REGESTEN 1257

© Stuart Jenks, Erlangen / Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)

PrUB 1.1.331 – 1257 Januar 5. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. beauftragt die Dominikanerprioren in Elbing und Kulm sowie den Gardian der Franziskaner in Thorn, die Exkommunkation in Kraft zu erhalten, in den der Landmeister und einige Brüder des Deutschordens wegen Eroberung von Polexien und Galindien (vgl. PrUB 1.1.329) getan sind.

PrUB 1.2.1 – 1257 Januar 5. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. nimmt Herzog Kasimir von Krakau und Kujawien und alle, die in Polen, Mähren und Österreich auf Betreiben des Erzbischofs [Fulco] von Gnesen und seiner Suffragane sowie des Franziskaners Bartholomäus von Böhmen das Kreuz nehmen gegen die Litauer, Jatwägen (Jacintionen) und andere Heiden genommen haben, in seinen Schutz und verleiht ihnen den für die Kreuzfahrer nach dem Heiligen Land gespendeten Ablass.

PrUB 1.2.2 – 1257 Januar 5. Viterbo. – Papst Alexander IV. beauftragt die Bischöfe [Johann] von Krakau und [Thomas] von Breslau sowie den Abt von Sulejow, dafür zu sorgen, daß die vom Erzbischof von Gnesen und seinen Suffraganen sowie dem Franziskaner Bartholomäus von Böhmen gegen die Litauer und Jatwägen (Jacintionen) zusammengebrachten Kreuzfahrer von niemandem belästigt werden.

PrUB 1.2.3 – 1257 Januar 29. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. befiehlt dem Klerus in Böhmen, Polen, Mähren und Österreich, den zur Kreuzpredigt gegen die Litauer und andere Heiden in jenen Gegenden bestellten Franziskaner Bartholomäus von Böhmen gut aufzunehmen und mit vier Personen und vier Pferden zu versorgen.

PrUB 1.2.4 – 1257 Februar 1. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. beauftragt den Erzbischof [Fulco] von Gnesen und den Bischof [Johann] von Krakau, das Gesuch des Herzogs [Boleslaw] von Krakau und Sandomir und seiner Schwester, der Nonne Salomean, Witwe des Königs von Galizien, die Burg Lukow an der Grenze der Litauer, die er dem Templerorden eingeräumt, zum Sitz eines Bistums zu erheben, und dasselbe dem Franziskaner Bartholomäus von Böhmen zu verleihen, genauer zu untersuchen, ob es ohne Beeinträchtigung des Deutschordens und anderer geschehen könne.

PrUB 1.2.5 – 1257 Februar 28. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. befiehlt den Bischof von Cambrai, den Liurnus von Silfort, Presbyter, und Johann gen. von Dist, Kleriker der Diözese Cambrai, mit Pfründen auszustatten, was schon Papst I[nnozenz IV.] dem Erzbischof von Preußen, Livland und Estland vergeblich befohlen hatte.

PrUB 1.2.6 – 1257 März 5. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. befreit die Kirche von Plock wegen ihrer häufigen Zerstörung, die durch Preußen und andere Heiden besonders in letzter Zeit erfolgt ist, auf fünf Jahre von allen den päpstlichen Legaten sonst zu gewährenden Leistungen.

PrUB 1.2.7 – 1257 April 5. Rom, im Lateran. – Papst Alexander IV. ermächtigt den Franziskaner Bartholomäus von Böhmen, diejenigen, die gegen die Litauer, Jatwägen (Jatwenzenen) und Russen das Kreuz nehmen, von kirchlichen Strafen loszusprechen.

PrUB 1.2.8 – 1257 April 14. Königsberg. – Bischof Heinrich von Samland und Gerhard von Hirzberg, Vicelandmeister von Preußen, bezeugen, den "Berg" Königsberg und seine nächste Umgebung in der Weise geteilt zu haben, daß dem Bischof ein Drittel und dem Orden zwei Drittel zugefallen sind.

PrUB 1.2.9 – 1257 April 14. [Königsberg]. – Bischof Heinrich von Samland und Gerhard von Hirzberg, Vicelandmeister von Preußen, einigen sich über die gemeinsame Benutzung der Burgmühle bei Königsberg und die Anlegung von Allodien im Gebiet von Derne und Quednau.

