PrUB, JS 499

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1423 Juli 22. Neuhaus.
{Regest}
Deutschmeister [Eberhard von Seinsheim] an Hochmeister [Paul von Rusdorf]: hat vom Friede [am Melnosee] gehört, den der Orden unlängst zur Zufriedenheit des Hochmeisters mit Polen-Litauen geschlossen hat; unterrichtet ihn von der scharfen Ablehnung, die dieser bei den vom Hochmeister unterrichteten, in Frankfurt versammelten Fürsten und Städten des Reiches erfahren hat, da von ihren Vorfahren unter großen Opfern eroberte Burgen und Schlösser leichtfertig vergeben wurden, obwohl der König Hilfe zugesagt hatte; bittet deshalb, von der vom Hochmeister erbetenen Mitbesiegelung des Friedensvertrags befreit zu werden, da sonst dem Orden im Reich erheblicher Schade drohe; wird Botschaft an den Hochmeister senden; Verlegung des Konzils von Pavia nach Siena; hält Unterstützung des Generalprokurators für erforderlich, auch wenn der vorgesehene Johann von Hoffheim nicht zur Verfügung steht.
 

{Überlieferung}
A = OBA 4136 [olim Schiebl. XXII, 48]. 

{Drucklegungen} 
aus A Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 8, Nr. 254, S. 297-99 [ danach hier].

{Regest}
JH I 4136.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A Original auf Papier, Verschlusssiegel auf Rückseite ab
.


Minen undertenigen willigen gehorsam mit innigem gebete allezit bevor.

Erwirdiger gnediger lieber her homeister. als uewer gnade mir geschriben hat wie und in welcher maße unsers ordens oberster marschalk von uwer und sers ganzen ordens wegen ein richtunge und ewigen friden anggangen1) und mit willen des allerdurchluchtigsten fursten und herren Romischen kuenges entlich beslossen habe etc.,2) han ich wol verstanden. Und das uwer gnade solicher sache wol begnueget und zuefriden ist, das hore ich gerne, {S. 298} als verre es unserm orden nuetze und gut ist.3) Und als ir mir geschickt habt uwer briefe an etzliche kurfursten und fursten stende, geruche uwer gnade zu wissen: das unser herren kurfursten eins teils und auch ander fursten und mancher fursten rete und richstete gesammelt gewest sin zu Franckenfurt uf sant Ulrichs dag nebstvergangen.4) Aldaselbs unser egedochter gnediger herre Romischer kung sine treffliche botschaf gehabt hat, die dann von siner gnaden wegen den obgenanten herren kurfursten andern fursten und iren reten furbracht gesagt und sine gnade entschuldigt haben, also das sine gnade keine richtung ader friden anghen ader ufnemen wolt mit sinen und unsern wiedersachen, es enwere dann das unsers ordens sache vor gericht und ußgetragen weren; und wolt auch sin gnade darumme unserm orden bisetzen was er vermochte, und getruwelich und flißelich helfen und raten mit landen und luten.

Daruf auch den obgenanten unsern herren den fursten uwer briefe geantwort und soliche unsers ordens sache, so das glimpflichst gescheen mochte, furbracht wurden. Aber sie haben es alzue groblich und swerlich ufgenommen, und gefellet in gar nicht das sich unser orden als gar weichlich und liderlich sinen feinden widersetzet und also lichtlich und geringlich ubergeben hat slosse lande und lute, die vor ziten von iren altfordern fursten herren rittern und knechten als gar swerlich mit unmeßlicher vergiessunge cristenlichs bluets gebuewet gewonnen und uberkommen sin dem cristenlichen glauben zu eim sunderlichen schirme und schilde an dem orte, nemelich nach dem und der obgenant unser herre romischer kung unserm orden solichen trost und hulfe zugesagt hette und auch keinen friden mit unsern widersachen anghen wollte, es were dann unser orden gezlich mit in vereinet als obgeschriben stet.

Und als uwer gnade mir geschriben hat, solichen ufgenommen friden, des ir mir ein abschrift gesant habt, in eine rechte forme zu begrieffen und zu versigeln etc.: merket uwer gnade wol, dieweile soliche richtunge und fride unsern obgenanten herren kurfursten andern fursten graven herren rittern und knechten dieser lande nicht gefellich ist, das mir dann nit wol fuget soliche richtunge wider ir aller wolgefallen zu verlieben verhengen und versigeln. Und bedunket mich auch wol das es nicht noit si das ich soliche richtunge versigele, dieweile uwer erwirdickeit und der meister von Liffland mit andern gebietigern den also beslossen und bevestent habt,5) und meine auch das unser widersachen miner versigelung gar wenig achten, wann sie wol erkennen das ich in keinen schaden zufugen mag on uwer und unsers ordens hulfe. Und bitd uwer gnade demuetiklich, ir wollet mich eins sulchen ueberheben zu diesen ziten, wann, wo ich das dete, so wurde der gemeine ruff in diesen landen uber mich ghen und mocht unserm orden hie-ueßen verderplichen schaden bringen, nach dem und ich in der obgenanten fursten rethen dabi und damit gewest bin und wol gehort han das in allen solich obgeschriben richtung missefellet, als Cale Jacob uwer diener uwer gnaden einsteils wol sagen wirt und erzelen. jedoch so will ich kurzlich min eigen botschaf thuen zu uwern gnaden und uch von den und andern sachen eigentlicher laßen und underrichten.

Auch, erwirdiger lieber her homeister, als uwer gnade schribt von dem concilio etc.: han ich vernommen, das dasselbe concilium von Pavie gein Senis gelacht sie und daselbs solle gehalden werden. so ist mir auch von guten frunden furkommen, wie das in demselben concilio sunderliche treffliche geistliche sache unsern und ander ordene antreffende furgenommen werden, das mich geraten dunket das uwer gnade doctores und schriftgelarten {S. 299} dohin schicke dem procuratori zu hulfe. Und als ir meint, her Johansen von Hoffheim dar zu schicken, der hat nue hie zu lande soliche swere geistliche sache vor handen und nemelich auch die sache zu Hispanien, die er dann handelt und tribt, das er davon nicht kommen mag, und besorge das er sich zu dem concilio nicht gefugen oder gerichten moge.

Geben zuem Nuwenhuse am dage Marie Magdalene anno etc. vigesimo tercio.

[in verso] Dem erwirdigen geistlichen unserm homeister Deutsches ordens mim gnedigen lieben obern debet.

Gebietiger Dutsches ordens in Dutschen und Welischen landen.


1) Der 1422 September 27 geschlossene Friede von Melnosee, vgl. Voigt, Geschichte, 7, S. 447-49.
2) Die Besieglung des Friedens zu Welun im Mai 1423, Voigt, ebd., S. 458.
3) Dies zeigt klar die Unzufriedenheit des Deutschmeisters mit dem Friedensschluss, vgl. Voigt, ebd., S. 462.
4) 1423 Juli 4.
5) Dazu wiederum Voigt, ebd., S. 458.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js499.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 499 (1423 Juli 22. Neuhaus.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Audrey Sue Peters, 2004; Jürgen Sarnowsky, 2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 25. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 14. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky

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