Paket 26

Bearbeitet von Anja Böhnke


Verhandlungen vor dem Ständetag zu Marienwerder, 1452

Inhalt Nr. 169, S. 389

E. Vogt von Leipe schreibt dem Hochmeister, dass er gemäß seinem Auftrag die ehrbaren Leute des Kulmerlandes nach Lissau zum Richttag am 18. Mai berufen hat. Unter diesen waren Herr hanse vom Czegenberge, Herr Austin, der Landrichter, Pechwinkel, Sander von Reichenau, Rockis, Hans von Glouchin, Otto Krop, Pfeilsdorf und der Rat von Kulm. Es sind jedoch nur zwei erschienen: Sander von Reichenau und der Landrichter. Außerdem wird über eine Zusammenkunft zu Marienwerder am 14. Mai und über Erlasse des Kaisers und Papstes berichtet. Peter Paulin hat dem Vogt von Kulm und Thorn, dem Bannerführer und dem Landrichter Briefe vom Kaiser gebracht mit dem Inhalt, dass sie "die Sache" richten sollen. Der Papst soll dem Kaiser die Vollmacht gegeben haben über "die Sache" zu richten. Des Weiteren schreibt der Vogt, er vermute, dass sie dem Hochmeister "die Sache" auch vortragen werden.


Inhalt Nr. 170, S. 390

Der Hochmeister sendet dem Vogt von Leipe eine Abschrift zweier Artikel. Die Anlage enthält die Zuricherung, dass Land und Städte versuchsweise einen Richttag auf ein Jahr abhalten sollen.


Inhalt Nr. 171, S. 390

G. Vogt von Roggenhausen schreibt dem Hochmeister über eine Versammlung der Eidechsenritter in Rheden, welche eine allgemeine Tagfahrt der Kulmener nach Lissau auf den 29. Mai angesetzt haben, um wegen des Bundes zu beraten und Klarheit zu schaffen. Ebenso soll über neue Mitglieder in der Gesellschaft gesprochen werden. In dem Schreiben wird Kritik von Seiten es Vogtes über die Gesellschaft deutlich, die Mitglieder aufnimmt, die gegen den Hochmeister seien.


Inhalt Nr. 172, S. 391

  • H. Hauskomtur zu Thorn schreibt an den Hochmeister, dass der Rat der Stadt Thorn bei ihm gewesen ist und Anmerkungen zum Betreff des Tages des Hochmeisters gemacht hat, über den in Kürze in Elbing verhandelt werden soll: Wenn der Rezess wie geplant stattfindet, soll den Städten vier Wochen vorher geschrieben werden. Wenn die Gemeinde nicht da sei, soll der Rat für sie sprechen.
  • Außerdem schreibt er, dass vor kurzem Begersse und Jakob Schol sowie ein ehrbarer Mann aus Pomerellen, genannt Kurisz, in Thorn waren, die er jedoch auf den Richttag verwiesen hat. (17. Mai)


Inhalt Nr. 173, S. 392

  • J. Komtur zu Christburg schreibt dem Hochmeister, dass er die Ansetzung des Richttages in Elbing allen ehrbaren Leuten seines Gebietes, die im Bund sind, bekannt gemacht habe. Er teilte ihnen mit, dass wenn sie etwas gegen ihn oder seine Amtsleute zu beklagen hätten, sie sich dem Richttag fügen sollten. Daraufhin antworteten sie "mit gemeyner stymme", dass sie ihm und seinen Amtsleuten keine Schuld geben und die Leute baten ihn "sie welden eczliche handelunge czwusschen en selbist haben". Der Komtur sagte ihnen zu, woraufhin sie sich in ihrer Sache uneins wurden und sich die Christburger Ritterschaft in zwei Gruppen spaltete. (17. Mai)
  • Außerdem berichtet der Komtur über eine Versammlung in Liebemühl und ein Gepräch mit Gabriel von Stangenberge, der ihm die Pläne der dem Orden gewogenen Partei mitteilte: Herr Segenandt hat mit seiner Partei ohne das Wissen der Partei von Stangenberge einen Tag in Liebemühl wegen des Bundes mit ehrbaren Leuten des Osterrodischen Gebietes angesetzt. Herr von Stangenberge will sich an die Länder und Städte halten. Herr Segenandt hat ihm im Geheimen berichtet, worum es in Liebemühl gehen soll: um die Versicherung, die der Hochmeister gegeben hat, Länder und Städte aufzunehmen. Bis zum Richttag wollen sie mit ihren Darbietungen warten und dort auch den Bund übergeben und bei den Darbietungen des Hochmeisters bleiben. Herr Segenandt will dann selbst über die Versammlung in Liebemühl mit den Osterrodern erzählen.
  • Paul von Tesmiszdorf hat den Komtur darüber unterrichtet, dass der Hochmeister vor der Huldigung den Ländern und Städten versprochen hat den Bund zu halten. (18. Mai)
  • Zettel mit Auflistungen der Mitglieder der gespaltenen Partei:
    • Partei von Herrn Segenandt: Trangwicz, Budisch, Philips Nasze, Niclus Steckel, Hans und Gunther Gebrüder von Hoendorf, Jeronimus von Hoendorf, Niclus von Desziniten, Mattis von Lethen, Cornelle, Sander Landtkemerer, Poleschke, Hans von Dywes, Niclus von Coythe, Mattis von Dawgeyn, Niclus Rasschaw von Lincken
    • Partei von Gabriel von Stangenberge: Herr Benedict, Herr Pauel, Mattis Karle von Lincken, Michel von Buchwalde, Niclus Locke, Niclus von Pyron, Sander von Pyron, Symon von Desziniten, Jeremias von Posorten, heinrich von Suckow, hans Ruprechtswald


