PrUB, JS 297

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


(1401). o.O.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an den Domherrn Hieronimus zu Breslau: Untreue des Großfürsten Witold und das feindselige Verhalten des Königs von Polen gegen den Orden.

{Überlieferung}
B = [ohne Angabe, wohl OF 3, p. ... [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. 1b, fol. ...].]

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 118-21.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Herrn Jeronimo cz Bresslow thumherre.

Ersamer herre besunder lieber frunt.
Wir danken euwer liebe fleisseclich der usschrift des clagebriefes des koninges von Polan uns leczten vorslossen gesant in euwerm brife und nemlichin euwer guten willens und fruntlicher dirbitunge, die ir czu uns und unserm orden allewege habt. Und was wir euch wedir czu willen und czu libe werden mogen, das wellen wir sichcher thun, noch euwer begerunge als wir beste konnen. Und off das euwer ersamkeit unser und unsers ordens herren. frunde und gunneren warhafticlichen undirrichten mogt, wo irs beqwemelich mogt thun, wie das vorretnysse ist geschen, das Wytout leczt an uns begangen hat, so gerucht czu wissen mit korczen worten, das wir, in guten truwen und umbe merunge wille der heylgen cristenheit, mit dem vorgenannten Wytout eynen ewigen frede gemacht hatten und vorschreben. In der selben vorschreibunge Wytout die lant der Saymaiten gancz obirgap und vorschreip sie dem orden ewiclich mit aller herschaft und czu allem nutcze. Dornoch als die lant betwungen wurden und die Saymaiten ir geissel uns gesaczt hatten czu eyner vorsichcherunge der heilgen cristenheit, buweten wir in die selben landt czwey nuwe husse und saczten doruff unsers ordens bruder und lute und lysen die besten bayorn der lande czu uns komen, die alsampt das sacrament der touffe entpfingen und sich wol an liessen czu dem cristenthum. Grose hulfe toten wir den selben landen mit gelde, pferde und getreide, went sie vorheret und vorarmet woren. Als das Wytout dirkante, besorgte her sich, die cristenheit mocht im an dem orte czu stark werden, und czog die Saymaiten wedir czu im mit goben und grosen gelobden und vorwuste uns die lant und also uns den nucz der lande benam wedir syne brife. Die selben Saymaiten, die also czu im czogen, die andern, die gerne by uns bleben weren, in irem usczoge roubten und slugen, und eyns teils mit in weg furten. Wir schreben im gefach und vil, das her uns die luthe us unsern landen nicht entczoge, noch gestatte, das die unsern also jemerlichin beschediget und geslagen wurden. Dor czu her nichts tat, noch sich an unser bitten karte. Off das leczte santen wir undir vil andern brifen und botschaften czu im unser gebitiger etliche und liessen in bitten und manen, das her uns hilde syne brife und unser lute uns wedir gebe, die her uns czu unrechte hette entczogen. Dor off empot her uns by syme bo- {S. 119} ten, wie das her vor allen dingen mit dem orden fruntschaft halden welde, und als wir von der Saymaithen wegen begeret hetten, welden wir mit im czu tagen komen, her welde sie alsampt, bayorn freihen und gebuwer, die her bey im hette, off ir heymat wedir lassen czihen. Der botschaft woren wir fro und vornomen sie in truwen, keyner falschen meynunge uns doran vormutende, und santen doruff czu im unser boten, der mit im eynen tag von unser wegen solde offnemen. Welde her die Saymaiten lassen czihen, als her uns empoten hette, wir hoften wir welden uns fruntlich mit im entricht haben, wen wir czusampne komen weren. Als unser bote czu im qwam, sprach her, die rede die her uns empoten hette, hette her nicht fruntlich gemeynet, went syne meynunge were gewest, das her die Saymaithen welde off ir heymat lassen czihen, ir freiheit czu weren, als sie vor hatten getan. Us den worten besorgte sich der bote eyns vorretnysses und bat orlop, off das her die unsern hette mocht warnen, den behilt her dorobir V tage bey im. Und bynnen des richte her die Saymaiten us, die her troglichin czu im hatte geczogen, mit pferden und harnasch, und gap in mete syne houptlute, und als sie von im eynen tag und eyne nacht geritten woren, ersten lis her unsern boten von im czihen. Also qwomen sie ken Saymaiten vor die huser von uns gebuwet, ungewarnet, und ane alle entsagunge und vorbranten sie, unsers ordens bruder, dyner und luthe, die doruff woren, brachten sie czu Wytout swerlich gefangen. Also ist das vorrettnys czu komen, des der konyng von Polan eyne sache ist gewest. Went her in dorczu gehalden hat, alsust hettes villeichte Wytout ny getan, noch torren vorsuchen, und ap ymandes anders vorgehen welde, so wisset das es in der worheit also und anders nicht geschen ist.
Ouch sende wir euch eyne usschrift der berichtunge, wie sich Wytout unserm orden hat vorschriben, off das ir die sache deste volkomener wissen mogt, dorczu senden wir euch eyne ingeslossen czedele off den clagebriff des konigs von Polan, als ir wol werdet vornemen. Und wo ir unsern orden in den sachen vorantwerten mocht, mit fuge, und ouch ander der worheit undirrichten mogt, bitten wir euch als unsern lieben besundern frunt, das irs gerucht czu thun, als wir euch gancz czugetruwen und ouch ken euch wo wir mogen gerne vorschulden wellen etc.

Dis war die czedel in hern Jerominen briff geslossen.

