PrUB, JS 385

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1395 nach Juni 24. o.O.
{Regest}
Instruktion für den Ordensgesandten, den Komtur von Rheden [Graf Rudolf von Kyburg]: soll die Kurfürsten über das Verhältnis zwischen dem Orden, Herzog Witold und dem König von Polen informieren. Witold hat für anstehende Verhandlungen über den Austausch von Gefangenen vor Juni 24 vorgeschlagen, über die friedliche Annahme des Christentums durch die Litauer zu verhandeln; der Hochmeister hat dazu den Obersten Marschall [Werner von Tettingen] entsandt. Während der Verhandlungen hat Witold zugegeben, der polnische König habe im jeden Ausgleich mit dem Orden verboten, und er hat auf ein angebliches Bündnis zwischen dem polnischen und dem Römischen König hingewiesen. Der Hochmeister fragt dazu um Rat, ebenso in Bezug auf die Forderung des Römischen Königs, ihm die Auseinandersetzung mit dem polnischen König zu überlassen, auch wenn die Christenheit insgesamt dabei Schaden erleiden könnte. Der Orden hat Nachricht von polnischen Angriffsplänen gegen Ungarn; zudem hat der polnische König die Ungläubigen durch Waffen, Harnisch, Geschosse, Büchsen und anderes mehr gestärkt und selbst mit den Türken verhandelt, die Ungarn vor kurzem schwer geschädigt haben. Der Hochmeister bittet um Schutz für den Orden.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 39-41  [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 18r-19r].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 20-23.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Czum ersten ist czu wissen, das Wytauwt herczog von Littowen und Russen hat von sente Johannis tage Baptiste eynen nemelichen tag offgenomen mit dem orden, beyde von der losunge wegen der gefangen uff beyde syten. Ouch czu versuchen mit dem orden eyne vorsunliche handelunge von des cristenlichen geloubes wegen, ab man in keynerley wyze mochte irdenken wege, das dy ungeloubigen sich seczten und an sich entpfingen die cristenliche e, und vorschreib unserm homeister, das her volmechtig were czu tun und czu lasen gemacht von dem konige von Polan oder von dem reiche. Des sante unser meister synen obirsten marschalk und eczliche gebitiger mit im uff den uffgenommen und vorschreben tag, uff dem selben tage wurden von den gnaden gotis die cristen von unsern landen alczumol geloest adir von Littowen wenig adir die mynste menyge.

Item do man die teidingen angriffen solde eyner sunlichen handelunge von des cristlichen geloubes wegen als Wytauwt vorbenumet meynete, da sprach her czu den gebitigern, is ist myr vorboten von dem reiche czu Polan, besundern vom konige mit czwen briefen, das ich keynerley berichtunge noch handelunge thun sal mit dem orden. Also wart wedirwant der tag adir die teidinge, und dorumb so mogen sie {S. 21} den orden in keynerley wyze bescholdigen, und man vorsiet sich, das das uff eyne bose meynunge gelasen ist, das sie den orden ab sie mochten gerne dryngen wellen mit den Polan und dor noch andir fursten und herren des cristenliches geloubin.

Item uff dem tage sprach Wytauwt vor more mere, die ouch dor noch von etlichen heymelichern unsers ordins sint vorschreben, das der allirdurchluchster furste unser gnediger herre der Romische konig habe sich vorbunden mit dem konige von Polan im czu helfen. Des begert unser homeister euwern rat, wy her sich und sienen ordin dor inne halden solle, wen io der orden eynen offen krig hat wedir Littowen und die ungeloubigen gote czu loube und czu ere.

