REGESTEN 1255

© Stuart Jenks, Erlangen / Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)

PrUB 1.1.304 – 1255 [Januar]. – Das Kreuzheer unter König Przemysl von Böhmen und Markgraf Otto von Brandenburg, begleitet von den Bischöfen Bruno von Olmütz, Heidenreich von Kulm und Anselm von Ermland und anderen, dringt in Samland ein, verheert das Gebiet Medenow, erobert am nächsten Tag das Burgkastell Rudow und zwingt die Heiden zur Unterwerfung und zur Tauft, zieht dann durch die Gebiete Quedenow, Waldow, Kaym und Tapiow, die sich freiwillig unterwerfen, und kehrt zurück. Der Zug ging ohne Unfälle und mit solcher Eile vonstatten, dass der König mit seinen Begleitern in der Mitte des Monats wieder beim Haupthaus des Deutschordens und – auf dem Eilritt nach Österreich – am 6. Februar in seiner Stadt Troppau war.

PrUB 1.1.305 – 1255 Januar 17. bei Elbing. – Ottokar bzw. Przemysl, Herr des Königreichs Böhmen, Herzog von Österreich und Markgraf von Mähren, wiederholt dem Hochmeister Poppo und dem Deutschorden seine Bestätigung der Privilegien von 1251 (PrUB 1.1.295) und erstreckt sie auf die Häuser in Österreich 'und anderen Provinzen'.

PrUB 1.1.306 – 1255 Januar 18. o.O. – Der Vizelandmeister von Preußen, Bruder B[urchard] von Hornhausen, sichert auf Befehl des Hochmeisters Poppo und mit Rat der ältesten Deutschordensbrüder dem Sambiten Iboto den Besitz seiner Äcker und Wiesen im Felde Laptau sowie das Feld in Kiaten bei Laptau zu, beide Güter zu Erbrecht, das Gericht und das Bergwerk vorbehalten, mit gewissen Diensten und Zinsen.

PrUB 1.1.307 – 1255 Januar 20. Neapel. – Papst Alexander IV. bestätigt auf Bitte des Erzbischofs von Livland, Estland und Preußen zusammen mit seinen Suffraganen die Kathedrale zu Riga, die Albert mit päpstlicher Ermächtigung (PrUB 1.1.241) und mit Zustimmung aller Beteiligten nach eingetretener Vakanz (PrUB 1.1.269, PrUB 1.1.281) eingenommen, als Metropolitansitz, bestätigt auch die Benennung der Kirchenprovinz und des Erzbischofs nach dieser Kirche, unbeschadet der Rechte des römischen Stuhls und des Deutschordens

PrUB 1.1.308 – 1255 Februar 1. Thorn. – Bischof Heidenreich von Kulm erneuert die Einigung mit dem Deutschorden und der gesamten Einwohnerschaft des Kulmer Landes in bezug auf die Erhebung des Bischofsscheffels (vgl. PrUB 1.1.206).

PrUB 1.1.309 – 1255 Februar 10. Thorn. – Der Bischof von Samland, Deutschordensbruder Heinrich, bestimmt für den Fall, dass er nicht nach Preußen zurückkehrt, seine Bücher und anderen Besitz, den er teils in Thorn beim Komtur Otto, teils in Kulm beim Bischof deponiert hat, ausschließlich zum Bau des Turmes und der Burgmauer in Thorn. In einer zweiten Urkunde fügt er 10 Mark Silber hinzu, die sein Prokurator im Lande Samland Bruder Volpert dem Komtur in Thorn übergeben soll.

PrUB 1.1.310 – 1255 März 6. Neapel. – Papst Alexander IV. gestattet dem neulich bekehrten, nunmehr katholischen König von Litauen auf seine Bitte, um ihn im Glauben durch gebührende Gunst zu stärken, dass er seinen Sohn durch einen der lateinischen Bischöfe zum König von Litauen krönen lassen darf.

