PrUB, DH 349

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2007)


[1523] Juli 29. o. O.
{Regest}
[Der livländische Meister Wolter von Plettenberg] an [Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach]: Trotz der mit Mühe aufgebrachten Summe Geldes für den Hochmeister fehlende hochmeisterliche Bereitschaft, die alten Privilegien zu bestätigen; Furcht der Ordensuntertanen in Livland vor der Landflucht der Bauern bei weiterer Steuerforderung; Zusicherung einer Zusatzsumme Geldes unter der Voraussetzung der Besiegelung der mitgeschickten Artikel durch den Hochmeister, die Gebietiger und die Stände in Ordenspreußen; Versicherung, damit keine Trennung Livlands vom Hochmeister und Ordenspreußen zu vollziehen; Ankündigung, zusammen mit dem Deutschmeister in großen Angelegenheiten des Ordens dem Hochmeister die Unterstützung nicht zu verwehren und einen Gesandten zu dem anzuberaumenden Schiedstag nach Preußen zu schicken; Benachrichtigung von der Abreise des Bischofs von Reval und Dorpat [Johann Blankenfeld] aus Livland.

{Überlieferung}
B = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 26265.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Reinschrift; 1 Bogen Folio, Bl. 1-2r beschr.; auf Bl. 2v zeitgenöss. Betreff Meisters und der gebietiger in Liffland antwert; Registraturverm. B und zeitgenöss. Vermerk (V)illac auf Bl. 2v; Altsign. Schiebl. XXIX No 99 (Ls).



