Die Erste Fortsetzung der Älteren Hochmeisterchronik (Auszüge)

Abschnitte 202-218


© Mathias Nagel, Hamburg (2002)
- erstellt im Zusammenhang mit einem Hauptseminar an der Universität Hamburg im Sommersemester 2002 -



205. Danach wurde zwischen dem König von Polen und dem Hochmeister ein Beifrieden1) ausgehandelt. Während desselben Beifriedens kam der Hochmeister Paul von Rusdorf mit seinen Gebietigern nach Thorn. Dorthin hatte auch Kaiser Sigismund seine Gesandtschaft zum Hochmeister gesandt, nämlich einen Domherren, einen von Zoller, und einen Ritter, der hieß Herr Weipracht von Helmstadt. Dieselben Zwei warben für den Kaiser, daß der Hochmeister den Beifrieden aufsagen und keinen Frieden mit dem König eingehen sollte. Das wollten die Länder zu Preußen nicht zulassen und hatten sich in Thorn zusammen entboten und gingen auf das Schloß zum Hochmeister und seinen Gebietigern auf des Komturs Gemach. Da war ein Bürgermeister aus Thorn, der hieß Hermann Reusap. Der führte für die anderen das Wort und sprach: „Liebe Freunde, ist es Euer aller Wort, was ich hier rede?“ Da schrien sie alle: „Ja!“ Da hob er an und sprach zum Hochmeister und den Gebietigern: „Gnädiger Herr und liebe Herren! Allhier stehen Eure getreue Ritterschaft und die Städte und haben mir befohlen, Euer Gnaden zu sagen und zu bitten, daß Euer Gnaden und die Gebietiger einen Frieden einrichten wollen, weil sie sich lange Zeit in Unfrieden und in großem unverwindlichem Verderben befunden haben und nicht mehr länger in solchem Verderben sein wollen oder können. Würde aber Eure Gnade ein Solches nicht tun und uns Frieden und Ruhe verschaffen, so soll Eure Gnade wissen, daß wir uns selber darum bemühen und einen Herren suchen wollen, der uns Frieden und Ruhe verschaffen wird.“ Das mußte sich der Hochmeister zu Herzen nehmen und danach trachten, daß er einen ewigen Frieden machte. Danach wurden viele Tage gehalten, bevor der ewige Frieden zwischen dem König von Polen und dem Orden geschlossen wurde. Da mußte man von beiden Seiten Geiseln stellen, bis der ewige Frieden ausgehandelt war. Danach wurde der ewige Frieden vom König von Polen und allen seinen Herren, Prälaten, Männern und Städten, die unter der Krone von Polen standen, geschworen, verbrieft und besiegelt. Desgleichen schworen auch die Litauer und Schamaiten dem Hochmeister und Orden. Umgekehrt schworen auch der Hochmeister und die Herren Prälaten und Gebietiger und die ganzen Lande Preußens. Es wurde in dem ewigen Frieden auch ausgehandelt, daß man alle zehn Jahre von beiden Seiten den ewigen Frieden aufs neue schwören sollte. Außerdem sollte der ewige Frieden niemals gebrochen werden, und man sollte jedes Jahr einen Richttag halten, ein Jahr zu Thorn, das nächste Jahr zu Diebau, das jenseits der Weichsel Thorn gegenüber liegt. Zu der Zeit wurde Diebau den Polen wieder übergeben, und die Mühle Leubitsch wurde gebrochen. Auf dem Richttag sollten immer Vier tagen, Zwei seitens des Königs und Zwei seitens des Hochmeisters, und die 4 sollten alle Gebrechen zwischen beiden Ländern richten.
206. Etliche Zeit danach wurden der Hochmeister Paul von Rusdorf und der Meister der deutschen Lande, Herr Eberhard von Saunsheim, sehr uneinig miteinander, und etliche Gebietiger im Land zu Preußen stellten sich auf die Seite des Hochmeisters, während etliche andere derselben Gebietiger sich dem Meister der deutschen Lande zur Seite stellten. Desgleichen taten die Ritterschaft, die Konvente und die Landschaft im Land zu Preußen. Und es entstand eine große Zwietracht unter den Herren des Ordens, so daß etliche Fürsten darum nach Preußen zogen, um zu verhandeln. Auch wurden zu Frankfurt an der Oder und zu Stralsund der Sache halber Tage gehalten, und die Sache des Ordens wurde ganz öffentlich. Es war nämlich Markgraf Johann von Brandenburg auf den Tagen. Der Sache halber wurde der Orden um unverwindlich viel Geld gebracht und kam zu großem Schaden.
