PrUB, JS 503

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1428 Mai 2. Hammerstein.
{Regest}
Hochmeister Paul von Rusdorf an Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg und den Pfalzgrafen Johann: hat ihren Brief wegen der Hussitensteuer erhalten; der Orden war immer hilfsbereit und ist immer noch durch die Kosten des letztjährigen Feldzugs belastet; ist jedoch nun durch die Aufforderung des päpstlichen Legaten Kardinal Heinrich von Winchester, damit dem Erzbischof von Riga zu Hilfe zu kommen, von der Erhebung der Abgaben nach Beschluss des Frankfurter Tages abgehalten worden; konnte den Tag zu Nürnberg April 23 wegen zu späten Eintreffens der Einladung (April 22) nicht mehr besenden; berichtet von Zug der Hussiten nach Liegnitz.
 

{Überlieferung}
A = Kreisarchiv Nürnberg Ansb. Kriegs-Sachen 1, Nr. 58. 

{Drucklegungen} 
aus A Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 9, Nr. 134, S. 166-68 [ danach hier].

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A Original auf Papier, Versschlusssiegel auf Rückseite ab; dort gleichzeitiger Kanzleivermerk
Hoffmeister zu Prußen ist verzeichent.


Schuldige unsirs vormogens irbietunge mit demut vor empfangen.

Hochgeborne irluchte fursten und grosmechtige gnedige besunderen lieben herren.

Euwir herlichkeid briffe, der am Freitage vor dem Sontage Oculi nehestvorgangen1) zu Noremberg ist gegeben und uns nu am Obende sancti Georgii nehestgeleden2) zu Grebyn erst geandwert, haben wir mit sulchen wirden als sich das zemet achtbarlichin empfangen und wol vornomen. Und als dorinne von euwirn gromechtikeiten wirt berurt von dem anslage uf die ketzere und usrichtunge des geldes dorzu usgesatzt, und wir ouch irmanent werden dorbei unsir besteltnisse zu thun das semelich geld alhir in unsirn landen ingemanet und dohin als das denne derselbe anslag uns vor gesand usweißet schicken sullen etc.:

Grosmechtige gnedige gutige herren, wir zweiveln nicht, euwir herlichkeiten ise offembar, das wir euwir und der andern unsirn gnedigen korfursten geboten alwege gehorsam sein gwest und nach mitsampt unsirm ganzem orden gerne sein wellen, als wir das ouch mit sweren großen zerungen beweißet haben mit der usrichtunge unsir lewte die dis vorgangen jar zu Sittaw weddir dieselben ketzer haben gelegen3) und allewege nach thun wellen nach unsirm vormogen. Abir nach dem anslage, der van euch und andirn unsirn gnedigen herren korfursten zu Frankenford ist vorramet und uns bei dem strengen woltuchtigena) hern Ewirhard Brandensteyn wart herin gesand, sein uns dornoch von dem allirerwirdigsten in gote vatere und herren cardinall von Engeland unsirs heiligen vaters des pabsts legat unsirm gnedigen herren sulche schrifte und bevelunge gekomen, das wir dem allirerwirdigsten in gote vatere unsirm herren erzbischofe zu Rige in Lifflande zu dessen zeiten in den sachen sulden gefellig sein, deme her ouch ein sulchen wie mans dormete in dessen landen Prussen und Lifflande sulle halden clar geschreben hat. Und sint der obengedochte herre bischofe von Rige ein erzbischofe ist sowol obir desse land Prussen als die land Lyfflande dorin wir ouch gehoren, so mussen wir nach den geboten des vorgedochten unsirs herren cardinals em in dessen sachen sein gehorsam. Wie is derselbe unsir herre erzbischofe nach rathe der andirn unsirn herren bischofen und prelaten dessir lande Prussen und Liflande undir em gesessen und in sine provincien gehorende die her dorumbe hat lassen besuchen wirt bestellen und usrichten4), wir alle tage wartende sein, und orbei, wenne uns die komen, sulche usrichtungen thun wellen das unsir getruwir fleis dorinne nach unsirm vormogen irfunden werden.

Ouch als euwir herliche hochwirdikeid vordan schrebt und ist begerende, das wir unsirs ordens botschaft zu euwir und den andern unsirn gnedigen herren korfursten grosmechtikeiden uf den tag Sente Georgii neestgeleden5) ken Noremberg sulden senden etc., so gerucheb) euwir herlichkeid zu wissen, das uns dovon euwir briffe an sente Jorgen Obende6) als oben ist gerurt zu Grebin erst ist geandwert, dorus euwir gnade umbe mers wol mag irkennen das dorinne das vorsumenisse nicht an uns sunder an den die den briffe so lange vorhalden haben ist gewest, das uns got weis getruwlichin leit ist ouch ganz von herzen. Und bitten euwir grosmechtikeit mit demutigen ganz begerlichin beten uns ein sulchs nicht zu unguten keren sunder unsir und unsirs ordens gnedige herren als ir alwege vor gewest sic) bliben gerucht, wond wir zumole gerne unsir botschaft zu euwirn gnaden dohein welden geschicket haben umbe manchirhande geschefte und notsachen uns unsirn orden und desse arme lande in dessen zeiten anrurende die sich vaste wunderlichin machen und uns alles nicht fuglichin sein zu schreiben, als das wol merken mage euwir irluchtikeith. die geruche zu wissen: das die ketzere von Behemen, die iczund vaste zeid in der Slesie haben gelegen7) als wir des worhaftige zeitunge haben, hewten achtage umbe Legenicz sein vorgezogen und sich wenden her ken dessen landen, dohin sie ouch nohe habe, dorumbe wird) mitsamt alle den unsirn vaste und groslichin sein bekommert.

Idoch so wellen wir uns mitsampt allen den unsirn also schicken, das wir also veste beistender der cristenheid und weddir die snoden boesen echter des heiligen cristengeloubens getruwe vechter nach unserm besten vormogen welen irfunden werden ken euwirn gnaden, die got der herre wolfarende gesund enthalden bewaren geruchene) zu langen begerten zeiten.

Gegebin uf unsirm huwße Hamersteyn am Sontage Cantate im 1400 und 28ten jore.

Den hochgeborn irluchten fursten und grosmechtigen herren herrn Fredriche marggraffen zu Brandenburg des heiligen Romischen reichs erzcamerer burggraffen zu Nuremberg und herren Hannoße pfalzgraffen bi Riene und herzogen in Beyern etc. unsirn gnedigen besundern lieben herren.

Bruder Pauwel von Rusdorffen homeister Dewtsches ordens.


1) 1428 März 3, s. die Schreiben von 1428 März 22, Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 9, Nr. 113-14.
2) 1428 April 22.
3) Nach Grünhagen, Hussitenkämpfe, S. 115, entsandte der Orden im Frühjahr 1427 ein kleines Kontingent nach Zittau.
4) Stellungnahmen des Erzbischofs von Riga zur Hussitensteuer s. Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 9, Nr. 203-04.
5) 1428 April 23.
6) 1428 April 22.
7) Vgl. Grünhagen, Hussitenkämpfe, bes. S. 150-51.
a) A fälschlich woltuchtuchtigen.
b) A getuche.
c) A sicht.
d) A vir.
e) A bawaren geruichen.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js503.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 503 (1428 Mai 2. Hammerstein.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Audrey Sue Peters, 2004; Jürgen Sarnowsky, 2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 25. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 12. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky

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