Paket 20/21

Bearbeitet von Karsten Mertens


Aufzeichnung der Ordenskanzlei über die Tagfahrt zu Elbing 1450

Die Grundlage für diesen Ständetag bildete ein Credenzbrief des Papstes Nicolaus an den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen für Bischof von Silva. Dieser Brief beinhaltet die Vorwürfe: …wie der dinst gottes in dissen landen sere abneme, geswechet und gemynnert und nicht also, als billich were, gehalden wurde, und das ouch etczliche vorbindungen und bunde, die strefflich und gebrechlich und widder die freiheit der heiligen kirchen und ouch widder bobistliche und keyserliche rechte weren…

Auf diese Vorwürfe hin versicherte der Hochmeister dem päpstlichen Gesandten, dass …die inwoner und undirsassen des ordens und disser lande allewege also gut cristen und gehorsame lewte gehalden…und…dem allerheiligsten vater, dem bobist, gehorsam gewesen…

Der Legat bedankte sich bei dem Hochmeister wollte aber, um sich genau vergewissern zu können auch die Stände dazu hören. So berief der Hochmeister einen Ständetag zu Elbing, Mittwoch vor Luciae 1450 ein. In dieser Einladung wies der Hochmeister an, dass die *…landen und steten mit voller macht eczliche von en zeum selben tage sulden senden, den hern legaten zeu vorhoren, und uff seyne gewerbe und bevelunge antwort zeu geben. *

Zum genannten Tag trafen ein Bischoff Ludwig von Silva, der Gesandte des Papstes, der Hochmeister mit seine Prelaten und Gebittigern. Am folgenden Tag wurde der Machtbrief des Papstes den Vertretern der Stände vorgelesen. Nach der Danksagung des Hochmeisters an den Legaten forderte der Hochmeister die Stände auf, dem Legaten, genauso wie der Orden, zu antworten. Diese waren sehr ungehalten über die Vorwürfe des Legaten …wir mogen deme wol dancken, der uns vor unserm allerheiligsten vater dem bobiste hat gefurdert, und got welle em es ouch dancken und nymmermeh vorgeben… und …der herre legatus sulde die ungloubigen und Juden und andere bosze cristen in seynem lande in Portugal besuchen….

Gleichzeitig forderten sie vom Hochmeister in Schutz genommen zu werden …bitten wir euwer gnade und anruffen die sam unsern gnedigen herren uns zeu beschirmen…, den Urheber dieser Beschuldigungen ausfindig zu machen …bitten euch ouch euwer gnade, weis die, wer uns also unerem heiligen vater vorgegeben und kegen em also bedasset und beschuldigt hat…. Zudem weigerten sich die Stände direkt mit dem päpstlichen Legaten in Verhandlungen zu treten da der Legat …will seyn cleger und ouch darczu richter.

Der Hochmeister bedrängte die Stände weiter direkt mit dem Legaten in Verbindung zu treten …so turren wir yo unsir antwort nicht lenger vorczihen, uff das wir nicht von unserm heiligen vater, dem bobiste, sam ungehorsame…werden geachtet…. Ungeachtet davon baten die Stände den Hochmeister erneut, dass er sie vor dem Legaten vertrete und zogen sich vorerst zurück.

Darauf hin entsandte der Hochmeister …den bisschoff teu Samlandt, den kompthur zeur Balge und Johannem Ast doctorem und pfarrer zeum Elbing… zum Legaten, der den Ständen Ungehorsam vorwarf …umbe abeczuwychen von der andacht und dem gehorsam und der undertenigkeit des bobistlichen stules… und sehr verärgert über diese Situation war.

Während der Abwesenheit der Stände überreichte der Hochmeister dem Legaten die Antwort auf das Schreiben des Papstes …der herre homeister mit den hern prelaten und gebittigern…ir antwirt liessen lesen… und der Legat lobte und bedankte sich dafür beim Hochmeister …un danckete en allen sere solcher innigkeith… .Trotzdem erinnerte er den Hochmeister daran, dass das Verhalten der Stände nicht akzeptabel sei und erinnerte ihn daran, dass er …groszmechtigkeith, groszmechtiger furste, ist eyn konig in dissem lande… und deshalb als …handhaber in dissen landen wertliches swertes… die Stände zu einer Antwort zu zwingen.

Die Stände baten den Hochmeister die Tagfahrt zu einem anderen Termin neu aufzunehmen …sie welden sich vorsammeln uff den nesten Donnerstag nach der heiligen dreyer konige tag (7.Januar 1451)…, um dann *…komen mit voller macht… * um *…dem hern homeyster eyn antwurt geben. *

Diesen Aufschub lehnte der Hochmeister jedoch ab. Als am nächsten Tag die Stände wieder um eine Verschiebung der Tagfahrt baten, erschien der Schreiber des Legaten und forderte unter Androhung von …Pene, die do innehalden und auszgedrucket sey in den bobistlichen brieffen… eine Antwort und *…das ir em uffgebet den bundt, den ir undir euch gemachet habt. *

Die Stände baten darauf den Hochmeister, den Legaten bitte …die pene…abestellen… und die Tagfahrt zu verschieben. Nach der Absprache mit dem päpstlichen Legaten gewährte er die Verschiebung der Tagfahrt, wenn …den netsen tag bach der heiligen kindelein tage (29.Dezemzber) *nestkommende widder bey em solden seyn da czum Elbinge mit ganczer voller macht, em in gewysz unvorczogen antwort do zcu geben. *

Zugleiche forderte der Legat, dass *…in allen kirchen im ganczen lande, do men pflege zeu predigen, seyne machtbulle und darczu die antwort des hern homeisters daruff getan dem gemeynen volcke wurde vorkundiget. *


Der Bearbeiter dieser Quellen weist darauf hin, dass in dieser Quelle ein Vorgehen gegen den Bund zu sehen ist. Verweis S.215 §36. Städterecess §10.