PrUB 1.2.937 – 1257 Mai 1. Riga. – Erzbischof Albert von Riga urkundet über die Besitzungen, die er den von ihm nach Livland berufenen Zisterziensern angewiesen hat. Unter den in der Corroboratio angekündigten Siegeln wird auch das Siegel des Bischofs Albert von Pomesanien erwähnt.

PrUB 1.2.10 – 1257 Mai 16. o.O. – Gerhard von Hirzberg, Vizelandmeister von Preußen, appelliert vor den Bischöfen von Kujawien und Samland im Streit zwischen dem Deutschorden und dem Herzog Kasimir von Leczyc und Kujawien um die Landschaften Polexien und Galindien: der Abt Opizo von Mezzanum habe als päpstlicher Legat den Deutschorden exkommuniziert, dieser aber durch Vermittlung der Bischöfe von Leslau und Lebus den Herzog zum Verzicht auf sein aus der päpstlichen Schenkung über jene Länder ihm erwachsenes Recht bewogen. Trotzdem habe Kasimir unter Bruch des Vertrags den Dominikanern in Kulm und Elbing sowie dem Franziskanergardian in Thorn päpstliche Beschwerden schreiben lassen.

PrUB 1.2.11 – 1257 Juni 12. Leipzig. – Bischof He[ide]nr[eich] von Kulm zeigt dem Prior und den Brüdern vom Dominikanerorden in Lüttich den Empfang der Bulle Alexanders IV. Qui justis (recte: Innozenz' IV. PrUB 1.1.146. vom 23. September 1243) vom 11. März 1256 (Wiederholung durch Alexander IV. PrUB 1.1.326) an, wodurch er mit der Kreuzpredigt für Preußen und Livland beauftragt ist, fordert sie auf, dieselbe sich angelegen sein zu lassen.

PrUB 1.2.12 – 1257 Juni 16. Viterbo. – Papst Alexander IV. bestimmt, dass niemand die bei den in Böhmen, Polen und Österreich gegen die Litauer, Jatwägen (Jatverzaner) und andere Heiden das Kreuz predigenden Franziskaner abgelegten Gelübde ohne spezielle päpstliche Erlaubnis durch Geld ablösen darf.

PrUB 1.2.13 – 1257 Juni 27. Mistrewo. – Herzog Semovit von Masowien bestätigt die Freiheiten der Masowischen Kirche und befreit ihre Leute von allen Kriegszügen außer dem allgemeinen gegen diePreußen.

PrUB 1.2.14 – 1257 Juni 27. Viterbo. – Papst Alexander IV. befiehlt dem Provinzial der Dominikaner in Deutschland, die Kreuzpredigt für Preußen denjenigen seiner Brüder zu übertragen, die der Hochmeister und die Brüder des Deutschordens dazu auswählen.

PrUB 1.2.15 – 1257 Juli 11. Viterbo. – Papst Alexander IV. verleiht den Brüdern des Deutschordens, solange sie in Preußen bleiben, denselben Ablass, wie ihn der päpstliche Stuhl auf dem allgemeinen Konzil den Kreuzfahrern nach dem Heiligen Land bewilligt hat.

PrUB 1.2.16 – 1257 Juli 13. Viterbo. – Papst Alexander IV. bestätigt die Schenkung des Landes Selen an den Deutschorden in Livland von seiten des Königs Mindowe von Litauen, dessen Supplik an den Papst (vom Oktober 1255) inseriert ist [Bulle: Cum a nobis].

PrUB 1.2.17 – 1257 Juli 26. Viterbo. – Papst Alexander IV. wiederholt wörtlich die Bulle Papst Gregors IX. vom 3. August 1234 (PrUB 1.1.108.), in der dieser das dem Deutschorden geschenkte Kulmer Land und was den Preußen weiter abgenommen werden kann, als Eigentum des Hl. Petrus in den Schutz des heiligen Stuhls nimmt, es aber dem Deutschorden zu ewigem Besitz verleiht.

PrUB 1.2.18 – 1257 [August 2]. Viterbo. – Papst Alexander IV. gestattet dem Deutschorden in Preußen, freie Laien und Geistliche, auch ohne die gesetzliche Probezeit, aufzunehmen, verbietet aber den einmal Eingetretenen den Austritt bei Strafe der Exkommunikation [Bulle Pro consequenda].

