PrUB, DH 161

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2003)


[15]14 Juli 7. Ronneburg.
{Regest}
Georg Kendurn, Gert von Ungern, Joachim N, Joachim Plate, Cristoff Roses, Thomas Wigat und Asmus Stalbiter bekunden, daß vor dem rigischen Stiftsvogt Christian von Rosen der Bürgermeister von Lemsal, Heinrich von Werden, beeidet hat, auf Betreiben des dazu unbefugten [Ritters] Hermann Soye Meister Hans Schepper mit Besatz belegt zu haben.

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 36, S. 249-252.

{Drucklegungen}
---.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



Wissentlich und offenbar sey allen fursten und hernn, riettern und erbarn, das der erbar und woltuchtige Kirsten von Rossen(a)(1), des stiefftes voyt zu Truden(2), in gegenwertigkeit uns nachgeschrieben hatt gefordert den ersamen, vorsichtigen Heinrich von Werden(3), burgermeister der Stadt Lemsel(4), bey seiner selen seligkeit und bey dem eide, den er der heiligen kirchen gethon hett, seine wyssenschafft zu(b)  sagen, was er(c)  von herr Hermen Soye(5) gehort hett. Szo hatt Heinrich offenbar vor uns bekant und gesagt ins ersten, das der gestreng her Hermen Soygen zu ime gekomen ist und hatt begert, das der vorgemelte Heinrich, meister Hanssen Schepper(6)  beisetzen sall. Dartzu Heinrich alzo geanthwort, er sei ein geistlich man. Inen beyzusitzen stund im nith zu thun. Dartzu herr Hermen Saygen geanthwort, der allererwirdigste in gott vater herr, herr Caspar(7), der heiligen kirchen Riege(8)  ertzbischoff(d), unser allergnedigster herr, enn sadan besatzungen herr Hermen irlaubt hetten. Daruff der vorgedachte Heinrich maister Johannssen Schepper in besatzungen gebracht bei 10 margk, nit vom Lemsel zu ziehen, er wer den von Herr Hermen [S. 250] geschieden. Do meister Hanss Schepper besatzt, was fragt er von wes wegen Heinrich von Werden in besetzt hett. Darzu h[err](e)  Heinrich anthwurt nach anbrengen herr Hermen Soygen, das im sodans von bevehl unsers allergnedigsten hernn wer. Hiruff ist meister Hannss Schepper zu unssrm allergnedigsten herrn gekomen, ob seiner hochwirdigen genaden im sadan besatzungen werr wisslich. Und hott begert, ob es seiner genaden bevelh auch gewessen(f) sei. Dar unser gnedigster herr uff geanthwurt hatt, das sodan besatzungen mit seiner genaden zulassen oder bevelh nith gescheen sey, und gantz untzufreden bass der obgemelte Heinrich von Werden, burgereister zu Lamssell, ane willen seiner genaden einen geistlichen man sodan besatzungen gethan hett(e). So wolten seine genaden ditz verhort haben sein g[enade] nach Heinrich von Werden geschickt und in beschuldigt, das sadan besatzungen gethan hetten. Dartzu Hainrich anthwort, das Hermen von Soygen hetten sodan bevelh von s[einer] g[enade], maister Johanssen zu besetzen. Nach beschuldigung unsers g[enedigen] h[errn] ist Hainrich von Werden zu herr Herman gegangen und ditzs vorge(n)anth, wie herttlich ime seine g[enade] beschuldigt hetten. Doruff  herr Hermann geanthwurt: "Ist der herr von Riege zcornig, nuhe wir finden uns woll und wollen uns besprechen. Er hett so zornig nit dorffen sein". Mit den reden scheidet Heinrich von h[errn](g)  Herman. Des andern tags darnach hatt er Herman von Soyg(en) einen von seinen dienern geschickt an Heinrich von Werden und sprach zu im: "Lieber Heinrich, ich hab mith euch zu reden von meins hern wegen". Do sprach Heinrich: "Ir megt woll". Do sprach der knecht: [S. 251] "Lieber Heinrich, meyn herr hatt mich zu euch geschickt und hatt vernumen, wie ir habt einen ungunstigen hernn". Do sprach Heinrich: "Des heff ich nymer mher, das seine f[urstliche] g[nade] mein ungenediger herr sein soll, dan ich es umb sein f[urstliche] g[nade] nith verdienet hab". Do sprach er Hermans knecht: "Heinrich, szo ir etwas mit den hern von Rigen zu thun habt, mein herr gedenckt, auss dem lande zu tziehn, dan er von gutten frunden vor einem heymlichen hern underichtet wer. Und ir die gelegenheit auch woll wisset. Darumb hett mein herr vorfarnn knecht, die im in der sachen woll dienen mechten". Do sprach Heinrich vonn Werden: "Was wegs gedenckt ewr herr hinauss?" Do sprach der knecht: "Mein herr kan nit mit herr Hanssen von Rosen(9) alhier im landen zu rechten komen. Darumb will meyn herr ander hern suchenn. Und verhofft, inn kurtz ein gutth brive zu haben, wan gutte frunden meinen hern vertroset haben uff ein med 4 ader funffh umher, die meynen herrn mit funfftzig ader 60 pferden entsetzen wollen. Doch will mein herr zu schieffen mit ader 500 knechten in der hoffnunngen obinbeschrieben und sso forder Hanss von Rossen zu besuchen". Forder bekanten Heinrich von Werder [!], das er Herman in eigner personen gesprochen hott. Er werr uffgenemen in der nacht, er wolt sein haupt nymmer sampffth leghen. Er wolt in wider uffnemen, das im unsampfften bekomen solt. Ditze vorgeschrieben wort hatt Hainrich von Werden gesprochen in gegenwertigkeit ditzs nachgeschriebenen [S. 252], als nemblich Georgen Kendurn(10), Gert von Vngrn(11) , hoffrichters meins g(nedig)sten hern, hern Joachim N(12), Joachim Plate(13), Cristoff Roses(14), Thomas Wigat(15), Asmus der Stalbrider(16), vogt. So haben wir gutten man, vorgeschrieben, gebeten, den erbarn woltuchtigen Georgen K(en)durn, Joachim Votegge(17), Thomas Vnger(18), das sie uff unser bethe ditze schriffte zu gezeugnuse vorsigelen. Gescheen uff Rownburg(19) des freyttags nach visitacionis Marie im [15]XIIII ten.

