PrUB, JS 395

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)




1395 August 5. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an den Römischen und böhmischen König Wenzel: hat seinen Brief empfangen, hat aber mit dem König von Polen einen lang währenden Frieden und hofft, diesen trotz aktueller Probleme wahren zu können; dagegen ist der mit Russen und Litauern zuvor geschlossene Waffenstillstand dem Orden und der Christenheit schädlich gewesen, da diese ihre Zusagen nicht gehalten haben; die von ihm vorgeschlagene Angelegenheit ist angesichts der Pflichten des Ordens in Bezug auf den Heidenkrieg nicht ohne das große Kapitel des Ordens und die Gebietiger aus Deutschland, Livland und den anderen Ländern zu entscheiden; bittet trotzdem, dem Orden günstig gestimmt zu bleiben; Hochmeister und Orden beten für das Wohl des Königs.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 42 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 19v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 10-11.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier, eine Kanzleihand.


Eynfeldige befelunge und willigen dienst mit andachtigem gebete czu gote bevor.
Allirdurchluchster furste und grosmechtiger lieber gned[iger] herre, euwern brieff myr leczte geantwert als von wegen des koniges von Polan, siner lande und lute habe ich mit groser demut wirdiclichen entpfangen und wol vernomen. Begernde von herczen euwer gnade czu wissen, das czwisschen dem reicheb) von Polan und mynem orden von langer czeit ist gewest und hat gestanden eyn namhaftiger und vorschrebener frede und hutes tages stet, und weys nicht anders, wen das reich czu Polan mit dem ordin und der ordin mit dem reichec) schuldig ist den freden czu halden. Alleyne das mynen vorfarn, myr, mynem ordin und undirsossen grose schaden synt czugeczogen bynnen dem frede. Idoch so getruwe ich wol, das das wol bericht werde sunder orloges not, ab dorumb des reiches man von Polan myr, mynem ordin und undirsossen sich vor antworten wollen mit rechte, liebe und fruntschaft.
Ouch gned[iger] herre mich demutlichen czu vorantwerten als vond) der lande wegen Russen und Littowen, so wisse euwer durchluchtikeit, das nicht alleyne der ordin, sunder ouch ander cristenlande in voriaren clegelich und swerlich synt beschediget, und das eyn offgenomener frede czwisschen in und dem ordin, welcherley der gewest ist, so ist her io schedelich gewest der heiligen cristenheit. Ir geloubde, briefe noch wort sy {S. 11}dem ordin ny habin gehaldin, sunder io beczogen und beschediget habin, als das offenbar ist herren, rittern und knechten und allen landen des ordins.
Ouch allirgned[igster] herre, die sache, die ir myr anmutende seit von mynes ordins wegen, ich alleyne das nicht macht habe czu thun, want sie ist eyne grose sache und die groste, worumb myn ordin gestiftet ist czu halden den krig wedir die ungeloubigen. Und dorumb myn ordin von den gnaden gotis vorderunge hat gehat bis an dese czeit und noch hat von der heiligen Romischen kirchen, von dem heyligen reyche und von allen cristenlichen konigen, fursten und herren, die dy sache also wol angeet als mynen orden, besundern der herren, der land an die ungeloubigen stossen, und myn orden mochte in semelicher wise groslichen beschuldiget werden.
Ouch gned[iger] herre, ane das grose capitel myns ordins habe ich nicht macht czu thun in der sache, want eyner semelicher sachen uffgobe mus by not geschen von allen gebitigern myns ordins, beyde der von Liffland[en] und von Deutschen Landen und allir andir lande.Worumb allirgned[igster] herre, vordenket mich nicht dorumme czu deser czeit, went ichs nicht macht habe czu thun, sunder seit e)myn unde) myns ordins eyn gned[iger] herre und beschirmer, als ir bys her gewest syt. Dorumme ich mit sampt mynem ganczen orden got unsern herren czu tage und czu nachte vor euwer wolfar[t], gesunt und seliges langes leben inneclichen fleen wil und bitten etc.
{Datierung} Geg[eben] czu Marienburg am Donrstage vor Laurencii des heiligen merterers im [13]95[sten] jare.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Folgt d[etur].

b) Folgt Str. czu.

c) Folgt Str. von Polan.

d) Folgt Str. wegen.

e) Über der Zeile nachgetragen.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js395.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 395 (1395 August 5. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 7.10.2001) – Datum überprüft (2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (7.10.2001) – Text mit Or. kollationiert (8.10.2001) – äußere Merkmale beschreiben (8.10.2001)
 
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, 2. Oktober 2001 — Letzte Änderung: 8. Oktober 1999-2009 von Jürgen Sarnowsky

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