PrUB, DH 318

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


1524 Juli 2. [Königsberg].
{Regest}
Christoph Gattenhofer an Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach]: Empfang hochmeisterlicher Schreiben; Bitte um die Entwurfsanweisung für ein Schreiben an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]; Zusammenkunft des Komturs von Fellin [Rupert de Grave] mit [Friedrich] von Heydeck in Königsberg; Verwicklung des Memeler Komturs, Herzog [Erich] von Braunschweig[-Wolfenbüttel], in die dänisch-schwedische Auseinandersetzung um Gotland; schwedische Belagerung Wisbys und Furcht vor einem schwedischen Angriff auf Memel und auf das Samland; Bedrängung durch unbefriedigte Gläubiger und Einweisung Heines von Döberitz in die ihm zugesprochenen Tapiauischen Güter; Einziehung von Kirchengeräten; Unfalltod des Stephan Barthem und Hoffnung seines Bruders Albrecht auf die Belehnung mit dem heimgefallenen Dorf Preußisch Wäldchen.

{Überlieferung}
A = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OBA Nr. 27041.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Ausf.; 2 Bogen Folio, Bl. 1-3 beschr.; Wasserzeichen "Schild mit gedeckeltem Gefäß";  Spuren des grünen Ausstellersiegels; Außenadresse M[einem] genedisten furst(en) [.], hohemaister und sunst nymand; darunterauf Rückseite zeitgenöss. Betreff Belangs di haushaltung zu Ko[nigsperg] und einz(ei)hung der (...)ter a[nn]o 24; Registraturverm. 1524 und 6;  Beilage, 1/8 Bogen Folio, Bl. 4r beschr., Bl. 4v Federproben: ssss, Mein willigen, zuvor an wiriges, ein willigen dinst, ave Maria gracia plena, dominus tecum virgo selena, 20 Preus, 25 broti; Altsign. Sch[ie]bl[ade] C Nro. 173a.