PrUB 1.2.19 – 1257 August 4. Alt-Leslau. – Herzog Semovit von Masowien und Czersk verträgt sich mit dem Deutschorden in Preußen.

PrUB 1.2.20 – 1257 August 4. Alt-Leslau. – Herzog Kasimir von Kujawien und Lechyc urkundet, dass er mit dem Landmeister Gerhard von Preußen, dem Kulmer Landkomtur Heinrich, den Komturen H. von Christburg und H. von Thorn zusammengetroffen ist und versprochen hat, ihre Besitzungen nicht mehr anzufechten, die sie erworben haben oder noch erwerben werden. Er verzichtet auf das Land Lassen und zahlt dem Deutschorden für das Dorf Rogowo bei Neu-Leslau (Rojewo bei Hohensalza/Inowraclaw) 60 Mark Silber. In der Gegenurkunde verspricht der Landmeister Gerhard, den Vertrag über die Teilung des Landes Löbau zu halten (PrUB 1.1.303.) und tritt das Dorf Rogowo für 60 Mark an den Herzog ab.

PrUB 1.2.21 – 1257 August 6. Viterbo. – Papst Alexander IV. gestattet, daaa der Deutschorden in Preußen die Kreuzprediger für Litauen und Getwesien nicht unterstützt; er befiehlt, dass in Böhmen, Polen, Pommern und Mähren und wo sonst für Livland und Preußen das Kreuz gepredigt wird, dies nur mit Zustimmung und nicht zum Nachteil des Deutschordens geschehen darf und dass gegen ihn etwa ergangene oder in Zukunft erfolgende Suspension, Interdikte und Exkommunikationen ungültig sein sollen [Bulle Auditis miseriis].

PrUB 1.2.22 – 1257 August 6. Viterbo. – Papst Alexander IV. gestattet dem Deutschorden in Preußen, in allen Ländern seine Waren zu verkaufen und andere Waren zu kaufen.

PrUB 1.2.23 – 1257 August 7. Viterbo. – Papst Alexander IV. befiehlt den Prioren und Brüdern des Dominikanerordens in Böhmen, Polen, Mähren und Pommern, das ihnen von seinen Vergängern Gregor [IX.] und Innozenz [IV.] aufgetragene Geschäft der Kreuzpredigt für Livland und Preußen sorgfälig zu betreiben [Bulle Sine cordis angustia].

PrUB 1.2.24 – 1257 August 7. Viterbo. – Papst Alexander IV. gibt den Priestern des Deutschordens das Recht, die Kreuzfahrer in Preußen, die ihr Gelübde bereits erfüllt haben oder es zu erfüllen durch rechtlich anerkannte Gründe verhindert sind, vom Kreuzzug zu dispensieren und ihnen nach Maßgabe ihrer Leistungen und Gesinnung den vom Papst für Preußen und Livland bestimmten Ablaß zu erteilen.

PrUB 1.2.25 – 1257 August 7. Viterbo. – Papst Alexander IV. gestattet dem Deutschorden in Preußen, zu Unrecht erworbene Güter, die den Verletzten nicht erstattet werden können, sowie Lösegelder von Gelübden bis zum Betrag von 500 Mark anzunehmen.

PrUB 1.2.26 – 1257 August 8. Viterbo. – Papst Alexander IV. wiederholt für den Deutschorden in Böhmen, Polen und Mähren die Bulle Auditis miseriis vom 6. August 1257 (PrUB 1.2.21.).

PrUB 1.2.27 – 1257 August 8. Viterbo. – Papst Alexander IV. sichert dem Deutschorden in Preußen zu, dass er nicht verpflichtet sein soll, auf Befehl des Papstes oder seiner Legaten einem Gebietiger oder Ordensbruder eine Prälatur, Würde, Amt, Ballei, Haus oder Güter gegen seinen Willen zu verleihen.

PrUB 1.2.28 – 1257 August 8. Viterbo. – Papst Alexander IV. verbieten dem Franziskaner Bartholomäus von Böhmen und seinen Ordensgenossen in den Ländern, in denen die Kreuzpredigt zum Besten Preußens und Livlands stattfinden soll, gegen die Litauer und Jadzwinger das Kreuz zu predigen und an den Deutschorden aus diesem Anlaß Ansprüche zu machen [Bulle Pro Fidei].

