Das Wort „archaiología“ setzt sich zusammen aus dem griechischen archaios = alt, ursprünglich und ????? = Lehre, Kunde, Wissenschaft. Im Unterschied zur Geschichte beschäftigt sich die Archäologie mit den materiellen Hinterlassenschaften, also nichtschriftlichen Quellen. Der zeitliche Rahmen, in dem sich die Archäologie bewegt, reicht von den ersten Menschen bis in die Neuzeit. Grob unterschieden wird hier zwischen prähistorischer und historischer Archäologie, wobei erstere den gesamten Zeitraum vor dem Aufkommen von Schriftlichkeit abdeckt und letztere die Zeiten in denen parallel schriftliche Quellen existieren. Die historische Archäologie kann weiterhin in die klassische Archäologie (Archäologie der klassischen Antike) und die Mittelalterarchäologie unterteilt werden. Eine eigenständige Archäologie der Neuzeit existiert nicht; dieser Bereich wird ebenfalls von der Mittelalterarchäologie übernommen.
Forschungsgeschichte
Obwohl die Mittelalterarchäologie als Disziplin ein noch sehr junges Fach ist, können erste Ansätze bereits Mitte des 19. Jh. Festgestellt werden. Schon bei der Gründung der Zentralmuseen in Mainz und Nürnberg 1852 wird dieser Begriff im Gegensatz zur „heidnischen Archäologie“ benutzt. In diesem Begriff waren damals Forschungen über sämtliche nicht-schriftlichen Hinterlassenschaften vereinigt. Miteinbezogen waren also auch die Realienkunde und die Architekturgeschichte, welche sich im Laufe der Zeit abgrenzten. Aus dieser Ausdifferenzierung entstand eine neue Verteilung: Die Architekturgeschichte gliederte sich an die Kunstgeschichte an, die Realienkunde an die Volkskunde und die Mittelalterarchäologie an die Prähistorische Archäologie. Dies führte und führt zum Teil bis heute dazu, dass die Mittelalterarchäologie methodisch eng mit der Ur- und Frühgeschichte verbunden ist. Eine methodische Einbeziehung schriftlicher und bildlicher Quellen erfolgte erst in den letzten Jahrzehnten. So sah Herbert Jahnkuhn 1974 die Mittelalterarchäologie noch als „direkte Fortsetzung der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie, und zwar sowohl nach Problemstellung wie nach methodischem Ansatz“ (Jahnkuhn, Herbert: Umrisse einer Archäologie des Mittelalters. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters I 1973 S.9ff.) Barbara Scholkmann nannte sie hingegen 1998 „eine Geschichtswissenschaft, deren Forschungsgegenstand die gegenständlichen Quellen sind. Die Fragestellungen zielen auf kulturelle Erscheinungen und Entwicklungen, sie arbeitet mit einem breiten Methoden-spektrum, dessen Kern die archäologischen Methoden bilden.“ (Scholkmann, Barbara: Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit heute. Eine Standortbestimmung im interdisziplinären Kontext. Zeitschr. Arch. Mittelalter 25/26, 1997/98, 7-18) Klassische Arbeitsgebiete sind frühmittelalterliche Gräberfelder, Kirchen und Kirchhöfe, Städte und Siedlungen sowie Burgen und Pfalzen.
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