Textkritische Anmerkungen


(a)   Anfangssilbe aus nicht erkennbarem Zeichenbestand korr.

(b)    Aus zum korr.

(c)     Es folgt gestr. b.

(d)    ertzbischschaff in Vorl.

(e) Über der Zeile.

(f) Es folgt gestr. h.

(g) Über der Zeile.



Inhaltliche Anmerkungen


(1)     Christian von Rosen, rigischer Stiftsvogt zu Treiden (vor 1506- nach 1514).

(2)    Treiden, zw. Riga und Wenden.

(3)    Heinrich von Werden, Bürgermeister von Lemsal.

(4)    Lemsal, nö Riga.

(5)    Hermann Soye, estländischer Vasall (*vor 1467-+1516).

(6)    Meister Hans Schepper zu Lemsal.

(7)    Caspar Linde, Erzbischof von Riga (1509-1524).

(8)    Riga.

(9)    Hans von Rosen, erzstiftischer und estländischer Vasall.

(10)   Georg Kendurn.

(11)   Gert von Ungern, erzstiftischer Vasall und erzbischöflicher Hofrichter.

(12)   Joachim N.

(13)    Joachim Plate,  erzstiftischer Vasall.

(14)    Cristoff Roses.

(15)    Thomas Wigat.

(16)    Asmus  Stalbiter, Vogt.

(17)    Joachim Votegge.

(18)    Thomas Unger.

(19)    Ronneburg, ö Wenden.

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Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh161.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 161 (1514 Juli 7. Ronneburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 10.-11.9.2003) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 11. September 2003 — Letzte Änderung: 11. September 2003 von Dieter Heckmann

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