PrUB, DH 306

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2006)


1522 Juni 1. Prag.
{Regest}
Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] an [Georg von Polenz] Bischof von Samland : Übermittlung der Beschwerden des Ordens an Erzherzog Ferdinand; Bereitschaft des Hochmeisters zur Teilnahme am Türkenkrieg; Bitte, eine erneute Botschaft nach Livland abzufertigen; fehlende Antwort auf das hochmeisterliche Schreiben wegen des Zolls und der Münze, kaiserlicher Sieg über Franzosen und Schweizer und Geldforderung.

{Überlieferung}

C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 49, Bl. 28r-29r.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



Was bei der ersten post aus Behem(1) von Prag(2) gen Preussen(3)  unnd Eyflant(4) geschrieben: erstlich an den von Samlant(5) mit anzeigung m[eines] g[nedigen] h[errn] einkunft gen Prag. It(em) des ordens beschwer ko[nigliche]r ma[iesta]t furgetrag(en), uf das wol anders nit dan ein schrift an ertzhertzog Ferdinanden(6)  erlangt. It(em) ko[nigliche]r [wirde] v[on] Polan(7). It(em) welche(r) gestalt sich m[ein] g[nediger] h[err] wider den Durgk(en)(8) wil geprauch(en) lassen. It(em) Eyflant halben. It(em) der muntzs und zols halben etc.:
"Lieber freundt! Wir fugen e[uer] l[ieb] gnediger maynung wissenn, das wir - got lob - wolmogent mitsampt den unsern die neheste mithwochen nach misericordias domini(9) zu Prag einkomen, doselbst unns konig[lich]e d[urchlauch]t von Hungern und Behemen(10)  sampt ander(e)n fursten unnd herren(n) in aigner person entgegen geriten(n). Haben(n) nachvolgents unser und unsers ordens sach lauts beigelegter copien an s[eine] k[onigliche] d[urchlaucht] volgenden montags(11) gelangen lassen. Darauf wir dan noch zur zeit kein enthliche anthwort bekom(m)en, allein das sein k[oniglich]e d[urchlauch]t ertzhertzog Ferdinanden dermassen geschrieben, wie e[uer] l[ieb] eingelegt zu vernemen haben(n). Und nochmols von seiner ko[nigliche]n ma[iesta]t bericht worden(n), das dieselb konig[liche]r d[urchlauch]t von Polan auch geschrieben, ire oratores uf Ioannis baptiste(12)  schirstkonftig gen Wien(13), mit volmechtigern bevellig abzufertig(en), doselbst konig[lich]e d[urchlauch]t von Hungarn und Behemen mitsampt ertzhertzog Ferdinanden allen vleis furwenden {Bl. 28v}, damit die gebrechen zwisch(e)n konig[liche]r d[urchlauch]t v[on] Polan unns unnd unserm orden, bisher hangende, mocht zu einem bestendig(en) unnd enthlichen vortrag komen(n) etc.
Und nochdem wir mit seiner k[onigliche]n d[urchlauch]t auch handlung gehabt, welcher gestalt wir unns gegen dem Durgk(en) dohin uns dieselb haben will geprauchen wollen lassen, haben wir doch noch kein enthliche anthwort derwegen erlangt. Yedoch was uns hierin begegnen wurdt, wollen wir euch hernach(m)ols desselbig(en) unnd anders zu bericht(en) nit undterlassen.
Wern auch wol willens gewesen, hern Dietrichen von Schlieben(14) uf euer lieb schreiben zu derselbigen vorlangst zu fertigenn, haben aber solchs allein derhalben verzogen, dweil uns noch kein enthliche antwort zuhanden kom(m)en.