PrUB 1.1.311 – 1255 März 6. Neapel. – Papst Alexander IV. bestätigt dem neulich bekehrten, nunmehr katholischen König von Litauen auf seinen Bericht hin, dass er gegen die ungläubigen Russen unermüdlich kämpfe und einige Landschaften sich unterworfen hat, den Besitz dieser Landschaften, in Anbetracht der Tatsache, dass, wenn er sie besitze, die benachbarten Heiden umso leichter unterworfen und bekehrt werden können.

PrUB 1.1.312 – 1255 März 7. Neapel. – Papst Alexander IV. verlangt vom König Mindowe Schutz für Bischof Christian, der unmittelbar dem römischen Stuhl unterworfen ist.

PrUB 1.1.313 – 1255 März 9. Neapel. – Papst Alexander IV. bestätigt den vom Hochmeister des Deutschordens und Herzog Kasimir von Kujawien besiegelten Vertragsbrief vom [28. Dezember 1254] (PrUB 1.1.303).

PrUB 1.1.314 – 1255 März 10. Neapel. – Papst Alexander IV. bestätigt den zwischen dem Bischof Ernst von Pomesanien und dem Deutschorden abgeschlossenen Teilungsvertrag über dieses Bistum vom 22. Dezember 1254 (PrUB 1.1.301).

PrUB 1.1.315 – 1255 März 10. Neapel. – Papst Alexander IV. bestätigt den zwischen Bischof Anselm von Ermland und dem Deutschorden abgeschlossenen Teilungsvertrag über dieses Bistum vom 27. Dezember 1254 (PrUB 1.1.302).

PrUB 1.1.316 – 1255 März 18. Neapel. – Papst Alexander IV. gibt dem Bischof von Marienwerder in Preußen den Auftrag, genau zu erforschen, ob es zuträglich sei, daß im Lande Löbau Kirchenlehen ausgegeben werden. Bischof und Kapitel von Kulm haben geltend gemacht, daß das Land Löbau, obwohl bekehrt, nicht gegen die benachbarten Heiden verteidigt werden kann, wenn nicht mächtige christliche Fürsten dort belehnt werden. Der Bischof begehrt also, von der Klausel des allgemeinen Lehenseides, daß Kirchengüter nicht verlehnt werden dürfen, für diesen Fall entbunden zu werden und das Drittel von Löbau, das dem Stift gehört, zu Lehen austun zu dürfen. Würde dies zuträglich gefunden und das Kapitel von Kulm oder seine sanior pars zustimmen, so darf im Namen des Papstes Erlaubnis erteilt werden, einige Ländereien des Drittels von Löbau an Lehensleute zu vergeben.

PrUB 1.1.317 – 1255 März 31. Neapel. – Papst Alexander IV. nimmt auf Bitten des Erzbischofs von Riga das Stift Riga in den Schutz des apostolischen Stuhls, bestätigt die Besitzungen der Kirche in Livland und Semgallen unbeschadet der Rechte des Deutschordens und ebenso das Supremat über ihre Suffraganen. Dem Erzbischof wird ferner der Gebrauch des Palliums (PrUB 1.1.184) bestätigt und die Befugnis, sich das Kreuz vortragen zu lassen (PrUB 1.1.178). Die Vorrechte eines Metropolitans werden ihm zugesichert, die Freiheiten, Immunitäten und Gewohnheiten der Rigaer Kirche aufrechterhalten. Wer diesem Statut zuwiderhandelt, wird exkommuniziert.

PrUB 1.1.318 – 1255 Mai 16. Dirschau. – Herzog Sambor von Pommern gibt der Stadt Elbing für besondere Verdienste völlige Zollfreiheit in seinem ganzen Gebiet.

PrUB 1.1.319 – 1255 o.T. o.O. – König Przemysl von Böhmen hatte, zu der Waldhöhe Tuwangste gelangt, den Deutschordensbrüdern geraten, diesen Punkt zu befestigen, und reiche Gaben dazu beigesteuert. Nach seinem Abzug erbauten sie hier unter dem Schutz seines Heeres und der Getreuen unter den Preußen eine Burg, die sie dem Böhmenkönig zu Ehren Königsberg nannten.