PrUB 1.2.29 – 1257 August 8. Viterbo. – Papst Alexander IV. befiehlt dem Bischof [Bruno] von Olmütz, nicht zuzulassen, dass in Böhmen, Mähren, Polen, Pommern und den anderen zur Kreuzpredigt für Preußen und Livland bestimmten Ländern von anderen als den Dominikanern und denjenigen, denen es auf Bitten des Deutschordens sonst noch übertragen ist, das Kreuz gegen die Heiden in Litauen, Gzetwesien usw. gepredigt oder jene darin in irgendeiner Weise gehindert würden.

PrUB 1.2.30 – 1257 August 11. Viterbo. – Papst Alexander IV. ermahnt die Prioren und Provinzialen der Dominikaner, ihre Ordensbrüder in Böhmen, Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, Pommern, Gotland, in zahlreichen Diözesen Deutschlands sowie in der Olmützer und Prager Diözese zur Kreuzpredigt für Preußen und Livland anzuhalten, und bestimmt für die Kreuzfahrer nach diesen Ländern denselben Ablass, wie denen nach dem Heiligen Land und gestattet, den Hörern der Kreuzpredigt einen zwanzigtägigen Ablass und in gewissen Fällen die Absolution von der Exkommunikation zu erteilen.

PrUB 1.2.31 – 1257 September 16. An der Welle. – Herzog Kasimir von Leczyc und Kujawien übertragt den Besitz der ihm gehörenden Hälfte des Landes Löbau an die Trinitätskirche in Kulmsee, wofür die Brüder dieser Kirche täglich eine Messe für seine verstorbene Gemahlin lesen sollen.

PrUB 1.2.32 – 1257 Oktober 2. Prag. – Bischof Nikolaus von Prag transsumiert für den Deutschorden die päpstliche Bulle Sine cordis angustia vom 7. August 1257 (PrUB 1.2.23.).

PrUB 1.2.33 – 1257 Oktober 16. Viterbo. – Papst Alexander IV. bestätigt die vom Legaten Bischof Wilhelm von Modena i.J. 1245 angeordnete Teilung Kurlands zwischen dem Deutschorden und dem Bischof von Kurland.

PrUB 1.2.34 – 1257 Oktober o.T. Akkon. – Jakob, Patriarch von Jerusalem und päpstlicher Legat, transsumiert für den Deutschorden die Bulle Pro consequenda Alexanders IV. vom 2. August 1257 (PrUB 1.2.18.).

PrUB 1.2.35 – 1257 November 19. Parchanie. – Bischof Andreas von Plock und sein Domkapitel vergleichen sich mit dem preußischen Landmeister Gerhard und den Brüdern des Deutschordens über die letztem durch den Bischof Günther von Plock gewährten Rechte im Kulmer Land.

PrUB 1.2.36 – 1257 November 28. Parchanie. – Bischof Wolimir von Leslau vidimiert die Bulle Pro Fidei Papst Alexanders IV. vom 8. August 1257 an den Franziskaner Bartholomäus von Böhmen (PrUB 1.2.28.).

PrUB 1.2.37 – 1257 November 30. Thorn. – Die Thorner Bürgerin Kunigundis, Gattin des Konrad gen. von Posen und Witwe des Johann gen. Turbatsch, bestimmt dem Deutschorden in Preußen für ihres verstorbenen Gatten und ihr eigenes Seelenheil 50 Mark Silber.

PrUB 1.2.38 – 1257 o.T. o.O. – Papst Alexander IV. verleiht den Kreuzfahrern gegen die Tartaren und Russen denselben Ablass, der den nach Preußen und Livland Ziehenden bewilligt ist.

PrUB 1.2.39 – 1257 o.T o.O. (bzw. 1253 Juli). Am litauischen Hof. – König Mindowe von Litauen schenkt dem Deutschorden in Livland die folgenden Landschaften: die Hälfte von Masseyene, Lukowe, Betegalle, Ergalle, Deinowe und Pamemene; ferner ganz Kulene, Crase, Karsorwe, Nederowe, Wange und Weizze.

PrUB 1.2.40 – [1257] o.T. o.O. – König Mindowe von Litauen schenkt dem Deutschorden in Livland ganz Samaiten, mit Ausnahme der dem Bischof von Litauen angewiesenen Gebiete.