Unnd damit dieselb handlung, Eyflant belangent, dennoch nit vorseumbt werde, ist unser gnedigs synnen(n) und begeren(n), e[uer] l[ieb] wollen ein andere geschigkte person mit genugsame(r) instruction, wie sich dan dieselb mit den andern unnsers ordens gepietigern und rethen beratschlagen und entschliessen, mogen(n) abfertigen, dan unnser veter, der churf(urst) von Brandenburg(15), seine geschigkte, die uns teglichs derhalb(en) bekomen unnd anlang(en), alhier gen Prag verfertigt. Wir verwundern uns auch nit wenig, das wir bisher von e[uer] l[ieb] kein zeitung bekomen(n), wie es allenthalbenn ime lant gelegen und sonderlich, das wir auf das schreiben, so wir des zols unnd muntzs halben zu Poßnaw(16)  außgehn haben lassen, wie es derhalb(en) sich ereug(en) thut, kein anthwert bekomen haben(n).
It(em) derwegen unser gutlich begeren(n), dieselb wollen unns ufs erste, wie es allenthalben im landt geleg(en) unns sonderlich der montzs unnd zols halben, aigentliche bericht zufertig(en), damit wir unns hieraussen darnach wissen zu richt(en). Neue zeitung, e[uer] l[ieb] von zuzeschreiben, wissen wir sonderlich nichs dan das der Turgk mit geweltiger handt abermols in Hungarn(17) gezogen und die Hungern nie nit grossen widerstand gethan.
{Bl. 29r}Vorsehen unns auch, wo ytzt in Behem nichs entlichs außgericht werde, er werde dem konig[e] v[on] Hungern etc. nit geringen schaden zufugen etc.
Des kaisers halben ist uns auch zeitung zukomen, das er den Frantzosen(18)  und Schweitzer(19) abermols mit grosser macht geschlag(en). Dis alles hab(en) wir e[uer] l[ieb] gnediger mainung nit wissen zu vorhalt(en). Dat(um) Prag sontags exaudi a[nn]o etc. XXIIt(en) .
Und nachdem wir unsern anschlag und rechnu(n)g mit e[uer] l[ieb] dergestalt beschlossen, das ein guld(en) die wochen uf ein pf(erd) und nit mehr gen sol, wil dasselbig schwerlich zu lang(en) in ansehung, das alle ding vorteurt und uns auch vetz an der zerung abgeht. Ist derhalben an e[uer] l[ieb] unnser begern, dieselb wollen sich hierin bevleissgen, damit uns ein etzliche summa geldes inn wechsel gemacht werde, dardurch wir(a) unser(b) unnd unsers ordens gescheffte(c) zu  glucklich(em) ende zu volfur(en) nit vorhindert werden. Dan solten wir die sach bis an zweck furdern und nachmols an demjhenigen, damit wir unns undterhalt(en) solt(en) mangel tragen, wes schimpf, schandt, schaden und nachteil unns unnd unserm orden daraus ervolgen wurde, hab(en) e[uer] l[ieb] leichtlich abzunemen etc.

Textkritische Anmerkungen


(a)    Es folgt gestr. in.

(b)    Aus unsern  korr.

(c)    Aus geschefften  korr.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Böhmen.

(2)    Prag.

(3)    Preußen.

(4)    Livland.

(5)     Gemeint ist der Bischof von Samland, Georg von Polenz (1519-+1550).

(6)    Erzherzog Ferdinand (*1503- +1564 als Kaiser Ferdinand I.).

(7)    Gemeint ist König Sigismund I. von Polen (1506-1548).

(8)    Türken.

(9)    1522 Mai 7.

(10)    Gemeint ist König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn (1516-1526).

(11)    1522 Mai 8.

(12)    1522 Juni 24.

(13)    Wien.

(14)    Dietrich von Schlieben, hochmeisterlicher Rat (*um 1470-+1534).

(15)    Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (1499-+1535).

(16)    Posen.

(17)    Ungarn.

(18)    Franzosen.

(19)    Schweizer.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh306.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 306 (1522 Juni 1. Prag)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 8.01.2006) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 8. Februar 2006 — Letzte Änderung: 8. Februar 2006 von Dieter Heckmann

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