PrUB, DH 357

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2008)


                                                                                                                                                                                                                1522 Februar 14. Wenden.
{Regest}
Der livländische Meister Wolter von Plettenberg an den Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach], den Komtur von Memel, Herzog Erich von Braunschweig-Lüneburg, den alten Großkomtur, Simon von Drahe, den Komtur von Osterode, Graf Quirin Schlick, und an den Hauskomtur von Königsberg, Adrian von Weblingen: unvorhergesehene Belastung Livlands durch das vom brandenburgischen Kurfürsten dem Hochmeister gewährte Darlehn; wegen der Schwierigkeit, das Geld zur Rückzahlung aufzubringen, Ausschreibung eines außerordentlichen Landtages; Ankündigung, den Hochmeister vom Ergebnis der Beratungen mittels eigener Botschaft zu unterrichten.

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 25328

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf., 1/2 Folio, beschr., Wasserzeichen "Sternblume"; Spuren des roten (Aussteller-) Siegels; auf Rückseite zeitgenöss. Registraturverm. 2 und zeitgenöss. Betreff Dess marggraf(en) schuld belangent Leifland und zeitgenöss. Rubrum Walter vonn Plettenbergk, meist(er) Teutsch ordens in Eyflannd, schreibt f[urstliche]r d[urchlauch]t sampt anderen, wie daß etlicher beschwerung halb(en) sich nit inn die hilff bewillig(en) kund(en). Datum Wenden Valentini anno etc. XXII; Altsign. Or. B. VI und Sch(ieb)l(ade) XXIX No. 106 (Ls).