Item noch der czeit so hat der allirdurchluchster furste unser herre der Romische konig gesant unserm homeister eynen brieff den ersten, des ich mit myr genomen habe eyne copie euwern gnaden czu undirwysen, in dem her beruret, wy das im gesaget ist, her welde angriffen des koniges von Polan leute und gutere, begernde von unserm homeister mit ernste, das her noch die seynen wedir angriffen noch beschedigen solle in keynerley wize den egenanten konig, sunder das der orden solle mit dem konige syne sache lasen an in etc. Meynet unser gnediger herre alleyne das reich von Polan lute und gutere, so hat is getan der orden iczunt lange czeit, das her das reich hat ny angegriffen mit kriges not. Alleyne die lute des reiches ofte und dicke gebrochin haben wedir den orden, also das unser orden wol grose czusachunge hat und mochte haben czu dem konige und synen luten, wen sie dem orden grosen schaden haben czugezogen. Und unser homeister an dem willen nicht ist gewest noch ist, das her das reich von Polan angriffen welle, is tet im denne grose not. Wor umb sie den orden czu unrecht beschuldigen, wen io czwisschen dem reiche von Polan und dem orden ist von langer czeit gewest eyn vorbriefter frede, den der orden hat gehalden. Beslust adir die meynunge unsers gnedigen herren des koniges allirley lant, Polan, Littowen und Russen lute und gutere, als der ander brieff, den unser gnediger herre der Romische konig unserm homeister ouch hat gesant, des ich ouch mit myr eyne copie habe. Das ist eyn czeichen, das der von Polan mit semelichin briefen welle abelegen und wydern den ungeloubigen czu hulfe, der cristenheit zcu schaden dye cristenliche ritterfart, di do dirloubit ist czu sterkunge des cristenlichen gelouben beyde von pobestlicher gewalt und von dem heiligen Romischen reiche und der orden dorumb gestiftet ist, das her uffhalden solle semeliche krige czu loube gots und der juncfrouw Marien, und in der wyse mag eyn unvorwintlicher schade entsteen der heiligen cristenheit. Dorumb, lieben herren, begert unser homeister und der gancze orden euwern getruwen rad, wy her sich dorinne halden solle, ab seme- {S. 22} licher briefe me qwemen an in, was her thun solle, das her sich bewaren moge czwisschen dem gehorsam, den her pflichtig ist unserm gnedigen herren dem Romischen konige und czu vor dem heiligen reiche und czwisschen dem grosen schaden, der do von mag entsteen der ganczen cristenheit. Die copien des koniges briefes mag man bewysen den herren.

Item unser homeister hat gewislichen dirfaren von des koniges von Polan anwalden und us seinem rate, das sie genczlichen meynen anczugriffen das reich czu Ungern. Und sprechen, das is in sey vorschreben und vorsegilt mit andirhalbhundert ingesegeln der herren von Ungern, und wo das geschege, das got nicht gebe, das Polan, Littowen, Ungern, Russen eyns worden, des muste sich der orden czum ersten groslichen und dornoch die gancze cristenheit besorgen, czumole wen der von Polan ist eyn nuwr cristen und als man spricht, die e undir im und der konygynne noch ny ist bewert von dem pobistlichen stule.

Item so hat der selbe konig by korczen jaren sere gesterket die ungeloubigen mit wopen, harnasch, geschoss und bochsen, und alle die hinderlant der ungeloubigen haben lere wize und semelichir offsecze von den Polan, geschege nu dy voreynune der Reiche, so wurden sie czumole gesterket. Dorumb so bittet unser homeister euwern gnedigen rat etc.

Item so hat unser homeister vornomen und wir mit im, das der konig von Polan habe mit den undieten und ungeloubigen Turken etwas gemeynschaft, also das der von Turken czum konige von Polan und der von Polan wedir an den von Turken gesant haben syne lute, und des vormutet man sich, das das allis geschee uff eynen argen uffsacz der heiligen cristenheit ader czum mynsten etlicher lande.

Item den infal, den by korczer czeit haben gethan die Torken in dem reiche zcu Ungern wedir unsern gnedigen herren, iczunt konig czu Ungern, und eynen grosen schaden der heiligen cristenheit, muste man sich vorsehn sere, das das icht me geschege, worden dy land also voreynet.

Alle dese artikel brenge man vor die herren bescheidenlich, nicht in clage wyze, sunder czu horen alleyne den rat der korfursten und ander herren, went sie die beschirmunge der heiligen cristenheit also wol angeet als uns.

Item das die boten befolen is io den orden in der herren beschirmunge, das si geruchen czu denken vor den orden und nemen in in ire beschirmunge, und ab ymant icht andirs brechte an sie wedir den orden, das sie das nicht uffnemen and des ordens {S. 23} wedirrede, want in allen desen sachen suchet man nicht andirs wen eyn gemeyne gut der ganczen cristenheit.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js385.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 385 (1395 nach Juni 24. o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.1999-2009; Claudia Heinemann, 9.4.2002) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 1.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 11.4.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, 2. Oktober 1999 – Letzte Änderung: 15. April 2002 von Jürgen Sarnowsky

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