PrUB, DH 414

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2010)



1423 August 14. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister Paul von Rusdorf bekundet, dass der Ritter Dietrich von Logendorf ein Wohngebäude für die Vikarien von St. Lorenz und St. Annen beim Stadtgraben von Marienburg gestiftet hat.
{Überlieferung}


C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 95, Bl. 105v-108r.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}

 Bucheintrag betitelt mit Der prister vorschribunge obir das testament, das en her Diterich von Logendorff hat gegeben .

Wir bruder Pauwel von Rusdorff 1) des ordens sente Marien des Deutschen huwses von Jerusalem homeister thun kunth und {Bl. 106r} offembar bekennen allen, die disse schrifte sehen adir horen lesen, das der a) strenge, unsir lieber und getruwer her Ditrich von Logendorff 2), uns vorbrachte, wie die umbeqwemekeit der erlichin prister der vicarien sowol czu sente Lorentcz 3) als czu sente Annen 4), hir tzu Marienburg, die her sach also czu stra ewet, das iderman em syne herberge swerlich bewerben muste jerlichin, wo her mochte, en bewegete und dortzu reijste, das her mit wolberatenem sijner erben volbort und willen syn gehoffte b), das do gelegen was an deme molgraben vor Marienburg um(m)b syner und der synen selen selikeit luterlichin in eijm almosen und um(m)b der liebe gotes den ebenumpten vicarien uffgetragen hatte bescheiden und also gegeben, das sie noch syme tode dorinne ire wonunge sulden gehat haben czu ewigen tagen, als wir clerlichir befunden in der bestetigunge, die dorobir der erwirdige bruder Conrad von Jungyngen 5), etwen unsirs ordens homeister,  - dem got gnade - hatte gegeben. Abir sindt das gehoffde in der vorherunge desses armen landes ouch vorbrant wart und unsirs ordens spittal 6) derselbe ruwm beqwemlichin was gelegen, bath uns der ebenumpte her Dytterich, das wir en dokegen eynen andern ruwm in wechsels weise geruchten besorgen, do her den vorsatcz begunstens willens von stadan volfuren wolde und volenden. Des haben wir angesehen syne demutige fleissige und hitczige begerunge, die wir an em dirkanten, und haben im das c) geleyde am molgraben synes vorbranten gehoffdes mit eyner andirn hoffestat bij dem stadgraben Marienburg 6) vorgutet in grosserm ruwme und weite, uff das wir ouch der gnaden gotis teilhaftig doran werden. Dornehest hat her Ditterich mit volbort syner erben den ruwm volbuwet und wal angerichtet, den her mit willen syner erben den egedochten erlichin, fredesamen pristern der vicarien von sente Lorentcz und sente Annen, die itzunt {Bl. 106v} seyn adir czukonftig werden, luterlich durch got und in der oben usgedruckten weisze hat uffgetragen und sie alreit dorin geweiset syn, ire wonunge dorinne alsampt czu haben. Die wir en ouch mit eyntrechtigem unsir gebietiger rathe und willen um(m)b sunderlichir bete herren Diterichs itczunt vorschreiben mit craft desses briffes czu eyner freijen wonunge ane eyngerleij dinste, scharwerke adir czinse czu ewigen tagen, uff das sie dem gutlichen gote also geruhet deste fleisiger und andachticlichir gedynen mogen. Eyn iclicher der obengedochten vicarius, der die wonunge beczuwt und dorinne vorstirbet, sal vorpflichtet seijn und voreygent, das man noch syme tode von alle synem gelassenen - is sie an buchern, cleydern adir welcherleij das ist - nicht mehe nemen sal denne so gut also zwu marg gutis geldes, die man czu besserunge des gebu ewdes adir sust in den gemeynen notdorftigen nutcz wenden sal. Gebit ouch imandes undir en bie synem leben die czwu marg, der sal noch syme tode dorvon sien gefreijet. Schaffet ouch sust imandes dorin von huwsgerethe, das in den gemeynen nutcz kompt - is were in kellir, kochen, gebuwde adir sust in andirn beweislichin stucken -, das sullen die ande(ern) pristere dorinne wonende mit des toden frund(en) also beleiten, das so vil an den czwen marken werde abegeslagen und das obrige entrichten. Sust sullen die frunde adir weer dorczu wirt recht haben eynes iclichin vorstorbenen vicarien gelassene gutere uffheben und nemen, is were denne, das boben die czwu marg irer eyner eyn sunderlich testament wurde dorinne thun von eygenen guten willen. Die vicarien, die in der wonunge des gebuwdes die eldsten sien, sullen all entzeln, eyner noch dem and(er)n beczihen die camern, die sterbens halben irer d) metevicarien ledig e) werden, das dach stehen sal czu eynes iclichin behagen und willen. Abir entstunde dovon adir sust von and(er)n sachen - welcherleij die weren - eyngerleij czweitracht undir den vicarien {Bl. 107r} und sie undirenander sich der nicht geeynen konen, so sullen die eldisten erer samenunge das brengen an hern Dyterich von Logendorff, die weile her lebet, und noch syme tode an eynen treszeler uns(ir)s ordens, eyn sulchs czu entscheiden. Derglichin sal is ouch in aller weise gehalden werden, ap ymandis under en tzu vil czweitracht und uffstose wurde machen, uff eyn sulchs - ap eyn sulch mutwilliger noch gutinger strofunge dovon nicht welde lassen - so sal her Dietrich, die weile er lebet, adir noch syme tode eyn treszeler unsirs ordens den us der wonunge desselben gebuwdes und der samenunge der vicarien gentczlich macht haben czu vorweisen. Die gewonheit sullen sie halden obir das gantcze jor, das sie wynter und somer, so der zeiger noch mittage achte sleth, den hoff irer wonunge sullen slissen, uff das sie deste gerueter und ouch von andirn luwten ungehindert mogen bliben. Durch sulcher liebe, truwe und woltat, mit den der offtegenante her Dietrich sie also mildiclich hat besorgt, sal iclicher besunder derselben vicarien, die dorinne itczunt wonen adir hernochmols wonen werden, hern Dietrich, syne eldern, voreldern und andere synes geslechtes - sie sien am leben adir vorstorben - und ouch diejenen, die icht gutes hirczu getan haben adir thun, in eyme gedechtnisse haben irer messen gebete und andir gotlichin vordinlichin werken, die der barmherczige got wirt durch sie wirken. Abir so her Diterich von got(is) vorhengnisse vorscheidet, denne sullen en die vicarien andachticlichin begehen mit eyner gesungenen vigilien und selemessen czu sente Lorentcz. Sunder dornest sullen sie en jerlich uff denselben tag syner vorscheidunge ouch czu sente Lorentcz besammelt innerlich begehen mit {Bl. 107v} f)eyner gesungenen vigilien und iclichir mit eyner gelesene(n) selmessen czu ewigen czeiten. Gescheg es ouch, das in czukunftigen czeiten eyngerleij briffe u(m)mer wurden vorbracht, mit den dis selige testament mochte werden angefertiget, gekrenkt adir vornichtet, die sullen machtlos seijn, von weme die ouch sien gegeb(e)n. Czu grossir bekreftunge und ewiger bestetigunge alle der obengeschr(ieben) artikel haben wir unsir groste ingesegel an dessen briff heisen hengen. Und ich, vorbenumpter her Dieterich Logendorff, ritter, bekenne vor allir menije, das der erwirdige meyn gnediger herr, herr Pauwel von Rusdorff Deutschs ordens homeister alle desse obengeschr(iebene) stucke und artikel durch meijner so g) demutiger und steter bete in wechselsweise und nicht anders vorliebet hat und bestetiget. Dorczu vorczeije ich mich mitsampt mynen erben, miterben und nochkomelingen alle des rechtes, geistlichin adir wertliches, mit deme dis testament mochte wederruffen werden mit namen toten wir alle die brife, die ummer mochten funden adir vorbracht werden obir den ersten ruwm, der nu dem spital ist, hir vorgeben und sprechen, die selber untuchtig und machtlos mit dissen schriften, den ich mit rechter wissenschaft meyn eygen ingesegel bie h) des vorbenumpten mynes gnedigen hern homeisters habe angehangen. Geschehen und geg(eben) czu Marienburg am obende assumpcionis Marie der achtbarn juncfrauwen im XIIII c und XXIII i)ten jor(es). Des syn geczug die ersamen geistlichin uns(ir)s ordens lieben brude(re) Niclos Jorlitcz 8), oberster trappier und kompthur czu Cristburg, Jost Struperg(er) 9), treszler, her Andreas 10) uns(ir) caplan, Johan Pomersheijm 11), Hannos Ponnekaw 12), uns(ir) compan, Henricus 13), Andreas 14), uns(ir) schr(eiber), dorczu Hannos Mossek 15), kamer(er), Sander von der Ottel 16), vorsnijder, {Bl. 108r} Caspar Wandofen j)17), trogses des h(er)n homeisters, und and(er) vil truwirdiger redlichir luwt(e) etc.


