HELMOLD VON BOSAU (neuere zweisprachige Ausgabe:) Helmold von Bosau: Chronica Slavorum / Slawenchronik, lat.-dt. Ausgabe, bearb. H. Stoob (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 19), Darmstadt 1983, S. 265.

Buch I, 76. Von dem Markt in der Stadt Lübeck.

Eines Tages redete der Herzog [von Sachsen, Heinrich der Löwe] den Grafen Adolf [von Holstein] mit den Worten an: "Es ist uns schon seit geraumer Zeit zu Ohren gekommen, daß unsere Stadt Bardowieck einen großen Verlust an Bürgern erduldet wegen des Marktes zu Lübeck, weil alle Kaufleute dahin übersiedeln. Ebenso klagen die Lüneburger, daß unser Salzwerk zu Grunde gerichtet sei wegen des Salzwerkes, welches ihr zu Oldesloe angelegt habt. Darum ersuchen wir euch, uns den halben Anteil an eurer Stadt Lübeck und an eurem Salzwerke zu geben, damit wir die Verödung unserer Stadt leichter ertragen können. Sonst werden wir verbieten, daß ferner Handel in Lübeck getrieben werde. Denn wir können es nicht ertragen, daß wegen fremden Vorteils unser väterliches Erbe verloren geht." Als sich nun der Graf weigerte, auf eine solche Übereinkunft, die er für unvernünftig hielt, einzugehen, verordnete der Herzog, daß künftig zu Lübeck gar kein Markt mehr sein und man daselbst nichts mehr kaufen oder verkaufen sollte, außer Nahrungsmitteln. Und er befahl die Waren nach Bardowiek zu bringen, um seine Stadt zu heben. Zur selben Zeit ließ er auch die Salzquellen zu Oldesloe verschließen. Dies alles geschah um unseren Grafen zu kränken und das Land der Wagrier am Emporblühen zu verhindern.

Liber I, LXXVI.] Una igitur dierum allocutus est dux [de Saxonia, Henricus] comitem dicens: 'Perlatum est ad nos iam pridem, quod civitas nostra Bardewich magnam diminucionem civium patiatur propter Lubicense forum, eo quod mercatores omnes eo commigrent. Idem conqueruntur hii qui sunt Luneburg, quod sulcia nostra devorata sit propter sulciam, quam cepistis habere Thodeslo. Rogamus igitur, ut detis nobis medietatem civitatis vestrae Lubike et sulciae, possimusque tolerabilius ferre desolacionem civitatis nostrae. Alioquin precipiemus, ne fiant  mercaciones de cetero in Lubike. Non enim ferendum est nobis, ut propter aliena commoda desolari paciamur hereditatem patrum nostrorum'. Sed cum rennueret comes reputans incautam sibi huiuscemodi conventionem, mandavit dux, ne de cetero haberetur forum Lubike, nec esset facultas emendi sive vendendi, nisi ea tantum quae ad cibum pertinent. Et iussit mercimonia  transferri Bardewich ad sublevandam civitatem suam. Sed et fontes salis qui erant Thodeslo ipso tempore obturari fecit. Et factum est verbum istud comiti nostro et terrae Wagirensi in offensionem et profectuum impedimentum.