PrUB, JS-JL 55

{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen]¹⁾ an die Herzöge Barnim und Wartislaw von [Pommern-]Stettin: betont in Entgegnung auf ihre Vorwürfe, dass er und der Orden keineswegs Herzog Otto von [Pommern-]Stettin um seine Rechte im Erzbistum Riga bringen wollen; vielmehr habe der Papst²⁾ einen anderen Kleriker zum Erzbischof von Riga bestimmt, und dem müsse man folgen; bittet sie, den Orden weiterhin zu unterstützen.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 26 [olim Registant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, p. 11v.]

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 5, 1857, ND Osnabrück 1965, S. 93-94.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung.

Irluchte fursten und grosmechtige liebin heren.
Ewern briff uns nulichste gesant by desem ewern boten habin wir liplich entpfangen und wol vornomen, in dem ir schribet, {S. 94} wy das dy hochgebornen herczog Swantibor und herczog Boglaff sin bruder herczoge zu Stetin, ewern vettern, euch clagende vorbracht haben, wy das wir den irluchten herczog Otten vorwalden und vorunrechten und nemen im das erczbischtum zu Rige etc.
Liebin herrin, hern Otten zu vorwalden und vorunrechten, das welde wir sichirlich ungerne thun, went wir mit ewern veddern andirs nicht gewost habin noch hutes tages wissen wen mynne und fruntschaft, und y und y gerne gethan habin, was in libe und beheglich gewest ist. Und solcher bescholdunge und clage wir umb sie nicht vorscholt habin als wir hoffen, noch ab got wil meynen zu vorscholden. Ouch hern Otten das erczbischthum zu nemen, als ir schribet, haben wir keine macht, ouch welden wirs ungerne thun. Sundir uns ist wol wissentlich, das unser heiliger vater der pabest von eigener bewegunge und pabestlicher volmechtikeit einen nuwen erczbischoff der kirchen czu Rige gegebin hat, den wir von gehorsams wegen entphangen habin als einen erczbischoff, und mochten do wider nicht alle suffraganen ritter und knechte des stichtes zu Rige gesworn und gelibet habin.
Ouch, liebin herin, herrin Otten zu liben und den erczbisschoff iczunt zu vorstosen dunkt uns, das das wider recht gehorsam und unsir ere were, und weer uns gar vorkerlichin. Und hoffen wol, geratfroget von uns, ir uns des nicht rytet noch alle dy ienen, dy den ordin lieb habin, das wir desin erczbisschoff vorstosen solden und hern Otten entphaen und liebin. Wir hetten ouch heren Otten dem hochgebornen das erczbischtum also lib gegunst als desim heren und hoften wol, wer is im von pabestlichir vorsichtikeit vorsehn, als is desim vorsehn ist, wir weldens mit im und ouch der gebiteger von Liffand als fruntlichin und gutlichin gehalden habin, das wir ewer allir fruntschaft do mete vordinet hetten, der wir doch glichwol von euch hoffende sin zu habin und ouch andirs nicht wissen.
Boben allen desin sachen bitten wir ewer herlichkeit begerlichin, das ir geruchet des ordins beschirmer und vorderer czu sin, als ir bis her gewest seit, und im das nicht keret zum ergesten, went is dem ordin alczu vorkerlich were in andern sachen, dy uns moglich sin zu thun, do wellen wir uns gerne anbewysen kegen euch als dy ewern. Und underwiset unsere heren ewer vettern, das sie abelasen und uns eyn semlichs nicht anmuten, wen wir is umb sie nicht vordinet habin, als wir hoffen.
Wir bitten ouch ewer durchluchtikeit und wellens ouch vorscholden, wo wir mogen, das ir liebin heren, ab keynerley rede euch vorqweme uff uns und unsern ordin, nicht alzu gerinklich zu herczen nemen gerucht, went wir wider euch ungerne thun welden in keinen sachen. {Datierung} Gebin zu Marienburg an Sente Lorenz tag anno XCV^to.³⁾

¹⁾ Hochmeister von 1393 bis 1407.
²⁾ Bonifaz IX. (1389-1404).
³⁾ 1395 August 10.