Anthwurdt denn geschicktenn unsers gnedig(en) hern hohemeisters, was die seinenn f[urstlichen] g[naden] vonn uns, unsern gebietigernn unnd ritterschafft widerumb einbrig(en) sollen, mithwoch(en) nach sanct Annen.
Szo dann aus des erbarnn Peters Robels(1) , unnsers secretarienn anthwurdt, negst zw Nurnbergk(2) ausgang(en), und auß itziger ubergebenn instruction verstandenn wirdt, daß die erbotenn summa der tzwentzig taußennt hornngulden ader die wirde, inn zwenn termin unnd zwene jarenn zu erhalt(en), den grosen unkostenn, ßo itzunt in des ordens sachenn geschickt, unnsernn(a) gnedigenn hern hohemeister nicht annemlich, auch das seine f[urstliche] g[nade] unnsers ordens lande zw Leyfflandt inn der eusserstenn des ordens noett nicht verschonenn khunnen, habenn wir mit grossem, schwerenn bekummert(en) gemuett(e) ßampt unnsernn gebietigernn angehort. Unnd hettenn uns gantz versehenn, unser g[nedigen] h[ern] hohemeister solliche summa, die itzunt uber unnser vermuegenn ist, mit meher gnadenn ßolte angenomen habenn. Nun es aber nicht geschenn magk, des wir unnd unnser gebietiger unns in keinen wegk vermuetende, mussen wir die sachenn dem almechtig(en) unnd der eussersten noett befelenn, dann niemandt uber seinn vermuegenn kan ader magk gezwung(en) werdenn.
Furter alße unnser g[nediger] h[er] hohemeister anzeigenn, das die bogertenn artickell, hienebenn angezogenn, zu verschreybenn dem gantzenn orden ßolte nachteylig sein, kunnenn wir bey unns - wie inn die leng berurt - nicht ermessenn, dann das brenget unns, unnserenn gebietigern, ritterschafft, stetenn, rethenn und allenn stendenn dießer lannde eine grosse bekummernisse, unnser gnediger her unns weigerth, das zu bestettig(en), welchs bereith lang vorhin vonn seiner f[urstlichen] g[nade] vorfarenn hochgelobter gedechtnus gegebenn unnd darzw, was des gantzen ordenns {Bl. 1v} loblich gewonheit, ubinge, alt herkomenn unnd privilegium stets gewesenn seinn. Unnd dweyll die underthan das vernemenn, die altenn gegebenn privilegia nicht muegenn bestettigt werden, kunnen wir sie nicht inn diessem phall, unns mede zu helff(en) ann unns bring(en). Ist ire meynung, wann sie ßo ßoltenn wie pawrenn versatz ader verpffandt werdenn, woltenn dann lieber unnder heydenn unnd Rewssenn(3) wonenn. Szollenn wir ain sthewr auff die pawrnn ansetzenn, die lauffenn den auch alle wegk, wur sie inn Schwedenn(4), Rewßenn(5), Littauen(6)  unnd Prewßenn(7) henkomenn konnen. Szo habenn wir's auch in barschafft, nicht darzustreckenn - wie wir inn die leng zu vil molen unnserenn  g[nedigen] h[ern] hohemeister durch schrifft und botschafft mit allenn dießenn unnsers ordens lanndenn umbstandt zu erkennenn habenn lassenn gebenn. Dweyll sich dann die itzygenn geschicktenn habenn vernemenn lassen, unnser g[nediger] h[er] hohemeister, wann seine f[urstliche] g[nade] der sachen genutlich unnd eigentlich bericht, ßolliche vorschreybung(en) dem ordenn nicht nachteylig sein kan, werdenn sich dan doraen allenn zweiffell nicht lengk weygerenn. Szo habenn wir unns nach uff ßo vleissig unablassig(b) vylfeltig bitten unnd ansynnenn der geschicktenn die vorige gelobte summa mit viertaußend guldenn hornisch ader die wierdt darvor zu verhogenn und die 24000 hornnguldenn ader die wierde darfur, denn alßo wiewoll es unns unsprechlich schwer ist, uff negstkunnfftig(e) weinacht(en)(8) inn ayner summa außzuricht(en) erbottenn, jedoch alßo beschedentlichen, daß die artickell, wie alhie beygelegt, vullenkumentlich ann allen außtzogk vonn unnserm g[nedigen] h[ern] hohemeister, denn prelatenn, gebietigern unnd allenn  (c)stendenn des ordenns lanndt inn Preussen verßigelt, verschriebenn, auch eigener handt underzechnet werden. Wie dem so nicht geschicht - des wir uns nicht vorsehenn -, haben wir vann unnsernn gebietigerenn unnd stenden des ordens lanndt Leyfflande(9)  khein macht, gelt ader hylff von uns zw gebenn.
{Bl. 2r} Hie auß soll nicht verstandenn werdenn, wir, unnser gebietiger unnd ordenns landt Lyfflandt vonn unserm g[nedigen] h[ern] hohemeister, denn prelaten, gebietigernn unnd ordens landt in Prewsßenn wollen geschedenn sein ader sie denn verlassen ader durch solchenn ursachen suchenn, sunder wollenn uber das, wann unnser g[nediger] h[er] hohemeister mit des Teutschenn meysters(10) und unnsernn rathe wyllenn, wissenn und vulborth zw des ordens bestenn, wes wichtiges inn groessenn sachenn boschleust, darinne wollenn wir, unnsere gebietiger unnd ordens lande in Leyfflande seine f[urstliche] g[nade] mit leib unnd gute nach unserem vermueg(en) nicht lasßen, gleich wie wir stets gethonn und zu thun pffligtich unnd schuldig sein. Derhalbenn ewr liebe alß die geschickt(en) mit allenn unnsern gebietigernn freuntlich unnd dinstlich bitten, dießer unnsers ordenns armen bedrucktenn lande gelegenheyt unnserm g[nedigen] h[ern] hohemeister auffs vleyssigste und trewlichste anbringenn, seine f[urstliche] g[nade] dieße erbottenn unvormogeliche somma zw hylff der uncost gnediglichenn annehemen. Daß wollenn wir unnd unnsere gebietiger gehorsamlich und dinstlich kegenn seine f[urstliche] g[nade] nummer meher in vorgessenheit stellenn.
Eyn perßon des ordenns auß Leyfflande, wann ain tagk und malstatt, dar unnsers ordens sachenn inn Prewsßen eigentlichenn vonn denn bewylligtenn schedeßrichtern verhandelt und gericht sollenn werdenn, angesatz, zu schickenn. Darinne wollenn wyr unns - wie wir auch fur dieser zeit erbottig gewesenn, mitsampt denn gebietigernn gehorßamlich, dienstlich unnd gantz gutwillig erzeigenn. Wir tragenn auch keinen zweiffell, es habenn die hernn geschicktenn unsers freundts, des hochwirdig(en) hern von Derptt unnd Reuell(11) gemuete unnd meynung(e), was seiner liebe des auszuges halbenn geneigt und gesynnet ist, vernomenn.
 
 

Textkritische Anmerkungen


(a)    Es folgt gestr. v.

(b)    Für gestr. unabschiglicht ade.

(c)    nota vor der Zeile.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Peter Robel, Sekretär und Kanzler des livländischen Meisters (1520-1526).

(2)    Nürnberg.

(3)    Russen.

(4)    Schweden.

(5)    Russland.

(6)    Litauen.

(7)    Preußen.

(8)    [1523] Dezember 25.

(9)    Livland.

(10)    Gemeint ist der Deutschmeister Dietrich von Cleen (1515-1526).

(11)    Gemeint ist Johann Blankenfeld, Bischof von Reval (1514-1524) und von Dorpat (1518-1524).
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh349.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 349 ([1523] Juli 29. o. O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 10.12.2007) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert (D. Heckmann, 10.12.2007) – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Montag, 10. Dezember 2007 – Letzte Änderung: 10. Dezember 2007 von Dieter Heckmann

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