PrUB, DH 321

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


1524 Juli 30. [Königsberg].
{Regest}
Christoph Gattenhofer an Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach]: Bildung eines Ständeausschusses wegen der erbetenen Hilfe und Absicht, den Bischof von Pomesanien [Eberhard von Queiß] in der Angelegenheit zum Hochmeister zu entsenden; Gefahr der Unterstellung eines Teils des Adels unter den livländischen [Meister]; Tod des alten Großkomturs [Simon von Drahe]; Furcht des Ausschußmitglieds Jobst Zolner vor der Herrschaft der Markgrafen und Neigung, sich eher Livland als Polen zu unterstellen; Abneigung des samländischen Bischofs [Georg von Polenz], [Friedrichs von ] Heydeck und anderer gegen den Kanzler [Michael Spielberger].

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 27117.

{Drucklegungen}
Druck von Nr. 1-3 der Beilage durch Erich Joachim: Die Politik des letzten Hochmeisters in Preußen Albrecht von Brandenburg, 3. Theil (1521-1525) (Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. 61,3), Leipzig 1895, Nr. 182 S. 322.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf.; 1 1/2  Bogen Folio, Bl. 1-3 beschr.; Wasserzeichen "Schild mit gedeckeltem Gefäß";  Ausstellersiegel unter Papierdecke; Außenadresse Meinem genedistenn herrenn dem(e) hohe[m]aister etc. zu aigenen hannden [u]nd sunst nymandts zu offnen etc.; auf Rückseite zeitgenöss. Betreff  Cristoff Gattenh(o)f(en) schreibt wie landt und stete aüff Iacobi zusammen jeweßn und nichts ausgericht; it(em) wie der groscompthur gestorb(en) a[nn]o 1524; Registraturverm. 12; Altsign. Sch[ie]bl[ade] C Nro. 172.



Gnad und der frid in Cristo Jhesu, unnserm hailandt amen! Gnedigster furst und herr, ich hab e[uerer] f[urstlichen] g[nade] inn zweien schreybenn nachainander durch Albrecht Barthem(1) und Hayn Doberitz(2) angezaigt zu welicher zeyt die sach etc. des haimlichen schreibenns soll furgenomen werden. Nu sindt lanndt unnd stet am tag Iacobi(3) zu Konigsperg(4)  einkomen. Doselbst hat man erstlich der hilff halbenn hanndlung furgenomen, aber nach allem gehabtem vleis hat man nichts erlangen mogenn. Volgents hat sich der adell sovil bey denn steten und der gmain bearbayt, das sie zu ainem außschuß bewilligt, alß nemlich acht vom adell unnd acht personn von stetten und gewercken, die zusamen uff das rathauß in der ald(en)stat(5) komen. Ist dieselbig sach durch den adell an die andern im außschuß angetragen word(en), das kain besseren wegk dann das man e[uerer] f[urstlichen] g[nade] etc. wie e[uer] f[urstlichen] g[nade] schreibenn mitbringt, nachging. Also hat derselbig außschuß vonn den steten noch nicht darzu stymen wollen, durch was underspickung aber solichs gescheen wurdt e[uer] f[urstlichen] g[nade] unverthalten pleiben. Darumb fur gut angesehen, das man den vonn Risembergk(6) zu e[uerer] f[urstlichen] g[nade] schicken soll, das dan der adell sonderlich geratten und gebetten, e[uerer] f[urstlichen] g[nade] die sach zu underrichten, domit dem bosen furnemen, so etlich leut vorhaben mocht, undernomen werd(en), wie dann e[uere] f[urstliche] g[nade], wie es mit der hilff unnd sunst allenthalben zugegangen, clerlich und gruntlich anhoren werd(en). Darumb thu ich mich yzundt enthalten, e[uerer] f[urstlichen] g[nade] nichts weiterß davon zu schreiben. Es wil sich auch dits thonn nicht wol uberlanndt {Bl. 1v} schreibenn lassen. Doch so werden e[uere] f[urstliche] g[nade] auß dem eingelegten zetelen der ziffern zum tayl, was etlich  (a) im außschus(a) davon geret (nota (b)Eiflandt(b) etc.), wie dann der vonn Risenbergk e[uerer] f[urstlichen] g[nade] auch anzaigen wurdt. Darummb will ich e[uere] f[urstliche] g[nade]  gebetten haben, selbst uff weiß unnd weg zu gedencken, domit solcher meuteri ir furnemen mocht gehindert werd(en), dan der adell allenthalben gantz willig und gnaigt darzu ist, deß gleichenn das merertayl under der gmain, allain das der teufell seinen samen darzwischen wurfft. Hoff aber, got der almechtig werdt ir furnemen der bosen leut, den e[uere] f[urstliche] g[nade] vil guts erzaigt, nicht stat geben. dieweyl man dan solche meuteri gemackt, hat man underlassen, solchs an die gantz versamlung zu tragen. Derhalbenn so thu e[uere] f[urstliche] g[nade] nicht feiern uff die furschlag des vonn Risembergks etc.
Der alt her großkomther(7) ist am 23 tag juli verschid(en). Nu bin ich sampt hern Micheln vonn Drahe bey 14 tagen davor, alß er noch bey guter vernufft gewesen hat er uns baiden alles dasjhenig, so er hat an gelt und silber, geschmaeidt angezaigt, auch was er schuldig und ime wid(er)umb schuldig, wie dann e[uere] f[urstliche] g[nade] auß inligender zetel zu verneme(n) hat. Was aber sunst von claidern und anderm haußgeretlich vorhand(en), will ich e[uerer] f[urstlichen] g[nade] mit nechster bost nicht verhalte(n).
Das hab ich e[uerer] f[urstlichen] g[nade] uff ditsmal nicht wollen bergen, sonder bit, dieselb wollen ir sach in den willen got des almechtig(en) sezen. Der wurdt furwar, was e[uere] f[urstliche] g[nade] zur sel und dem leib nutz und gut ist, nicht unrecht weis(en). {Bl. 3r} Derselb woll auch e[uere] f[urstliche] g[nade] in seinen schutz und schirm nemen amen. Dat(um) am 30 tag juli a[nn]o XXIIII.