Ersamer herre und besunder frundt.
Wir hatten uns der clage des von Polan allermynst besorget, das her die obir unsern orden bynnen so fruntlichin teydingen, die wir dis jor und ouch czu jore mit im gehalden haben, thun sulde, doch das unser gerechtikeit offenbarer werde, euwir fruntschaft und allen andern, den irs mit {S. 120} fuge moget czu wissen thun, so berure wir hirynne so wir korczte mogen, unsers ordens sachen widder den von Polan off seynen clagebrieff, dorus ir wol moget dirkennen unser gerechtikeit ader schulde. Noch deme als her czu Polan wart gecronet, und doch mit dem orden mit offem crige stunt unvorsunet kegen den landen Lyttawen und Russen, hilt der orden eczliche tage mit im und den seynen us dem reich czu Polan, anmuttende, welde her cristene seyn, das her die cristenheit und den orden, der das orlow furet widder die ungelowbigen, sicherte, das kein ummeslag geschege, als vormals gescheen was, und lysse den orden bey den privilegien und freyheiten, die in gegeben weren von pabsten, keysern und seynen forfarn, welche sicherheit unserm orden ny gescheen mochte. Und nu her clagt, das wir seynen namen berochtigen mit ungehorter ungestalt etc., so ist doruff unser antwert, das uns doczu grose not twynget. Wend off die czit als her gecronet wart, hilt das orlow widder den orden und die cristenheit Schirgal des selbin koniges bruder, der eyn Russe was, und dornoch Wytowdt, der is noch helt. Den beyden von angenge seyner cronunge halff der konig von Polan us seyme reiche, nicht alleyne mit manschafft, sunder mit harnusche, armbroste, bochsen, pferden, mit mancherley weren, wercken und wergmeistern, des her hutes tags pfleget czu thun. Do mete die heyden und Russen stercker und offsecziger worden syn, denne sie vormols y gewest seyn.
Ouch als her clagt, das her noch seyme cristenthum me von uns werde gelestert und vorspot wenne vor, do her unglowbig was, und ouch das im in seyme unglowben me libe gunst und ere von uns denne nu wart dirczeigt, liber herre und besunder frundt, ap off die czit icht ist gescheen, das ist gescheen kegen eyme offenbaren finde der cristenheit, in sulcher weyse, das her mochte gebrocht werde czu dem cristenthum mit den seynen. Ouch so mochte sich die czit der orden vor im huten als vor eyme offenbaren finde, aber noch deme als her meynet, her sey gut cristen, so beduncket in, das im alle das czemet, das her tut. Und under eym sulchen getichte, seyme cristenthum, trachtet her von tage czu tage, wie her dy cristenheit und den orden mochte beschedigen. Wendt her der allirerste was von heyden, der seyner truwe brochig wart dem orden, das vormols von keynen heyden synen vorvarn ny me gehort was, dovon vil czu schreiben were. Her schreibet vil von seyme cristenthum, hat hers umb gotes wille getan, das weys her wol. Man funde ir nach wol me, die in durch eyns konigrichs und eines schonen wybes wille eyn wenig wasser off das howpt lyssen gissen, her mag wol vil dovon schreiben. Her hot nach wol IIII bruder, die noch alle Russen sint und uncristene, die her doch gar cleyne czu dem cristenthume bisher gehalden hat. Der eyne seyner bruder hat die towffe entpfangen und {S. 121} ist cristen wurden, den hot her von im vortreben, und mag in nyrne bey im leyden.
Ouch so hat uns Wytawt von seyme antragen nu leczten vorretlichin ane alles entsagen und in gutem gelowben beschediget, als ir eygentlichin werdet underricht in dem brieffe, in dem desse czedel ist gewest vorslossen.
Ouch als her clagt, das der orden habe kirchen vorbrant der cristen, her mag schreiben was her wil, is ist ny gescheen mit wissen noch mit willen, sunder mit fleisse habe wir doczu gerathen, die wyle is in frede stunt, das man kirchen und closter offrichte, ap das gescheen ist, das wisse wir nicht.
Vortme als her clagt, wir haben im das landt Dobryn abehendig brocht, lieber herre, der irluchte forste herczog Ladislaus von Opil vorsaczte uns umb eyne genante summa geldes das selbe landt, der seyn eyn freyer herre was. Des erben noch hutestages leben, dem wirs czu getruwer handt halden, obir das haben wir dem konige und dem reiche czu Polan offte angeboten, sie schaffen, das es der erben lobe und wille sey, die unser brieffe dorobir haben, und geben uns unser gelt doruff gelegen und vorbuwet, wir wellen in das selbe landt williclichin abetreten.
Ouch als her schreibet, das mir mit im nicht umb eyn sulchs czum rechten welden, wie fuget uns czum rechten mit ymande umb landt, die unser nicht syn czu eygenschaft nemlichin, wenne die noch leben, die sich der lande czu czihen.
Ouch so ist is offenbar, das der obengeschriben herczog Ladislaus, der is uns vorsaczte, bey seyme leben sich dorczu dirbot, her welde des gerecht werden vor dem reich czu Ungern und ouch czu Polan vor forsten im ebenmessig, das her das selbe landt frey hette czu vorkowffen und czu vorseczen weme her welde, is mochte im ny gescheen. Das wol wissentlich ist unserm herren dem konig von Ungern. Us alle dem obengeschriben mogt ir dirkennen, mit was redelichkeit der konig clage obir uns furet, wir haben fruntliche tage mit im gehalden, und sint alle wege begernde gewest eyns moglichin, und hutes tags begeren, uns mochte eyn semlichs von im ny widderfaren. Wir sulden euch vaste vil dovon schreiben, das wir off desse czit umb der korcze wille underweglassen.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js297.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 297 ((1401). (o.O.))
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 11.8.2001 [Regest]; Sebastian Kubon, 30.1.2003 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 11.8.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sebastian Kubon, 30.1.2003) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 11. August 2001 — Letzte Änderung: 1. Februar 2003 von Jürgen Sarnowsky

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