207. Als man die Sache innerhalb des Ordens entschied, wurde ein Kapitel zu Marienburg abgehalten. Dabei sollte sich der Hochmeister, Paul von Rusdorf, vom Amt des Meisters abbitten, was er auch tat. Aber er tat es mit Unwillen und sollte nach Rastenburg ziehen und das zu seinem Lebensunterhalt einnehmen. Als er sich indes abbat, da wurde er krank und lag acht Tage und starb. Da wurde er in Marienburg zu Sankt Anna begraben. Gott sei ihm und uns allen gnädig.
208. Nach ihm wurde Konrad von Erlichshausen zum Hochmeister erkoren, als man zu Mitfasten 1442 Jahre zählte2), und er behielt das Amt bis in das 9. Jahr. Er war weise und sanftmütig und strebte sehr nach Frieden. Zu seiner Zeit erhob der Herr Markgraf, Friedrich der Ältere, Anspruch auf die Neumark. Und man war eine Weile in großen Sorgen, daß er des Hochmeisters und Ordens Feind geworden sei. Also hielt man mit ihm zu Frankfurt an der Oder einen Tag und vertrug sich mit ihm in einem endgültigen Abkommen. Und der Orden mußte ihm 30.000 rheinische Gulden geben, damit er mit allen seinen anderen Brüdern, den Markgrafen Johann und Albrecht und Friedrich dem Jüngeren, auf die Mark verzichtete und dafür sorgte, daß dem Orden vom römischen König, König Friedrich von Österreich, und von allen seinen Kurfürsten, Briefe darüber ausgestellt wurden, daß sie alle zusammen mit Markgraf Friedrich seitens des römischen Reiches auf die Neumark verzichteten und die Vereinigung ewiglich zuließen, so daß der Orden die Mark ewiglich behalten sollte.
209. Danach wurde Herzog Heinrich von Mecklenburg (man nannte ihn den ungetreuen Herzog) des Hochmeisters und Ordens Feind. 14 Tage bevor der Hochmeister den Entsagebrief bekam, ließ er unentsagt und unbewahrt seiner Ehre in die Neumark einrücken und gegen den Vogt in der Mark kämpfen und aus der Umgebung von Königsberg3)  wegnehmen, was sie fanden. Und sie trieben es hinweg in sein Land nach Mecklenburg. Er ließ die Neumark sehr ausrauben und unterhielt all die Mordbrenner und Feinde, die in der Neumark raubten und brannten. Zu der Zeit war in der Mark ein Vogt des Ordens, der hieß Georg von Egloffstein, der suchte Herzog Heinrichs Land bei Strassburg heim und hielt bei Prenzlau mit 73 Pferden. Und da wurde er von seinen Männern aus der Neumark verraten. Denn als er wieder heim zog, da überredeten ihn seine Männer, daß er sich auf der anderen Seite der Oder in einem Dorf nicht weit von Zachau niederließ. Da überfielen ihn die Männer des Herzogs und fingen ihm all seine Kriegsleute, so daß er selbst kaum mit 24 Pferden davonkam. Der Herzog beschatzte dieselben Gefangenen auf 4.000 Gulden. Danach nahm der Hochmeister 1.800 Pferde in Sold, die in der Neumark lagen. Georg von Egloffstein ließ gegenüber von Lunau eine Brücke über die Oder bauen und zog mit den Söldnern und seinen Kriegsleuten und mit einer Wagenburg hinüber. Dabei war der Komtur von Elbing, Reuß von Plauen. Und als man mit allem Zeug über die Oder kam, da sandte der Herr Markgraf Friedrich den Grafen Adolf von Anhalt und Jürgen von Waldenfels zu dem Herrn in das Heer, und ließ mit dem Herrn über einen Tag zwischen dem Herzog und dem Orden reden.