Genad und der frid gotes sey mit e[uer] f[urstlichen] g[nade], genedigster furst  unnd her! Ich hab kurtzlich nachainander drey schreybenn empfangen. Das erst ist mir durch Fabian Kobersehe(1) am 1. Juni behendigt. Darauß ich verstand(en), das mich(a) e[uere] f[urstliche] g[nade] uff  etlich artigkell meins schreibens, vorhin an e[uer] f[urstliche] g[nade] gescheen, beantworten thut. Dieweyl ich aber under anderm befindt, das e[uere] f[urstliche] g[nade] die Eifflendische handlung bey voriger antwort beruhen lest, wer vonnnoten, das e[uere] f[urstliche] g[nade] die copey, wie man dem maister schreibenn soll, herein verfertigen thet, dann sie seyther der zeyt noch bey kainen briefen gefund(en). Es ist auch der komther vonn Vellin(2) in kurtz verruckt(en) tagen alhie gewesen, der sich seiner walfart halben hinauß begeb(en) thut. Der hat sich gegen den alten von Haideck(3), der zu d(er) zeyt gleich zu Konigspergk(4) gewes(en), horen lassen, das sich der maister und die gebietiger nicht ain wenig bekomern thon, das e[uere] f[urstliche] g[nade] das angefang(en) werck so lang in verzugk stelt, aber der maister und gebietiger mussen solchs got bevelhen. Mit diesen und dergleichen reden - das sie nicht wissen, woran sie sein - hat sich der komther vernemen lassen etc. Und nachdem inn solchem artigkell angehofft uff die artigkell dem von Samlant(5) zu geschrieb(en), gut achtung zu geben, das denselbig(en) also nachgegang(en) werdt und sond(er)lich, das das schreibenn, so e[uere] f[urstliche] g[nade] mit aigener handt an den vonn Samlant gethan, hern Micheln vonn Drahe nicht geoffent werdt, soll(en) e[uere] f[urstliche] g[nade] gantz kainen zweifell darein sezenn, sonder e[uere] f[urstliche] g[nade] bevelich soll ain gnug(en) gescheen, darin ich dann kainen vleiß sparen will etc. [1v] (b) E[uere] f[urstliche] g[nade] bevelich und der uberschickten ordnung nach ist am 10 tag juni kuchen und keller zu Konigspergk geschlosss(en) unnd ain yder an sein ort verfertigt word(en), wiewol vonn den glidmassen des ordens allerlei red gescheen, so ist doch in somma die sach dermassen underspickt word(en), wie sie selbst vor augen gesehen, das solch die groß not erfordert hat, habenn sich also zufrid geben, wiewol der alt haußkomther das urtel auch gelobt, do im diese ordnung angezaigt ist, dan er mit diesen worten sagt, man solt solchs vor zwaien jaren haben furgenomen(n). Ob es aber auß herzen grundt hergeflossen, stet bei got etc.
[2r] Die andernn ampt, alß Rein(6), Tapia(7), Lick(8), Ortelspurgk(9), Schocken(10)  sindt auch uff das engst eingezogen, deßgleichen mit den andern gleichermaß auch gehandelt werd(en) soll deß verhoffenns, es sollen die heuser wider zu ainem vorrat komen, domit e[uere] f[urstliche] g[nade] zu gluckseliger zukunffte essen und drincken find(en) thu etc. dan ich yzundt abermolß sampt dem ald(en) von Haideckt [!] selbst zum Rein und der Lick gewesen, die neuen amptleut helffen einwes(en).
Alß ich aber widerumb am freitag des 24 tags juni anhaimbsch komen, hab ich ain brieff in meinem hauß, von e[uerer] f[urstlichen] g[nade] außgegang(en), meins abwesens gefund(en), den der cantzler dohin uberantwort hat, wiewol wolgethan wer gewest, wo er mir denselbig(en) nachgeschickt hete. Alß ich aber solchen brieff gebrochen, hab ich e[uerer] f[urstlichen] g[nade] geschefft und gemutsmaynung eingenom(en), das sich der von Braunschwe(i)g(11)  des 18 tags juni zu e[uer] f[urstliche] g[nade] verfertig(en) solt. Dieweyl dan die brieff etwas spat ankomen, auch zum tayl meins abwesens vorhalten word(en), hab ich nichts desterweniger neben dem von Samlandt solchs dem von Braunschwe(i)g angezaigt, sich uffs erst zu erheb(en). Befundt aber clainen lust, den er darzu hat, sond(er) diese antwort(en) von sich geben, er weiß sich nicht eher hinauß zu begeben, er han dan vorhin e[uere] f[urstliche] g[nade] durch sein aigen schreib(en) besucht; dan mich bedunckt, er hab underr(i)ctung krigt, das nicht vil zuvorn zu Koblentz(12) ist, dan bring er vil mit im, so hab er vil etc. So hab ich auch sorg, er hab sich zu thieff mit Seuerin Norbj(13)  verbund(en), das er nicht wol wegk komen kan, mich derwegen auß seinem furnemen gantz nicht richten dan durch [2v] seine geschefft, so er mit Seuerin hat, mit zuschickung der pferdt, harnasch und volck, die dan die Sweden(14) in der sehe uberkomen und zu iren hand(en) gebracht, das sie sich gentzlich entschloss(en), die Mymell(15)  und das Samlandt(16) zu uberfallen, wie ich dan e[uere] f[urstlichen] g[nade] nehermalß [!] bey her Vizentz von Orle(17) auch davon geschrieb(en) hab. Versihe mich derwegenn, e[uere] f[urstliche] g[nade] werdt auß des vonn Samlants schreybenn hiebey, warauff der vonn Braunschweig sein
