PrUB, JS 422

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1415 Juni 19. Konstanz.
{Regest}
Der römische und ungarische König Sigismund gewährt dem Deutschmeister Konrad von Egloffstein, daß der Deutsche Orden überall im Reich binnen Jahr und Tag seine Eigenleute von Städten und Herren zurückfordern darf, die ihm zunehmend vorenthalten werden; die Amtsträger des Reichs sollen für die Einhaltung der Rechte des Ordens sorgen; für deren Verletzung wird eine Buße verhängt.

{Überlieferung}
B = GStA, II. Hauptabteilung, Ms. Rep. 94. V.E.b.1, Teil IV, fol. 315.

{Drucklegungen}
Aus B Ernst Strehlke (Hg.), Tabulae Ordinis Theutonici, Berlin 1869, ND (mit Vorwort H. E. Mayer) Toronto 1975, S. 258-60; Schannat, Sammlung alter historischer Schrifften und Documenten. Franckfurt am Mayn 1727, 4.1, 127a, XXXVII.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung im Privilegienbuch des Ordens; beglaubigte Abschrift eines Inspeximus kaiserlicher und königlicher Urkunden von Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern von 1428 März 21, angefertigt 1445 in Konstanz durch den öffentlichen Notar Ulrich Mollitor.



{Intitulatio} Wir Sigmunt, von gots gnaden Römischer kunig, zu allen zyten merer des  reichs und zu Ungern, Dalmatien, Croatien etc. kunig,
bekennen und tun kunt offenbar mit diesem brieff allen den, die in sehen oder hören lesen, {Narratio} das fur uns komen ist der erwirdig Conrat von Egloffstein, meister Tutsches a) ordens in Tutschen und Welischen landen, unser rat und lieber andechtiger, und hat uns furgelegt, wie das ettliche herren, stette und gemeinde in dem heiligen Römischen riche gesessen und gelegen im und  dem orden ire eygen lute, die von in fluchtig werden, zu burgern offnemen und empfahen und, wie wol sie die von in widerfordern inner jars frist nach uszwysunge der guldin bullen, ydoch halten sie yn vor die obgenant ire eigen lute, und das dieselben herren, stette und gemeinde desselben meister und orden hindersessen, knechte, dienere und amptlute, die von in an urlaub unverrechent und fluchticlich cziehen noch rechtfertig worden sint, zu burger uffnemen und emphahen und wollen, habe der selb meister oder orden zu in zu sprechen, das sy das vor den selben herren, stetten und gemeinden suchen mit dem rechten, und auch, das ettliche lute in dem riche erwerben fryheit ire dörffer zu bevesten mit mauren, graben und andere vestunge und das sie marckrecht da mögen gehaben, was dann der meister und der orden eygener lute darinne habent, meynen da, das sie furbals fry sin sollen, und, ob yemand iu ire  gutere vergrube oder sust ruren wurde in zu schaden, an derselben merckte baw meinen sie in auch nichts furzetun noch abzulegen, das in doch alles mit gewalt an recht oder wider iren willen beschicht; uns hat uns als einen Römischen kunig angerufft, das wir in daruberzu versehen gnediglich geruchten.


{Dispositio} Wann nu die vorgenant meister und der orden zu uns und dem riche gehören und wir in auch alle ire rechte, freyheite, gnade, gute gewonheite und hantvesten, die sie von Römischen keysern und kungen, unsern vorfarn an dem riche, erworben und herbracht haben, vernewet und bestetigt haben, und meynen sie auch dabey zu schirmen, zu halten und ze beleiben lassen; darumb mit wolbedachtem mute, gutem rate und rechter wissen setzen und orden wir von Römischer kuniglicher macht in crafft diesz brieffs, daz der selbig meister und seine nachkomen alle seine und des ordens eygene lute, die von in fluchtig sin oder wurden, an welicher statt das beschicht, inner jars frist wider fordern söllen und mögen, und das man in die folgen lassen sol unverzogenlich und an widerrede. Was aber desselben orden hindersessen knechte, dienere oder amptlute, die von in fluchtig sind oder sy verhandelt oder verunrecht hetten oder wurden, oder ander, die in iren gerichten frevelten oder verhandelten, das sol gerechtvertigt werden an den stetten, da die selbe verhandelung oder unrecht beschehen ist. Wo dann desselben orden gut oder eigen lute verbawen oder vergraben werden oder sind, von wellicherley gnade, freiheit und verleyhnusse das beschehen were oder wurde, das sol dem vorgenanten orden an sinen rechten, fryheiten, gnaden und alten herkommen dheinen schaden noch intrag brengen noch dieselben eigen lute dafur freyen oder erledigen in dhein wys.
{Sanctio} Davon gebieten wir allen und iglichen  fursten, geistlichen und werntlichen, graven, freyen herren, ritteren, knechten, lantvögten, vogten, pflegern, lantrichtern, richtern, amptluten, schultheizen, burgermeystern, reten und gemeynden aller und iglicher stette, merckte und dörffere und sust allen anderen unsern und des reichs undertanen und getruwen ernstlich und vesticlich mit diesem brieff, das sie die vorgenant meister und den orden Tutsches ordens in Tutschen und Welischen landen by sölichen unsern geseczen und ordnungen hanthaben und schuczen und sie daran nit irren noch hindern in dhein wyse, sunder sie der gerulich gebruchen lassen, als lieb yn sy unser des richs sware ungnade zu vermiden, und by einer pene funffczig marck lötiges goldes, der ein yglicher, der dawider frevenlichen tut, halb in unser und des reichs camer und halb dem vorgenant meister und dem orden unleslich zu beczalen verfallen sin sol.
{Corroboratio} Mit urkund diesz brieffs versigellt mit unserer Römischen kuniglichen maiestat insigel.
{Datierung} Geben zu Costentz nach Cristi geburt vierczehenhundert jar und darnach in dem funffczehendisten jare des nechsten mittwochen vor sant Johanns tag baptiste, unserer riche des Ungerischen etc. in dem newnundczwenczigsten und des Römischen in dem funfften jaren.
 



Textkritische Anmerkungen:
 
a) Tüsches B.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js422.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 422 (1415 Juni 19. Konstanz.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Michael Kirsten, 8.3.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 8. März 2002– Letzte Änderung: 14. März 2002 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

Zurück zur Hamburger Homepage   / zurück zur Regestenliste für 1415.