PrUB 1.2.935 – 1255 Juni 30. Anagni. – Papst Alexander IV. teilt dem Bischof [Heinrich] von Samland und dem Domherrn Wilhelm an der St. Dionysiuskirche in Lüttich mit, dass sich mehrere Prälaten und Kleriker in Polen geweigert haben, dem Kardinaldiakon P[eter] von S. Georgius ad Velum aureum, als er in jenen Gegenden päpstlicher Legat war, in bezug auf die ihm zukommenden Prokurationen Genüge zu leisten, und dass sie trotz der über sie verhängten Exkommunikation dabei geblieben sind. Daher befiehlt der Papst den Adressaten, den genannten Geistlichen in Polen einen Termin zu stellen und, wenn sie ihn nicht einhalten sollten, über sie die Exkommunkation zu verhängen.

PrUB 1.1.320 – 1255 Juli 19. Prag. – P[rzemysl], Herr und Erbe des Königreichs Böhmen, Herzog von Österreich und Markgraf von Mähren, an den Bischof P[randota] und das Domkapitel von Krakau: drückt seine große Befriedigung darüber aus, dass ihre Kirche ihm einen Arm des glorreichen Märtyrers Stanislaus geschenkt hat, und verspricht, alle Unbill und die schweren Schädigungen, die die Polen seinen Ländern, besonders dem Troppauischen zugefügt haben, zu verzeihen, wenn die Untertanen, die noch in Polen gefangengehalten werden, losgegeben und die "von den Ungarn, von den Chomanen sogar oder Ruthenen" fortgeschleppten gegen Lösegeld befreit werden. Den Bischof erwählt er zu seinem geistlichen Vater, sagt ihm Schutz für seine Kirche zu und fordert ihn auf, auch ferner Mittler der Einigkeit zwischen den polnischen Fürten und ihm zu sein, wie er denn besonders den Herzog Boleslaw von Krakau und Sandomir, dessen Fürsprache er das Geschenk der kostbaren Reliquie verdanke, und dessen Land vor Einfällen der Feinde, besonders der Ketzer und Heiden, zu schützen gedenke.

PrUB 1.1.321 – [1255]. – Der Dortmunder Rat übersendet dem Bischof von Kurland und dem Ordensmeister in Livland auf ihren Wunsch hin eine Abschrift des Dortmunder Stadtrechts für die neue Stadt bei der Memelburg.

PrUB 1.1.322 – 1255 August 6. Anagni. – Papst Alexander IV. trägt dem Franziskaner Bartholomäus die Kreuzpredigt in Polen, Böhmen, Mähren und Österreich gegen die Litauer, Jentwesonen und anderen Heiden auf, die Polen und die angrenzenden Gegenden feindlich anfallen.

PrUB 1.1.323 – 1255 September 20. Memelburg. – Hochmeister Poppo von Osterna verleiht, da der Komtur Bernhard und andere Brüder in Memelburg für diese verwendet haben, Pagaule de Wergenow zusammen mit seiner Schwester 4 Hufen und ein Heuschlag zu erblichem Recht.

PrUB 1.1.324 – 1255 Oktober o.T. o.O. – König Mindowe von Litauen bittet Papst Alexander IV. um Bestätigung der Schenkung, die er den livländischen Deutschordensbrüdern, seinen standhaftesten Helfern und treuesten Förderern, gemacht hat, nämlich der terra Selen, videlicet Meddene, Pelone, Maleisine, Thouraxe, und bittet, dem Deutschorden in Livland die Bestätigungsbulle zukommen zu lassen.

PrUB 1.1.325 – 1255 Oktober 25. Thorn. – Bruder Heinrich von Merewiz, Landkomtur von Kulm, verschreibt einem Müller die Mühle des verstorbenen Bruders Heinrich Sturluz zu Erbrecht mit der Verpflichtung, alles Getreide, das im Ordenshof Orlowe verbraucht wird, zu mahlen. Sonst zahlt er 3 Mark Zins gegen völlige Dienstfreiheit.