PrUB, JS 388

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1395 November 6. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an den Meister von Livland [Wennemar von Brüggenei]: legt auf Anfrage des Meisters im Hinblick auf die Inkorporation des Rigaer Kapitels dar, in welcher Weise in den Domkirchen des Ordens in Preußen bei der Wahl der Domprälaten verfahren wird; beschreibt die Aufgabe der Ämter im Kapitel, die Wahl und die zu besetzenden Ämter (Propst, Dekan, Kustos, Scholaster, Kantor, Pfarrer, Ämter des Kapitels allein); das Rigaer Kapitel soll entsprechend angewiesen werden; der Erzbischof wurde durch ein Schreiben des Hochmeisters ermahnt, dem Orden die Treue zu halten.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 50-51 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 23v-24r].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 17-18.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Unsern fruntlichen grus czuvor.
Lieber her gebitiger, wen ir begernde seyt von uns, das wir uch vorschriben,  wy man is pfleget czu halden in den thumkirchen unsers ordens in Prusen, das ouch die thumherren czu Rige synt dem mole, das sie nu ist von unserm orden, moge dornoch dirwelen und beseczen ere ampt, so wisset, das wir synt also undirwyset, das uff den tag, so der herre bisschoff wil halden das capetel, so die thumherren synt besamelt mit dem herren bisschofe in dem capetel eyns in dem jare, so gebit iczlich persone, die eyn wirdikeit hat in der kirchen und eyn sundirlich ingesegel dorczu, uff syn ingesegel dem herren bisschofe. Wen das geschen ist, so beseczet man die ampt wedir in der nochgeschriben wyse: Die obirste wirdikeit noch dem herren bisschoffe als den probist kuset man in czweirley forme - scrutinii adir compromissi - , der eyns nemen sy vor sich. Enczwer der herre bisschoff mit eym adir czwen irforschern us dem capetel vorhore eyn icliche styme eyns iclichen thumherren heymlichen, und der dy meiste stymen hat in der kore, den libet man und heldit in vor eynen probist. Dornoch, so der probist gekoren ist, so spricht der herre bisschoff czu dem probist, das her eynen thumherren czu eym techant ustrybe. Der trybet eynen thumherren us, so fraget der herre bisschoff, ab ymand eynen andern ustryben wil czu eym techante. Is das do nymand me wirt usgetrebin, so froget der herre bisschoff eyn iclichen thumherren, ab ym der usgetrebene behage czu eyn techant. Spricht her jo, dornoch der ander, der drytte etc., so befelet im der herre bisschoff das ingesegel der wirdikeit der techenye. Dem glich kuset man eynen custoden, scolasticum und cantor.
Und andir wirdikeit als eynen pfarrern, dy mag ouch man nicht entseczen des jares der herre bisschoff ane das capetel ane redliche grossen sachen und ouch nymmermer entseczet. Sunder ist dy sache also gros, so thut her is mit dem capetel. Und kysen denne eynen andern in der obgeschreben formen. Sust {S. 18} ander ampt der kirchen, die dem capetel alleyne czugehoren, die seczet alleyn der probist mit dem capetel ane den herren bisschoff.
In der egeschriben formen scrutinii mag man kysen eynen probist. Die ander forme, do man methe kysen mag eynen probist, die heyset compromissi, die bestellet man also, das der herre bisschoff mit dem capetel kysen dry tumherren, den sie geben volmechtige gewalt czu kysen eynen probist. Und wen die drye kysen czu eynem probist und benumen in offenbar czu eynem probist noch dem rechte, der blibet probist. Sust die andern prelatin kuset man in der wise, als oben geschreben ist.
Also mogit ir undirwisen die thumherren czu Rige, das sie in semelicher wyse beseczen ir ampt, synt deme mole, das von dem orden ist das meiste teil.
Ouch lieber her gebitiger, schriben wir dem herren erczbisschoff, in undirwisen ernstlich, das her sey gefellig und halde is mit dem orden fruntlich und wedirste, das icht von nuwes eyne czweytracht gesche, und halde an sich die thumherren des ordens. Ouch das der uffcog unschedelich sal sien der wole der thumherren, das sie nicht erwelleten ander thumherren noch begerunge unsers briefes, als ir werdit vinden in der ingeslossen copien.
{Datierung} Datum in Marienburg am Sonobunde vor Martini episcopi [1395].

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js388.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 388 (1395 November 6. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 8.10.1999-2009) – Datum überprüft (2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (8.10.2001) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, 2. Oktober 1999 – Letzte Änderung: 8. Oktober 1999 von Jürgen Sarnowsky

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