PrUB, DH 427

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2012)



1521 September 10. Wenden
{Regest}
Der livländische Meister Wolter von Plettenberg an Hochmeister Albrecht von Brandeburg[-Ansbach]: Dank für die Bemühungen des Hochmeisters beim Kaiser und den Reichsständen um die Regalien trotz der noch uneingelösten kaiserlichen Zusagen in Zollsachen; unveränderter Rechtszustand von Harrien und Wierland bis zur Entscheidung der Ritterschaft in der Angelegenheit; wegen der Entblösung aller Barschaft bis auf das Kirchen- und Tafelsilber Unvermögen, die Geldforderungen des Hochmeisters zu befriedigen und Bitte, davon Abstand zu nehmen; bei völliger Mittellosigkeit Gefahr, von den Ungläubigen aus dem Lande vertrieben zu werden.

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 25072.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf.; 1/2 Bogen Folio, Bl. rv beschr.; Wasserzeichen aus gekröntem, mit Rad belegtem Wappenschild; Altsign. 9 und Sch[ieb]l[ade] XXIX, Nro 121 (L.S); zeitgenöss. Betreff Walther von Plettenbergk schreibt belangende den zugk zum kayser den regalien halb(en). Item bitt(et) g[urstliche] g[nade], mit der geltsteuer genediglich(en) zu erlassen. Dat(um) dinstags nach nativitatis Marie anno 1521; aufgedr. rotes Ausstelersiegel unter papierner Tektur. 



Hochwirigest, durchleuchtige, hocheborn furst, euw(er)n f[urstlichen] g[naden] sein unsze gantz underthenig willigk gehorszam alle zceit voran boreith. Gnediger her und oberste, wir haben die anthwurdt uff unszer negest beth und boschicki(n)ge bey dem erbaren unsszerm secretarien und leven getruwen Petro Roebell entfangen und vorstanden, auch am tage Egidii2) mith all unszern ratzgebitigeren beratschlagth, szo dan e[uwern] f[urstlichen] g[naden] des ordens landt in Prewszen3) szo woll alsze Leifflandt4) in aigener person bey der Rom[issche]n kay[serlichen] m[aieste]t und den churfursten, fursten und stenden des heilig(en) Romisschen reichs der regalien halben, auch sunst nach aller notorft vorseen, uns und unszrm orden inna) Leifflande kain nachtaill darausz erwachszen szall, thun wir unns mithszampth unszern gebittigern gantz gehorszamlich bedancken. Dan dieweill dissze unszers ordens landt des tzols, szo der Ro[missche]n kay[serlichen] m[aieste]t zellige vatter uns vortrost, nicht woll lengk entberen kunnen, nachdem wir und die gebittiger uns alles redesten in disszen vorgangen e[uwern] f[urstlichen] g[naden] kreigsleufften entplosseth, wollen wir nicht disterweniger sulchs noch ein zceitlangk berowe(n) lasszen(n). Szo weither e[uwer] f[urstliche] g[nade] antzeigen, die ubergebinge und vorlassinge der lande Harrien(n)5) und Wirlande6), auch ander ahth loblich des ordens herkomen in Leifflande zum taile und in wasszer gestalth die bostetigeth tragen, wyr gudt wissens doch willen, es e[uwer] f[urstliche] g[nade] bey dem althen bleiben lasszen. Und sey nicht noeth, dieweill sich die ritterschafft noch nicht geweigerth, newe brive zw geben, hetten wyr nicht vorseen, uns en sulchs klenes zcu furderunge des ordens landen zu Leifflant solte sein abgeschlagen worden und mussen es darbey auch in gedult, dieweil es e[uwer] f[urstliche] g[nade] alszo vor das beste erkennen, bleiben lasszen. Zweivelen auch nicht, sie werden thun, wes sie uns und unsrm orden in Lifflandt schuldig seyn. Als den noch in der lenge e[uwer] f[urstliche] g[nade] ein stewr mith itzlichem  gelde aus ursach(e)n, wu angetzeignet, mith einer slieslichen protestation begern und sunderlich wir und die gebittiger zu Leifflande uns dem erwirdigen hern Tewtzschenn meister7) je zcu dem wenigsten gleichmessig halten solten. Gnediger her, es ist uns und unszrn gebittigern von allem hertzen trewlich leith, der krig nicht mith unsers ordens frommen ist szo usgangen alß vorhofft, auch das e[uwer] f[urstliche] g[nade] durch idtlige fursten -   e[uwer] f[urstliche] g[nade] fruntschafft und ander - vast gedrengeth werden. Und konthen wir e[uwer] f[urstlichen] g[nade] helffen, weren wir schuldig dan e[uwer] f[urstliche] g[nade] habenn durch den wirdigen hern Michaelen vom Drahe8), hauszkumpthur, und den erbaren Petrum Roebell, unßern secretarien, in der lenge vorstanden, wir nicht mer noch kunnen ader vormugen, das wir uns solthen dem h[e]rn Tewtzschen meister vorgleichen, ist uns unmuglich, wyr mher barschafft e[uwer] f[urstlichen] g[nade] darstrecken kennen dan unszer kirchen und tischgeschmeide alleine und anders nicht vorhanden geblieben. Bitten gar underthenichlichen, uns sollicher boschwerunge doch mith genaden vorlossen und von uns szo unvormugeliche hilff  - uber das wir szo willichlichen gethan - nicht weither bogern, das wir uns in diesem fall dem herrn Tewzschen meister solthen gleichform halten. Was das in Leifflandt vor denn ungehorszamigen der heiligen kirchen geberen wolthe, konnen e[uwer] f[urstlichen]  g[nade] woll vormercken. Der her Tewtzsche maister hott Ro[misch]e kay[serliche] m[aieste]t, churfursten, fursten und stende des gantzen heiligen reichs, die seine liebe und derselbigen orden zu Tewtzschen landen boschermen, schutzen unnde hanthaven, was wir aber nun aus der erden mith den armen unsern pawren rothen und kratzen, musszen wir auff unser teglichs hoffgesinde wenden und kunnen dar mith groszer noeth noch nicht woll mith zu kommen. Auch wan wir in diesen landen kein diener halten und gar ploes, habenn wir niemanth dan alleine disszes landes hilff, godt und sein kewsche gebereryn dar wyr uns in der eyle zu vorlasszen mugen. Und szo wir szo gar alles dinges entplosseth, muchten dan von den ungeloubigen gar dieses lands vorjaget werden, das der almechtige und die hymmelkunninginne Maria vorhuten wille. Derwegen, gnediger herr, wyllen e[uwer] f[urstliche] g[nade] mit unns {v} sust gnedichlichen in dieszen articull gedult tragen. Das willen wir gehorsamlich und die gebittiger vleisichlich um(m)b eurn f[urstlichen] g[naden] godte in geluckselliger regerunge befollenn mith unserm hoigstenn vormugen vordienenn. Gegebenn zu Wenden dinxtags nach nativitatis Marie nach unsers hern Christi geborth M V c im XXi ten jare.
 

