PrUB, JS 489

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


[1421] Juli 15. Breslau.
{Regest}
Thomas Mas an Hochmeister [Michael Küchmeister]: berichtet über den bevorstehenden Beginn des Kriegszugs gegen die Hussiten und Beitritte zum Bund gegen die Ketzer; hat mit seinem Herrn, dem Bischof von Breslau, Konrad von Schlesien-Oels, einen Beitritt des Deutschen Ordens zum Bund überlegt, den der Bischof annehmen könnte; David Rosenfeld wird den Bundesbrief senden; unterrichtet über Kontingente der Kurfürsten in Eger und eine Einigung Sigismunds mit den österreichischen Herzögen; übersendet die Kopien eines Briefs, den die Kurfürsten wegen der Ketzer an den polnischen König geschrieben haben.

{Überlieferung}
A = OBA 3488 [olim Schiebl. VIII, 41].

{Drucklegungen} 
aus A Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 8, Nr. 70, S. 82-83 [danach hier]; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 6, hrsg. Grünhagen, 11, S. 7-8; Palacky, Urkundliche Beiträge, Bd. 1, 126, S. 134-36.

{Regest}
JH I 3488.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A Original auf Papier,
Verschlusssiegel auf Rückseite, mit gleichzeitiger Notiz von anderer Hand Prime litere.


Meinen demutigin phlichtigin getrawen dinst zuvor.

Grosmechtiger liebir gnediger herre.
Ich thu ewern gnaden zu wissen, das also gestern erbar muntliche und briffliche botschaft bei meinen gnadigen herren dem bischofe und gemeineclich allen fursten der Slesien von meinen herren den korfursten gekomen ist, die machirlei schreiben das ewern gnaden zu lang zu virkundigen were, sundir beslissende und entlich: So wellen sie an allen vorzog in eigener personen als meine herren die erzebischofe von Tryr und Kaeln der phalzgrave vom Reyne mit vele andern fursten, geistlich und wertlich, groven und sechsunachzig reichstete macht uf sente Bartholomeus obent nehstzukumftig zu Egra in Behmen mechticlich sein, und also mit macht Missen, Slesien, Saxen, Brandenburg, Doringen, Maidburg und faste mer landen in das konigreich von Behmen zihn und den unglawbigen Wiclefin und Hussin kaeczerei zustoren. Und meinen keinirleiweis aus dem lande zu zihnde sie haben denne die kaeczerei und den unglawbin gedemft, wenne sie umbe und umbe in allen landen umbe Behmen gelegin um koeste und notdorft en zuzufurende bestalt habin.

Ouch, liebir gnadiger herre, haben sie mit vele fursten und herren gemeiniclich allir Dewtschir zunge einen bunt begriffen und gemacht, dorin mein herre1 sich sampt mit andern fursten der Slesien meint zu gebin unde seine wirdige botschaft dorumbe iczunt gesant hat. Des habe ich, liebir gnadiger herre, mit meins herren gnoden, der allewege des ordens best suecht, gewegin: were is ewern gnodin bequeme und nuetze euch mit ewerm orden in einen sulchin bunth zu gebin, das wurde mein herre von der korfursten und andir furstin wegin ganze macht haben euch und ewern gnaden dorein zu nehmen. Des buntbriffs ausschrift zendit euch David Rosinfelt dornoch sich ewir gnade richten und bedenken mag.

Ouch geruche ewir gnade zu wissen, das itzunt der vorgeschreben korfursten rethe und vorbothen worhaticlich mit funfhundirt pherden ken Egra in Behmen gekomen sein und do irer herren beiten werden und en notdorft bestellin.

Ouch wisse ewir gnade, das mein herre der Romische konig mit dem von Ostereich umbe das freowlin von Hungern2 und alle andir sachin sich genzlich geeinet hat. Und der von Ostereich der leit dem konige zwehundirtawsint bereiter gulden. Dovor her em eingegebin hat und vorsaczt die nochgeschreben stete und lant: in Behmen Budwis, in Merhern Snewma, Egla, Caempbnicz und Scalicz, so das der von Osterich mit alle seine macht meinem herren dem konige vorgeschreben beisthehn und helfin will bis zum ende.

Ouch thu ich ewern gnaden zu wissen, das die koerfursten {S. 83} dem konige von Polan einen ernsten brif von der enthaldunge und gunnunge der bothen der kaeczer geschreben haben, de copien ich ewern gnaden hirinne zende vorslossen. Und wurde ewir gnade in den adir andern sachin icht zu rothe mir wedir zu schreiben, do welle ich mich als ewir getrawir armir capplan allezeit getrawlich fleiseclich und dinstlich inne beweisen. Und wisset, das ich ie ewir gnaden und des ordens getrawir capplan sterben will.

Ouch wisse ewir gnade, das der konig mit eigener personen mechticlich mit den Hungern ken Behmen genzlich und kurzlich meinet zu zinhnde. Und hat itzunt wol zwethawsint phert ken Merhern in das lant gelegt die lant zu beschirmen, und die seiner gnoden do beiten werden. Die botschaft hat mein herre auch gestern mit seinem eigen bothen von Hungern worhafticlich gehat.
Ich bevele mich ewern gnaden als meinem gnadigin herren.

Gegebin zu Bresslaw an dem tage Divisionis Apostolorum.

aDem ernwirdigin grosmechtigin herren hern Michel Kuchmeister                                Thomas Mas ewern gnaden demutiger getrawer capplan.
homeister Dewtsches ordens meinem lieben gnadigen herren.a


Textkritische Anmerkungen

a Auf der Rückseite.


Inhaltliche Anmerkungen

1 Nach Scriptores rerum Silesiarum, Bd. 6, 8, Nr. 2, war Thomas Mas Domherr in Breslau; sein Herr war folglich der Bischof von Breslau, Konrad Herzog von Schlesien-Oels.
2 Die Verhandlungen über die Ehe Elisabeths, der Tochter König Sigismunds, mit Herzog Albrecht V. von Österreich zogen sich lange hin und wurden erst 1421 September abgeschlossen.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js489.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 489 ([1421] Juli 15. Breslau.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Regest und Einrichtung: Sarnowsky 13.2.2005; Textaufnahme: Audrey Sue Peters, 20.2.2004) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 13.2.2005) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Dienstag, den 23. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 13. Februar 2005 von Jürgen Sarnowsky

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