PrUB, JS-JL 57

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)




1395 April 4. Marienburg.

{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen]1) an Herzog Barnim von [Pommern-]Stettin: betont die Treue des Ordens gegenüber dem Reich, dem er nichts entfremde; verweist gegen die Vorwürfe des Herzogs Swantibor darauf, dass dieser schon länger über die durch den Papst erfolgte Besetzung des erzbischöflichen Stuhls zu Riga unterrichtet sei und so Ausgaben hätte vermeiden können; bittet, die päpstliche Entscheidung zu akzeptieren, zumal ein Bruder des Ordens gewählt worden ist; hofft auf weitere Förderung des Ordens.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 27-28 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, fol. 12r-v.]

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 5, 1857, ND Osnabrück 1965, S. 98-99.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung


Herzog Barnym czu Stetin.

Irluchter furste und lieber herre.
Ewern brieff uns nuwelich gesand, den haben wir liplichen entpfangen und wol vornomen, in dem ir uns bittet und ratet, das wir den irluchten fursten heren Swantibor herczogen zcu Stetin nicht brechten uff grosser koste etc.
Lieber herre, wisset das wir und unser ordin und unser vorfarn y und y getruwe und gehorsam gewest synt und noch synt und wedir das heilige riche und alle fursten des riches, unsere gnedigen herren, ny gethan haben noch thun wellen, ab Got will, besundern wedir unsern allirgnedigsten heren den Romischen konig, wen wir jo bekennen, das wir ja von in haben die heilige stiftunge unsers ordins, privilegia, freyheit, vorderunge, beschirmunge. Und sundirlich wedir uch, als wir hoffen, ny gethon haben, sundir haben alczeit eyne getruwe gancze zcuvorsicht zcu uch getragin. Worumb wir ungerne sehen, das uns unser here herczog Swantibor zcu Stetin zcu rede seczet und zcu clage unvorschult, das wir in solden haben getrebin uff grose czerunge von synes sones wegin herren Otten des hochgebornen, das wir nicht gethon haben, wen her wol dirfur me den eyn jar von synen boten, die her in semelicher sache hatte zcu uns gesand mit eym briefe unsers gnedigen herren des Romischen konigs, die horten von uns muntlich, das unser heiliger vater der pabist uns gesand hette mit bullen eynen nuwen erczbisschoff der kirchen zu Rige, den wir entpfangen hetten von gehorsames wegen und mochten do wedir nicht.
Ouch als euwer herlichkeit gedenket czwir boten, als hern Hans von Molheym und her Albrecht von der Dube, die, als wir gelouben, nicht andirs geworbin haben, wen das man heren Otten sym sone wol gunde der kirchen, und unser gebitiger zcu Liffland seyne vorfarn und der gancze ordin do selbist hetten is gerne gegunst vor X. adir XX. jaren also tenen herren, der mit sym capitel mit dem ordin hette fruntlich gelobit, das by lander czeit ny ist geschen. Ouch hatte her czeit also vil, hette her dor umb wolt haben gestanden in dem hofe zcu Rome czu rechter czeit, her mochte die haben behalden und durffette nu nicht unsern fruntlich gunst keren in eyne abgunst und unsern guten willen in eynen mutwillen, das wir im doch nicht czu getruwen. Ouch so wore wir nicht mechtig unsers heiligen vaters des pabists, das her die kirche ymanden geben solde wen herren Otten, der do von eygenem willen desen herren hat vorsehen von pabistlicher volmechtikeit.
Ouch, {S. 99} lieber herre, als ir uns schribet, wy das der alde erczbisschoff und das capitel hetten heren Otten dorczu gekoren adir geheyschen, was an der kor vorlibunge adir heyschunge macht sey, das secze wir zcu unserm heiligen vater dem pabist, der das hat czu richten, wen wir nicht gelouben, das die kirche zcu Rige vermag czwene herren zu haben, wen die land dorczu czu arm sint.
Ouch, lieber here, herren Otten zcu lieben und den erczbisschoff iczunt zcu vorstosen, dunket uns, das das wedir recht gehorsam und unser ere were. Und were uns gar vorkerelich und zcumole, nu her ist wurden eyn bruder unsers ordins.
Ouch, als ir uns schribet von dem leene, lieber here, do get dem Romischen reiche nichtes an abe, wend der nuwe herre im semelichin rechte sie halden sal, als syn vorfarn gethon haben. Wen wir und der gancze ordin syn des reiches und hoffen jo, do von also vil zcu thun, und der nuwe herre thun sal, als syne vorfarn y gethan haben. Wir wissen ouch andirs nicht, wen das is sey unsers gnedigen herren des Romischen koniges wille, der uns vor eym jar vorsach vorhing allirley czusachunge, alzo das die kirche solde syn und bliben zcu dem selben rechte. Also sageten uns die boten, die wir gesand hatten an unsern gnedigen herren den Romischen konige.
Dorumme, so bitten wir euwer herlichkeit mit lutern fleise, das ir geruchet zcu syn als ir bis her gewest seit, unser und unsers ordins beschirmer. Und hoffen geratfraget von uns euwer irluchtikeit uns des nicht ryte, das wir desen genomen erczbischoff lasen solden, den wir mit gehorsam und mit rechte entpfangen haben, pfaffheit, ritter und knechte gesworen und gelobet haben. Eyner sotaner wandelunge musten die land by noten vorterben, das uns doch von herczen leit were in den sachen, die uns mogelich syn zcu thun. Und dor an wir euwer irluchtikeit behegelich und zcu diensten mogen werden, do welle wir alczeit gutwillig zcu syn noch unserm vormogin alz euwer besunder. Ouch bitten wir euwer herlichkeit betlich und wellen das vorschulden, wo wir mogen, das ir lieber herre ob keynerley rede uch vorqueme uff uns und unsern ordin, nicht also geringlich zcu herczen nemet, wen wir gereit seynt allewege uch, ouch der gebitiger zcu Lifland, der sachen und ouch andern, uns gutlichen und demutlichen zcu vorantworten. {Datierung} Gegeben zcu Marienburg am Dinstag nach dem Palmsontag [1395].2)

Der glich ist geschriben dem Bischoff czu Utrecht, dem herczog von Gelrn, dem herczog von Berge, herczog Ulrich czu Mekelburg.


Inhaltliche Anmerkungen

1) Hochmeister von 1393 bis 1407.
2) 1395 April 4.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-jl/js-jl57.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-JL 57 (1395 April 4. Marienburg.)
Bearbeitungsstand : Text eingegeben (18. August 2002, Joachim Laczny) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (18. August 2002, Joachim Laczny) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 18. August 2002 — Letzte Änderung: 25. Dezember 2003 von Jürgen Sarnowsky

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