E[uerer] f[urstlichen] g[nade] g[ehorsamer]
und(er)thenig(er) willig(er)                                   secretarius
 

Ich bit, e[uere] f[urstliche] g[nade] wollen das zetelen mit ziffern an vertraute person außsezen lassen, domit es nicht andern leuten zu oren gedey etc.

Beilage

1[o]  (c)Iobst Zolner(8), der im ausschus gewesen, hat gesagt, solten wir, die margrafen zw ainem heren haben, konen nichts dan placken und raiben. Wir wollen wol ain heren hie im landt finden. Domit, als ich bericht, hat er Eiflandt gemaint. Dits alles ist der meutmacher eingeben(c) etc.
2o   (d)Nicolae Reicau(9), wan dise sach von den heren an uns gelangen thet, mocht es ain ausgehen haben(d) etc.  (e)Die heren sindt aber Osterrodt(10) , Miltwitz(11) und Gablentz(d)(12) , die wollen den fuchs nicht beissenn etc.
3io  (f)E[uere] f[urstliche] g[nade] dorffenn sich nicht beforchten, das sie den konig von Polen(13) annemen(f), es wer dann sach, das  (g)die Schweden(14) und der konig mit krigk was furnemen(g), das sie mit gewalt darzu getrungen wurd(en). Sunst werdenn sie kainen willen darzu haben, aber  (h)uf Eifland(h)(15)  ist alle sach gespilt etc.
Es wurdt ain artigkell  (i)des cantzlers(i))(16)  halben an e[uere] f[urstliche] g[nade] gelangen. Bit, dieselb wollen solchs inn ain bedencken nemen. Ich merck sovil, das er kainen  (j)stern bey dem von Samlandt(17), Haideck(18) und den andern heren hat(j). Was die ursach, waiß ich nit. Doch alßvil ich vermerk(en) kan, thet man geren vleiß. Bit nach verlesung dits dem feur zu befelh(en) etc.