210. Also blieb das Heer auf der anderen Seite des Flusses eine Meile von der Oder entfernt liegen, und der Komtur von Elbing, Reuß von Plauen, ritt mit den Zweien, dem Grafen von Anhalt und Jürgen von Waldenfels, Kämmerer der Herren Markgrafen, nach Prenzlau zum Herrn Markgrafen. Und der Herr Markgraf vereinbarte zwischen dem Herzog und dem Orden einen Tag, so daß das Heer wieder über die Oder in die Neumark zog. Die Söldner verteilte man auf die Städte in der Neumark, so daß 500 von ihnen nach Arnswalde kamen. Dieselbe Stadt hatte dem Vogt gar viel Widerwillen erwiesen. Darum ritt der Vogt in die Stadt und bezwang die Stadt mit den Söldnern und nahm ihr alle Rechte und Privilegien und ließ zwei Bürgern den Kopf abschlagen. Danach gab man den Söldnern Urlaub. Und den Krieg zwischen dem Hochmeister und dem Herzog schlichtete Herzog Bogislaw aus Pommern.
211. Zu den Zeiten Meister Konrads von Erlichshausen wurde das Schloß Küstrin erstmals gemauert. Jörg von Egloffstein, der Vogt in der Neumark war, legte am Grund des Hauses den ersten Stein. Derselbe Vogt hatte einen Gesellen, der hieß Herr Hans von Kökeritz. Denselben machte er zum Hauptmann von Küstrin. Ferner riet er, daß das Haus gebaut wurde. Zu den Zeiten desselben Meisters wurde der neue Graben außen um die Marienburg gezogen, und zu seinen Zeiten schlossen die Lande zu Preußen ihren Bund und verbanden sich fest zusammen. Mit demselben Bund widersetzten sich die Danziger demselben Meister und wollten ihm zu Danzig lange Zeit keinen Pfundzoll geben. Er verlangte von ihnen den Pfundzoll mit Recht, doch wollten sie ihm den Zoll nicht geben, bevor er sich mit den Städten einigte und ihnen seinen Lebtag lang den dritten Pfennig des Pfundzolls verschrieb. Er starb zu Marienburg und liegt zu Sankt Anna begraben. Gott sei ihm und uns allen gnädig!
212. Nach ihm wurde sein Vetter Ludwig von Erlichshausen zum Hochmeister erkoren, als man am Samstag vor Palmarum 1451 Jahre zählte4). Er war noch ein junger Mann, und als er die Huldigung von seinen Landen entgegennahm, da wollten die Lande nicht anders huldigen als ihm allein und nicht dem Orden. Sie machten ihren Bund groß. Männer und Städte entboten sich zusammen und erwiesen dem Meister und den Brüdern viel Widerwillen. Der Meister hätte den Bund gern beseitigt gehabt, aber je mehr er danach trachtete, desto mehr verbanden sie sich zusammen und stellten sich dem Meister und den Herren Prälaten und Gebietigern in gar vielen Angelegenheiten entgegen. Also sandte der heilige Vater, der Papst, einen Legaten in das Land nach Preußen, um zu entscheiden, ob der Bund, den die Lande zusammen gemacht hatten, billig oder unbillig war.
213. Also hielt man einen Tag in Elbing. Dorthin kamen der Hochmeister, die Herren Prälaten und Gebietiger und auch sehr viele von den Landen. Und die aus den Landen wollten ohne Geleit nicht aufs Schloß zum Hochmeister gehen. Der Legat ritt selbst mit in die Stadt und ließ mit ihnen wegen des Bundes reden. Sie aber wollten dem Legaten in keiner Weise die Rede zugestehen. Also wollte der Legat sie in den Bann des Papstes bringen, worüber er vom Papst die Vollmacht hatte. Da baten der Herr Hochmeister und die Herren Prälaten, daß er es zunächst nicht tat. Er5)  wolle versuchen, ob es nicht möglich sei, sich auf andere Art mit ihnen zu einigen. Denn hätte der Legat zu der Zeit, als er im Lande war, sie in den Bann gebracht, hätten sie ihn mitnichten lebendig aus dem Land gelassen. Als der Legat ohne Ergebnis wieder aus dem Land zog, da kam er in eine kleine Stadt, Konitz genannt. Die waren auch im Bund, jedoch mit Willen und Wissen des Hochmeisters. Als der Legat bei ihnen war und ihnen sagte, daß der Bund unrecht wäre, traten sie aus dem Bund aus, und der Legat absolvierte sie. Desgleichen absolvierte er auch den Rat in der Neustadt zu Thorn, die auch aus dem Bund austraten. Zu der Zeit hatte der Legat in Marienburg den Bund vermaledeit.