                                                                                                                                                                                        Walther von Plettenberg meister
                                                                                                                                                                                        zu Leifflandt Tewtzsches ordenns9)

Dem hochwirdigesten durchleuchtigen hochgebornen fursten und herren, hern Albrecht(en) tewtzsches ordens hoemeister, marggraff(en) zcu Brandenburg zu Stettynn, Pommern, der Cassuben unnd Wende hertzog(en), burggraff(en) zu Nurenberg und fursten zu Rugen, unnserm gnedigen herrn und uberstenn


Textkritische Anmerkung:

a)    Es folgt  in.



Inhaltliche Anmerkung:

1)    Peter Robel, Sekretär und Kanzler des livländischen Meisters (1520-1526).
2)    1521  Sept. 1.
3)    Ordensland Preußen.
4)    Livland.
5)    Harrien, Landschaft in Nordestland.
6)    Wierland, Landschaft in Nordestland.
7)    Dietrich von Cleen (1515-1526).
8)    Michel von Drahe, Königsberger Hauskomtur (1520-1521).
9)    Wolter von Plettenberg, livländischer Ordensmeister (1494-1535).
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh421.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 421 (1521 Okt. 3. Kölln a. d. Spree)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 8.6.2011) Datum überprüft (D. Heckmann, 8.6.2011) - Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () - Text mit Or. kollationiert () - äußere Merkmale beschrieben (D. Heckmann, 8.6.2011)
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 26. September 2012– Letzte Änderung: 27. September 2012 von Dieter Heckmann

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