Textkritische Anmerkungen


(a)-(a)    Über der Chiffrierung     51t 025o5o3X25o

(b)-(b)        Über der Chiffrierung     (Q)51 tz20050+6'

(c)-(c)       Über der Chiffrierung       51TF506' MT2 S0(Q)9 +51 L 0c250 50Z3vc250 8(Q)9(Q)
                                                       50(Q)50v06' 8(Q)50086' 50t26' (Q)50 951q +51(Q)Loq8qo
                                                        tz(Q)50 M2z 05150(Q)L v(Q)q(Q)50 v0F(Q)50 ±T50(Q)50 5051
                                                        Zv6'50 +o50 6203± (Q)50 c250+ qo51F(Q)51q 9T22
                                                        (Q)50 9T2 05150 v(Q)q(Q)50 v51(Q) 51L 2050+6' tz5150+(Q)50
                                                        +TL516' 0250 51Zv F(Q)q51Zv6' v06' (Q)q (Q)51tz2050+6'
                                                        8(Q)L051506' +516'50 022(Q)50 51506' +(Q)rq L(Q)c26'L0Zvq
                                                        (Q)51508(Q)F(Q)50

(d)-(d)    Über der Chiffrierung          5051ZT20(Q) q(Q)51Z0c2 9050 +5150(Q) 500Zv c2T50
                                                          +(Q)50 v(Q)q(Q)50 050c25050 8(Q)20508(Q)506' v(Q)6'LTzv6'
                                                           (Q)50 05150 05050(Q)v(Q)50 v0F(Q)50

(e)-(e)  Über der Chiffrierung             +51(Q)v(Q)q(Q)50
                                                         505150+6' 0F(Q)qT506'(Q)qqT+6'L5126' 5126'n/n6'M
                                                          c250+ 80F2(Q)506'M

(f)-(f)   Über der Chiffrierung             ±T50518 c2T50 ?T2(Q)50 05050(Q)L(Q)50


(g)-(g) Über der Chiffrierung            +51(Q) 50Zv9(Q)+(q)50 c250+ +(Q)q
                                                          ±T50518 L516' ±q518± 9050 tzc2q 50(Q)L(Q)50


(h)-(h)   Über der Chiffrierung         c2tz (Q)51tz2050+50


(i)-(i)   Über der Chiffrierung            +(Q)50 Z0506'M2(Q)q50


(j)-(j)   Über der Chiffrierung            506'q(Q)q50 F(Q)n/n +(q)L c2T50 50L2050+6'
                                                          v051+(Q)Z± c250+ +(Q)50 050+(Q)q50v(Q)q(Q)50v06'
 
 
 


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Albrecht Barthem (1524), Bote Christoph Gattenhofers.

(2)    Heine von Döberitz, Söldnerführer.

(3)    1524 Juli 25.

(4)    Königsberg.

(5)    Altstadt Königsberg.

(6)    Gemeint ist Eberrhard von Queiß, Bischof von Pomesanien mit Sitz in Riesenburg (1523-1524, +1529).

(7)    Gemeint ist Simon von Drahe (+ 1524 Juli 23), Großkomtur (1499 Aug. 23 - 1514 Febr. 3).

(8)    Jobst Zolner, Mitglied des Ständeausschusses (1524).

(9)    Nikolaus Richau (*vor 1490 - 1552), seit 1517 Ratmann und Bürgermeister der Altstadt Königsberg.

(10)    Osterrodt.

(11)    Gemeint ist wohl Heinrich von Miltitz (*um 1475-+ um 1545), Oberster Kompan des Hochmeisters, Pfleger von Neidenburg (1514-1521).

(12)    Hans von der Gablenz, Vogt von Brandenburg und Soldau (1514-1520), Hauskomtur von Königsberg und Balga, Pfleger von Seehesten (1522-1525).

(13)    König Sigismund I. von Polen (1506-1548).

(14)    Schweden.

(15)    Livland.

(16)    Michael Spielberger, Kanzler des Hochmeisters (1523-1525).

(17)    Gemeint ist Georg von Polenz, Hauskomtur von Königsberg (seit 1516) und Bischof von Samland seit 1519 (*1478-+1550).

(18)    Friedrich von Heydeck, Pfleger von Johannisburg (1516), Oberster Kompan des Hochmeisters (1522-1525, +1535).
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh321.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 321 (1519 Juli 30.[Königsberg])
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 6.7.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 6. Juli 2006 — Letzte Änderung: 6. Juli 2006 von Dieter Heckmann

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