gemut stelt, clerlich vernemen. Acht auch bey mir, dieweyl die Sweden dermassen wider den von Braunschweig bewegt, das besser wer, er begeb sich uffs erst hinauß, domit die Swed(en) nicht ursach heten, irem furnemen wol zu thon. E[uere] f[urstliche] g[nade] habenn auch zu achten, was es fur ainen lerman inn diesem landt under dem adel, burger und pauern machen wurdt, darumb so mogen im e[uere] f[urstliche] g[nade] der und anderer ursach halbenn nochmalß schreiben, sich an sein verordent ort zu verfug(en). Die Sweden haben auch Gotlandt(18) allenthalben sampt dem schloß und der stat Wißbuhel(19) belegert, aber noch nichts außgericht. Dan die kuntschafft dermassen laut, sobaldt sie Gotlandt bezwung(en), wollen sie sich alßdann nach der Mymel begeben. Wiewol Seuerin den Sweden - wie zeytigung alhie -  teglichs abbrechen thut, schiff, geschutz und vitalia nym(m)bt, auch den trost vonn sich gibt, das sie im in jar und tag nichts anhaben werd(en), so stet doch solichs inn dem willen got des almechtig(en). Derhalben so wer gut, das sie mit Seuerin sovil zu schaff(en) heten, das sy der Mymell vergessen(n). Dann ich e[uerer] f[urstlichen] g[nade] warlich zu schreib(en) mag, das ain solich wesen under dem gmainen man ist, dieweyl sie ir narung zur sehe warts nicht brauche(n) mog(en), das ich [3r] mocht leiden, das got der almechtig schir am gluckselig(en) friden alenthalb(en) geben thet, dan on das werd(en) e[uere] f[urstliche] g[nade] inn der hilff und sunst allenthalb(en) am ungehorsam volck spuren. Es ist diesen somer noch kain schiff alhie ankomen, das soltz ser theur, das somergetraidt durch gewiter des regens versess(en), aber got der almechtig mag noch sein gnad verleyhen, das es allenthalb(en) gut mag werd(en). Es wer auch schir zeyt, das sich e[uere] f[urstliche] g[nade] anhaimbsch begeb(en) thet, dan wo der recht hirt nicht bey den schaffen, werd(en) sie bitsweylen ubel und(er)halten und regirt, wie dann e[uere] f[urstliche] g[nade] selbst zu ermessen hab(en). Doch so stet dits alles in dem willen gots, der wurdt solchs zu seiner teyt mit gnad(en) und zu gluck verleyhen(n) etc.
Der schuldt halb(en) hern Wolffen von Schonbergk(20)  hab ich ain verzaichnus durch Clingenbeck(en)(21) erlangt, wem e[uere] f[urstliche] g[nade] schuldig und uff welchen termin ain yd(er) bezalt soll werd(en), befundt aber nichts von dem von Neugart(en)(22)  od(er) Aßmuß Schonbeck(23). Darin, wie ich dann Clingenbecken hiemit davon schryb, mich in solichem clerlich zu und(er)richten dan ich yzundt uff Michaeliß(24)  her Wolff(en) 500 fl, Thil Knebeln(25) auch so vil außrichten muß. Darzu ich dan rat muß schaff(en), wie ich mag. Aber die 100 fl, so mir Anthon von Schonbergk(26) gelih(en), het ich mich versehen. Aßmuß Flock(27) , den ich in meinem heren zyhen schrifftlich gebet(en), die außzuricht(en), solt mich domit nicht gelassen hab(en). Dieweyl es aber nicht gescheen, muß ich rat schaff(en), das glaub(en) gehalt(en) werdt.
[3v] Den dritten brieff hab ich von Haino Doberitz(28) am 29 tag juni(29) empfangen, welicher darnach auß bevelich des von Samlants am 1 tag juli(30) mit dem rentmaister nach Tapia gezog(en), die guter e[uerer] f[urstlichen] g[nade] bevelich nach einzunemen(n). Und so er wid(er)umb alhieher kumbt, soll im alßdan die verschreybung nach dits landts gewonheyt verfertigt werd(en).
Ich hab e[uerer] f[urstlichen] g[nade] vormalß in ciffern zu versteen gegeben, das ich mich befleissig(en) woll, in den clostern und auß der kirchen uff dem schloß vonn silberwergk waß zusamen zu suchen, domit e[uere] f[urstliche] g[nade] etwas bekomen mocht. Hab also bits inn die 300 m lotigs silberß zuweg(en) bracht. Wer wol willens, e[uerer] f[urstlichen] g[nade] solichs zu zu schick(en), aber der verlust ist ye zu groß daran, dan e[uere] f[urstliche] g[nade] an 100 m der gewicht nach dauss(en) 20 m lotigs verlirt thut. Wo nu e[uere] f[urstliche] g[nade] wesen, sovil gelts auff zu bring(en) alhie wid(er)umb uff ain zylichen wechssell mit gelt zu bezalen, wolt ich solichs vermonzen lassen, daran kain verlust wer. Darumb so wollen mich e[uere] f[urstliche] g[nade] uffs erst verstendig(en), wes ich mich hierin halt(en) soll. Dem will ich gehorsamlich gelob(en).
Das alles hab ich e[uerer] f[urstlichen] g[nade] alß meinem gnedig(en) lieb(en) hern nicht wissen zu berg(en). Got der almechtig wol e[uere] f[urstliche] g[nade] frisch und gesundt nach seinem gotlichen willen erhalt(en) und alles dasjhenig verleyhen, so e[uere] f[urstliche] g[nade] zu sell und leyb nutz ist amen. Domit so bevilich ich mich got und e[uerer] f[urstlichen] g[nade]. Dat(um) am 2 tag julii a[nn]o XXIIII.
E[uerer] f[urstlichen] g[nade] G[ehorsamer]
und(er)thenig(er) willig(er) g[ehorsamer] diener                                    Cristof
                                                                                                           secretarius