Inhalt Nr. 174, S. 393

  • K. Vogt zu Roggenhausen schreibt dem Hochmeister, dass Land und Städte zwar den Richttag in Elbing besuchen, aber dort die Aufhebung des Erbrechtes fordern wollen. Sie wollen im Besitz ihrer Briefe und Handfesten bleiben, die sie vor dem Streit ums Erbrecht und Meideburgischen Recht hatten. Ein Gebietiger soll den Rittern und Knechten gesagt haben, dass der Hochmeister beim Erbrecht und Magdeburgischen Recht bleiben will.
  • Außerdem berichtet er, dass die aus dem Bund getretenen von den Kulmern bedroht werden und zum Teil zurücktreten wollen. (23. Mai)


Inhalt Nr. 175, S. 395

L. Der Rat von Kulm schreibt an Danzig über eine Tagfahrt, welche Thorn und Kulm mit Rittern und Knechten des Kulmerlandes in Lissau gehalten haben. Vor der Huldigung hat der Hochmeister versprochen einmal im Jahr eine gemeinsame Tagfahrt abzuhalten, damit jeder seine Klagen vortragen kann. Dies ist nicht so geschehen. Bei der Huldigung hat der Hochmeister versprochen Freiheit, Privilegien und Rechte zu halten und zu erweitern, jedoch nicht zu mindern. Deshalb wurde beschlossen, die Convente anzurufen und die Ehre des Landes zu verteidigen. (2. Juni)


Inhalt Nr. 176, S. 397

M. Vogt von Leipe schreibt dem Hochmeister über die Agitation für den Bund im Kulmerlande. Die Ritterschaft und die Städte aus dem Kulmer Land versuchen die Getreuen in Bezug auf den Bund zu beeinflussen. Denjenigen, die zur Tagfahrt nach Marienwerder kommen, haben sie die Vollmacht erteilt. (3. Juni)


Städtischer Rezess des Ständetages zu Marienwerder und Mewe, 1452

Inhalt Nr. 177, S. 398

N. Rezess der Städte über die Tagfahrt zu Marienwerder und Mewe. Teilgenommen haben: aus Kulm: Hans Matzke, Peter Bischofheim; aus Thorn: Tilman vom Wege, Rutscher von Birken; aus Elbing: Hinrich Halbwachsen, Lorentz Pilgerim, Jorge Rowber; aus Brunsberg: Johann Truntzeman, Johann Slepstange; aus Königsberg: Andres Brownaw, Niclas Pleez, Knippabe Hans Dome, Stefan Domeraw; aus Danzig: Merten Cremon, Andres Eiler


Inhalte

  • Es wurden zwei Briefe der Convente Königsberg, Balga und Brandenburg, die Land und Städten im Jahre 1440 gesandt wurden, verlesen. Sie verhandelten über die Einigung des Bundes. Land und Städte versprechen dem Bund erneut Treue. *Danach wurden die Rezesse aus dem Jahre 1450 gelesen, da der Hochmeister eine gemeinsame Tagfahrt pro Jahr zugesagt hatte um dort über alle Anliegen zu richten und zu entscheiden und Land und Städten vier Wochen zuvor darüber zu informieren. Ebenso wurden zwei Briefe, im Jahre 1451 an die Stadt Thorn geschrieben gelesen, in denen ebenso die oben genannte Zusage gemacht wurde. (26./27. April) Außerdem wurde ein Brief des Landrichters und der „scheppen“ des Danziger Gebietes verlesen, die ihre Abwesenheit entschuldigen.
  • Am 16. Juni übergaben Land und Städte dem Hochmeister in Mewe eine Schrift, in der sie beklagen, dass er die am 19. März versprochene Tagfahrt nicht berufen und den Richttag in Elbing (1. Juni) gegen frühere Versprechungen ohne gemeinsame Tagfahrt gehalten habe.
  • Land und Städte baten den Hochmeister in einer zweiten Schrift, sie gegen Beschwerden von Seiten des Papstes, Kaisers, der Kurfürsten und anderen zu sichern da sie dem Orden jederzeit treu waren. Sie verweisen erneut darauf, dass der Hochmeister bei seiner Huldigung versprochen hat Freiheiten, Privilegien und Rechte zu vermehren und nicht zu mindern, so wie es seine Vorfahren getan haben. Es wurde das Gerücht verbreitet, dass sie untüchtige Christen seien und somit vor dem Papst, dem Römischen König und Kurfürsten angeklagt seien und von diesen bereits Drohbriefe erhalten haben.
  • Der Hochmeister entgegnet, dass darauf zunächst keine Antwort geben kann, da er auf dem Weg nach Pomerellen ist. Wenn sie wieder heim sind wird er mit seinen Gebietern und Conventen darüber beraten.
  • Das Gesuch der Stände einigen Personen, die auf der nächsten Tagfahrt klagbar werden wollten, freies Geleite auszustellen, lehnt der Hochmeister ab. (17. Juni)
  • Die drei Convente Königsberg, Balga und Brandenburg werden angeschrieben mit Kopien der in Marienwerder verlesenen Briefe.
  • Außerdem wurden Segenand von Waplitz und Sander von Baysen zur Verantwortung ihres Austritts aus dem Bund aufgefordert.
  • Den Städte wurde von Herrn von Elbing empfohlen Herrn Bischof von Heilsberg mit der Bitte zu schreiben, die Brücke in Heilsberg zu erneuern um eine gemeinsame Straße in Hinterland zu haben
  • Kulm und Thorn werden von den Städten ausgestattet, die kulmische Ritterschaft von Rittern und Knechten der anderen Gebiete mit dem Besten für den Bund zu sorgen.
  • Es wurde beschlossen, dass dieselben Mitglieder an der nächsten Tagfahrt wieder teilnehmen werden.