Unßer freuntlich dienst, gruß und was wir mher liebes unde gudtz vormugen bevorn. Durchleuchtige hochgeborn fursth, wirdigen, eddelen, erbarn und geistlichen lieben herrn und freunde, wir haben euwer liebe und wirdig(e) brieff zu Konnigesperg(1), sontags nach conversionis Pauli(2) gegeben, entfangen. Und darauß, was e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] mithßambt den landen und steten der haubthandelunge halben des ordens in Prewszen gehandelt und beschlosßen - das war uns thun bodanck(en) -, vorstanden. Dieweill e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] uns erynneren, vormanen und auffs hoichste bitten, wir dem hochwirdigesten irleuchten hochgeborn fursten, unßrm g[nedigen] h[ern] hoemeister etc., die gesunnen hilff, wie der erwirdigher, unser her und freundt von Samelandt(3) geworben, mithnichten weigern(n) ader abschlan wolten, besondern in dem teyll, was unßrm orden daran gelegen, bohertzigen und uns geburlichen, wie dan solche schriffte weither und klerlicher mithbringen, boweißen und halten sollen etc. Warauff wir e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] freuntlich in ein anthwurdt nicht bergen wollen, das wir und unßer gebittiger auß ainbringen des von Samelandt vorstanden, in welcher gestalt die wirdig(en), eddelen und geistlichen h[e]rn, Wilhelm graff zu Eißenbergk(4) und her Niclas Bach(5), Tewtzsches ordens groszcumpthur, uns und des ordens landt Lifflandt(6) dem durchleuch[tige]n hochgeborm furst(en), unß(e)rm g[nedigen] h[ern] marggraff Jochim dem churfursten van Brandenburg(7) etc., vur vunffundedreisich taußent gulden zu betzalen vorschrieben. Das wir uns mithnicht(en) vorsteen und in keinem wege hetten vormuthen gewest, nach dem sie des nicht mechtig ader von uns bovell gehabt, wir auch unßer gepittiger mher alß wyr vorheischet und belobt uber unser und der lande zu Lifflande vormugen bey unßrm g[nedigen] h[ern] dem hoemeister in dießenn ergangen kreigsleufft(en) gesatzt und uns gar entplosth, das wir nicht mher an barschafft dan der kirchen und unßer tieschgesmeith, welchs dan ein geringes und gar weniges zu sollicher soma zu entrichten wolth sein, bohalten haben. Solten wir nun dasselbige auch darleggen, uns und dieße lande weither enthplosßen(n) und boschwreren, haben e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] zu ermesßen. Wo wir auch unßrm freunde von Samlandt meuntlig angetzeigt, in was sorge und verlichkeit wir dan alhir vor den unglowbigen und ander unßrn um(m)bliggenden nachbern sittzen mosten, dieweile es leider vor augen, wie es in Vngeren(8), das doch ein geweltlig konningkreich itz gelegen, das wir uns auch teglichs mussenn vormuthen seyn. Nichtesdestweniger haben wir in dießenn schwerenn und wichtigen sacchen [!], nachdem solliche tapfer und große soma gelts außzurichten in unßer und des ordens inn Lifflandt vormugen nicht ist, mith dem erwirdigestenn unßern lieben herrn und freunde ertzebisschoff(en) zu Ryga(9) ßampt den andern hern prelathen eynen gemeynen landesdach vorschrieben. Wes alßdan von den bomelten hern prelathenn, obersten geliddern und gemeinen stenden dießer lande vorhandelt und beschlosszen werdt, wollen wir durch eigener botzschaffth {S. 2} unßerm g[nedigen] h[ern] hoemeister vorstendigen ud berichten lasszenn. Wollen e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] auffs freuntlichste und guidtlichste gebeten haben, die wollen bohertzigen, das der herre meister zu Tewtzsch(e)n und Wellisschen(10) landen die Romissche kay[serlich]e ma[ieste]t(11), unßern allergnedigst(en) h[e]rrn, sampth andern fursten und stende des heilig(en) reichs hatt die seine liebe allewege - wor es die noeth furdert - schutzen und hanthaben, dar wir uns in dießen weithab gelegennen landen mithnichten in der eyle konnen zu vorlasszen, und das e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] unßern g[nedigen] h[ern], den hoemeister darhenne boleiden, seine f[urstliche] g[nade] unßrn g[nedigen] h[ern], den churfursten von Brandenburg, zufridden stellen und unß, unßer gepiettiger und ordens lande, wo uns seine g[nade] das in irer ankompst meuntlich zugesagt, darnach gnedichlig vorschrieben und vorsigelt, bey den alten gnedichlig bleiben lasszen. Das wollen wir mith unßrn gepittigern um(m)b e[uwer] l[ieb] und w[irdigkeit] freuntlich vordienen und boschuolden. Gegeben zcu Wenden am freitage und tage sancti Valentini anno XVc unnd XXII.
                                                                Walther vonn Plezttenberg meister
                                                                Tewtzsches ordens zcu Leyfflande

Den durchlauchten hochgeporn fursten, wirdig(en), eddelen, erbarn und geistlichen herrn, hern  Erich hertzog zu Braunschweig und Lunenburgk, compthur zur Mymell, Symon von Drahe, alten groszcompthur, Quirin Schlick, graff etc., compthur zu Osterrodt, und Adrian von Weblingen, hauscompthur zu Konniggsberg szambt allen und yeden glydtmasszen des Tewtzschen ordens in Prewszen, unszern lieben hern und freunden(n)


Textkritische Anmerkungen
Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Königsberg.

(2)    1522 Januar 26.

(3)     Gemeint ist Georg von Polenz, Hauskomtur von Königsberg (1516-1519) und Bischof  von Samland seit 1519 (*1478-+1550).

(4)    Wilhelm von Isenburg, Großkomtur (1495-1499) und Oberster Marschall (1499-1514 und 1523).

(5)    Nikolaus von Bach, Großkomtur (1518 - +1521).

(6)    Livland.

(7)    Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (1499-+1535).

(8)    Ungarn.

(9)    Caspar Linde, Erzbischof von Riga (1509-1523).

(10)    Dietrich von Cleen, Deutschmeister (1515-1526).

(11)    Kaiser Karl V. (1519-1556).


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh357.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 357 (1522 Februar 14. Wenden.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 05.05.2008) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Montag, 5. Mai 2008 – Letzte Änderung: 5. Mai 2008 von Dieter Heckmann

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