PrUB, DH 324

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


1524 September 16. Wien.
{Regest}
Graf Gabriel von [Salmamanca-]Ortenburg an Hochmeister Albrecht [von Brandenburg-Ansbach]: Übermittlung der hochmeisterlichen Bedenken in der Lutherischen Angelegenheit an [Erzherzog Ferdinand]; Bereitschaft des Erzherzogs, den jungen Margrafen Hans [von Küstrin] an seinem Hofe zu erziehen; Schreiben des Erzherzogs an den ungarischen König [Ludwig II.], um wegen der Streitigkeiten des Hochmeisters mit der polnischen Krone zu vermitteln; Entschuldigung wegen der fehlenden Abschrift des zwischen Kaiser Maximilian und dem polnischen König aufgerichteten Vertrages, aber Übermittlung einer Kopie der "Session" zwischen Pommern und Brandenburg.

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 27226.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf.; 1 Bogen Pap., Bl. 1-2 beschr.; Wasserzeichen "von sechstrahligem Stern gekrönte Beckenschale über mit Kugel verbundenem Fuß"; Ausstellersiegel unter Papierdecke; Außenadresse Dem hochwirdigsten durchleuchtigen hochgebornnen fursten unnd her(e)n, herr(e)n Albrechten Tewtsch ordens hochmaister, marggraf zu Brandenburg, zu Stettin, Pomern, der Cassuben unnd Wenden hertzog(e)n, burggrafen zw Nuremberg und fursten zu Rugen etc., meinem gnedigist(e)n her(re)n mit Zustellvermerk Zu sein(er) f[urstlichen] d[urchlaucht] aigen handen zu antwurten; zeitgenöss. Rubrum Des grafen von Ortenbergs und Ferenbergs schreiben. Darbey etzliche copeyen, w[a]z in dem alt(en) kay[serliche]n registrant(en) von weg(en) des Teutschen maist(er)s geschriben ist, zeitgenöss. Betreff Orte(n)pergk und Registraturvermerke 41 und im september 1524 auf beiliegendem Umschlag.



