Inschriften sind eine weitere zu betrachtende Quellengattung, mit der sich die Hilfswissenschaft der Epigraphik beschäftigt. Im Gegensatz zur antiken Epigraphik befindet sich die Epigraphik des Mittelalters allerdings noch im Aufbau. Das mag daran liegen, dass Inschriften für die Erforschung vieler Bereiche der antiken Geschichte aufgrund der Überlieferungslage unverzichtbar sind, während sie für das Mittelalter nur eine Quellengruppe unter vielen darstellen. Rudolf M. Kloos legte folgende Definition vor: "Inschriften sind Beschriftungen verschiedener Materialien - in Stein, Holz, Metall, Leder Stoff, Email, Glas, Mosaik usw.-, die von Kräften und Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören." Augenscheinlich bewegen sich die Inschriften auf der Grenze zwischen Schrift- und Sachquellen. Die Schrift und der Inhalt haben für den Historiker aber in der Regel größere Bedeutung als der Beschreibstoff. Verfasst sind die Inschriften im Mittelalter überwiegend auf Latein. Griechische und Hebräische Inschriften oder Buchstaben kommen vor, sind aber doch eher selten. Erst ab dem 14. Jahrhundert wurde zunehmend die Volkssprache benutzt. Ob Inschriften beispielsweise für Sprach-, Liturgie-, Religions- oder Mentalitätsgeschichte von Bedeutung sind, hängt natürlich von ihrem Inhalt ab. Neben Bau- und Kunstinschriften spielen besonders Grabinschriften eine große Rolle. Sie geben z.B. Einblick in die Todesvorstellungen der Menschen.
Die meisten Inschriften behandeln inhaltlich folgende Themenbereiche:
- Angaben des Eigentümers oder Inhabers;
- Angaben des Urhebers;
- Wahlsprüche, Devisen und Mahnungen;
- Weihen und Widmungen;
- Datierungen;
- historische Angaben sowie Rechts- und Urkundeninschriften;
- Legenden auf Münzen, Medaillen und Siegeln (Inschriften auf diesen Objekten gehören in den Aufgabenbereich der entsprechenden Hilfswissenschaft);
- Scherz-, Geheim-, Zauber- und Rätselinschriften;
- Objekterklärungen (z.B. auf Gemälden);
- technische Angaben (s. Koch, "Inschriften").