Datierung

Nachdem zuletzt ein Fokus auf der relativen Chronologie, also der Beziehung unterschiedlicher Schichten zueinander, lag, soll nun aufgezeigt werden, wie diese in eine absolute Chronologie (also eine Datierung) eingebunden werden kann. Bestimmend hierfür sind die Funde in den Schichten. Sie geben einen „Terminus postquem“ (einen Zeitpunkt nachdem die Schicht entstanden sein kann) an. Findet sich zum Beispiel in einem Grab eine Münze aus dem 10 Jahrhundert so ist klar, daß der Tote frühesten in diesem Jahrhundert gelebt haben kann. Eine nähere Datierung ist jedoch nicht möglich. .

Keramik

Als datierbares Material dient neben Münzen (siehe Numismatik) und Inschriften (siehe Epigraphik) primär die Keramik. Bis zur Erfindung neuer Materialien (wie Kunststoffen) ist Keramik der Werkstoff für Geschirr, weshalb Scherben beinahe in jeder Grabung zu finden sind. Zwar gab es Glas, doch war dieses für den alltäglichen Gebrauch zu wertvoll und wird deshalb seltener gefunden. Die Keramik des Mittelalters durchlief nun eine Entwicklung, die sich heute in typologischen Reihen darstellen läßt, welche ihrerseits durch Begleitfunde datiert werden konnten. Findet sich nun eine Keramikscherbe, so kann diese typologisch bestimmt und so datiert werden.

Naturwisenschaftliche Datierungen

In den letzten Jahrzehnten entwickelten sich weitere absolute Datierungsverfahren von denen im Folgenden die wichtigsten dargestellt werden sollen. Diese bilden für den Archäologen selbst Hilfswissenschaften und werden meist vom Biologen und Chemikern betrieben.

Dendrochronologie

Die Dendrochronologie oder auch Jahrringschronologie befasst sich mit der Datierung von Hölzern. Je nach Witterung wächst ein Baum unterschiedlich schnell. Ferner durchläuft er einen Jahreszyklus mit Wachstumsperioden im Frühling und Sommer. So bilden sich Jahresringe, die jedes Jahr eine andere Dicke und Gestalt haben. Misst man die Dicke der Jahresringe, so kann man neben Rückschlüssen auf das Klima auch eine zeitliche, auf das Halbjahr genaue Bestimmung des Fälldatums erreichen, indem man die sie mit Jahrringkalendern vergleicht. Solche Kalender sind für Deutschland bis ins Jahr 12 483 v.Chr. vorhanden.

Radiocarbonmethode

Eine weitere naturwissenschaftliche Datierungsmethode ist die C14 - oder Radiocarbonmethode. Das Kohlenstoffisotop C14 wird ständig in der Erdatmosphäre gebildet und von Pflanzen in der Photosynthese aufgenommen. Über den Nahrungskreislauf lagert es sich in Menschen und Tieren ab. Somit findet sich sowohl in Pflanzen, als auch Menschen und Tieren immer ein geringer Anteil C14. Da C14 instabil ist und mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren zerfällt, nimmt der Gehalt nach dem Tod des Lebewesens wiederum ab. Misst man nun den Anteil an C14 in den Überresten, so kann man das Todesdatum ermitteln. Ein Problem bei dieser Methode sind allerdings die natürlichen, wie vom Menschen verursachten Schwankungen des C14 Gehalts in der Atmosphäre, die dazu führt, dass das Ergebnis nur mit einer Unschärfe (+- X Jahre) angegeben werden kann.

Termoluminiszensverfahren

Grundlage des Thermolumisniszenzverfahren ist, dass Mineralien wie Quarz und Feldspat, welche in Keramik enthalten sind, Strahlung an die sie umgebenden Elemente abgeben. Diese können die abgegebene Energie aufnehmen und speichern. Beim erhitzen über 450 Grad Celsius tritt die Energie als Licht wieder aus – die Keramik ist also wieder auf einem Nullpunkt. Misst man nun dieses Licht erhält man die Menge der seit dem letzten Brennen aufgenommenen Energie und kann so über die Halbwertszeit der radioaktiven Bestandteile den Zeitpunkt des letzten Brandes messen.

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