PrUB, JS-FS 99

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003)




 1393 Mai 14. Thorn.  
{Regest}
Hochmeister Konrad von Wallenrode erlaubt der Altstadt Thorn den Wiederaufbau des Rathauses mit den daran angeschlossenen Gebäuden (wie dem Dinghaus) und Verkaufsräumen (Buden, Brotbänken, Kaufhaus) unter sehr genauen Vorschriften, Begrenzungen  und Bedingungen, die ausführlich aufgeführt werden.

{Überlieferung}
A = APT Kat. I, Nr. 166 [olim Ratsarchiv zu Thorn, Scrin. II, Nr. 2; III 21].


{Regest}
Andrzej Radziminski, Janusz Tandecki, Katalog dokumentów i listów krzyzackich Archiwum Panstwowego w Toruniu (1251-1510), Bd.1, Torun 1994, Nr. 62, S. 29.

{Drucklegungen}
aus A: Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 4, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 167-170.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Original auf Pergament mit Siegel aus schwarzem Wachs; überliefert auch in zwei zeitgenössischen Abschriften auf Pergament und Papier (Kat. I, Nr. 167-168).


Wir bruder Conrad von Wallenrode, homeister des ordens der bruder des spittales Sente Marien des Dewtschen huwszes von Jherusalem,
allen cristglowbigen, die nu sint und czukumfftiglich seyn werden, czu der kunthschaft und kentnisze disser briefft kumpt,

das vor uns komen seyn unser lieben getruwen radtmanne unser alden stadt Thorun und haben uns demuttiglichen vorgelegt den merclichen gebrechen, den sie an dem gebewde des radhawszes, kowffhauwszes und ander gemache dorinne beslossen teglich lieden. Doran das diesselben gemach von alders wegen jezund vorroth, vorweszet und czumale buwfellig weren und das sie teglich besorgeten unvorwintlichen und ferlichen schaden den lewthen dovon zcubekomen. Denselben gebrechen wir ouch mit unsern gebietigern gesehen und gemerkt haben und brochten vor uns und vor unsere gebietigere vier offene brieffe, die wir gancz und unvorsert gesehen und wolvornomen haben.

Den ey- {S.168} nen gegeben hat bruder Erhart von Hirsperg guten gedechtnisz ettwan an des gebietigers stadt in Prewssen, uber das kowfhaws, der es dirlowbet hatte zcubowen in der weisze und masse als es bruder Heinrich uff die czeith kompthur im lande czum Colmen gut duchte zcuschicken. Dokegen haben sich die burger alles rechtes und ansproche vorczigen, die in ander mole, im Pripspusche gelegen gehorte.

Den andern gegeben hat bruder Conrad von Tirberg, ettwan marschalk und an des meisters stadt ober dy kromen und brotbenke, welcherleye czinsze dy burgere dorinne gemachen mochten, das sie die mit allem nutcze frey besitczen sulden.

Den dritten brieff gegeben hat bruder Conrad von Vuchtewange, etwann gebietiger zcu Prewssen und czu Liefflande uber die wege. Dorinne man allerhande ding weget, zcu ewigen tagen frey zcuhaben und von dem pfunde czwene Colmesche pfeninge czu wegelone czunemen.

Den vierden brieff gegeben hatt bruder Ludolff Koning, ettwan homeister uber die buden in dem umbkreysze der vorgnanten gebewde frey zcu allem nutzce zcubesitzen als dieselben brieff das lawter uszweiszen.

Und boten uns mit demutiger eynfeldikeit das wir den gebrechen ansehen und sie doranne geruchen zcubesorgen und gunden in dasselbe alde rothuws und howffhuws mit alle den andern alden gemachen abeczubrechen und nuewe nach bequemkeit derselben stadt widder czu buwen. Und wend sulche bethe moglich und czimlich ist und die redlichkeit heyschet, das wir uns kegen den gnedig und guttig beweiszen sullen die wider kegen uns in stetikeit der truwen mit willigen unvordrossenen dinsten manchst und erkant und befunden seyn und sich obgotwil zcukumfftiglich ye steter und ywilliger doran beweiszen sullen.

Hirumbe mit sam gunst wille und rathe unsir mithe gebietiger haben wir der egenanten radtmanne, burgere und der ganczen gemeyne bethe und begerunge gnediglich irhort und haben in dirlowbet und gegunst und dirlowben in mit kraft disses brieffes, das alde rothuiws, kowffhuws, dinghauws, kromen, brotbencken, buden wegen und andere gemache nach beqwemkeit der stadt wider czubuwen und nach erem fromen und nutcze, doch in sulcher weisze, das dieselben gemache sullen alle bynnen den vier wenden und in den mawren beslossen und gebauwet seyn und dy lenghe derselben mawren sal haben czwelff rutten und eyne ele, igliche besundern und die weithe czehen rutten und eyne ele mit beyden mawren igliche besundern. Die mawre sal seyn vier fusse dicke czwusschen den pfeylern ober der erden und fumf fusse dicke under der erden. Die hohe der vier mawren von der swellen bey  der erden von dem ingange anczuheben sal seyn drittehalbe rutte bis under das dach do sich  das gesperre anhebet und vort eyne brant mawre fumff fusse hoch und anderhalbe fusse dicke.