214. Als der Legat aus dem Land zog, erwiesen die Bundherren viel Widerwillen und hielten viele Tage zusammen, so daß alle Städte, kleine und große, sowie Ritter und Knechte in den Bund kamen. Nur die niederländischen6)  Ritter und Knechte sagten dem Hochmeister glaubhaft zu, daß sie nicht in ihren Bund wollten. Den Bund haben zuerst die Bürger von Thorn und Kulm gegründet. Und König Friedrich von Österreich, als er gerade römischer König geworden war, bestätigte ihnen den Bund zu Frankfurt am Main und gestand ihnen außerdem zu, daß sie in denselben Bund aufnehmen mochten, wen sie wollten.
215. Von der Bestätigung und den Briefen wußten aber weder der Herr Hochmeister noch seine Gebietiger etwas. Der Hochmeister hätte den Bund gern beseitigt gehabt, doch wollten die Lande nicht davon ablassen. Also faßte der Hochmeister den Entschluß und erbot sich, mit den Landen vom Vater, dem Papst, von Kaiser Friedrich, der zu dieser Kaiser geworden war, oder von einem der Kurfürsten, welchen sie wollten, darüber schlichten zu lassen, ob ihnen der Bund zugebilligt oder abgesprochen werden sollte. Außerdem erbot sich der Hochmeister auf viel andere Fürsten und Herren, geistliche und weltliche. Die Lande schlugen das jedoch alles aus. Der Hochmeister erbot sich zum gleichen Zweck auch auf einen oder zwei Prälaten aus Preußen oder Livland. Es half aber alles nichts, denn ihre Herzen waren voller Gift, und sie trachteten heimlich danach, wie sie den Orden aus dem Land vertreiben mochten. Wenn sie jedoch zum Hochmeister und zu seinen Gebietigern kamen, so schworen sie stets, er solle keine Sorge haben, sie wollten ungern anders mit ihm verfahren als mit ihrem rechten Herren und ungern nach anderer Herrschaft streben. Ihre Herzen waren aber stets falsch, wie es sich zuletzt an der Wahrheit wohl bewies.
216. Der Herr Hochmeister sandte wegen der Konfirmation des Ordens einen Bruder zum römischen König aus, der hieß Jörg von Egloffstein und war zu Leipe Vogt geworden. Als derselbe Vogt zum Kaiser nach Neustadt bei Wien kam, da waren viele Fürsten beim Kaiser. Und als derselbe Vogt die Konfirmation des Ordens erhalten hatte, da schrieb ihm der Hochmeister und sandte zu ihm und zum Landkomtur von Österreich, der Herr Hans von Pommersheim hieß, einen Bruder, genannt Herr Sauer, der Pfleger in Rastenburg war, mit der Nachricht, daß die Lande des Bundes eine Gesandtschaft zum Kaiser ausgesandt hätten, die sich gerade auf dem Weg befand. Und er schrieb dazu, wie man dort mit ihnen ins Gericht gehen sollte, wenn sie wegen aller Klagen, die sie gegenüber dem Hochmeister und den Herren Prälaten und Brüdern des Ordens zu haben meinten, vor den Kaiser kommen würden.
217. Das geschah auch so: Wenn die Bundherren den Herrn Hochmeister, die Prälaten und die Gebietiger vor dem Kaiser verklagen wollten, so sollten es die Zwei auch vor allen Fürsten verantworten. Als dieselben Herren des Ordens mit den Bundherren vor den Kaiser kamen, da gaben die Bundherren dem Hochmeister und den Brüdern des Ordens viel Schuld, und zwar, daß ihnen ihre Privilegien gebrochen würden, daß sie in ihren Rechten beschnitten würden, daß ihnen der Hochmeister nicht hielt, was er bei der Huldigung gelobt hatte, und außerdem, daß die Brüder des Ordens ihnen ihre Weiber und Töchter gewaltsam entehrten. Auf dies alles wurde ihnen vor dem Kaiser und den Fürsten geantwortet, daß sie lögen und so etwas niemals beweisen könnten. Da fing einer der Brüder, Herr Sauer genannt, vor dem Kaiser und allen Fürsten und Herren an zu reden: „Liebe Freunde, Ihr klagt über uns, wo wir es doch viel nötiger hätten, über Euch zu klagen. Eure Muhmen und Freunde haben meinem Kellermeister eine Jungfrau, ihre Freundin, zugeführt und haben mir meinen Kellermeister mit ihr entführt. Und die Hure und der Bube sind noch immer weg.“