Beilage

Gnedigster furst und her! Es hat sich in kurzen tag(en) begeb(en), das Steffann Barthem(31) zu Osterrodt(32)  uber den gangk im schloß sich zu todt hat gefallen. Wie aber solichs zugegang(en), werd(en) e[uere] f[urstliche] g[nade] vonn seinem brudern Albrecht Barthem(33), brieffszaigern, clerlich vernemen(n). Dieweyl dann e[uere] f[urstliche] g[nade] den verstorbenen Barthem mit einem dorff, welchs gantz wust im Brandenburgischen(34) gelegen, Preusch Wild(en)(35) genannt, genedigklich belehenet, fugt er sich derweg(en) zu e[uerer] f[urstliche] g[nade], dieselb auch darumb zu biten. Mich gebeten, ime geg(en) e[uere] f[urstliche] g[nade] neben ime zu erbieten, das er solich dorff auch bekomen mocht. Bit derwegen e[uere] f[urstliche] g[nade] und(er)thenigs vleiß, dieselb wollen dem gemelt(en) Albrecht Barthem mit solchem dorff belehen in ansehung, das er gar nichts hat und in dem krig um das sein komen(n), deßhalb(en) so werd(en) sich e[uere] f[urstliche] g[nade] meins verhoffens der gebur geg(en) ime wol wissen zu halt(en) etc.


Textkritische Anmerkungen


(a)    Aus mith korr.

(b)    Gestr. Seitenhälfte davor.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Fabian Kobersee, hochmeisterlicher Bote (1524).

(2)    Gemeint ist Rupert de Grave, Vogt von Wesenberg (1502-1510), Vogt von Jerwen (1512-1518) und Komtur von Fellin (1518-1535).

(3)    Gemeint ist wohl Friedrich von Heydeck, Pfleger von Johannisburg (1516, Oberster Kompan des Hochmeisters, 1522-1525, +1535).

(4)    Königsberg.

(5)    Gemeint ist Georg von Polenz, Hauskomtur von Königsberg (seit 1516) und Bischof von Samland seit 1519 (*1478-+1550).

(6)    Pflegeamt Rhein, sw Lötzen.

(7)    Waldamt Tapiau, zw. Königsberg und Wehlau.

(8)    Pflegeamt Lyck.

(9)    Pflegeamt Ortelsburg, sö Allenstein.

(10)   Pflegeamt Schaaken, ö Königsberg.

(11)    Gemeint ist Herzog Erich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel (*um 1500 - +1553 Nov. 29), Komtur von Memel (16. Sept. 1518 - April 1525).

(12)    Koblenz.

(13)    Severin Norby, dänischer Hauptmann auf Gotland (*um 1469-+1530).

(14)    Schweden.

(15)    Memel.

(16)    Samland.

(17)    Vizentz von Orle.

(18)    Gotland.

(19)    Wisby.

(20)    Wolf von Schönberg, Söldnerführer.

(21)    Georg von Klingenbeck, hochmeisterlicher Rat und Gesandter (1522- +um 1540).

(22)    Neugarten, Gläubiger des Hochmeisters.

(23)    Asmus von Schönebeck, Söldnerführer.

(24)    1524 Sept. 29.

(25)    Tilo vcn  Knebel, Söldnerführer.

(26)    Anton von Schönberg.

(27)    Asmus Flock.

(28)    Heine von Döberitz, Söldnerführer.

(29)    1524 Juni 29.

(30)    1524 Juli 1.

(31)    Stephan Barthem (+ Juli 1524), Vasall von Preußisch Wäldchen.

(32)    Osterode, w Allenstein.

(33)    Albrecht Barthem (1524), Bote Christoph Gattenhofers.

(34)    Gemeint ist die Komturei Brandenburg.

(35)    Gemeint ist wohl Preußisch Wäldchen bei Zinten.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh318.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 318 (1519 Juli 2.[Königsberg])
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 19.07.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()


Datum der Erstanlage: Mittwoch, 6. Juli 2006 — Letzte Änderung: 6. Juli 2006 von Dieter Heckmann

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