Ouch haben wir in von sunderlichen gnaden gegeunst und dirlowbt dat radthauwss myt seynen gemachen die mawren uszurucken achte fusse denselben rawm in meyster Ludolff Koning {S.169}vorgnant czu den buden umb das rodhaws bauwszen den wantmauwren vormals vorligen hatte, also das sie die buden in die vier wende in die lenghe und weithe, als vorgeschrieben stehet, han beslossen. Und wennd ouch dasselbe alde rodhuws und howffhauwss mit den vorgnanten gemachen begnadigt was von den egenanten homeister und gebietigern, domithe, das es in mit allem nutzce frey zcu ewigen tagen vorligen was also das die brieffe von den boben gedechtnisse gethan ist beweiszen, demeselben spore wir ouch nach volgende haben angesehen derselben unser burger getreuws dinst und ire gutwillikeit und geben in von sunderlichen gnaden und vorleyen was genisses, fromens und czinszes sie in czu der stad nutcze an dem rothuwsze, kowfhouwsze, dinghauwsze, kromen, brotbencken, buden, woge und an allen andern gemachen, die sie bynnen und in die vier wende und in die lenghe, weythe und hoge vorgescrieben bouwen mogen nu ader in czukumfftigen czieten gemachen mogen, es sey vile ader wenig, das sie des zcu allem nutcze fromen und beqwemkeit der stad frey gebrauwchen und genissen sullen und mogen czu ewigen tagen und sullen vollemacht haben den czinss und geniss czu bessern und czu meren, wie das in das eben gefellet und czu state der stad komen mag.

Und bestetigen en das selbe newe rodhauws, kawffhaws, brotbencken, kromen , buden , woge, dinghuws mit allen andern gemachen, die sie in die vier wende und muwren in die lenghe, weithe und hoge vorgnant gebouwet haben ader in czukumfftigen zceiten buwen werden, is sey boben der erden ader under der erden mit allen ufgengen, nidergengen, weithe, lenghe, hoge, venstern, thoren, dechern, gibeln, sullern, kellern, mauwren, wenden und was sulche gebeude angehort wie man das mit sunderlichen worten benumen muchte, nichts uszgenomen und gonnen in die gemach zcu bessern wen und wie dicke is noth thut und notdurfft seyn wirt.
Und wellen doch das sie die obgnante lenghe, weithe und hoghe in keynerleye weisze sullen ubertreten.

Ouch wen diselben alden vier brieffe ettliche punckte und artikel inne halden, die in dissem unserm brieffe nicht gerurt nach uszgedrucket seyn, so wellen wir das dieselben brieffe in allen stucken und artikeln sullen bleiben in irem weszen infoller macht und kraft also sey in gegeben seyn und das sy ir vordan gebrauchen sullen als sie irer bys uff disse ezeith haben gebraucht.

Und czu ewigem gedechtnisse das icht von uns ader von ymande unser nachkomlingen clage ader czweiffel den vorgnanten burgern und der gemeyne in keynerleye weisze entstunde, in czukumfftigen czeithen haben wir in dissen kegenwertigen brieff daruber gegeben mit unserm anhangenden ingesigele bewart und vorfesteht.
Des geczeuge seyn der erwirdige in Got vater und herre Johannes bischoff czu Revele und die ersamen unsere lieben brudere, bruder Weinmar von Bruggenau, gebietiger czu Lifflande, bruder Wilhelm von Helffenstein, groszkompthur, bruder Werner von Tettingen, obirster marschalk,bruder {S.170} Siefert Walputt von Bassenheim, obirster spittler und komptur czum Elbinge, bruder Johan von Beffart, obirster trappier und kompthur czu Cristburg, bruder Conrad von Jungingen, treszler, bruder Engelhardt Rabe, kompthur czu Thorun, her Peter unser capplan, Pawl Rulman von Sinczich, Johan von Stroffen, unser compan Andreas, Nicolaus und Mathias unser schreibere und vilander gelowbwirdige lewthe.

Gegeben uff unserm huwsze Thorun an unsers Herren Hymmelfart obent in den jaren Christi tausent dreihundert drey und newenczig.1)


Inhaltliche Anmerkungen

1) 1393 Mai 14.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs99.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 99 (1393 Mai 14. Thorn.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (31. Juli 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
   
Datum der Erstanlage: Donnerstag, den 31. Juli 2003 — Letzte Änderung: 1. Februar 2005 von Jürgen Sarnowsky

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