218. Die Bundherren baten den Kaiser um einen Richttag, und desgleichen taten auch die Herren des Ordens. Also setzte ihnen der Kaiser von derselben Zeit bis auf den folgenden Montag nach Sankt Johannes Tag7)  wegen aller Klagen und Angelegenheiten, die die eine Partei gegen die andere haben mochte, einen Richttag, so daß beide Seiten mit Vollmacht ohne Widerspruch einwilligten, als dann der Kaiser beiden Parteien die Briefe übergab. Das geschah an Sankt Thomas Tag vor Weihnachten im 53. Jahr8). Der Richttag wurde nach Graz in die Steiermark gelegt. Da rieten alle Fürsten und Herren dem Hochmeister und Orden, daß sie gedachten, das Land in der einen Hand und das Schwert in der anderen Hand zu behalten. Und falls der Orden das nicht tun würde, so wäre zu besorgen, daß der Orden Land und Leute verlor. Als nun die zwei Herren, der von Egloffstein und Herr Sauer, heimkamen, berichteten sie dem Hochmeister und seinen Gebietigern von den Verhandlungen, und was die Fürsten und Herren geraten hatten. Auch schrieben die Herren und Fürsten dem Hochmeister oft ihre Warnung. Er hat sich aber leider wenig daran gekehrt oder es beachtet. Als nun des Hochmeisters Sendboten zurückgekommen waren, beriet sich der Hochmeister mit seinen Gebietigern darüber, wen er auf den Richttag nach Graz in die Steiermark schicken wollte, und sandte den ehrwürdigen Herrn in Gott, den Vater und Herrn Franziskus, Bischof von Heilsberg, und Herrn Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Elbing und Blumenau, Doktor in beiden Rechten, und einen Ritter, Herrn Segenand von Wapels, und Herrn Zander von Baysen, ebenfalls ein Ritter. Vor den Herren sandte der Hochmeister wieder den Vogt von Leipe, Georg von Egloffstein, zu allen Fürsten aus, der auch wieder zu den Herren Sendboten nach Graz kam. Bevor die Sendboten des Hochmeisters auszogen, gaben unterdes die Bundherren gegenüber der Allgemeinheit bezüglich des Bundes vor, daß ihnen der Kaiser ihren Bund königlich bestätigt und danach kaiserlich konfirmiert hätte, womit sie die Allgemeinheit in den Städten und auf dem Land ganz auf ihre Seite zogen. Der Hochmeister begehrte, daß sie ihn solche Briefe sehen lassen sollten. Das wollten sie mitnichten tun. Des Hochmeisters Sendboten zogen zu dem Richttag und zogen durch deutsche Lande nach Graz und kamen gut durch. Aber die Sendboten des Bundes, nämlich Hans von Tauer, ein Ritter, und Gabriel von Baysen, von dessen Geschlecht im Land zu Preußen alle Bosheit ausgegangen ist, und Wilhelm Jordan, Bürgermeister zu Danzig, und Matzke, Bürgermeister zu Kulm, mit vielen anderen ihrer Gesellschaft zogen durch Polen und Mähren. Und als sie am Sankt Veits Tag9)  von Brünn auszogen, da waren dort gute Gesellen, von denen einer Freitag hieß, der ihr Hauptmann war und dieselben Bundherren niederwarf und einen Teil von ihnen fing. Ein Teil von ihnen wurde erschlagen, und ein anderer Teil entkam, und ihnen wurde genommen, was sie hatten. Doch war einer davongekommen, Remschel genannt, und außerdem Gabriel von Baysen, die kamen auf den Richttag nach Graz und berichteten, daß sie angegriffen wurden, und baten den Kaiser, daß man ihnen den Richttag verlängern sollte, bis die Ihren freikommen konnten. Dasselbe tat der Kaiser, so daß das Gericht bis zum Allerheiligen Tag10)  oft verlängert wurde. Sie kamen aber nicht zum Richttag, sondern ihr Prokurator Martin, ein Meister, kam und erwarb ihnen weitere acht Tage. Sie kamen aber nicht.



Inhaltliche Anmerkungen:

1) = Waffenstillstand.
2) 1442 März 11 [richtig: 1441 März 26].
3) Königsberg in der Neumark.
4) 1451 April 17 [richtig: 1450 März 28].
5) = der Hochmeister.
6) = aus dem preußischen Niederland am Haff.
7) 1453 Juni 25.
8) 1453 Dezember 21.
9) 1453 Juni 15.
10) 1453 November 1.



Vorlage: Scriptores Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, herausgegeben von T. Hirsch, M. Toeppen, E. Strehlke, 5 Bde., Leipzig 1861-1874, Bd. 3.


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