Hochwirdigister durchleuchtiger hochgebornner furst, e[wer] f[urstliche] g[nade] sein mein ganntz guetwillig geflissen diennst altzeit zuvor. Genedigister herr, e[wer] f[urstlichen] g[nade] schreiben, so mir dieselb in gehaim mit aigner hanndt gethonn, hab ich emphanngen unnd desselben innhalts vernomen. Unnd kan nit annderst v(er)steen dann das stolhs(a) von e[wer] f[urstlichen] g[nade] aus rechtem gueten hertzen beschicht unnd dieselb f[urstlicher] d[urchlaucht], meins genedigsten herren, und des loblichen(a) hawss Osterreich(a)(1) ehre unnd wolfart geren sehe, wie dann vill jar her beydenn loblichen(a) hawss von Branndenburg(2)  nutzlichen unnd wol gemerckht ist. Unnd hab demnach dheins wegs nit unnd(er)lassen, sonnd(er) bemelt(er) f[urstlichen] d[urchlaucht] zu gelegener zeit solich(a) e[wer] f[urstlichen] g[nade] bedennckhen in der Lutherischen sachen angetzeigt. Die solhs zu sonnd(er)m fruntlichem sonnd(er)m gevallen von e[wer] f[urstlichen] g[nade] angenomen hat. Unnd vermaint y(e), dan ir f[urstliche] d[urchlaucht] bisheer darinn gehanndelt unnd furgenomen, das hab ir f[urstliche] d[urchlaucht] mit fuegen unnd sonnderlich zu hanndthabung cristenlich(er) ordnung unnd von khains aigen nutz oder neyds wegen gethonn. Unnd wellt sich noch gern ferrer darinn halten als ainem cristenlichem fursten woll zutuende, dan dardurch ungehorsam der unnderthanen gegen iren obern unnd annder laster, so teglichs aus solicher leichtfertigen sachen volgen, verhuet unnd abgestellt wurden. Unnd dann warlich, wie e[wer] f[urstliche] g[nade] aus irem hohen verstanndt ermessen khan, zum hochsten(a) von noten(a) were. Will aber nichts mynnder die f[urstliche] d[urchlaucht] - sovil an mir ist - zu yeder ewer f[urstlichen] g[nade] fruntlichs und und guets bedennckhen zu erkennen geben unnd ir f[urstliche] d[urchlaucht]  - wiewol es dannoch vunot - , wann sein f[urstliche] d[urchlaucht] on das willig ist zu dem, wie e[wer] f[urstliche] g[nade] schreiben innhalt, altzeit weysen d(er) hoffnung werde guete frucht pringen.
Dann so hab ich bemelter f[urstlichen] d[urchlaucht] e[wer] f[urstlichen] g[naden] jungen vett(er), marggraf Hannsen(3), der bis in zehenn jar seins alters auf ime haben soll mit derselben beger, da(z) ir f[urstliche] d[urchlaucht] in in iren {Bl. 1v} dienst annemen welle, angetzeigt unnd sovil frundtlichs willenns vermerckht; dan ich acht, wo e[wer] f[urstliche] g[nade] die f[urstliche] d[urchlaucht] mit irem selbsschreiben ersucht unnd zu erken(n)en gibt, wer desselben jungen marggrafen vatter ist, e[wer] f[urstliche] g[nade] werde gueter beschaid verfolgen. Darumb so mag e[wer] f[urstliche] g[nade] deshalben der f[urstlichen] d[urchlaucht] zu gelegner zeit irem gevallen nach darumb schreiben unnd solhes(a) zu meinen hannden schickhen. So will ich auf e[wer] f[urstliche] g[nade] bevelh mit f[urstlicher] d[urchlaucht] ferrer davon reden unnd beschaid erlanngen.
Ewer(er) f[urstlichen] g[nade] aigen sachen betreffenndt die irtung, so schwebennd zwischen der kunig(c)lichen wirde zu Poln(4) unnd e[wer] f[urstliche] g[nade] orden, darumb e[wer] f[urstliche] g[nade] jungst zu Regennspurg iren canntzler, den Klingenbergkh(5), gehabt unnd hanndlen hat lassen, fuege ich e[wer] f[urstliche] g[nade] ganntz vertrewlicher maynung zu vernemen, da(z) die f[urstliche] d[urchlaucht] von stund an gen Hungern(6) geschriben in solher sachen unnd ferrer bestellt hat, mit dem kunig von Poln auch zu hanndlen auf den abschid, wie gedachter Klingenberckh zu Regennspurg vernomen hat. Unnd ist demnach alltag anntwurt warten. So dieselb kumbt, will ich die e[werer] f[urstlichen] g[nade] unverzogennlich verkunden unnd zu wissen thun, dann e[wer] f[urstliche] g[nade] unndertenigen willigen dienst zu ertzeig(en) bin ich altzeit willig.
Auf e[wer] f[urstliche] g[nade] begern hett ich derselben g(er)n ain copey des contracts, der verschiner zeit zwischen weylennd kayser Maximilian(7) unnd dem bemelten kunig zu Poln aufgericht ist, zugeschickht, hab aber des bisheer kain copey bekomen mugen, darbey e[werer] f[urstlichen] g[nade] ich neben der copey betreffenndt die session zwischen meinem gnedigsten herrn, dem churfursten {Bl. 2r} von Branndenburg(8)  unnd dem hertzogen von Bommern(9)  - allain ain copey der cappitl [!] bemelts vertrags, die ich unnd(er) anndern meinen henndeln gefunden hab, schickhe, wie dieselb sehen werden, die e[wer] f[urstliche] g[nade] zu irer notturfft haben zu gebrauchen. Thue mich damit e[wer] f[urstlichen] g[nade] bevelhen. Datum Wienn in Osterreich am XVI tag septembris anno etc. im XXIIII.
E[wer] f[urstlichen] g[nade]
williger
G[abriel] G[raf] zu Ortenburg(10)
Dem hochwirdigsten durchleuchtigen hochgebornnen(n) fursten unnd herrn, herrn Albrechten hochmaister Dewtsch ordens, marggraven zu Branndenburg, zu Stettin, Pomer(e)n, der Cassuben unnd Wenden hertzogen, burggrafen zu Nuremberg unnd fursten zu Rugen etc., meinem genedigisten herren(n).
 



Textkritische Anmerkungen


(a)    Mit kommartigem Strich über -o-.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Österreich, gemeint ist die Dynastie der Habsburger.

(2)    Brandenburg, gemeint ist die Kur- und die fränkische Linie der Zollern.

(3)    Markgraf Johann (Hans) von Brandenburg- Küstrin (*1513 - +1571).

(4)     Gemeint ist König Sigismund I. von Polen (1506-1548).

(5)    Georg von Klingenbeck, hochmeisterlicher Rat und Gesandter (1522- +um 1540).

(6)    Gemeint ist König Ludwig II. von Ungarn (1516-+1526).

(7)    Kaiser  Maximilian I. (* 1486 April 9), König von Ungarn (1490 April 6) und  Römischer Kaiser (1508 Februar 4 - +1519).

(8)    Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (1499-+1535).

(9)   Entweder Herzog Georg von Pommern-Wolgast (1523-+1531) oder Herzog Barnim XI. von Pommern-Stettin (1523-1569, +1573).

(10)   Graf Gabriel von Salamanca-Ortenburg (* 1489- † 1539), Generalschatzmeister und Hofkanzler Erzherzog Ferdinands.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh324.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 324 (1524 September 16.Wien)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 19.-21.09.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()


Datum der Erstanlage: Donnerstag, 21. September 2006 — Letzte Änderung: 21. September 2006 von Dieter Heckmann

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