PrUB, JS 376

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1396 Dezember 13. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an Herzog Swantibor von [Pommern-]Stettin: Der Orden hat dem Herzog ungeachtet der Vorwürfe in seinem Entsagebrief keinerlei Unrecht zugefügt, so daß die Aufkündigung des Bündnisses mit dem Orden nicht rechtmäßig ist; der Herzog hat des Ordens Gut genommen, ist aber seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen; überlegt Rückforderung des Gelds. Der Hochmeister verweist auf die päpstliche Bestätigung der Rechte Johann Wallenrodes auf das Erzbistum Riga, während für den Sohn des Herzogs nicht rechtzeitig und hinreichend geworben wurde, sonst hätte sich der Orden für ihn eingesetzt; auch der Bischof von Dorpat und die Seinen sind im Unrecht gegenüber dem Orden. Dem Orden geschieht auch durch den Herzog große Gewalt und Unrecht.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 81-82  [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 39r-v].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 33-34.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Irluchter furste und herre.
Euwern leczten brieff uns gesant haben wir wol vornomen, in dem ir claget obir gewalt und unrecht, die uch an euwern sone dirczeiget solde sien von uns und unserm ordin. Alleyne is uns nicht stet czu denken keynerley gewalt ader unrecht, die uch von uns ist dirczeiget ader an euwern sone. So wisset herre, das semeliche clage uns noter tut wen uch, wen ir wedir eyne mynnicliche vorbindunge, umb die ir genomen hat des ordins gut und gelt uff nemeliche jare wedirrufet und ofsaget an redliche czu scholde adir sache. Und dorumb ir in pflichtunge und vorbyndunge syn sollet dem ordin, nicht der ordin uch, als das euwere brife wol uswisen, die wir musse noch deser czeit, ab wir is czu rate werden, bewisen fursten herren rittern, knechten und steten. Und is mogelicher were, das ir vor der ufsagunge der vorbindunge dem orden wedirgeben soldet das ufgehaben gelt und gut, und ab ir denne scholt und sachen hettet wedir uns, das hoffen wir wol {S. 34} uns czu vorantwerten.
Und als ir beruret die czwei stichte czu Rige und czu Darpte, wissed von des stichtes wegen czu Rige, das die kirche czu Rige volmechticlich vorseen ist dem erwirdigen herren hern Johann Wallenrode von unserm heiligen vater dem pabiste, der ouch dem alden herren vorsach eyns wirdigern amptes alz von dem patriarchatu Allexandrino und in frygete und ledig sagete der kirchen czu Rige. Derselbe herre, herre Johans erczbissof iczunt czu Rige sich y und y wedir alle siene wedirsachen hat dirboten czu dem rechte und  hutes tages sich dirbut. Het euwre son ichtes recht czu der kirchen czu Rige gehat, worumb czog her sich nicht czu dem rechte. Und alz euwer irluchtikeit gedenket, was doran sey geschen, is sey geschen mit unserm wissen, und cziet uch an die bruder Albrecht von der Duba und an Molheym. Wir hoffen und wissen, das die keyns geworben haben von unsers vorfarn wegen, wen das mogelich ist gewest, wen czu dem allirersten, als der alde herre erczbissoff czu der czeit und iczunt patriarcha was entwichen unbetwungen us Liffland von siener kirchen, czu der czeit der orden euwerm sone gerne hette gegunt der kirchen umb fruntschaft und fredes willen, als das got weys, hettet ir beczeiten dorumb gearbeit in dem hofe czu Rome. Sunder is vorliff vil czeit, das das vorsumet wart von euwern wegen und tot dobey recht ab uch nicht dorumb were. Dornoch obir lange czeit wart allerersten verseen herren Johanni Wallenrode iczunt erczbissofe, wy mochte der ordin euwerm sone helfen czu der kirchen, die in hant stunt unsers heiligen vaters des pabistes czu vorseen wem her wolde.
Ouch alz ir vorschreibet von der kore wegen des alden herren und des capittels, wy das sy solden euwerm sone dirwelet haben alz eyn filium adoptivum, ab das mechtig sey adir mogelich ane unsern heiligen vater den pabist, do froget umme euwer wissen, und wir truwen wol, sie werden uch das recht undirwisen, ab sie wellen.
Ouch alz ir gedenket des stichtes von Darpte, do froget umb prelaten, ritter, knechte und stete czu Liffland, die uch und allen herren bekennen mogen, das der herre bisschoff von Darpte und die syne sint in der scholt und nicht der orden. Und der orden czu Liffland alle szeit sich hat dirboten czu dem rechte, und hutes tagis sich dirbut. Und dorumb, irluchter furste, so tut ir dem ordin grose gewalt und unrecht, das ir euwer brife und dy fruntliche vorbindunge ofsaget dem orden ane des ordins scholde, und umb unser grose gunst, die wir getragen haben czu uch, also grose unmynne und unfruntliche entsagunge tut ir uns und unserm ordin, und truwen wol, so irs wert czu herczen nemen unser und unsers ordins gerechtikeit, das ir uch bas werdet bedenken.
Geben czu Marienburg an der Mittewochen Lucie Virginis im sechs und XC Jare.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js376.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 376 (1396 Dezember 13. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 26.4.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 5.5.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 1. Oktober 1999 – Letzte Änderung: 5. Mai 2002 von Jürgen Sarnowsky (für ein korrekt adressiertes E-Post-Formular meinen Namen anklicken!)

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