bequeme, do mochtet ir euch mit nichte usczien entscholdigende, das ir do von nicht gewost hettet. Wir habens euch muntlichen gesagt, wir haben uns ouch schreybens halben ken euch wol bewaret. Was ir nu thun wellet, das leit nu an euch.

Ouch, lieber her gebittiger, so vormogen uns die Culmisschen land umb der bechatczunge willen, die sie obirgangen hat, nicht czu geben das Schalwissche korn noch alder gewonheit, do mete man Ragnith pfleget czu halden. Ouch so is das korn im lande tuwir und gilt iczunt 9 schilling und wirt schire uf 1 firdung komen. So kann uns von Polan ouch kein korn ins land komen. Wir bitten euch, das ir uns 40 leste korns kouffet, wo ir moget, die welle wir beczalen, und sendet uns dasselbe korn tzu voriaren und yo ee besser ken der Memel, und schreybet uns, uff welche czit is kompt, das wir schif doruff mogen bestellen, doryn man ken Ragnith schiffet, und thut dorbie und bie deme obengeschreben euwer bestes, doran thut ir uns groslichen czu danke.

Schreybet uns ouch, lieber her gebittiger, die antwort der heren bisschofe in Lifland obir unsere begerunge, ap ir einigerleye czeitunge da von habet.


a) richslichen Ms.
1) 1412 Oktober 28.
2) 1412 Dezember 29.
3) 1413 Januar 1.
4) 1413 Februar 2.
5) 1413 März 30.

Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Kathinka Burkhard, 9.4.2003; Jürgen Sarnowsky, 28.11.2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()

Datum der Erstanlage: Samstag, den 28. November 2009 — Letzte Änderung: 1. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky
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