Textkritische Anmerkung:
 

a)    Es folgt gestr. erwirdige.
b)    Es folgt auf Rasur b-artiges Zeichen.
c)     Es folgt gestr. gelde.
d)    Es folgt gestr. mitef.
e)    Aus led(uI)ig korr.
f)    mit davor.
g)    Verwischt.
h)    b- aus nicht erkennbarem Zeichen korr.
i)    Aus XXIIII korr.
j)    Aus Wandofej korr.



Inhaltliche Anmerkung:

1)    Paul von Rusdorf, Hochmeister (1422-1441).

2)    Dietrich von Logendorf, Ritter und Diplomat im Dienst des Deutschen Ordens (*um 1360-+1425).

3)    Lorenzkapelle in der Marienburger Vorburg.

4)    Annenkapelle im Marienburger Schloss.

5)    Konrad von Jungingen, Hochmeister (1393-1407).

6)    Logendorfs Gehöft lag demnach in der Nähe der Hofstätte des Deutschen Ordens am Mühlengraben unweit der Marienburger Mühle.

7)    Hofstätte am Marienburger Stadtgraben.

8)   Nikolaus von Görlitz, Oberster Trappier und Komtur von Christburg (1422-1428).

9)    Jost von Strupperg, Oberster Tressler (1422-1424).

10)    Andreas, Hochmeisterkaplan (1423-1424).

11)    Johann von Pomersheim, Oberster Hochmeisterkumpan (1423-1424).

12)    Johann von Ponkau, Unterster Hochmeisterkumpan (1423-1424).

13)    Henricus, Schreiber des Hochmeisters (1423).

14)    Andreas, Schreiber des Hochmeisters (1423).

15)    Hans Mossek, Kulmerländischer Vasall und hochmeisterlicher Kämmerer (1423-1440).

16)    Sander von Ottel, Ritter und hochmeisterlicher Vorschneider (1419-1435).

17)    Caspar Wandofen, Ritter und hochmeisterlicher Tuchsess (*um 1400 - + Ende 1433).


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh414.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 414 (1423 August 14. Marienburg)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 17.6.2010) Datum überprüft () - Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () - Text mit Or. kollationiert (D. Heckmann, 17.6.2010) - äußere Merkmale beschrieben (D. Heckmann, 17.6.2010)
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 17. Juni 2010 - Letzte Änderung: 17. Juni 2010 von Dieter Heckmann.

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